Wied | Die Bosheit-Trilogie | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 659 Seiten

Wied Die Bosheit-Trilogie


1. Auflage 2012
ISBN: 978-3-8496-3985-3
Verlag: Jazzybee Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 659 Seiten

ISBN: 978-3-8496-3985-3
Verlag: Jazzybee Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Diese humoristisch-satirische Trilogie beinhaltet drei der Hauptwerke des dänischen Schriftstellers, nämlich 'Die leibhaftige Bosheit', ''Die Karlsbader Reise der leibhaftigen Bosheit' und 'Der leibhaftigen Bosheit Opus III'.

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"Na –"

"Ich habe versprochen, vor vier zu Hause zu sein. Cornelius und die Frau wollen ausgehen, und da habe ich versprochen, nach den Kindern zu sehen."

"So –"

"Ja, dann adieu, Manuel. Auf Wiedersehen!"

Emanuel wandte sich um.

"Adieu!" sagte er zerstreut.

"Ja, dann reden wir wohl mal darüber, wenn –"

"Ja, ja!"

Mortensen näherte sich dem Tische.

"Ich kann den Tabak wohl mitnehmen?"

Thomsen erwachte plötzlich aus seinen Gedanken.

"Den Tabak – ? Ja–a. – Man hatte ja eigentlich gedacht, du sollst ihn rauchen, wenn du hierherkämst –"

"Hm, – ja! – Aber meine Pfeife kann ich mir wohl noch mal vollstopfen?"

"Ja, stopf' sie nur voll, meinetwegen!"

Und Mortensen stopfte und zündete seine Pfeife an und humpelte von dannen.

###

Unterhalb der Gärten am Fjord entlang, lief ein geschnörkelter und gewundener Spaziersteig, kiesbedeckt und eben und von breitkronigen Linden überschattet.

Das war die feinste Promenade der Stadt.

Wenn man an Sommersonntagen in der Kirche gewesen und Gott gegeben hatte, was Gottes war, so eilte man mit den Gesangbüchern nach Hause und wanderte dann den Spaziersteig entlang, um die Beine ein wenig zu bewegen und sich etwas Motion vor dem Mittagessen zu machen.

Die Beine bewegen, ja; und die Augen und den Mund ebenfalls!

Denn diese oder jene kleine Evastochter paradierte ja gern mit einem Hut oder einem Umhang, dessen Schnitt, Besatz und Farbe bisher nicht im Städtchen erblickt war.

Und wenn der neue Hut dann vorbeistolzierte, oder der revolutionäre Umhang, im Winde flatternd, unkeusch sein buntes Seidenfutter zeigte, da steckten alle die vorjährigen Kopfbedeckungen und Umhänge und alle die mit Lasting gefütterten Jacken die Köpfe zusammen und sangen ein Lied, das sehr wohl dem Gesangbuch hätte einverleibt und unter die Rubrik "Tod und Verdammnis" aufgenommen werden können!

Aber acht Tage später wimmelte die Promenade von epochemachenden Hüten und seidenknitternden Sommerjacken.

###

Auch an warmen Abenden, wenn der Wind schlafen gegangen war und die Sonne hinter den Hügeln und Wäldern jenseits des Fjordes versank, wanderten die guten Männer und Frauen der Stadt unter den duftenden Linden, während die Vögel ihr Abendlied sangen und die weiße Kirche hoch oben über den niedrigen Dächern des Städtchens wie Schnee und Marmor schimmerte.

Es war an einem solchen Abend. Und der Kies knirschte unter den Füßen der Spaziergänger.

Da ging Frau Stadtkassierer Lassen mit Frau Redakteur Heilbunth, die "Siamesischen" nannte man sie. Und da ging Pastor Engelhardt mit seiner kleinen spitznäsigen Frau, die seinen Verkündigungen die Würze verlieh. Und der athletische Bäckermeister Windberg, dessen Mamsells in der Regel Zwillinge bekamen, ging dort. Und der Küster Kiär mit seiner Haushälterin. Und Materialwarenhändler Rübensie und Holzhänder Kühle und die Klassenlotteriekollektrice Brandstrup und noch viele andere. Und auf der Bank, die mit dem Rücken nach Kreisarzt Smiths Garten stand, saß Oberlehrer Clausen, der unglücklicherweise der alten Olivia Rejersen, der Schwester des Bürgermeisters, in die Arme gelaufen war.

Sie war stocktaub, das Fräulein Olivia Rejersen, und jedesmal, wenn der Oberlehrer eine ihrer zahlreichen Fragen beantworten wollte, mußte er sich zu ihr herabbeugen und aus voller Kraft seiner Lunge in ein ungeheures Waldhorn von Hörrohr tuten, das sie mit einer unglaublich geschwinden kleinen Bewegung in ihr linkes Ohr pflanzte.

Oberlehrer Clausen war der einzige der "Freßsäcke", der sich jemals herabließ, die Promenade zu besuchen.

"Wer kommt denn da?" fragte Fräulein Rejersen, – "die mit den roten Federn!"

"Das ist Frau Oppermann!" brüllte der Oberlehrer, in das Waldhorn.

"Was sagen Sie, Herr Clausen?"

"Frau Oppermann!"

"Ach so, – die Hebamme?"

"Nein! Sie hat eine Buchhandlung!"

"So? Wie heißt denn die Hebamme?"

"Frau Fredriksen!"

"So, also das ist Frau Fredriksen! Ich kann die beiden Damen nie auseinander halten!"

"Nicht?"

"Was sagen Sie!"

"Nicht?"

"Nein, wahrhaftig nicht! Großartig, wie sie sich herausgeputzt hat!"

"Ja!"

"Was sagen Sie? Sie müssen lauter sprechen!"

"Ja-a-a!"

Frau Oppermann schritt grüßend und sich verneigend durch die Menge. Ihr folgten ihre fünf Kinder, drei Mädchen und zwei Knaben, allerliebst und schick in Kleidung und Schuhwerk.

Jedes Gespräch verstummte, wo sie vorüberglitt. Die Augen der Männer strahlten. Aber die Lippen der Frauen wurden stramm.

"Famoses Weib!" sagte Holzhändler Kühle und puffte Materialwarenhändler Rübensie mit dem Ellenbogen in die Seite. – "Dessertschokolade, Alter!"

"Suchard N. I", sagte Rübensie. Und Küster Kiär zupfte, von seiner Haushälterin ungesehen, Bäckermeister Windberg am Rockschoß und flüsterte:

"Wiener Torte, wie?"

Frau Stadtkassierer Lassen sah sich freilich gezwungen, zu Frau Redakteur Heilbunth zu sagen, sie begriff es nicht, woher diese Frau Oppermann die Kleider bekäme, mit denen sie sich und ihre Kinder herausputzte!

"Denn, du lieber Gott, Frau Heilbunth, die Buchhandlung. – ich bitte Sie! Wer kauft wohl Bücher? Die leiht man sich doch!"

Was aber Frau Lassen am meisten empörte, war, daß Frau Oppermann auch ein Feueranbeter von J. P. Jakobsen war, und daß sie ihrem ältesten Ableger in der Taufe den Namen Mogens gegeben hatte, während sie, sobald nur jemand es hörte, die übrigen in Bausch und Bogen unter der Bezeichnung: "meine anderen Novellen" zusammenfaßte.

Und diese wirklich bedeutende, geistreiche Bemerkung konnte Frau Lassen der Dame nicht verzeihen. Teils weil sie (Frau Lassen) sie nicht selber ausgeheckt hatte. Teils aber, und wohl hauptsächlich, weil die Verbindung der Frau Stadtkassierer mit Herrn Lassen trotz fünfzehnjähriger unwandelbarer Treue stets unfruchtbar geblieben war.

###

Die Sonne war untergegangen. Und über dem Fjord begann der Abendnebel in großen, wogenden Schleiern aufzusteigen. Hin und wieder ging ein leichtes Sausen durch die Kronen der Linden, und die großen, herzförmigen Blätter zitterten auf ihren feinen Stengeln. Der Vogelgesang war verstummt.

"Es fängt wahrhaftig schon an, kühl zu werden!" schrie Fräulein Rejersen.

"Ja–a!" brüllte der Oberlehrer in das Hörrohr hinein. "Sie sollten nach Hause gehen. Fräulein!"

"Ja, ich glaube, das tue ich auch! Adieu. Herr Clausen! Es ist mir ein Vergnügen gewesen!"

"Danke, gleichfalls!"

"Was sagen Sie?" "Danke, gleichfalls!"

"Ach, ich bitte!"

Und dann trennten sie sich.

Der Oberlehrer blieb allein auf der Bank sitzen. Er drehte den Kopf ein wenig zur Seite und sah sich nach der kleinen alten Dame um, die mit ihrem zierlich erhobenen Kleide von dannen trippelte.

Dann lächelte er gutmütig, streckte die Arme in die Luft und gähnte herzhaft.

"Sie haben sich anscheinend gut amüsiert!" sagte ein tiefer Baß neben ihm. Es war Bäckermeister Windberg.

Der Oberlehrer lachte leise vor sich hin.

"Ja, die alten Vögel müssen zusammenhalten", meinte er.

"Kommen Sie mit?" fragte der Bäcker.

"Nein, ich glaube, ich bleibe hier noch ein wenig sitzen. Es ist so schön hier! – Sehen Sie, – das sieht wirklich gut aus!" nickte er und zeigte über das Wasser, wo der Schleppdampfer des Städtchens sich vorwärts arbeitete mit aus dem Schornstein sprühenden Funken und Licht hinter den kleinen, runden Fensterscheiben des Maschinenraums. Und dahinter hoben sich die dunklen Masten und der große, schwerfällige Rumpf eines Segelschiffes scharf von dem weißgelben Himmel ab.

Der Bäckermeister sah über den Fjord hinaus.

"Ach!" sagte er, "das ist ja nur der Schleppdampfer!"

Und dann wandte er sich um und ging.

###

Es wurde immer dunkler auf der Promenade. Und in der Stadt wurden die Laternen angesteckt.

Denn es war kein Mondschein.

"Dumm, Dummelum. Dumdum!" summte der Oberlehrer und schlug den Weg zum Hafen hinab ein.

Das...



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