E-Book, Deutsch, Band 3, 350 Seiten
Reihe: Kentucky Love
Westphal Rough Like Rayne
1. Auflage 2024
ISBN: 978-3-98952-422-4
Verlag: dotbooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Roman | Geschwindigkeitsrausch und ein unmoralisches Angebot: eine spicy Fake-Ehe-Romance - Band 3 der Kentucky-Love-Reihe
E-Book, Deutsch, Band 3, 350 Seiten
Reihe: Kentucky Love
ISBN: 978-3-98952-422-4
Verlag: dotbooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Yvonne Westphal schreibt romantisch-schlagfertige Geschichten über Bad Boys mit Herz und classy Girls mit Biss. Ihr Debütroman erreichte auf Anhieb die Top Ten beim LovelyBooks Community Award. Weitere beliebte Romances folgten. Die Autorin auf Instagram: www.instagram.com/miss_ivythomas Auf Facebook: www.facebook.com/miss.ivythomas Und auf Pinterest: www.pinterest.de/miss_ivythomas/ Bei dotbooks veröffentlichte Yvonne Westphal ihre »Kentucky Love«-Reihe mit den Romanen »Hot Like Clay«, »Dirty Like Ash«, und »Rough Like Rayne«, die auch im Hörbuch- und Printformat bei SAGA Egmont erhältlich ist.
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
Kapitel 1
Unterschätz mich, das wird lustig
Renée
Im Ölgeschäft, im Automobilsektor und im Bett gab es genau zwei Arten von Männern: diejenigen, die einer Frau die Zügel überließen, und diejenigen, die einer Frau Zügel anlegten.
Das schwitzende Exemplar, das gerade vor mir saß, gehörte zu letzterer Gruppe. Aber nicht, weil er ein Übermaß von Testosteron und Dominanz auslebte, sondern weil er eine Heidenangst hatte – vor Frauen im Allgemeinen und vor mir im Speziellen. Denn ich war diejenige, die auf dem Stuhl saß, den er haben wollte.
Die Wahrheit war, dass ich genauso viel Angst vor ihm hatte wie er vor mir. Ich hoffte inständig, dass es mir nicht anzusehen war. Wie sagte mein Vater stets? Im Zweifel half nur der Frontalangriff nach vorn.
Mit einem Lächeln, das dem chromglänzenden Briefbeschwerer auf meinem Tisch Konkurrenz machen konnte, legte ich die Füße hoch und kreuzte die Knöchel auf der polierten Oberfläche. Ich sah seinen Adamsapfel hüpfen, als sein Blick der Bewegung zu meinen Füßen folgte. Vielleicht, weil meine Beine unter dem Bleistiftrock nackt waren. Vielleicht auch, weil die Absätze meiner High Heels lang genug waren, um ihn damit zu ermorden.
Denn was beide Gruppen von Männern nicht wussten: In Wahrheit waren es immer die Frauen, die die Zügel in der Hand hielten.
»Nur, damit ich das richtig verstehe, Mr Barlow …«
»Nennen Sie mich Kent«, korrigierte er mit Gönnermiene.
Ich lächelte unverbindlich. »Mr Barlow«, machte ich meine – seine – Position klar. »Wie viel Prozent Produktionskosten glauben Sie einsparen zu können, wenn Sie die Fertigung nach China verlegen?«
»Siebzehn.« Er baute sich merklich auf.
»Siebzehn«, wiederholte ich und hoffte, dass meine Stimme so gelassen klang wie beabsichtigt. Ich hasste diese Art von Verhandlungsgesprächen. Als Frau ging man immer mit einem Nachteil hinein und kam selten mit einem Vorteil heraus. »Lassen Sie mich sehen, dafür würden Sie rund ein Viertel der amerikanischen Mitarbeiter entlassen und den Staat Pennsylvania um knapp dreihunderttausend Dollar Einkommenssteuer pro Jahr bringen. Ganz zu schweigen davon, dass Sie US-amerikanische Maschinenparks in China aufbauen und hoffen, dass dort nicht binnen zwei Jahren eine baugleiche Konkurrenzfabrik aus dem Boden sprießt und Ihr schöner neuer Chefposten bei RD Motorparts der Firmeninsolvenz zum Opfer fällt.«
Der Mann blinzelte. Ich wusste nicht, ob er noch die Einkommenssteuer nachrechnete oder ihm im Wirtschaftsstudium vor lauter Effizienzsteigerung durch Produktion in Niedriglohnländern schlicht nicht erklärt worden war, welche Risiken das barg. Im technologisierten Europa gab es ganze Branchen, die jegliche asiatische Beteiligung kategorisch ausschlossen. Aber was wusste ich schon. Ich war schließlich nur eine Frau.
Mit einem Blick auf die Wanduhr über der Tür nahm ich die Füße vom Tisch und stand auf. »Vielen Dank für das Bewerbungsgespräch, Mr Barlow. Mein Assistent wird sich bei Ihnen melden, aber ich will ehrlich sein: Ich bezweifle, dass mein Vater Ihnen die Firma überlassen wird, die er selbst gegründet und über zwei Jahrzehnte hinweg im Schweiße seines Angesichts aufgebaut hat.«
Zugegeben, diese Formulierung war ein wenig pathetisch, denn der Erfolg von RD Motorparts hatte weniger mit dem unermüdlichen Arbeitswillen oder unternehmerischen Geschick meines Vaters zu tun, sondern mehr mit seinem Namen: Bernhard »Ricky« Duvrai war eine der größten NASCAR-Racing-Legenden, seit sich der unangefochtene Champion Richard Petty 1992 zur Ruhe gesetzt hatte.
Anders als Petty hatte die Firma meines Vaters jedoch seine persönlichen Rennerfolge nicht weiterführen können. Alle von uns gesponserten Teams belegten bestenfalls die Top Zwanzig.
Mein Blick kehrte von den vielen Trophäen und Fotografien in der Glasvitrine zurück zu dem CEO-Bewerber, der jetzt lautstark seinen Stuhl zurückschob – so plötzlich, dass mein Herz vor Schreck einen schmerzhaften Satz machte. Ich zwang mich zur Ruhe und atmete so tief ein, wie es der eng sitzende Rockbund erlaubte.
»Ich will ebenfalls ehrlich zu Ihnen sein, Miss Duvrai: China hin oder her – besser als eine Frau kann ich die Firma allemal führen. Und wenn Sie ehrlich zu sich selbst sind …« Er ließ den Blick abschätzig über meine Erscheinung wandern, was ihm deutlich besser gelang, jetzt, da wir beide standen und er mich trotz meiner Absätze um eine Handlänge überragte. »Sie sitzen bloß auf diesem Stuhl, weil Sie die Tochter Ihres Vaters sind, also bilden Sie sich nichts drauf ein und fahren Sie beim nächsten Gespräch einen Gang runter. Dann wirken Sie auch nicht wie eine Boss-Bitch.«
Plötzlich fühlte sich das Lächeln auf meinem Gesicht an wie eine Maske. »Sie hören von uns, Mr Barlow«, sagten meine Lippen, während meine Augen lautlos hinzufügten, wohin er sich seine wiedergefundenen Eier schieben konnte.
»Ich finde den Weg nach draußen allein. Damit Sie auf dem Weg nicht auf den Zahnstochern da umknicken.«
Diese Zahnstocher würde ich ihm gleich bis zum Anschlag dorthin schieben, wo die Sonne niemals schien, wenn er sich nicht schleunigst aus meinem Büro entfernte. Und wenn meine Brust endlich nicht mehr so eng wäre.
Memo an mich selbst: Keine eng taillierte Kleidung tragen, wenn die Chance besteht, dass ich mich aufrege.
Kaum hatte Kurzschwanz-Kent das Büro verlassen, steckte ein zweiter Mann seinen halbrasierten Kopf herein.
»Probleme?«, fragte Romeo – ja, der Kerl hieß wirklich so, und er sah obendrein aus wie der feuchte Traum aller Junggesellinnen, die von südländischen Strippern fantasierten. Allerdings war Romeo kein Stripper, sondern Ex-Marine und bisexuell mit Tendenz zu Männern.
Mein Vater hatte ihn zu Jahresbeginn für mich eingestellt. Er nannte es »Persönlicher Assistent«, aber für mich klang die Stellenbeschreibung eher nach Babysitter. Trotzdem mochte ich Romeo, denn in den allermeisten Fällen respektierte er meine Wünsche. Erleichtert, dass bloß er in der Tür stand und nicht der nächste Bewerber, ließ ich mich gegen die Tischkante sinken und erlaubte mir, für einen Moment die Augen zu schließen. Es war anstrengend, Tag für Tag seinen Platz rechtfertigen zu müssen, nachdem ich ihn mir durch jahrelange harte Arbeit redlich erkämpft hatte.
»Nein, keine Probleme«, seufzte ich, während mir Kent Barlows Worte immer noch im Kopf herumspukten. Boss-Bitch.
»Wieso schätzt man es an Männern, wenn sie knallhart auftreten, und nennt sie Boss, während man Frauen, die dasselbe tun, Bitch nennt?«
Jetzt grinste Romeo sein sonniges Grinsen. »Weil Menschen dumm sind und ihr Gegenüber oft unterschätzen. Das macht es umso interessanter, wenn sie mal einer echten Bosslady gegenüberstehen.«
Bosslady, dachte ich frustriert. Immerhin klang das charmanter. Leider nannte mich niemand so, denn das würde bedeuten, dass jemand anerkannte, dass ich der Boss war. Ich wünschte, es wäre anders, aber Kent hatte recht gehabt. Der einzige Grund, warum ich auf diesem Stuhl saß, war der, dass ich die Tochter meines Vaters war. Nicht, weil ich seit Jahren härter arbeitete als jeder andere in der Firma. Nicht, weil ich unsere Produkte, Umsatzzahlen, Marktanteile und Mitarbeiter besser kannte als mein Vater selbst. Verdammt, ich konnte es nicht einmal darauf schieben, dass ich eine Quotenfrau war, weil es bei uns keine Frauenquote gab.
Es lag allein daran, dass ich das einzige Kind war, das den Lenden dieses selbstverliebten Narzissten entsprungen war, und dass er mehr Begeisterung für die Vorstellung besaß, seine Firma RD Motorparts weiterhin von jemandem mit den Initialen RD leiten zu lassen, als er Angst vor einer Frau am Steuer hatte.
»Egal. Ich komme klar. Können wir los?«
»Aye.« Romeo hielt drei Schlüssel hoch. »Sanft, groß oder hart?«
Ich verbiss mir ein Grinsen. Natürlich sprachen wir von Autos, nicht von Sex. Sanft war der Tesla, der trotz seiner vierhundert PS mit der weichen Eleganz eines Raumschiffs über die Highways glitt. Groß war der Range Rover, das supersicherste Fahrzeug, wenn es nach meinem Vater ging, der mich am liebsten seit meiner Geburt in einen Wattekokon gepackt hätte: persönliche Kinderärzte, private Krankenversicherung, peinlicher SUV mit riesiger Knautschzone.
Hart hingegen war mein heimlicher Liebling: der Audi R8 GT. Fünfhundertsechzig PS in einem V10-Motor, der in dreieinhalb Sekunden von null auf hundert beschleunigte. Und das Beste: Es gab davon nur dreihundertdreiunddreißig Stück auf der Welt.
Grinsend wollte Romeo gerade die Tür zuziehen, als sich unsere Buchhalterin Claire hereinschob. »Sorry, Romeo.«
»Renée hat einen Termin –«
»Die Pressekonferenz ihres Vaters, ich weiß«, fiel sie ihm ins Wort. »Aber das ist erst in sieben Stunden.«
»Und vierhundert Meilen weit entfernt«, hielt er dagegen. »In Kentucky.«
»Danke für die Geografie-Stunde, Romeo.«
»Gern geschehen, hier noch eine in Physik: Wenn sie nicht innerhalb der nächsten halben Stunde losfährt, kommt sie zu spät oder riskiert ein paar Knöllchen.«
Amüsiert betrachtete ich die beiden, bis sie fertig waren. Ich liebte es, mit Menschen zu arbeiten, die intelligent, schlagfertig und selbstironisch waren.
Claire tätschelte gut gelaunt Romeos Bizeps. »Dann fängst du besser schon einmal an, alle Geschwindigkeitskontrollen auf dem Weg zu checken –«
»Schon passiert. Wir wissen schließlich alle, wie ungeduldig Renée ist, wenn sie emotional wird.«
Den beiden beim...




