E-Book, Deutsch, 518 Seiten
Weinert / Schewtschenko Taras Schewtschenko: Die Haidamaken und andere Nachdichtungen
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-68912-554-7
Verlag: EDITION digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 518 Seiten
ISBN: 978-3-68912-554-7
Verlag: EDITION digital
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Taras Schewtschenko Taras Hryhorowytsch Schewtschenko war ein ukrainischer Maler, Dichter und Symbolfigur des nationalen Erwachens. Geboren am 9. März 1814 als Kind leibeigener Bauern im Dorf Morynzi, wuchs er unter schwierigen Verhältnissen auf, entwickelte jedoch früh ein bemerkenswertes Talent für Malerei und Dichtung. Dank der Unterstützung einflussreicher Künstlerfreunde konnte er sich 1838 aus der Leibeigenschaft freikaufen und als Student an der Kunstakademie in Sankt Petersburg weiterbilden. Mit seinem ersten Gedichtband Kobsar legte Schewtschenko den Grundstein der modernen ukrainischen Literatur. Seine lyrischen Werke, meist in ukrainischer Sprache, spiegeln die Sehnsucht nach Freiheit, die Leiden des einfachen Volkes und die reiche Volkskultur wider. Gleichzeitig war er ein scharfer Kritiker der russischen Herrschaft in der Ukraine. Seine politische Haltung führte 1847 zur Verhaftung und Verbannung. Unter Schreib- und Malverbot lebte er zehn Jahre lang als einfacher Soldat im russischen Exil. Trotz dieser Einschränkungen entstanden in dieser Zeit bedeutende Werke, oft im Verborgenen. Erst nach dem Tod von Zar Nikolaus I. wurde er begnadigt. In seinen letzten Lebensjahren war Schewtschenko erneut künstlerisch und literarisch tätig, blieb aber politisch und gesellschaftlich umstritten. Er starb am 10. März 1861 in Sankt Petersburg, einen Tag nach seinem 47. Geburtstag. Auf eigenen Wunsch wurde er später in Kaniw am Dnepr beigesetzt - ein Ort, der heute eine nationale Gedenkstätte ist. Taras Schewtschenko gilt bis heute als Nationaldichter der Ukraine. Seine Werke wurden vielfach vertont, seine Verse rezitiert bei politischen Kundgebungen, sein Porträt ziert Geldscheine, und sein Name steht für das Streben nach kultureller Eigenständigkeit und Freiheit. Erich Weinert Erich Weinert (1890-1953) war ein deutscher Schriftsteller, Satiriker und politischer Lyriker. Geboren in Magdeburg, wurde er früh durch seinen sozialdemokratisch gesinnten Vater geprägt. Nach einer Ausbildung als Zeichenlehrer diente er im Ersten Weltkrieg und wandte sich danach künstlerischen und politischen Themen zu. In den 1920er-Jahren machte er sich mit beißend satirischen Gedichten und Kabaretttexten einen Namen. Er war eng mit der kommunistischen Bewegung verbunden, trat 1929 der KPD bei und schrieb für die Rote Fahne. Seine Zusammenarbeit mit Hanns Eisler und Ernst Busch brachte Lieder hervor, die bis heute bekannt sind, etwa Der heimliche Aufmarsch. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten ging Weinert ins Exil, zunächst nach Paris, dann in die Sowjetunion. Er schloss sich den Internationalen Brigaden im Spanischen Bürgerkrieg an und war später in Moskau als antifaschistischer Propagandist tätig. 1943 wurde er Präsident des Nationalkomitees Freies Deutschland. Nach dem Krieg kehrte er schwer erkrankt nach Ost-Berlin zurück und engagierte sich für den kulturellen Wiederaufbau. Neben seinen eigenen Werken veröffentlichte er Übertragungen ukrainischer Dichter wie Schewtschenko und Franko. Er starb 1953 und wurde in der Gedenkstätte der Sozialisten in Berlin beigesetzt.
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DER DRITTE HAHNENSCHREI Noch immer die Schlachzizenhunde Das Land mit Schrecken überziehn. Doch einen Tag noch: und die Stunde Schlägt für das Volk um Tschigirin. Es war am Tage Makkabäus, Dem großen Fest der Ukrainer. Die Polen und das Wuchrerpack, An Blut und Branntwein übersoffen, Dem Schisma fluchend, Mord und Brand Verheißen sie dem wunden Land. Jedoch die Haidamaken hoffen, Dass bald der Schlaf sie übermannt. Und nicht von Ahnungen betroffen, Lag bald im Schlaf der noble Stand. Es schnarcht der Pan; der Geldverleiher Hat schnell sein Geld noch überzählt, Fühlt Stück für Stück, ob keines fehlt; Im Dunkeln zählt der alte Geier, Dass niemand sieht, was er verhehlt. Er schleppt's ins Bett und fällt in Schlummer. Ach, lägen sie schon in ewigem Schlummer! Die Nacht ist dunkel, der Mond kommt spät. Und Sterne, Himmel und Berge schauen, Was bei den Menschen dort vor sich geht, Damit sie Gott alles anvertrauen. Du weißer Mond - auf der leuchtenden Reise, Sahst du nicht unsere arme Waise Oksana, die in Wilschana geliebt? Wo leidet sie? Wo ist sie hingekommen? Und sahst du Jarema? Hat er's schon vernommen? Wir werden ja sehn, was sich weiter begibt. Hört zu, ich will euch was anderes singen; Das ist kein Lied von Liebe und Tanz. Erzählt euren Kindern von schrecklichen Dingen, Womit der Kosaken Unglück begann. Erzählt den Enkeln von großen Taten, Wie die Kosaken die Schlachta zertraten, Die unserem Lande nur Böses getan. Lang schon war ein heimlich Gären In der Ukraine, Lange schon, seit rot vom Blute Ward der Steppen Grüne. Blut, das unsre Erde düngte, Herzblut unserer Kühnen. Tot die Väter, stummer Hügel Wölbt sich über ihnen. Doch verlassen stehn die Gräber; Niemand weiß von jenen; Niemand liebenden Gedenkens Tränkt ihr Grab mit Tränen. Nur der Wind mit leisen Lippen Sie umkost und segnet, Nur der Tau mit kühlen Tränen Zärtlich sie beregnet. Und der Strahl der frühen Sonne Macht sie zum Geschmeide. Doch die Enkel gehn vorüber, Sä'n den Herr'n Getreide, Wissen nicht, wo Gontas Grab ist, Ihres edlen Führers, Wissen nicht, wo ruht die Asche Unseres Märtyrers. Wo ruht Shelesnjak, der treue, Nach den heißen Märschen? Keiner denkt mehr ihrer, heute, Wo die Henker herrschen. Lang schon war ein heimlich Gären In der Ukraine, Lange schon, seit rot vom Blute Ward der Steppen Grüne. Tag und Nacht - Geschrei und Schüsse; Ach, die Heimat röchelt. Aber denke jener Tage - Und die Seele lächelt.