E-Book, Deutsch, 130 Seiten
Reihe: Digital Edition
Weston Wann werde ich Dich wiedersehen?
1. Auflage 2017
ISBN: 978-3-7337-5333-7
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 130 Seiten
Reihe: Digital Edition
ISBN: 978-3-7337-5333-7
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Izzy ist starr vor Schreck: Unerwartet steht Dominic vor ihr, der Mann, in den sie sich gestern Nacht beim Tanzen verliebt hat. Und jetzt bleibt ihr keine Wahl: Sie muss so tun, als wären sie sich nie begegnet. Wird sie ihm das jemals erklären können?
Sophie Weston reist leidenschaftlich gern, kehrt aber danach immer wieder in ihre Geburtsstadt London zurück. Ihr erstes Buch schrieb und bastelte sie mit vier Jahren. Ihre erste Romance veröffentlichte sie jedoch erst Mitte 20. Es fiel ihr sehr schwer, sich für eine Karriere zu entscheiden, denn es gab so viele Berufe, die sie interessierten. Also probierte sie so viele wie möglich aus, schnupperte in Jobs hinein und machte dabei viele Erfahrungen, die sie später beim Schreiben ihrer Romances verwerten konnte, u.a. hielt sie Vorträge am arabischen Golf und kellnerte in Paris. Sophie hat ein Haus, drei Katzen und schätzungsweise eine Million Bücher. Sie schreibt praktisch ständig, tanzt nicht sehr gut, zieht mehr Pflanzen, als sie Platz hat, und kreiert sehr gern sündige Nachspeisen.
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1. KAPITEL
Es war ein typischer kühler Spätsommermorgen. Isabel Dare, die hinter dem Tor zum Park Stretching machte, atmete tief durch. Himmlisch, dachte sie.
Sie war allein und konnte in Ruhe nachdenken. Abgesehen von dem Vogelgezwitscher war kein Laut zu hören. Zum ersten Mal seit Wochen, ja Monaten drängte niemand sie auf dem Bürgersteig beiseite, musste sie nicht in der überfüllten U-Bahn fahren, kündigte kein Piepen die nächste Textnachricht an.
Die nächste Nachricht würde genau wie alle anderen von Adam kommen und lauten: „Wann ist Date Nr. 3?“
„Ich hoffe, er hat mehr Glück als die letzten fünf“, hatte Jemima kurz nach ihrer Ankunft am Vorabend gesagt und ihre Reisetasche fallen lassen. „Ich mag ihn.“
Ja, sie, Izzy mochte ihn auch. Sie war nur nicht sicher, ob sie mehr wollte. Und die dritte Verabredung hatte eine gewisse Bedeutung. Jemima und sie nannten es das Sexdate. Und zu ihrer Verblüffung hatte sie festgestellt, dass andere es ebenfalls taten. Auch Adam Sadler.
Außerdem wurde er immer ungeduldiger, was sie ihm nicht verdenken konnte. Das Problem war, dass nicht nur London sie fertigmachte. Adam und seine Vorgänger hatten genauso ihren Teil dazu beigetragen. Sie ging gern mit Männern aus, aber sie wollte es nicht mehr bis zum dritten Date kommen lassen. Mit keinem von ihnen.
Oder zumindest noch nicht, verbesserte sich Izzy. Die Dinge konnten sich ändern. In der Zwischenzeit allerdings …
Izzy begann, auf dem Gras neben dem asphaltierten Weg zu joggen. Obwohl es erst halb sieben war, merkte man, dass es ein warmer Tag werden würde – ideal zum Spazierengehen, Kanufahren oder Faulenzen unter einem Baum.
„Steht nicht zur Debatte“, sagte sie laut.
Heute war der große Tag ihrer Cousine Pepper, denn ihr Geschäft Out of the Attic, mit dem sie ein neues Einkaufskonzept umsetzen wollte, sollte eröffnet werden. Pepper hatte ihre ganze Energie in dieses Projekt gesteckt, und sie hatte in den letzten Monaten daran mitgearbeitet.
Pepper hatte ihr einen Job gegeben, als es ihr so schlecht ging, dass sie dachte, sie wäre arbeitsunfähig und würde es auch immer bleiben. Allerdings wusste niemand etwas davon, nicht einmal Pepper. Sie bekämpfte ihre Dämonen immer allein.
Izzy lief schneller.
Die Tautropfen auf den Blättern glitzerten in der Morgensonne. Über dem See zog ein Reiher seine Kreise.
Die Bewegung machte sich bemerkbar. Das Blut pulste schneller in ihren Adern, und ihre Haut prickelte. Es tat unwahrscheinlich gut und würde sie über einen weiteren Tag retten. Als sie neu in London gewesen war, hatte sie jeden Morgen ihre Runden im Park gedreht.
„Ist das nicht wahnsinnig gefährlich?“, hatte Pepper, die in New York gelebt hatte, gefragt, als sie ihr in ihren Laufsachen im Flur begegnete.
Izzy lachte. „Ich bin schnell und kann richtig zutreten.“
„Stimmt“, bestätigte Jemima lächelnd. Zu dem Zeitpunkt war sie noch die ganze Zeit da gewesen und nicht vierundzwanzig Tage im Monat gereist. Da hatte sie noch zugehört.
Pepper wirkte nicht überzeugt. „Und was ist, wenn dich jemand mit einer Schusswaffe bedroht?“
Izzy verspannte sich, ließ es sich jedoch nicht anmerken. „Wenn man nicht mit dem Angreifer verhandeln kann, muss man die Flucht ergreifen.“
Jemima, die noch ihren Kimono trug und eine Kaffeetasse in der Hand hatte, schüttelte den Kopf. „Izzy ist noch nie etwas passiert, obwohl sie um die ganze Welt gereist ist. Also hat sie offenbar recht.“
„Aber es ist so riskant!“, wandte Pepper ein.
Izzy, die sich gerade die Schuhe auszog, wandte den Kopf und erwiderte unnötig heftig: „Das ganze Leben ist ein einziges Risiko.“ Sie setzte sich aufs Parkett und blickte zu den beiden auf. „Man kann sich zu Hause einschließen und vor Angst zittern oder sich den Herausforderungen stellen. Und lernen, mit den Konsequenzen zu leben.“
Pepper, die gerade das größte Risiko ihres Lebens eingegangen war, hatte abwehrend die Hände gehoben. „Dagegen ist nichts zu sagen.“
Ihre Cousine hatte sie nicht vor bewaffneten Männern warnen müssen, denn sie, Izzy, hatte damit bereits einschlägige Erfahrungen gesammelt. Allerdings wusste auch davon niemand, nicht einmal Jemima.
Vielleicht erzähle ich es ihnen eines Tages, dachte sie.
Izzy schluckte. Inzwischen schien das alles so weit weg. Manchmal hatte sie sogar das Gefühl, als wäre es nicht ihr, sondern jemand anderem passiert – eine Geschichte, die sie in der Zeitung gelesen hatte. Oder als hätte sie seit jener Fahrt durch den Dschungel mit dem Bus eine gespaltene Persönlichkeit.
Und Adam Sadler mit seinem Lotus, seiner Rolex und der Mitgliedschaft in einem exklusiven Fitnessclub in der City war nicht der Mann, der ihr helfen würde, zu sich selbst zu finden. Auch wenn sie es gewollt hätte.
An diesem Tag gab es allerdings wichtigere Dinge. Es stand eine Menge auf dem Spiel.
Am Vorabend hatte es so ausgesehen, als würde Pepper jeden Moment die Wände hochgehen. Und Jemima litt am Jetlag. Aber irgendwie mussten sie es schaffen.
Izzy warf den Kopf zurück, sodass das rote Haar ihr in den Nacken fiel. „Krisenbewältigung ist eine Spezialität von mir. Die anderen können ruhig ausflippen. Ich fahre die Ernte ein.“
Dann senkte sie den Kopf und lief so schnell, dass sie die Schmerzgrenze überschritt.
Als Izzy ins Apartment zurückkehrte, saß Pepper zusammengesunken am Frühstückstisch, auf dem drei fast volle Kaffeetassen standen, und umklammerte krampfhaft ein Stück Papier mit Notizen. Sie blickte auf, nahm sie jedoch gar nicht richtig wahr. In ihren Augen lag ein verzweifelter Ausdruck.
„‚Ein ganz neues Erlebnis‘“, sagte sie leise vor sich hin. „‚Ein ganz neues Erlebnis.‘ Hallo, Izzy. ‚Ein ganz neues Einkaufserlebnis.‘“
„Hör auf damit“, erklärte Izzy und nahm ihr das Blatt weg. „Das haben wir gestern Abend schon alles besprochen.“
Und zwar bis in die frühen Morgenstunden. Pepper konnte nicht viel geschlafen haben.
Pepper lächelte flüchtig. „Aber ich hatte im Bett noch eine Idee …“
„Du hättest lieber schlafen sollen.“ Izzy trug die Kaffeetassen zur Spüle, um sie zu leeren.
„Nein. Hör zu. Die Statistik …“
Ungläubig wandte Izzy sich um. „Du willst einen Haufen Modejournalisten doch hoffentlich nicht mit irgendwelchen Statistiken bombardieren, oder?“
„Sie sind aber sehr aufschlussreich“, erklärte Pepper ernst.
Izzy schüttelte den Kopf. „Du musst dich mit deiner Rede kurzfassen.“
„Aber …“
„Ich mache dir jetzt erst mal einen Toast“, verkündete Izzy. „Und Eier. Mit warmer Milch. Oder heißer Schokolade. Oder Sekt. Auf jeden Fall musst du etwas Koffeinfreies trinken. Und hör bitte auf mit diesem Unsinn. Out of the Attic ist ein fantastisches Projekt, und die Eröffnung wird ein voller Erfolg. Verstanden?“
Diesmal lächelte Pepper richtig. „Du bist so nett zu mir, Izzy. Ich bin froh, dich als Cousine zu haben.“
Izzy strahlte. „Ebenso. Und nun geh unter die Dusche. Ich hole inzwischen Jemima aus ihrer Höhle.“
Jemima hatte sich ihre Bettdecke umgewickelt und war so gut gelaunt wie ein Grizzly, der in seinem Winterschlaf gestört wurde.
„Hau ab.“
„Nein.“
Erbarmungslos zog Izzy die Gardinen zurück, sodass helles Sonnenlicht ins Zimmer fiel. Jemima schrie auf und legte sich ihr Kissen aufs Gesicht.
„Ich hasse dich“, stieß sie hervor.
„Klar“, meinte Izzy lächelnd. „Steh auf.“
„Ich bin gerade erst eingeschlafen.“
„Pech für dich. Du hast zu tun.“
„Erzähl mir was Neues“, jammerte Jemima.
„Und eine Cousine, die du unterstützen musst.“
Jemima schwieg einen Moment. Dann schob sie das Kissen ein Stück weg.
„Izzy?“
„Ja, das bin ich“, erwiderte Izzy fröhlich. „Wenn du aufstehst, mache ich dir Eibrot zum Frühstück.“
Nach einer Weile stöhnte Jemima auf und nahm das Kissen ganz weg. Dann setzte sie sich auf.
„Okay“, meinte sie resigniert. „Was willst du?“
Izzy nahm eine Liste aus der Tasche, die sie ihr reichte.
Nachdem Jemima sie überflogen hatte, blickte sie Izzy ungläubig an. „Das ist nicht dein Ernst.“
„Du fängst mit Peppers Make-up an“, erklärte diese, während sie sich zum Gehen wandte. „Sie ist in ungefähr zehn Minuten so weit.“
„Oh.“ Jemima sank zurück in die Kissen. „Na gut. Ich komme gleich.“
„Und ob“, bestätigte Izzy zuckersüß, bevor sie die Decke vom Bett zog und mitnahm.
Sie ignorierte die wütenden Schreie ihrer Schwester, und wie erwartet erschien diese fünf Minuten später schlaftrunken mit ihren Schminkutensilien und einem Vergrößerungsspiegel in der Küche. Das Eibrot verschmähte sie, trank allerdings zwei Tassen Kaffee und betrachtete sich anschließend im Spiegel.
„Augenringe“, stellte sie fest und schnippte mit den Fingern. „Eis.“
Izzy nahm einen Beutel mit Eiswürfeln aus dem Gefrierfach und beobachtete fasziniert, wie Jemima sich diese auf die Augen legte.
„Das ist ein alter Trick bei Models“, erklärte sie. „Ich habe eine Menge davon auf Lager, seit ich das Gesicht von Belinda bin.“
Es hörte sich nicht so...