Willutzki / Teismann | Ressourcenaktivierung in der Psychotherapie | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, Band Band 52, 105 Seiten

Reihe: Fortschritte der Psychotherapie

Willutzki / Teismann Ressourcenaktivierung in der Psychotherapie

E-Book, Deutsch, Band Band 52, 105 Seiten

Reihe: Fortschritte der Psychotherapie

ISBN: 978-3-8409-2130-8
Verlag: Hogrefe Verlag
Format: PDF
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Ressourcenaktivierung in der Psychotherapie wird störungs- und therapieschulenübergreifend inzwischen als wichtiger Wirkfaktor von Psychotherapie anerkannt. Ergänzend zur Veränderung von Problemanteilen geht es darum, günstige Reaktionsmuster des Patienten kooperativ für den therapeutischen Prozess und die Problembewältigung zu nutzen. Im Mittelpunkt stehen also die bereits beim Patienten vorhandenen Fähigkeiten und Möglichkeiten. Dieser Band zeigt Grundhaltungen, diagnostische Strategien und Interventionsmethoden zur Ressourcenaktivierung auf.
Die in diesem Band verfolgte ressourcenorientierte Perspektive stellt die vorhandenen Möglichkeiten, Eigenheiten, Fähigkeiten und Fertigkeiten von Patienten in den Mittelpunkt der Betrachtung und versucht, sie systematisch für den Veränderungsprozess in der Psychotherapie zu nutzen. Der Band beschreibt das Wirkprinzip der Ressourcenaktivierung, liefert ein Rahmenmodell für die Aktivierung und Nutzung von Ressourcen und gibt Hinweise zur Diagnostik sowie zur ressourcenorientierten Beziehungsgestaltung. Mittels Fallbeispielen werden störungsübergreifende Strategien und Methoden zur Ressourcenaktivierung vorgestellt, die in verschiedenen Phasen der therapeutischen Arbeit genutzt werden können. Neben diesen ressourcenorientierten Basisinterventionen wird exemplarisch veranschaulicht, wie klassische kognitiv-verhaltenstherapeutische Methoden ressourcenorientiert interpretiert werden können. Ein abschließender Überblick über die empirische Forschung zur Ressourcenaktivierung ermöglicht die Einschätzung des Potenzials ressourcenorientierten Arbeitens in Psychotherapie und Beratung.
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Weitere Infos & Material


1;Inhaltsverzeichnis;7
2;1 Einleitung;9
3;2 Zur Indikation eines ressourcenorientierten Vorgehens in der Psychotherapie;15
4;3 Theoretische Vorstellungen zur Funktion von Ressourcen;18
5;4 Diagnostik von Ressourcen;29
6;5 Behandlungsstrategien und -methoden;41
7;6 Forschungsergebnisse zur Ressourcenaktivierung in der Psychotherapie;80
8;7 Ausblick;86
9;8 Weiterführende Literatur;86
10;9 Literatur;87
11;10 Anhang;97
12;Karte: Leitfaden zur Ressourcendiagnostik – Mögliche Suchbereiche;104


zu bewältigen, desto eher bildet sie entsprechende, zum Handeln führende Absichten .

Mit unterschiedlichen Schwerpunkten je nach Patient liegen bei psychischen Störungen in diesen Bereichen ungünstige Voraussetzungen vor: Durch die oft jahrelange Problembeeinträchtigung hat die Person kaum noch Bezug zu den positiven Zielzuständen, sondern weiß nur noch, was sie nicht will („Push“-Motivation sensu Kanfer, Reinecker & Schmelzer, 1996) . Zudem zeigen motivationspsychologische Prozessanalysen, dass sich Personen im Verlauf der prädezisionalen Phase – im Sinne eines „advocatus diaboli“ – zunächst auf Gründe gegen die zu bildende Absicht konzentrieren (Gollwitzer & Heckhausen, 1987; Achziger & Gollwitzer, 2010) . Erst im Anschluss an diese Gegenredephase wird bedacht, welche negativen Folgen die Nicht-Realisation der Absicht haben könnte; und erst danach werden die positiven Aspekte der Handlung fokussiert . Negative Affekte wirken sich ungünstig auf diesen Entscheidungsprozess aus: Es treten Stimmungskongruenzeffekte auf, die zu einer leichteren Zugänglichkeit affektiv negativer Inhalte führen; affektiv ähnliches Material wird bevorzugt wahrgenommen und enkodiert (vgl . Carver & Scheier, 1991; Kuhl & Goschke, 1994; Abele, 1995): Der Patient hat dementsprechend sehr guten Zugang zu negativen Aspekten einer Handlung, Bedenken hinsichtlich der Erreichbarkeit des jeweiligen Ziels und Zweifeln an den eigenen Fähigkeiten . Die im Zusammenhang mit den negativen Ergebnisund Kompetenzerwartungen sowie den negativen Erfahrungen im Handlungsverlauf auftretenden negativen Affekte führen so zu einem negativen Teufelskreis, der den Entschluss für eine aktive Problembewältigung behindert . Es kommt zur Aufrechterhaltung der ungünstigen Stimmungslage . Der Handlungsprozess in Richtung auf eine zufriedenstellende Problembewältigung bricht somit oft bereits in der prädezisionalen Phase – und damit vor der Entscheidung, Probleme aktiv anzugehen – ab .

1. Indem bereits zielführende Situationen und Verhaltensweisen vergegenwärtigt werden, kommt die Person emotional in Kontakt mit den positiven Gefühlen, die mit der Zielerreichung verbunden waren. Dadurch wird die Wünschbarkeit dieser Handlungsergebnisse wie auch der Handlungen selbst erhöht.
2. Durch die Nachzeichnung solcher Wege und Verhaltensweisen, über die die Person sich bereits den Zielen angenähert hat, steigt die Ergebniserwartung.
3. Bei einer ressourcenorientierten Perspektive interessiert sich der Therapeut gerade dafür, welche Verhaltensweisen der Person selbst oder welche Umstände in ihrem Umfeld dazu beigetragen haben, dass sie schon einmal ihren Zielen zumindest etwas angenähert hat. Durch diese Akzentuierung bzw. Spiegelung ihrer Möglichkeiten wird die Kompetenzerwartung günstig beeinflusst. Dies gilt besonders dann, wenn die Person günstige Handlungsverläufe sich selbst und nicht den Umständen oder anderen Personen zuschreibt.
4. ÜberdieRessourcenwerdenaffektivpositivgetönteInhalteaktiviert,dieden negativen Aufschaukelungsprozess bei psychischen Störungen unterbrechen und den Zugang zu positiven Selbstaspekten erleichtern.
5. DiePersonkannsichvordemHintergrunddieserpositivenErwartungenund Erinnerungen an eigene Möglichkeiten eher dazu entschließen, ihre Probleme aktiv anzugehen.

3.1.2 Planung und Umsetzung – die Volitionsphasen

Nachdem sich die Person für eine bestimmte Absicht entschieden (den „Rubikon“ überschritten hat) hat, steigt sie in die präaktionale Volitionsphase der Planung ein . Hier wirkt sich eine günstige Kompetenzerwartung weiterhin förderlich aus: Nur wenn sich die Person prinzipiell zutraut, bestimmte Teilhandlungen auszuführen, wird sie eine weitere Detailplanung vornehmen, die spezifischere Ausführungsintentionen umfasst: Ich will auf folgende Weise mit xy beginnen, sobald die Bedingungen erfüllt sind . Gerade eine planende Bewusstseinslage und die mit ihr verbundene Formulierung und Ausdifferenzierung von Ausführungsintentionen erhöht die Chancen, dass eine Absicht umgesetzt wird, wesentlich (Achziger & Gollwitzer, 2010) . Personen mit psychischen Störungen haben regelmäßig Schwierigkeiten damit, in eine planende Bewusstseinslage zu kommen: Sie generieren z . B . weniger Planungsgedanken und Lösungsalternativen; gleichzeitig haben sie Schwierigkeiten geeignete Problemlösungen auszuwählen (D’Zurilla & Nezu, 2006) . Gollwitzer (1991, 1996a) nimmt an, dass die Person Zweifel an der Erreichbarkeit von Zielen auf Grund einer global negativen Selbsteinschätzung der eigenen Fähigkeiten hat und verbindliche Zielsetzungen dadurch eher unterdrückt werden .

Merke: Ein ressourcenorientiertes Vorgehen fördert günstige Handlungsregulationsprozesse in der präaktionalen Volitionsphase 1. Die Kompetenzerwartung, die Selbsteinschätzung der Person und eine optimistischere Grundhaltung als Eingangsvoraussetzung in die Planungsphase werden durch die Aktivierung von Ressourcen insgesamt verbessert.
2. Indem die Person durch Aktivierung von Ressourcen in Kontakt mit eigenen positiven Erfahrungen gebracht wird, wird eine optimistische Grundhaltung gefördert. Die positivere Affektlage fördert eine planende Bewusstseinslage und trägt zu vermehrter Kreativität, Offenheit und Effizienz wie auch der Wahrnehmung von mehr Handlungsoptionen bei (Fredrickson & Cohn, 2008; Isen, 2000).
3. Werden für die jeweilige Aufgabe spezifische Ressourcen aktiviert, ist mit der Analyse der Ressourcen gleichzeitig eine Detailplanung verbunden: Wo und wann hat es die Person bereits wie geschafft, zielführende Schritte zu gehen? Indem dabei auf Routinen der Person zurückgegriffen wird, kann gleichzeitig eine kognitiv „sparsamere“ Planung erfolgen: Die Person muss nicht jeden einzelnen Teilaspekt erinnern, sondern kann sich auf größere automatisierte Handlungsschritte beziehen.

Im aktionalen Abschnitt der Volitionsphase geht es um die Kontrolle der Handlungsausführung: Handlung und Intentionen müssen gegen andere Ziele bzw . Intentionen und Ablenkungen abgeschirmt werden (vgl . Hartung, 1990) . Hierbei sind neben situativen Bedingungen die Absichtsstärke und Erfahrungen im Handlungsverlauf relevant . Auf Seiten der Person spielt die aktuelle und dispositionale Handlungsoder Lageorientierung der Person eine Rolle (vgl . Kuhl, 1983; Kuhl & Beckmann, 1994) . Als lageorientiert bezeichnet Kuhl Personen, deren Absichten häufig in degenerierter Form vorliegen, z . B . indem sie misserfolgsorientiert sind, ihre Absichten nicht stark genug sind, oder die Planung nicht ausreichend entwickelt ist .

Insgesamt fällt es im lageorientierten Zustand schwer, negativen Affekt herunter zu regulieren . Degenerierte Absichten sollen die Aufmerksamkeit einer Person binden und damit andere Aktivitäten bzw . die Abschirmung gegen konkurrierende Motivationstendenzen behindern . Lageorientierung wird entsprechend als ein Defizit der volitionalen Effizienz bezeichnet (z . B . Kuhl & Beckmann, 1994; Heise, 1998; Kosfelder, 2000) .

Merke: Ein ressourcenaktivierendes Vorgehen fördert eine günstige volitionale Handlungssteuerung 1. Es werden Routinen und damit automatisierte (Teil-)Handlungen aktiviert, die weniger Aufmerksamkeitskapazität binden. Der Rückgriff auf automatisierte Teilhandlungen erleichtert die Inhibition aufgabenirrelevanter bzw. negativer Informationen; die aktuelle Handlung wird weniger leicht gestört.
2. Durch die Fokussierung auf Fähigkeiten und Fertigkeiten der Person, aber auch auf konkrete bereits erfolgte Problemlösungsschritte werden in der therapeutischen Interaktion handlungsorientierte Ansätze aktualisiert und lageorientierte Perserverationstendenzen eher gehemmt.
3. Mit der Fokussierung zielführender Inhalte, die eher mit positiven Affekten verbunden sind, wird die Gegenregulation negativer Affekte unterstützt.
4. Über eine konsequente Aktivierung handlungsorientierter Ansätze und die Auswertung von Fortschritten in Hinblick auf Ressourcen der Person wird die dispositionale Handlungsorientierung im Therapieverlauf gefördert.


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