Weinstein | Star Trek - The Next Generation: Im Exil | E-Book | www.sack.de
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E-Book, Deutsch, 0 Seiten

Weinstein Star Trek - The Next Generation: Im Exil

Roman
1. Auflage 2014
ISBN: 978-3-641-11538-8
Verlag: Heyne
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Roman

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ISBN: 978-3-641-11538-8
Verlag: Heyne
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Wo sind Data und Riker?

Die Zivilisation auf Etolos droht nach mehreren Vulkanausbrüchen unter einem Ascheregen zu ersticken. Nun will die Regierung Verhandlungen mit dem verhassten Planeten Alaj führen, von dem sie einige Jahrhunderte zuvor geflohen ist. Captain Picard und seine Enterprise-Crew sollen vermitteln. Auch Alaj steht vor einer ökologischen Katastrophe, und nur die Spezialisten von Etolos könnten eine Katastrophe verhindern. Während Captain Picard auf Etolos die logistischen Fragen eines Massen-Exodus zu lösen versucht, macht sich eine Delegation auf nach Alaj. Aber plötzlich ist das Shuttle mit Commander Data und Will Riker an Bord verschwunden ...

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Kapitel 1


Zeila war ihr Oberhaupt, aber sie gaben ihr keine Möglichkeit, zu ihnen zu sprechen.

Mit für sie typischen forschen Schritten trat die Kurister des Planeten Alaj fünf Stufen zum Podium hinunter und blickte über den Großen Platz der Stadt Swatarra, auf dem sich mindestens hunderttausend Alajianer eingefunden hatten. Mit grimmigen Gesichtern hoben sie Transparente und Schilder, streckten ihren Protest einem von Schadstoffdunst verschleierten Himmel entgegen. Zeila wusste, dass diese Leute nicht gekommen waren, um ihre Worte zu vernehmen. Sie selbst sollte zuhören.

Die Kurister blieb stumm und lauschte. Zuerst vernahm sie ein disharmonisches Brummen, dann einige laute Rufe: Schmähungen und Vorwürfe, die sowohl ihr selbst als auch der Regierung galten. Ihrer Regierung, nicht der des Volkes.

Vielleicht wäre es ihr irgendwann möglich gewesen, den Widerstand der Demonstranten zu brechen und eine Ansprache zu halten. Vielleicht auch nicht. Wenn jemals eine solche Chance existierte, so nur für einen Sekundenbruchteil. Sie wich der aus vielen Kehlen stammenden Forderung nach dem Rücktritt Zeilas und ihrer Minister.

Rechts vom Podium ertönten andere Stimmen; eine kleine Gruppe am Rand des Platzes begann zu singen. Es dauerte eine Weile, bis Zeila die alajianische Hymne erkannte. Doch es erklang nicht der Stolz eines Marsches, sondern die klagende Trauer eines Requiems. Die Männer und Frauen sangen nicht nur mit ihren Zungen, sondern auch mit den Seelen.

Der Gesang breitete sich aus, und schließlich donnerten hunderttausend Stimmen auf dem Platz, hallten von schmutzigen Gebäuden wider.

Zeila stand wie erstarrt und hielt sich am Geländer des Podiums fest – die jeweils sieben Schellen an ihren Armen klirrten leise. Ihre Leibwächter näherten sich, blieben jedoch hinter der Plattform verborgen. Jeder von ihnen überragte einen durchschnittlichen Alajianer, der bis zu zwei Meter zehn groß wurde, und sie alle waren sehr kräftig gebaut. Aber ganz gleich, wie umfangreich ihre Eskorte sein mochte: Dadurch hätte sich Zeila keineswegs sicherer gefühlt. Sie verließ sich in erster Linie auf Vernunft und Überzeugungskraft, und diese Situation bildete keine Ausnahme.

Die Alajianer zeichneten sich durch ein physisch recht beeindruckendes Erscheinungsbild aus, doch Zeila war kleiner und schlanker als die meisten anderen, obgleich ihre Haltung majestätische Würde ausstrahlte. Sie teilte die auffallende Gesichtsstruktur ihres Volkes: vorstehende Wangenknochen, gewölbte Stirn, eine kurze Nase, die in eine schmale, bogenförmige Oberlippe überging, zarte, sanfte Züge, wie von einem begabten Bildhauer geschaffen. Hinzu kam rötliche Haut, die trotz des mittleren Alters jugendlich wirkte. Das borstenartig geschnittene Haar schimmerte schwarz, und einige kastanienbraune Strähnen glänzten darin, passten gut zu den geschliffenen Onyxsteinen und Rubinen am Stirnband aus Veloursleder. Das bekannteste Merkmal Zeilas war eine Narbe am Kinn, die sich immer dann besonders deutlich zeigte, wenn sie lächelte.

Derzeit formten die Lippen der Kurister kein Lächeln.

Wie auf ein Zeichen hin drängte die Menge nach vorn, nicht mit der Panik eines Mobs, sondern mit der Unvermeidlichkeit einer Flutwelle. Sicherheitsbarrieren stürzten um, und Hunderte von Demonstranten kletterten darüber hinweg. Die Soldaten vor dem Podium schlossen ihre Reihen und bildeten eine Kette.

Mehr sah Zeila nicht. Gardisten führten sie über die rückwärtige Treppe, durchs Gebäude und zum wartenden Gleiter. Kurz darauf verließ sie Swatarra.

Der Flug zur Hauptstadt Port Arabok dauerte eine Stunde. Zeila saß allein in ihrer Kabine und dachte über die Fast-Katastrophe in Swatarra nach. Es ärgerte sie, dass sie keine Gelegenheit gefunden hatte, ein einziges Wort zu sagen. Selbst eine hitzige Diskussion auf der Straße wäre ihr lieber gewesen als der hastige Rückzug und die stumme, überstürzte Abreise.

Im Forum der Hauptstadt begegnete sie dem Leiter des Geheim- und Sicherheitsdienstes. Die breiten Schultern des großen und blassen Lef schienen unter einer schweren Last nachzugeben. Wenn Zeilas Gesicht an eine kunstvoll gestaltete Skulptur erinnerte, so weckte Lefs Miene Assoziationen an weichen Ton: Tiefe Falten hatten sich hineingefressen, und dadurch sah er wesentlich älter aus. Das kurzgeschnittene, jetzt größtenteils graue Haar wies nur noch wenige zimtfarbene Strähnen auf. Wie alle Alajianer trug er ein mit Edelsteinen geschmücktes Stirnband, aber bei ihm wirkte es fehl am Platz. Dennoch achtete er das Gebot der Tradition.

Lef begrüßte die Kurister mit drei Worten. »Er ist tot.«

Zeila erbleichte und entsann sich an eine unleugbare Wahrheit, die ein sehr kluger Staatsmann formuliert hatte: Für eine schlechte Regierung beginnt die gefährlichste Phase, wenn sie versucht, ihre Politik zu verbessern.

Ein schlimmer Tag war gerade noch viel schlimmer geworden …

»Bist du sicher, dass er tot ist?«, fragte Retthew, Präfex des Staatsrates von Etolos. Er nahm braune Körner aus einer Keramikschüssel auf dem Tisch und knabberte nervös.

»Es besteht kein Zweifel«, antwortete der Sicherheitsberater Ozemmik sofort.

»Wann hast du den Bericht erhalten?«

»Eben gerade«, sagte Ozemmik. »Es geschah vor zwei Tagen. Wir wissen auch, dass Zeilas Regierung auf Alaj nichts verlauten lässt. Die Kurister fürchtet weitere Ausschreitungen, wenn das Volk davon erfährt.«

Retthew stand auf, wandte sich vom schlichten Schreibtisch ab und ging zum Erkerfenster. Seine Mokassins knisterten leise auf dem hölzernen Boden. Selbst hier haftete seinen Bewegungen die Steifheit eines Mannes an, der sich im eigenen Körper nicht wohl fühlte. In der Fensternische strichen seine Fingerkuppen überraschend sanft und zärtlich über die Pflanzen, deren Blätter sich instinktiv dem Schein der Wachstumslampen entgegenneigten – das draußen herrschende graue Zwielicht genügte ihnen nicht.

Der Präfex wünschte sich einen ebenso sicheren Instinkt. Als Leiter des Staatsrates hatte er Zugang zu den ausführlichsten Informationen, die Ozemmik sammeln konnte, und ihm war auch klar, dass der Sicherheitsberater seine Aufgaben sehr ernst nahm. Aber Daten allein reichten für Retthew nicht als Entscheidungsgrundlage aus, und oft beneidete er Ozemmik um die für ihn charakteristische Entschlossenheit.

Sie kannten sich seit ihrer Schulzeit. Schon als Junge hatte Retthew die Fähigkeit seines Freundes bewundert, eine bemerkenswert hohe Intelligenz mit ungewöhnlicher Disziplin auf bestimmte Dinge zu konzentrieren. Er war ebenso intelligent, doch damals galt er als Klassenschussel – Mik erinnerte ihn häufig daran.

Mik. Ozemmik verabscheute diesen Spitznamen. Einige andere Schüler hatten ihn benutzt, um Ozemmik zu provozieren, doch seine Reaktion enttäuschte sie. Mit unerschütterlicher Ruhe nannte er den vollen Namen und ignorierte alle, die ihn nicht damit ansprachen. Retthew hatte seinen Freund in dieser Hinsicht nie auf die Probe gestellt; als Kinder wussten sie beide genau, wer der Stärkere war.

Doch jetzt, als Erwachsene, nahm Ozemmik Anweisungen von ihm entgegen. So lautete zumindest die offizielle Version.

»Die Pflanzen gedeihen gut, nicht wahr?«, meinte Retthew, lauschte der leisen Hintergrundmusik und versuchte, sich zu entspannen. »Wenn man berücksichtigt, dass sie seit vier Monaten kein helleres Sonnenlicht bekommen …« Er deutete zum trüben Himmel.

Ozemmik verzichtete auf einen Kommentar. Er lehnte es ab, der Neigung des Präfex nachzugeben, unangenehmen Themen auszuweichen.

Retthew seufzte. »Deine Quellen …«

»Die besten.«

»Hm.« Der Leiter des Staatsrates schob die Hände tief in die Hosentaschen und schlurfte zum Schreibtisch zurück. »Ich kann mir kaum vorstellen, dass es auf Alaj keinen einzigen Nefittifi mehr gibt. Sollen die wenigen Exemplare hier auf Etolos tatsächlich die letzten sein?«

»Die Alajianer zerstören ihre Welt. Was kümmert es sie, wenn ein heiliges Symbol ausstirbt?«

»Bestimmt sind sie nicht ganz so gleichgültig, wie du glaubst, Ozemmik. Es fällt ihnen nur schwer, sich zu ändern.«

»Aber es fiel ihnen nicht schwer, uns zu verbannen«, entgegnete der Sicherheitsberater, und seine Stimme klang dabei etwas schärfer. »Wenn wir während der vergangenen dreihundert Jahre auf Alaj gewesen wären, hätten wir nicht nur die Nefittifis retten können, sondern auch viele andere Lebensformen.«

»Vielleicht. Aber Spekulationen dieser Art haben keinen Sinn. Wir waren und sind hier, versuchen nun, unsere eigene Welt zu retten.« Retthew stand erneut auf, trat noch einmal ans Fenster heran. Schon seit einer ganzen Weile verbrachte er zuviel Zeit damit, über die Ironie des Schicksals nachzudenken. Zwei Völker, die den gleichen Ursprung hatten, seit Jahrhunderten voneinander getrennt – und jetzt wurden sie mit einer Krise konfrontiert, die für beide den Untergang bedeuten mochte.

Zwar gab es keine direkten Kontakte, aber Dutzende von eingeschleusten Agenten erstatteten regelmäßig Bericht über die Ereignisse auf Alaj. Retthew und seine Vorgänger im Amt des Präfex erfuhren immer, was auf der Welt ihrer Ahnen geschah. Und vermutlich funktionierte der alajianische Geheimdienst ebenso gut.

Wenn einige Alajianer durchs Ratszentrum außerhalb von Retthews Büro gegangen wären, so hätten sie dort sicher keine großen Überraschungen erwartet. Schon vor dem Großen Exodus entwickelten die Vorfahren der heutigen Etolosaner gewisse Bräuche, um sich von den Alajianern zu distanzieren, und jene Differenzen verstärkten sich im Lauf der...


Brandhorst, Andreas
Andreas Brandhorst, geboren 1956 im norddeutschen Sielhorst, hat mit Romanen wie »Äon«, »Das Erwachen« oder »Das Schiff« die deutsche Science-Fiction-Literatur der letzten Jahre entscheidend geprägt. Spektakuläre Zukunftsvisionen verbunden mit einem atemberaubenden Thriller-Plot sind zu seinem Markenzeichen geworden und verschaffen ihm regelmäßig Bestsellerplatzierungen. Zuletzt sind bei Heyne seine Thriller »Der Riss« und »Messias« erschienen. Andreas Brandhorst lebt im Emsland.



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