E-Book, Deutsch, 130 Seiten
Reihe: Digital Edition
Wilson Ein Heiratsantrag zum Fest der Liebe?
1. Auflage 2019
ISBN: 978-3-7337-2838-0
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 130 Seiten
Reihe: Digital Edition
ISBN: 978-3-7337-2838-0
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Sechs Jahre ist es her, seit Isabella einem Verletzten half. Jetzt erwartet sie eine Überraschung: Gesund und munter steht Lord Easton vor ihr - attraktiv und sehr entschlossen, sie an Weihnachten zu erobern.
Gayle Wilson hat zweimal den RITA® Award gewonnen. 2000 und 2004 in der Kategorie 'Romantic Suspense Novel'. Im Angesicht, dass sie zweimal den RITA® - Award gewonnen hatte, wurde sie für 50 andere Preise nominiert oder damit ausgezeichnet. Gayle Wilson hat einen Master - Abschluss in Lehramt. Sie arbeitet als Geschichts- und Englischlehrerin. Sie liebt jede Minute, die sie im Klassenzimmer verbringen kann. Sie hat 41 Romane und Novellen bei Harlequin Enterprises veröffentlicht.
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1. KAPITEL
Soeben ist Post eingetroffen, Mylord, vielleicht die Antwort, auf die Sie gewartet haben.“
Rodgers’ Mitteilung verengte seine Kehle, was Guy sich nicht ganz erklären konnte. Gewiss, er hatte eine Antwort auf eine Erkundigung erwartet. Doch er sah keinen Grund, diese würde die gewünschte Information enthalten – ebenso wenig wie seine zahlreichen anderen Anfragen in den letzten fünf Jahren.
„Würden Sie mir den Brief vorlesen, Rodgers?“ Zu Guys Erleichterung verriet seine Stimme nichts vom Aufruhr seiner Gefühle.
„Natürlich, Mylord.“ Nach einer kurzen Pause fügte der Butler hinzu: „Die Kerzen, Mylord. Wenn ich darf …?“
„Ja, selbstverständlich.“ Guy wartete, bis Rodgers genug Kerzen angezündet hatte, um in ihrem Licht den Brief zu entziffern.
Bevor der Butler anfing zu lesen, räusperte er sich. Nur stockend kamen die komplizierten Wörter über seine Lippen, die einfachen umso schneller.
Im ersten Abschnitt des Schreibens würdigte Major Roland Abernathy in höflichen Worten Viscount Eastons militärische Leistungen. Dann bekundete er seine Hoffnung auf einen weiteren guten Gesundheitszustand Seiner Lordschaft. Erst im zweiten Absatz erwähnte er den Grund der Korrespondenz. Obwohl Rodgers ein wenig stotterte – die gewünschte Erklärung wurde überraschend schnell abgegeben.
Falls man nach fünf Jahren von „schnell“ sprechen konnte.
„‚Meines Wissens hielt sich während des Zeitraums, den Sie nannten, nur eine einzige Engländerin von gehobenem Stand in St. Jean de Luz auf, Captain William Stowes Gemahlin Isabella. Allerdings weiß ich nicht, ob sie die Dame ist, die Sie suchen. Ich kann Ihnen jedoch versichern, dass Mrs. Stowe, deren Großmutter eine Portugiesin war, den Bemühungen der Alliierten hervorragende Dienste geleistet hat. Ihren derzeitigen Wohnort kenne ich leider nicht. Da sie inzwischen verwitwet ist und die Pension ihres verstorbenen Ehemanns bezieht, wird Ihnen der Kommandeur von Captain Stowes Regiment möglicherweise weitere Auskünfte geben …‘“
Während Rodgers die abschließenden Bemerkungen des Majors vorlas, galt Guys Interesse nurmehr der ersehnten Information. Nun hatte die Frau, die in jener Dezembernacht sein Leben gerettet hatte, einen Namen. Isabella Stowe, deren Großmutter eine Portugiesin gewesen und die nun verwitwet war.
In seiner Fantasie entstanden infolge der neu gewonnenen Kenntnisse Visionen, die sich von früheren Vermutungen unterschieden. Was immer die Frau sein mochte, deren Worte ihn vor abgrundtiefer Verzweiflung bewahrt hatten – sie war keine typische Engländerin, abgesehen von einem wichtigen Aspekt.
So wie viele Hundert andere Frauen, die wegen des Krieges gegen Napoleon ihre Ehemänner verloren hatten, lebte sie vielleicht in beschränkten Umständen. Wenigstens in dieser Hinsicht konnte er etwas unternehmen.
Und falls er sich diesbezüglich irrte, wollte er ihr danken, denn sie hatte so viel für ihn getan. Natürlich war das der Grund gewesen, der ihn zu seinen Nachforschungen bewogen hatte. Jetzt kannte er ihren Namen, das Ziel seiner langen Suche geriet in Reichweite.
Isabella senkte den Kopf. Mit ihrem Daumen und dem Zeigefinger schloss sie die Augen. Dadurch verringerte sie weder die Schmerzen in ihren Schläfen noch den Stapel der Rechnungen, die vor ihr lagen.
Gegen dieses Problem konnte sie anscheinend nichts tun. Die Pension ihres verstorbenen Mannes reichte nicht aus, ihre Bemühungen, das spärliche Einkommen aufzubessern, waren fehlgeschlagen. Und wenn kein Essen mehr auf den Tisch gelangte …
„Eine gute Tasse Tee wird Sie stärken, meine Liebe“, entschied die Haushälterin. Mit der Vertraulichkeit ihres jahrelangen Dienstes schob die sie Zahlungsaufforderungen der Ladenbesitzer beiseite, um auf dem Schreibtisch Platz für die Kanne zu schaffen. „Ein Gewitter braut sich zusammen. Nur deshalb haben Sie Kopfweh“, fuhr sie fröhlich fort und schenkte den Tee ein. „Meinem Großvater ist es genauso gegangen, der hat jedes Unwetter vorausgesehen.“
In der Tat, ein Gewitter braute sich zusammen, stimmte Isabella in Gedanken zu und hob die Tasse an ihre Lippen. Und zwar eines, bei dem Sturm und Regen keine Rolle spielten.
„Was sagte Mr. Winters, als er Ihnen diese Mahnung gab?“ Isabella blickte auf, um herauszufinden, ob sie eine ehrliche Antwort erhalten würde.
„Nun, ich habe ihm ganz gehörig die Meinung gegeigt“, erwiderte Hannah resolut. „Einer von seiner Sorte stellt Forderungen an Mrs. Stowe, warf ich ihm vor, und er sollte sich schämen.“
„Weil er bezahlt werden will? Das dürfen Sie ihm wohl kaum verübeln. Immerhin muss er eine Familie ernähren.“
„Und haben Sie ihm nicht stets sein Geld gegeben? Solange wir seine Kundschaft waren? Er wird’s schon noch kriegen, das habe ich ihm versichert.“
Diesmal vermutlich nicht, dachte Isabella bedrückt, weder Mr. Winters noch die anderen Geschäftsleute, die mir während des Winters einen Kredit zubilligten …
In diesen Wintermonaten hatte das Dach repariert werden müssen. Zudem hatten Hannah und ihr Mann, der das Haus wartete, die Dienste des Apothekers gebraucht.
Nach fünf Jahren war nichts von Williams Vermögen übrig geblieben, und Isabella bezog nur ihre bescheidene Witwenrente. Die genügte ihr nicht einmal, um ihr Domizil instand zu halten oder für ihr Personal zu sorgen.
„So, jetzt geht’s Ihnen besser, nicht wahr?“, meinte Hannah.
„Ja, danke“, log Isabella. Irgendwie gelang es ihr, die Haushälterin anzulächeln, die in den letzten Jahren gleichsam ein Familienmitglied geworden war.
Wie Hannah und Ned zurechtkommen sollten, wenn sie das Haus notgedrungen verkaufen würde, wollte Isabella sich gar nicht vorstellen. Die beiden befanden sich im fortgeschrittenen Alter, was die Krankheiten im vergangenen Winter bewiesen hatten, und die Arbeit fiel ihnen zusehends schwerer.
Vielleicht würde ihr der Verkaufserlös ermöglichen, für die beiden ein bescheidenes Cottage zu erwerben, in dem sie ihre letzten Jahre verbringen konnten? Unwillkürlich schüttelte sie den Kopf. Selbst wenn sie ihnen ein Dach über dem Kopf zu bieten vermochte, das Geld würde für den Lebensunterhalt des Ehepaars und ihren eigenen nicht reichen.
Bei dieser Erkenntnis der grausamen Realität musste sie geseufzt haben, denn Hannah wandte sich vom Kamin ab, wo sie das Feuer geschürt hatte, und schaute sie an.
„Soll ich Ihre Schläfen abreiben, Mrs. Stowe? Mit einem Taschentuch, in Essig getränkt? Darauf schwor meine Mutter. Bis zum Tag ihres Todes litt sie an Kopfschmerzen.“
„Um meinen Kopf geht es nicht“, gestand Isabella. „In Wirklichkeit …“ Sie zögerte, denn es widerstrebte ihr, die qualvolle Erkenntnis auszusprechen, zu der sie an diesem Morgen gezwungen wurde. „Ich weiß einfach nicht, wie es weitergehen soll“, fuhr sie mit schwacher Stimme fort.
Um sich selber bangte sie nicht. Sie entstammte einer guten Familie und hatte eine hervorragende Ausbildung genossen. Und sie hatte weite Reisen unternommen, in einer Zeit, die diesen Luxus den meisten Engländerinnen verwehrt hatte. Sogar in diesen wirtschaftlich schwierigen Zeiten bezweifelte sie nicht, dass sie die Stellung einer Gesellschafterin oder einer Gouvernante antreten könnte, obwohl sie nur über sehr geringe Erfahrungen mit Kindern verfügte. Andererseits, Hannah und Ned …
„Bald wird sich alles zum Guten wenden, meine Liebe“, beteuerte die Haushälterin. „Machen Sie sich unseretwegen keine Gedanken. Solange wir ein Dach über dem Kopf und eine Tasse Tee haben – was sollen wir uns sonst noch wünschen? Erst neulich sagte Ned, die Gartenbeete an der Seite würden sich für den Anbau weiterer Gemüsesorten eignen, weil die Morgensonne darauf scheint. Wer weiß, was ihm alles einfällt, wenn er sich damit beschäftigt!“
Als es an der Haustür klopfte, zuckten beide Frauen erstaunt zusammen. Hannah legte den Schürhaken beiseite, den sie geschwungen hatte, und wischte ihre Hände an der Schürze ab. „Wer mag das sein, bei diesem Regen?“
Das fragte sich auch Isabella. Inzwischen prasselte der Gewitterregen auf das neue Dach. In einem stummen Gebet flehte sie den Himmel an, nach der kostspieligen Reparatur möge es dem Angriff des Unwetters standhalten.
Während Hannah in der Eingangshalle verschwand, starrte Isabella wieder auf die gestapelten Rechnungen. Bitte, lieber Gott, nicht noch eine Mahnung …
Sie hörte Hannahs Stimme, die des Besuchers nicht. Vielleicht der Nachbar? Oder ein Reisender, der sich nach dem Weg erkundigen wollte. Offenbar keiner ihrer gefürchteten Gläubiger …
„Da ist ein Gentleman, Mrs. Stowe.“ Die Haushälterin kehrte in die Bibliothek zurück. „Und er besteht darauf, mit Ihnen zu sprechen.“
„Hat er seinen Namen genannt?“
„Wakefield. Anscheinend kommt er nicht aus unserer Gegend. Zu vornehm, wenn Sie verstehen, was ich meine.“
Da war Isabella sich nicht sicher. Doch sie stand auf und strich die Falten in ihrem Rock glatt. An diesem Morgen trug sie ihr zweitbestes Kleid, das schon mehrmals sorgsam geflickt worden war. Falls der Gentleman an der Haustür gehobenen Kreisen angehörte, wie Hannah es behauptete, sollte sie die Dienerin anweisen, ihn in den Salon zu führen. Doch das tat sie nicht, weil sie sich nicht vorstellen konnte, ein echter Gentleman würde sie besuchen. Viel eher war er von jemandem hierher geschickt worden, der einige ihrer...




