Winkler | Flucht in die Zweisamkeit | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 2/3, 520 Seiten

Reihe: Aus der Einsamkeit

Winkler Flucht in die Zweisamkeit


2. Auflage 2021
ISBN: 978-3-7407-4088-7
Verlag: TWENTYSIX
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, Band 2/3, 520 Seiten

Reihe: Aus der Einsamkeit

ISBN: 978-3-7407-4088-7
Verlag: TWENTYSIX
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Die Fortsetzung des Romans »Viersamkeit«: Vier junge Menschen führen ein Leben gemeinsam. Ein Leben, in dem jeder zwei Partner hat. Kathrin steht zwischen Andreas, der ihr Normalität und schöne Aktionen schenkt, und Tom, der ihr wirklich nahe ist. Für sie bleibt es ein ungewolltes Konstrukt. Fast scheint es eine Chance, als Tom ein Angebot für ein Forschungs-Semester in Boston bekommt und es nur antreten will, wenn Kathrin ihn begleitet. Sorgenvoll wegen ihrer motorischen Einschränkung und der Beziehung zu Andreas zögert Kathrin zuzustimmen. Letztlich ist es Andreas, der sie ermutigt. Es folgen sechs Monate im Ausland, fern von den Erinnerungen, die Tom immer wieder heimsuchen, und mit einer neuen Freiheit in der Zweisamkeit für Kathrin und Tom. Ein Besuch von Anja und Andreas in den USA wird zeigen, ob die Viererkonstellation weiterhin funktioniert.

Beate Winkler, 1973 in Hamburg geboren, studierte Medizin in Lübeck. Ihre Weiterbildung zur Kinderonkologin absolvierte sie in Tübingen und Würzburg. Seit 2015 lebt sie mit ihren zwei Söhnen in ihrer Heimatstadt. Sie arbeitet weiterhin als Ärztin und schreibt in ihrer Freizeit. Nach der Trilogie »Viersamkeit«, »Flucht in die Zweisamkeit« und »Aus der Einsamkeit« veröffentlichte sie die Romane »Der eigene Weg«, »Das Implantat« und »Rosa«.
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Seine Antwort kam prompt per Mail.

Ich hatte Herzklopfen, so sehr freute ich mich.

So schnell es irgendwie ging, versah ich mich mit Klamotten und Schienen und stieg ohne Frühstück ins Auto. Ich hatte so viel Spaß bei der Famulatur mit Tom gehabt, liebend gern opferte ich einen freien Vormittag, um ihm zu helfen. Nach einer halben Stunde stand ich vor seinem Zimmer. Er öffnete, sah mich mit einem langen Blick voll von Unsicherheit und verhaltener Freude an.

Wir gingen langsam zur Station. Auf dem Flur trafen uns ein paar erstaunte Blicke. Tom schob mich ins Schwesternzimmer und begann zu gebärden.

Ich übersetzte. Es war komisch, über mich selbst dolmetschend zu reden, aber langsam gewöhnte ich es mir an, diese Situationen zu übersetzen, mechanisch, ohne viel über den eigentlichen Sinn der Worte nachzudenken.

Wir wurden freundlich, erleichtert, begrüßt. Es wurde zum Glück eine schnelle chirurgische Visite, ohne die endlosen Diskussionen wie bei den Internisten, die halbe Stunde schaffte ich stehend ganz gut. Tom ging in meinem Tempo zu den Patienten und aus den Zimmern heraus. Es gab eine neue Patientin, jung mit Verdacht auf einen Tumor, die noch ein MRT bekommen sollte.

Noch während der Visite ging sie ins MRT. Als wir uns durch die Zimmer gearbeitet hatten, kam eine der Schwestern auf uns zu.

»So, jetzt setzt euch doch noch einen Moment zu uns an den Frühstückstisch, das müssen wir wohl wenigstens anbieten. Frau Wesel – Kathrin, vielen Dank für heute Morgen, das hat es für uns alle sehr viel leichter gemacht.«

Wir setzten uns zu den Schwestern. Tom schweigend, ich schnell in ein Gespräch verwickelt. Toms Chef stieß nach einer viertel Stunde dazu, erstaunt sah er mich an.

»Erstmal allen ein frohes neues Jahr. Ja, was machen Sie denn hier am Neujahrsmorgen, Frau Wesel? Haben Sie kein Zuhause? Nicht ausschlafen nach der Feierei?«

Tom übernahm:

Drever runzelte die Stirn, dann lachte er: »Das ist wunderbar. Da kommt mir noch eine Idee. Kommt doch mal mit, ihr zwei.«

Er war mit Tom per Du, ein guter Freund seines Vaters, kannte er ihn von klein auf. Wir begaben uns ins Arzt-Zimmer. Professor Drever ging schnellen Schrittes voraus, Tom blieb bei mir und wir gingen hinterher.

Als wir endlich ankamen, musterte er mich von oben bis unten, ein Lächeln umspielte seine Lippen.

»Setzen Sie sich, Frau Wesel.«

Ich nahm den freien Stuhl am Schreibtisch ihm gegenüber, Tom lehnte sich an die Fensterbank.

»Wenn ich euch zwei so sehe, kommt mir eine Idee. Es ist nicht vorher mit Tom abgesprochen, Frau Wesel…«

»Kathrin«, unterbrach ich.

»Also, Kathrin, noch besser. Tom hat berichtet, dass Sie sich sogar um ein gemeinsames Laborprojekt Gedanken machen?«

Ich nickte.

»Es geht mir um die Kongresse. Tom hat wertvolle Forschungsergebnisse. Bis jetzt habe ich sie immer auf den Kongressen vorgetragen. Tom meint, die Dolmetscherinnen können nicht genau genug übersetzen. Sie schaffen vielleicht noch den Vortrag, aber er hat Sorgen wegen der Fragen, dass die Damen Unsinn übersetzen und er schlecht dasteht. Also rühme ich mich seit Jahren mit seinen Daten. Wie wäre es, könnten Sie sich vielleicht vorstellen, für Tom einen Vortrag auf einem Kongress zu übersetzen?«

Ich war perplex, überfallen von der unerwarteten Frage. Ich sah zu Tom hoch. Auch in seinem Gesicht Verblüffung. Er besann sich zuerst.

Ich übersetzte.

»Ja, das weiß ich. Aber ich schmücke mich seit Jahren mit fremden Federn.«

»Du weißt nicht, dass sie fragen, Tom. Die Kollegen haben mich immer wieder gefragt, wer denn dieser rätselhafte Tom Treppin sei. Den Namen deines Vaters kennen die älteren ja alle noch. Viele fragen, warum du nie vorträgst.«

»Ich winde mich herum.«

Tom war hart, wütend. Ich warf ihm einen warnenden Blick zu. Er hatte großes Glück mit seinem Chef, der ihm diese Chance gab, in seiner Klinik zu arbeiten. Ich wusste, dass Tom den Mut seines Chefs würdigte und versuchte, so gut er konnte, der Situation gerecht zu werden, zu zeigen, dass er es wert war, hier zu arbeiten. Er zeigte es im OP und im Labor.

Sein Chef sah plötzlich müde aus, älter als er war.

»Nein, Tom, das habe ich noch nie gesagt.«

Er sah mich so flehentlich an, gefangen in seiner Wut, dass ich es doch übersetzte, originalgetreu, aber leise und zögerlich.

Professor Drever wandte sich mir zu: »Es tut mir leid, Kathrin, dass ich Sie in diese Situation, in diesen Streit, gebracht habe, das wollte ich nicht. Tom – ich wusste nicht, dass es so ein Problem für dich ist.«

Tom sah ihn lange an, dann begann er nochmal, diesmal langsamer, ruhiger.

Professor Drever warf ihm einen väterlichen, fast liebevollen Blick zu.

»Tom, er ist nicht mehr da, seit mehr als einem Jahrzehnt. Ich habe mich getraut, dich einzustellen. Nicht nur aus Mitleid, auch wenn du das immer geglaubt hast. Ich habe deine Doktorarbeit gesehen und deine Augen, als du im PJ im OP warst, wie wach du allen Operationen gefolgt bist, wie sinnvoll du von Anfang an die Haken gehalten hast, als hättest du damals schon die OP-Schritte gewusst. Du hast eine unglaubliche Begabung als Neurochirurg, Tom, du steckst die meisten hier in die Tasche, auch wenn einige es nicht wahrhaben wollen. Deshalb bist du in meiner Klinik tätig, weil du einer meiner besten Chirurgen bist, nicht weil es einmal deinen Vater gab. Mach dich frei davon. Gehe deinen eigenen Weg.«

Tom starrte ihn an. Es lag ein erwartungsvolles Schweigen in der Luft.

»

Professor Drever verließ das Arzt-Zimmer. Wir bleiben zurück.

Er zeigte mir den großen Tumor, der für ihre Persönlichkeitsstörung und ihr phasenweise auffälliges Benehmen, verantwortlich war.

»

Wir gingen zu Frau Meier, sie war dreiundzwanzig, ihre Mutter war bei ihr. Ich stellte uns kurz vor. Tom begann.

»

Ihre Mutter antwortete für sie: »Sabine hatte Kopfschmerzen, sie ist manchmal etwas … komisch«, sie nahm die Hand ihrer Tochter, »zum Beispiel lacht sie plötzlich grundlos. Sie sagt selbst, dass sie es nicht steuern kann, es passiert mit ihr. Dann die Augen, wir waren beim Augenarzt. Der hat etwas gesehen, was ihn beunruhigt hat und hat uns hergeschickt – an Sylvester. Ist es denn so schlimm?«

»

»Höchstens ein paar Wochen.«

Sie sah ihn an, auf seine gebärdenden...



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