Winkler | Aus der Einsamkeit | E-Book | www.sack.de
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E-Book, Deutsch, Band 3/3, 408 Seiten

Reihe: Aus der Einsamkeit

Winkler Aus der Einsamkeit


2. Auflage 2021
ISBN: 978-3-7407-4115-0
Verlag: TWENTYSIX
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, Band 3/3, 408 Seiten

Reihe: Aus der Einsamkeit

ISBN: 978-3-7407-4115-0
Verlag: TWENTYSIX
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Nach Viersamkeit und Flucht in die Zweisamkeit folgt der letzte Band der Trilogie: Aus der Einsamkeit. Kathrin und Tom kehren nach Deutschland zurück und beginnen sich gegen alle inneren und äußeren Widerstände ein gemeinsames Leben aufzubauen. Tom bleibt von Zweifeln geplagt, gibt aber Kathrin immer mehr Einblick in sein nicht einfaches Leben vor ihrem Kennenlernen. Er bleibt zutiefst verunsichert, versucht immer wieder, Kathrin von sich zu drängen und hängt andererseits unermesslich an ihr. Sie bleibt der einzige Mensch, dem er sein Vertrauen schenken kann. Mit aller Geduld erträgt Kathrin Toms Verzweiflung und seine Ängste und erfährt auf der anderen Seite durch ihn eine großartige Unterstützung, als sie ihn wirklich braucht. Wird Tom sich aus seiner Einsamkeit lösen können? Wird er wagen, den Blick nach vorne auf ein gemeinsames Leben zu richten?

Beate Winkler, 1973 in Hamburg geboren, studierte Medizin in Lübeck. Ihre Weiterbildung zur Kinderonkologin absolvierte sie in Tübingen und Würzburg. Seit 2015 lebt sie mit ihren zwei Söhnen in ihrer Heimatstadt. Sie arbeitet weiterhin als Ärztin und schreibt in ihrer Freizeit. Nach der Trilogie »Viersamkeit«, »Flucht in die Zweisamkeit« und »Aus der Einsamkeit« veröffentlichte sie die Romane »Der eigene Weg«, »Das Implantat« und »Rosa«.
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Das Stehen in den Schlangen vor dem Zoll war anstrengend für mich, aber wir kamen etwas müheloser durch die Kontrollen als auf dem Hinweg. Wir bewegten uns langsam zum Gate, wo ich mich erleichtert auf einen der Stühle fallen ließ. Ich war immer noch müde nach der Party von gestern, erschöpft von dem Weg auf dem Flughafen, meine Rollstuhl-Sonderbehandlung stand mir bevor und ich vermisste unsere Zeit in Boston schon jetzt. Tom saß in Gedanken versunken neben mir. Als ich mich vorsichtig an ihn lehnte, sah er kurz auf und warf mir ein trauriges Lächeln zu. Ich forschte in seinem Blick.

Mich traf ein langer, nachdenklicher Blick.

Auf Tom wartete zu Hause keiner. Keiner, der ihm wirklich nah war. Er dachte sicher auch daran, er sah so traurig aus.

Was sollte ich darauf antworten? Ich sah ihn nur an und streichelte ihn vorsichtig am Bein. Plötzlich richtete er sich auf, sah mich fest an.

Auf dem Flug versuchte ich, an Tom gelehnt etwas zu schlafen. Er legte seinen Arm um mich und las. Nach stundenlangem Sitzen in einer Zwangshaltung kam ich in Frankfurt kaum auf meine Füße und war sehr dankbar für den Rollstuhl, der auf mich zum Transit wartete. Einmal war es mir egal, dass alle um mich herum einen Meter höher aufragten. Langsam schob ich mich mit dem Flughafenrollstuhl vorwärts, bis Tom mir einen fragenden Blick zuwarf und begann den Rollstuhl mit einer Hand zu schieben, daneben herlaufend. Ich sah kurz zu ihm hoch und seufzte, dann wandte ich den Blick ab. Ich zweifelte im Stillen, ob ich die Reise ohne Toms Unterstützung überhaupt geschafft hätte. Ohne ihn hätte ich die paar Schritte vom Rollstuhl zu unseren Sitzen in dem zweiten Flugzeug sicher nicht geschafft, ich war so müde, dass ich winzige Schrittchen machte, bis Tom sich hinter mich stellte und einfach mit mir lief. Genervt ließ ich mich auf den Sitz am Fenster fallen. Tom warf mir einen besorgten Blick zu.

»

Ich schüttelte den Kopf und sah aus dem Fenster, hoffte nur noch, dass die Reise bald vorbei wäre und ich heil zu Hause ankommen würde.

Zu Hause wäre keine eigene Wohnung mehr, mein erstes selbstständiges Domizil aufgelöst, jetzt mit Tom zusammen und mit Anja und Andreas unter einem Dach. Nach unserer gemeinsamen Woche in den USA machte mir das Sorgen, aber wir würden es ohnehin auf uns zukommen lassen müssen. Ob mein eigenes Refugium, mein Rückzugsort mir nicht doch fehlen würde? Ich war auch vorher in den letzten eineinhalb Jahren kaum mehr allein gewesen, wie oft hatten Tom, Anja oder Andreas mir Gesellschaft geleistet. Ich hatte das sehr genossen, nach der ersten Einsamkeit nach meinem Auszug zu Hause. Jetzt würde es anders sein, wir waren notgedrungen zusammen, keiner hatte mehr wirklich die freie Wahl allein zu sein. Auch für Tom würde dieses Gefühl im Zweifel sehr schwierig sein …

Tom tippte mich an.

»

Tom atmete auf, ich sah ihn fragend an.

Tom grinste, dann wurde er ernst.

In Hamburg blieb ich in dem Gefährt sitzen bis zum Gepäckband und stieg dann in meinen Rollstuhl um, dankbar, dass er so viel einfacher zu bewegen war als die Standardmarke, meiner war für mich gewohnt und an mich angepasst. Wir klemmten meine Geige hinten dran und ich nahm Toms Klarinette auf den Schoß, Tom fuhr den hochbeladenen Gepäckwagen. So kamen wir auf meinen Bruder zu, dessen Lächeln kurz auf seinem Gesicht erstarb, als er mich im Rollstuhl erblickte. Er gewann schnell wieder seine Fassung, beugte sich zu mir herunter und nahm mich in den Arm: »Hallo Schwesterchen, schön, dass ihr heil wieder angekommen seid.«

»Hallo, Michael. Danke fürs Abholen.«

»Hi, Tom.«

Tom nickte nur.

»Ich parke gleich hier in der Nähe, auf einem Behindertenparkplatz, dachte heute wäre das ja angebracht. Aber erstmal, wie geht es euch? Wie war euer Flug?«

»Anstrengend. – Alles okay, es geht uns gut. Nur lass uns gleich zu Tom fahren, ich bin total erledigt.«

»Alles klar, wird gemacht, Chefin.«

Mein Bruder und ich grinsten, alter Sprachgebrauch, wenn er mir zur Seite stand. Ich stieg zu ihm vorne ins Auto, Tom kam hinter mich auf die Rückbank. Michael und ich tauschten uns aus, wir hatten viel zu erzählen nach sechs Monaten mit wenig Kontakt. Tom sah ich im Rückspiegel, er starrte aus dem Fenster.

Als wir vor Toms Haus hielten, stieg er sofort aus und blieb von draußen an das Auto gelehnt stehen. Seine Autophobie. Ich mühte mich aus dem Auto heraus.

»Tom, kannst du mir die Krücken geben?«

Sie waren hinten im Kofferraum gelandet. Tom schreckte auf meine Ansprache ein wenig zusammen, ging dann nach hinten, reichte mir die Krücken und begann, zusammen mit Michael das Auto auszuladen. Ich schlich langsam auf das Haus zu, da ich ohnehin nichts würde tragen können. Manchmal nervte es, sich so bedienen lassen zu müssen. Ich war so kaputt, dass ich immer wieder Pausen in meinem langsamen Gehen einlegte, dabei ließ ich meinen Blick über den Vordergarten schweifen. Er sah ordentlich und gepflegt aus, offenbar hatten Anja und Andreas sich gut gekümmert.

Die eine Treppenstufe vor Toms Haustür war um eine Rampe ergänzt. Da käme ich allein hoch. Gerade wollte ich mich nach Tom umsehen, da war er neben mir.

»

Er nickte. Gemeinsam erklommen wir die Rampe. Vor der Haustür hielt Tom kurz inne, bevor er den Schlüssel aus der Hosentasche holte. Seine Hand zitterte leicht, als er den Schlüssel in das Schloss schob und öffnete. Plötzlich war Tom weg, nicht mehr neben mir, wie von seinem Elternhaus verschluckt, so schnell, dass ich ihm nur hinterher sehen konnte, wie er im Wohnzimmer verschwand.

»Hey, Kathrin, geh schon rein. Ich bin schwer bepackt.«

Michael war hinter mir mit Koffern und Taschen. Ich machte ihm Platz.

»Wohin?«

»Ach, lass es einfach im Flur stehen, wir sortieren uns dann schon.«

»Komm, gehen wir einen Moment in die Küche?«

Michael ging voraus, als würde er sich sehr gut in diesem Haus auskennen. Völlig erschöpft ließ ich mich auf einen der Küchenstühle fallen.

Lachend öffnete Michael den Kühlschrank.

»Schau, wir haben ihn euch sogar aufgefüllt. Mama und Papa hatten doch die Schlüssel. Mama hat hier immer wieder nach dem Rechten gesehen.«

»Oh, lieb von euch.«

»Naja, heute ist Sonntag, sonst hättet ihr erstmal auf dem Trockenen gesessen. Sag mal, wo ist eigentlich Tom?«

»Ich weiß nicht genau, am ehesten im Wohnzimmer.«

»Ich hole ihn mal«, Michael sagte es im Losgehen, »Tom? Kommst du auch in die Küche? Trinken wir noch etwas? Dann würde ich mich wieder aufmachen.«

Sie kamen zusammen zurück. Tom gebärdete, mich im Blick zum Dolmetschen.

»Okay. Also, ich nur ein Wasser.«

»Holt ihr die Sachen, ich kümmere mich um die Getränke.«

Es war schwierig, wieder hochzukommen, aber unbeobachtet nicht so schlimm. Tee und Wasser waren so weit, bis sie das Gepäck ins Haus verfrachtet hatten. Tom setzte sich zu mir, Michael uns gegenüber. Tom sah ihn an.

»

Ich übersetzte. Michael lächelte.

»Gern geschehen, zum Ausgleich könntet ihr mal die Kinder...



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