White | Der Fluch der alten Dame | E-Book | www.sack.de
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E-Book, Deutsch, 388 Seiten

White Der Fluch der alten Dame

Roman
1. Auflage 2017
ISBN: 978-3-95824-888-5
Verlag: dotbooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Roman

E-Book, Deutsch, 388 Seiten

ISBN: 978-3-95824-888-5
Verlag: dotbooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Die Vergangenheit wirft dunkle Schatten: Der psychologische Thrilller 'Der Fluch der alten Dame' von Erfolgsautorin Gillian White als eBook bei dotbooks. Es soll ein besinnliches Fest mit Freunden und Verwandten werden, die sich im entlegenen Farmhaus von Familie Moon versammeln. Doch seit der Ankunft von Clovers Schwiegermutter hat sich die Stimmung merklich verändert: Die sonderbare Violet, die angeblich Kontakt zu Geistern aufnehmen kann, macht alle Anwesenden nervös. Als ein Schneesturm jegliche Verbindung zur Außenwelt abreißen lässt, sitzt die kleine Gesellschaft fest - und findet plötzlich im Keller des Hauses eine Leiche ... Violet scheint die Tote zu kennen - weiß sie mehr, als sie vorgibt? 'Eiskalt enthüllt Gillian White Geheimnis um Geheimnis - ein erstklassiges Buch, scharfsinnig, intelligent und voller Spannung.' Bookshelf Jetzt als eBook kaufen und genießen: Der düstere Spannungsroman 'Der Fluch der alten Dame' von Erfolgsautorin Gillian White wird Fans von Ruth Rendell und J.P. Delaney mitreißen. Wer liest, hat mehr vom Leben: dotbooks - der eBook-Verlag.

Gillian White stammt aus Liverpool und arbeitete mehrere Jahre als Journalistin, bevor sie sich ganz dem Schreiben von Romanen widmete. Mit ihrem Mann und zwei Hunden lebt sie in Totnes, Devon. Vier ihrer Romane wurden vom britischen Fernsehen erfolgreich verfilmt. Bei dotbooks veröffentlichte Gillian White ihre Spannungsromane »Denn du bist mein«, »Hexenwiege«, »Ein unheimlicher Gast«, »Der Peststein«, »Der Fluch der alten Dame«, »Du kannst uns nicht entkommen«, »Die Einsamkeit der Lüge«, »Der Nachmieter«, »Das Ginsterhaus«, »Das Familiengrab« und »Das Hotel bei den Klippen«. Die letzten drei Romane sind auch im Sammelband erhältlich.
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Prolog


Stille und Warten, aber eine besonders tiefe Stille und ein Warten mit angehaltenem Atem.

»Ist im Geiste jemand bei uns?«

Und das öde Gefühl ungenutzter Esszimmer, in denen ein etwas lauteres Ausatmen schon wie ein derber Rülpser klingt. Schwere, braune Dralonvorhänge, an denen der Geruch alter, trockener Krümel haftet, bieten Schutz vor dem rauen Wetter, das draußen vor dem Erker wütet und sich trotzdem heulend hereindrängen will.

»Ist jemand im Geiste bei uns?« Die ungeduldige Stimme des Mediums bringt klar zum Ausdruck, es sei nicht bereit, Unfug von aufsässigen Geistern oder auch von eventuell an diesem Nachmittag anwesenden geliebten Verstorbenen zu dulden. Das wird nicht hingenommen. Auf keinen Fall. Denn man weiß ja, dass die verstorbenen Lieben für ihre Scherze bekannt sind.

Mit strenger Miene hält sie den Kopf gesenkt, ist aber ganz aufmerksam. Hinter ihr erhebt sich der gerundete Rand des Korbstuhls wie ein Hornpanzer, sie könnte fast eine Schildkröte sein. Wie mit den Augen eines Reptils starrt sie erwartungsvoll und unverwandt in die Kerzenflamme. Der Korbsessel hinter ihr ächzt anheimelnd und tröstlich, während sie wartend in der Kälte sitzen.

Auf ihrem Kopf stehen die bei älteren Damen, die sich bei Kaffeefahrten zusammenfinden, so beliebten seltsam geringelten Löckchen wie Fragezeichen und fein wie Schamhaar in die Höhe. Diese Frisur ist Audreys Werk. Audrey hat einen der wenigen Salons in Torquay, die noch solche Dauerwellen machen. Sie hat Haarspray in Plastikflaschen, die Amami-Welle und Metallwickler, von denen man unter der Trockenhaube am Hals Brandstellen bekommt, und sie entlässt ihre Kundinnen mit schmerzenden rosa Flecken am Nacken.

Die Hände, die das Medium auf den Tisch legt, sind alt, älter als das Gesicht darüber, auf dessen dünner Pergamenthaut das Rouge der Wangen leuchtet. Die Hände tragen die Spuren der Zeit, Verfärbungen, von Jüngeren gefühllos Altersflecken genannt. Zehn Nägel mit durchsichtigem Nagellack glänzen im Licht wie zehn Schalen, die allein auf einem polierten ovalen Tisch liegen und blutleer wirken, weil sie leicht auf die Oberfläche drücken.

Es ist ein Raum, bei dem man sich kaum die Mühe machen würde, ihn mit dem Staubsauger zu reinigen. Vielleicht würde man alle zwei Wochen einmal den Teppichkehrer nehmen, aber es wäre nicht nötig, den Staubsauger herauszuholen. Trockene alte Brosamen, von Gurkenscheiben ein wenig angefeuchtet, aber von den Gerüchen im Raum wird man durch den Gegenstand abgelenkt, der in der Mitte des Tisches thront – dem Kerzenleuchter mit zwei von der Mitte weit nach außen schwingenden Armen. Das Licht von zwei weißen Kerzen durchdringt die Dunkelheit, umgibt sie mit einer Aura. Sie rauchen sanft und lassen leise zitternd eine lilienweiße Milch wie reine, unschuldige Tränen heruntertropfen.

Neben dem Leuchter steht ein einzelnes Glas Wasser vor dem Medium, das im Licht aussieht, als schwämmen blasse Fische unter der Wasseroberfläche, aber niemand kümmert sich darum, sie sind daran gewöhnt; so kommt es eben aus dem Hahn, das Wasser der jetzt privat betriebenen Stadtwerke.

Der Gegenstand im Raum, von dem absolute Stille ausgeht, ist eine Palme auf einem prachtvollen Blumenständer in der Ecke am Kamin. Sie stammt von einem Flohmarkt und hat sich in den fünf Jahren als Zimmerpflanze im Haus erstaunlich gut entwickelt. Das elektrisch betriebene Feuer im Kamin ist ebenfalls geräuschlos, obwohl es im Einklang mit den Kerzen zu flackern scheint, weil zusammengeknüllte rote Papierbälle darum herumliegen.

Eine Möwe schreit. Das Medium rutscht leicht auf dem Stuhl umher. Wieder ächzt der Korbsessel.

»Ist jemand da?«

Sollte jemand da sein, so dürfte es ihm immer schwerer fallen, die unverhüllte Drohung in der herausfordernden Stimme des Mediums zu überhören. Auf ihrem Gesicht liegt eine gewisse Verbissenheit. Es ist schwer vorstellbar, dass eine solche Frau auch einmal ein kleines Mädchen in weißen Söckchen gewesen ist. Ihre Augen haben allerdings immer noch jenen ungewissen und zugleich hoffnungsvollen Blick.

Lange und geduldig wartet sie, aber keiner ihrer Zuhörer hier auf der Erde wird deshalb unruhig; sie sind ja alle schon öfter hier gewesen. Sie wissen, dass Violet Moon es schließlich immer schafft, den Kontakt herzustellen und ihren Stammkunden an diesen kalten und nassen Nachmittagen in Torquay stets Trost zu spenden.

Außer dem Medium selbst sitzen fünf Personen um den Tisch herum, vier Frauen und ein Mann. Die Gesichter auf den Fotos, die der Versammlung mit abwesendem Blick zuschauen, zählen nicht, die Gesichter der Verstorbenen auf den altmodischen, sepiafarbenen Bildern und die der Enkel in strahlenden, urlaubsbunten Kodakfarben.

Indem sie sich wie ineinander verflochtene Blüten an den Händen gefasst halten und gleichsam einen Reigen um ihre Toten bilden, stellen die fünf Besucher zaghaft den Körperkontakt her. Zu viel Berührung ist peinlich, zu wenig unhöflich. Also sitzen sie aufrecht da, die Füße gerade auf den Boden gestellt, die Köpfe ganz gesenkt oder hoch erhoben, jeweils der persönlichen Entscheidung jedes Einzelnen für solch eine intensive Konzentration entsprechend. Denn hier in diesem beige gestrichenen Esszimmer eines Bungalows kommen sie dem Erleben spiritueller Ekstase am nächsten.

PENG!

KRACH!

PLUMPS!

»Oh Gott!« Alle springen auf, in den Achselhöhlen kribbelt es, sie bekommen Gänsehaut. Eine Anwesende lässt sich zu einem leisen »Du meine Güte« hinreißen, von jemand anderem ist ein unterdrücktes »Scheiße« zu hören. Dem Mann bricht der Schweiß aus, er nimmt ein frisches weißes Taschentuch heraus.

»Das war nur eine Möwe«, sagt Mrs. Moon ungerührt mit einer hochgezogenen Augenbraue, geschwungen wie die Flügel dieser Spezies des jetzt zerschmetterten Vogels. »Ist bei dem Wind gegen das Fenster geprallt. Wir, die wir hier wohnen, haben uns daran gewöhnt. Also, wenn alle sich beruhigen würden, könnten wir vielleicht fortfahren.«

Kein Ausruf von der Frau in Grau. Die Frau in Grau wird nur noch ein bisschen blasser und presst die trockenen Lippen aufeinander. Mrs. Moon kennt alle außer ihr und sitzt ihr gegenüber, so dass das Schatten werfende Kerzenlicht sie körperlos erscheinen lässt. Aber Mrs. Moon hat sie gesehen, als sie hereinkam, grau von Kopf bis Fuß mit einer Brille an einer silbernen Kette, die den Eindruck ruhiger Korrektheit noch verstärkt. Und auch die anderen Male, wenn sie ihr den Mantel abnahm, um ihn im Flur aufzuhängen, war Mrs. Moon verwundert gewesen, dass sie nach absolut nichts roch. Normalerweise bleibt der Geruch im Mantel hängen, jeder Mensch hinterlässt dort einen Hauch seines Wesens, der tief im glänzenden Futter oder an den Krägen aus kariertem Stoff oder russischem Lammfell haftet. Wenn man eine geübte Nase wie ein Medium hat, kann man ihn an den Lederknöpfen, Riemen oder Quasten ausmachen. Und ob Sie es glauben oder nicht, sogar in Reißverschlüssen schlägt sich ein gewisses Fluidum nieder. Aber am Regenmantel der Frau in Grau hatte Mrs. Moon keinen Geruch wahrgenommen; sie nahm einen Kleiderbügel und hängte den Mantel weg, war aber weiterhin beunruhigt. Keine Vergangenheit? Keine Gegenwart? Wie merkwürdig. Kann es sein, dass diese Frau überhaupt nicht weiß, wer sie ist? Dass ihr Bestreben ist, sich selbst zu finden?

Sie sieht das Kettchen an ihrer Brille über den Tisch herüber leuchten, das einzige Lebenszeichen, das sie zu besitzen scheint. Sie sitzt ganz still, wie die anderen auch. Sie ist schon dreimal hier gewesen, und immer noch ist sich das Medium nicht sicher, warum sie immer wieder kommt, denn trotz Mrs. Moons Bemühungen ist bei keiner dieser Gelegenheiten ein Kontakt zu Stande gekommen. Die Frau in Grau hat nichts über sich preisgegeben, und auch die Bekannte, die sie mitgebracht hat, gab ihr keine Hinweise. Nicht dass Mrs. Moon Hinweise bräuchte, so läuft es nicht bei ihrer Arbeit. Nur ihren Namen brachte sie mit – Miss Bates – auch dazu keine weiteren Informationen. Ein so einfacher, normaler Name, und bis jetzt interessiert sich wohl niemand aus dem Jenseits für sie. Mrs. Moon hofft im Interesse ihrer neuen Kundin sehr, dass heute Nachmittag etwas geschehen wird. Ihr Geld braucht sie nicht. Die Séancen sind einträglich, sie decken ihre Bedürfnisse und ersparen ihr, von ihrem Sohn Zuwendungen annehmen zu müssen. Sie lebt nicht aufwändig, und die Kunden bleiben ihr treu, sie hat sogar eine Warteliste. Sie verlässt sich auf Mundpropaganda, keine primitive Werbung, wie manche unten am Hafen sie betreiben. Nein, Mundpropaganda und ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis, das ist Violet Moons Erfolgsrezept, und bisher konnte sie sich darauf verlassen.

Eine Stimme im Dunkel, eine Stimme aus der Kälte, die krächzend im Esszimmer ertönt. »Hallo! Guten Tag!« Endlich lächelt das Medium. Aha, Caster, einer ihrer liebsten Führer im Geisterreich. Ein Eskimo aus Lappland, dem Land von Eis und Nordlicht.

»Du bist uns wie immer willkommen, Caster, wir fühlen uns sehr geehrt, dich heute Nachmittag bei uns zu haben, und sind dankbar dafür, dass du so pünktlich bist.« In dieser letzten scharfen Bemerkung liegt eine deutliche Ermahnung, die Caster aber nicht zu beachten scheint.

Die Kerzen brennen stetig weiter, so wachsbleich wie die ihnen nachgebildeten Wandlampen. Caster ist gegenwärtig, aber sein Kommen wurde nicht einmal mit einem Funken des Wiedererkennens im Auge des Mediums angekündigt, es war ein achtloses Erkennen, fast ohne Aufregung, so wie man einen gut bekannten Nachbarn mit einem lässigen Nicken begrüßt. Große Umstände sind überflüssig, für Verlegenheit gibt es keinen Anlass; und all dies gibt den Kunden die Gewissheit, dass Mrs....


White, Gillian
Gillian White stammt aus Liverpool und arbeitete mehrere Jahre als Journalistin, bevor sie sich ganz dem Schreiben von Romanen widmete. Mit ihrem Mann und zwei Hunden lebt sie in Totnes, Devon. Vier ihrer Romane wurden vom britischen Fernsehen erfolgreich verfilmt.

Bei dotbooks erscheinen ihre Romane
„Das Ginsterhaus“, „Denn du bist mein“, „Hexenwiege“, „Ein unheimlicher Gast“, „Der Peststein“, „Das Familiengrab“ und „Das Hotel bei den Klippen“.



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