E-Book, Deutsch, 324 Seiten
Williams Ubi lex, ibi poena
1. Auflage 2017
ISBN: 978-3-7368-9005-3
Verlag: BookRix
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Gay Fantasy Romance
E-Book, Deutsch, 324 Seiten
ISBN: 978-3-7368-9005-3
Verlag: BookRix
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Im dritten Jahrtausend kämpfen die Menschen um den Erhalt ihres Rechtsstaates. Da das normale Justizsystem mit den Anforderungen des Lebens im All nicht mehr klar kommt, erschaffen Wissenschaftler im Namen der Regierung die Richterhenker, die Judge-Men. Sie sorgen in allen Welten des besiedelten Raums für Recht und Ordnung. Diese speziell gezüchteten Hybriden verfügen über keinerlei Gefühl und strafen jeden Verbrecher entsprechend seines Vergehens. Ihre Strafe ist der Entzug von Lebenszeit, hin vom Verlust von wenigen Monaten, bis zum Tode. Die Lebenszeit geht nicht verloren. Der Judge-Man bunkert sie gewissermaßen und kann sie abgeben, an Todkranke oder an Menschen, deren Arbeit noch nicht beendet ist. Zumindest hatten es sich die Erschaffer der Judge-Men so gedacht. Doch was geschieht, wenn ein Richterhenker entgegen seiner Veranlagung für eines seiner Opfer Gefühle entwickelt? Kann der stoische Vollstrecker lernen, damit umzugehen und vielleicht sogar die Liebe des anderen Mannes erwidern? Diese Geschichte enthält homoerotische Szenen und ist daher nur für aufgeschlossene und volljähre Leser geeignet!
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Bürokratische Hürden
Am nächsten Morgen ergänzte Jared seinen vorbereiteten Bericht und fügte die Empfehlung an. Dann schickte er ihn per Mail an Mitchell. Mal sehen, wie schnell dieser reagierte. Im Laufe des Tages schaffte Jared es, das Ganze bei Seite zu schieben, damit er wieder konzentriert seiner Arbeit nachgehen konnte. Bei ihm meldete sich an diesem Tag niemand und auch am zweiten nicht. Weeklis Drei Tage nach dem Besuch erhielt er eine Besuchsaufforderung vom Kontroller. Besuchsaufforderung klang so freundlich, aber eigentlich handelte es sich um eine Vorladung, der man Folge leisten musste. Mitchell hatte ihn wie einen kleinen Laufburschen in sein Büro bestellt. Nun ja, nachdem seine Ambitionen in Bezug auf die Aufdeckung der Fehlkonditionierung gescheitert war, sah der Kontroller in ihm wohl nur noch einen besseren Laborassistenten. Seufzend akzeptierte Jared diese gefühlte Degradierung, wenigstens hatte er alles ihm Mögliche für 136 tun können. Auch mit der Manipulation von dessen Dateien hatte er bereits begonnen. Das Ändern im Computer konnte er problemlos schaffen, er kannte sich verdammt gut mit der Software der Justizbehörde aus, doch die abgelegten Datenfolien konnten ihm zum Verhängnis werden. An die kam er nicht heran und wenn man sie kontrollierte und dann nachforschte, würde man ihm auf die Schliche kommen. Pünktlich stieg er im sechsundvierzigsten aus dem Express-Lift und näherte sich dem „Empfangsdrachen“, doch diese hatte Kenntnis von seinem Termin und winkte ihn einfach durch. Gemächlichen Schritts passierte er den Flur und klopfte an Mitchells Bürotür. Keine Antwort erklang. Leise seufzend betrat er den Warteraum und er setzte sich, im genauen Wissen, dass er wahrscheinlich wieder warten musste. Jareds Gedanken schweiften unweigerlich wieder zu 136. Dieser hatte etwas Fremdes und auch Erschreckendes in ihm ausgelöst. Er wusste schon immer, dass er auf Männer stand, doch ein Ausleben dieser Veranlagung fiel ihm schwer, da er dafür einem anderen Menschen vertrauen musste. Bei einer intimen Beziehung würde ein anderer Mann in seinen Körper eindringen, ihn besitzen, ihn mit seinem Samen füllen. Jared schauderte bei dieser Vorstellung und bewunderte die Frauen, die dies immer in Kauf nahmen. Doch seit er 136 besucht hatte, träumte er von diesem, von einem bedrohlichen Richterhenker, der ihn bei anhaltendem Körperkontakt vermutlich einiges an Lebenszeit abknöpfen würde. Dass sie sich schon berührt hatten und dies ohne Folgen geblieben war, entging Jared dabei völlig. Den lockeren Kontakt von 136 Fuß zu seinem Bein verdrängte er einfach aus seinem Gedächtnis oder ordnete ihn gefühlsmäßig einfach anders ein. Auch Jared hatte das eine oder andere Gesetz übertreten, Kleinigkeiten, aber mittlerweile wurden auch diese hart geahndet. Ein Berühren kam daher gar nicht in Frage, auch wenn er beim Besuch im unteren Bereich kurz darüber nachgedacht hatte. Wenn 136 von sich aus keine Kommunikation ermöglicht hätte, wusste Jared nicht, ob er nicht vielleicht doch die Hand des anderen Mannes ergriffen und den Verlust an Leben in Kauf genommen hätte. Natürlich konnte er jetzt, im Nachhinein, nur noch darüber spekulieren, an was es lag, dass der Richterhenker ihn verschont hatte. Lag es daran, dass seine Fähigkeit, die Lebenszeit zu entziehen, an die Benutzung seiner Hände gekoppelt war oder war dessen Konditionierung einfach schon so defekt? Nichtsdestotrotz erwachte er nun seit dem Besuch öfters mitten in der Nacht schweißgebadet und mit einer mördermäßigen Erektion, die ihm das Wiedereinschlafen unmöglich machte. Jedes Mal musste er erst selbst Hand anlegen und vor seinem inneren Auge sah er dabei die bläulich-weiße Haut von 136 und dessen leuchtend blaue Augen vor sich, während er kam. Hilflos keuchend spritzte sein Samen in seine Hand und er schauderte über sich selbst. Niemals konnte er etwas mit 136 anfangen oder einem anderen Justiziar. Dies war vollkommen ausgeschlossen und es grenzte an selbstzerstörerischer Perversion, dies sich auch nur vorzustellen. Niemand mit klarem Verstand würde etwas mit einem Richterhenker zu tun haben wollen. Das wäre so, als würde sich ein Reh in einen Wolf verlieben, unmöglich, ausgeschlossen, einfach nicht machbar. Wieder riss Mitchell die Tür schwungvoll auf, scheinbar in der Hoffnung den kleinen „Statistikheini“ zu verunsichern. Doch Jared beschloss sich nicht einschüchtern zu lassen. Er mochte nur eine unnötige Schwuchtel sein, aber er war trotzdem ein Mensch mit Rechten. Hoch erhobenen Hauptes marschierte er in das Büro des Kontrollers und ließ sich auf dem Besucherstuhl nieder. „Das war wohl nichts“, meinte Mitchell in süffisantem Ton, als er um seinen Schreibtisch herumging. Dann ließ sich der etwas kräftigere Mann in seinen Stuhl fallen und verschränkte die Hände auf der leergeräumten Tischplatte. Jared betrachtete den extrem ordentlichen Arbeitsplatz und fand seine anfängliche Einschätzung bestätigt. Mitchell war ein Pedant erster Güte, der sprichwörtliche Korinthenkacker. Krampfhaft unterdrückte er ein Grinsen und nickte ergeben: „136 ist null mitteilsam. Aus dem ist nichts herauszubringen. Ich war echt gefrustet als ich aus dem Erdgeschoss noch oben fuhr.“ Es fiel Jared zwar schwer, aber er musste vor Mitchell kuschen und sich etwas unterwürfig geben. Je später jemand das Bildmaterial von seinem Besuch sichtete, umso besser. Befriedigt lehnte sich der Kontroller zurück. Er kannte 136 seit er vor fünfundzwanzig Jahren seinen Dienst bei der Justizbehörde angetreten hatte und der Kerl hatte seither höchstens zehn Worte mit ihm gewechselt. Wenigsten waren seine Einsatzberichte genügend aufschlussreich, daher fiel dieses verbale Defizit wenig ins Gewicht. Manchmal fragte er sich sogar, ob der Richterhenker überhaupt sprechen konnte. Im Prinzip bevorzugte er sogar solche wie 136, sie waren extrem pflegeleicht und unkompliziert. „Hätte ich ihnen gleich sagen können. 136 gehört zur schweigsamen Sorte. Sie empfehlen eine Lobotomie und seine Fähigkeiten in den Randkolonien weiter zu nutzen. Welches Risiko birgt dieses Vorgehen?“ Tief durchatmend sammelte sich Jared, er durfte auf keinen Fall übereifrig oder zu bemüht wirken. Er musste sachlich die Vorteile vortragen, durfte auf gar keinen Fall die Nachteile verschweigen, damit er nicht parteiisch wirkte. Lässig zuckte er mit der Schulter: „Er kann in diesem Zustand in den Kolonien noch viele Lebensjahre ernten, zwar fehlt ihm nach einer Lobotomie sämtliche Empathie, aber die wird er in den Kolonien dort draußen auch nicht wirklich brauchen. Eine Außerdienststellung und Verlegung zum Rescue-Planet wäre Ressourcenverschwendung. Selbst wenn er nur drei oder vier Monate abliefern kann, ist das immer noch besser als die Alternative. Aber das ist ihre Entscheidung, ich kann nur eine Stellungnahme abgeben, was sie im Endeffekt daraus machen, ist ihre Sache.“ Vollkommen neutral klang Jareds Stimme und die Reaktion seines Gegenübers bestätigte ihm, dass er genau die richtige Mischung gefunden hatte. Er klang einerseits rechtfertigend, schließlich hatte er sein angegebenes Ziel nicht erreicht, und andererseits beleidigt, weil Mitchell ihn hatte so lange warten lassen. Ein bellendes Lachen von Mitchell und dessen entspanntes Zurücklehnen in den Bürostuhl überzeugten Jared davon, dass er seine Sache gut gemacht hatte. „Gut, gut. Ich denke ich werde ihrer Empfehlung folgen und 136 wird in die Kolonien verlegt. Das wäre dann alles, Attwell“, komplimentierte der Kontroller seinen Gast im Prinzip einfach zu seiner Bürotür hinaus. Ruckartig kam Jared auf die Beine und ließ die Empörung in seinem Inneren zu, erlaubte sich diese Emotion zu zeigen, gleichzeitig nutzte er ein leicht tuntiges Gehabe, um den Kontroller davon zu überzeugen, dass er den Rausschmiss beleidigt akzeptierte. Mit seinem schwulen Verhalten hielt er diesen gleichzeitig auf Distanz. Da er eigentlich überhaupt nicht dazu neigte, bereitete es ihm ein nahezu abartiges Vergnügen, den voreingenommenen Bürohengst auf diese Art zu täuschen. Doch bevor es Jared die Tür hinaus schaffte, hielt ihn Mitchell ein letztes Mal auf. Dieser schob ihm eine Datenfolie hin und Jared beugte sich automatisch darüber um sie zu lesen. Zeitgleich erhielt er aber vom Kontroller auch die passende Erklärung dazu: „Das ist die Empfehlung für die Lobotomie morgen Früh und die Verlegung von 136. Es ist wesentlich unbürokratischer, wenn ein Wissenschaftler gegenzeichnet, dann muss das Ganze nicht vors Komitee.“ Das Komitee genehmigte solche „Sondervorgänge“ und war gewissermaßen die letzte Instanz, bevor ein Jugde-Man außer Dienst gestellt oder lobotomiert und an den Rand verlegt wurde. Seufzend beugte sich Jared nach vorne und drückte seinen Daumen augenrollend auf das Schriftstück. Seine Reaktion deutete an, dass er sich vom Kontroller leicht missbraucht fühlte, denn dieser wollte nur den bürokratischen Weg abkürzen. Wenn nämlich ein Dokument mit einer Beurteilung von zwei unterschiedlichen Abteilungen vorgelegt wurde, neigte das Komitee dazu, es einfach durchzuwinken und keine Anhörung abzuhalten. Natürlich zeichnete Jared...




