E-Book, Deutsch, 96 Seiten
Wirnsberger Prima Klima von Anfang an
1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-451-82651-1
Verlag: Verlag Herder
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Kitas for Future
E-Book, Deutsch, 96 Seiten
ISBN: 978-3-451-82651-1
Verlag: Verlag Herder
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Karin Wirnsberger arbeitet als Bildungsreferentin für Bildung für nachhaltige Entwicklung und Globales Lernen. Sie unterstützt Kitas u. a. auf dem Weg zur Auszeichnung als 'FaireKITA', entwickelt bzw. begleitet Bildungsprojekte für die Initiative kikuna e. V. - Zukunft Nachhaltig Gestalten und für das Entwicklungspädagogische Informationszentrum - EPiZ in Reutlingen in Baden-Württemberg.
Autoren/Hrsg.
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2. Bildung für nachhaltige Entwicklung und Globales Lernen
Die Kita ist meist der erste Bildungsort außerhalb der Familie. Pädagogische Fachkräfte legen deshalb hier den Grundstein für zukunftsfähiges Denken und Handeln. Ihnen kommt die Aufgabe zu, die Kinder auf ihrem Weg zu nachhaltigem und verantwortungsbewusstem Denken und Handeln zu begleiten. Konzepte wie Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) und Globales Lernen können dem Kita-Team helfen, das in der Praxis umzusetzen. Denn wenn Kinder ihren Alltag mitgestalten und erleben, dass ihr Handeln Auswirkungen auf andere
Menschen und ihre Umgebung hat, macht sie das stark und selbstbewusst. Um den Lernprozess der Kinder, aber auch den eigenen Lernprozess im Blick zu behalten, geben die folgenden Zieldimensionen der BNE Orientierung: „Wertebildung, Erkennen und Verstehen, Reflektieren und Bewerten, Handeln, Motivation“ (Stiftung Haus der kleinen Forscher 2018, S. 10).
Kinder sind neugierig. Sie wollen die Welt erforschen, Zusammenhänge verstehen und begreifen, ihren Platz in einer Gruppe finden und mitbestimmen. Und sie haben ein Recht darauf, diese Welt mitzugestalten. Beim Globalen Lernen erleben die Mädchen und Jungen spielerisch, dass sie selbst ein Teil dieser Welt sind und Einfluss nehmen können. Globales Lernen ist darum kein Lernen über die Welt, sondern ein aktives, handlungsorientiertes Lernen in der Welt. Wie gelingt es, Kinder anzuregen, die Welt mit den Augen anderer zu betrachten und unterschiedliche Perspektiven kennenzulernen? Sicher nicht, indem Erwachsene mit erhobenem Zeigefinger Missstände anprangern. Es geht darum, Lernen zu ermöglichen. BNE und Globales Lernen sind darum ein offenes Angebot, sich kritisch mit unserem Handeln und Lebensstil auseinanderzusetzen und Veränderungen anzustoßen – auf spielerische, altersgerechte und kreative Art und Weise.
2.1 Eine Frage der Haltung – Werte für die Zukunft
Weltbewusstes, nachhaltiges Handeln und globale Verantwortung sind eine Werthaltung, die ein würdevolles Leben für alle ermöglicht, jetzt und in Zukunft. Doch Werte entwickeln sich nicht durch das Lesen von Büchern oder die theoretische Auseinandersetzung. Werte bilden sich im Tun und durch die Begegnung mit anderen Menschen, Kulturen und der Natur.
Achtsamkeit, Dankbarkeit, Demut, Demokratie, Frieden, Kreativität, Respekt, Solidarität, Verantwortung, Vielfalt u. v. m. – wie können wir diese Werte leben? Eltern und pädagogische Fachkräfte in der Kita legen als Vorbilder die Grundlagen für ein gerechtes, zukunftsfähiges und friedliches Zusammenleben der nächsten Generation(en). Als Lernbegleiter und -begleiterinnen können sie Kinder dabei unterstützen, globale Zusammenhänge wahrzunehmen, ihre eigenen Schlüsse daraus zu ziehen und eigene Standpunkte zu entwickeln. Kinder und Erwachsene erleben und entwickeln gemeinsam Werte, wenn sie im Tun voneinander und miteinander lernen – die Kleinen von den Großen und die Großen von den Kleinen.
Prima-Klima-Übung
Der Planet Erde fühlt sich krank. Welche Diagnose stellen Sie als Weltarzt oder Weltärztin der Patientin? Bei dieser Übung, die im Team, mit den Kindern oder den Eltern gelingt, ist die Antwort mit Blick aufs Klima oft schnell gefunden. Die Erde hat Fieber! Aber wie sieht die passende Therapie aus? Wie können wir den Ausstoß von CO2 reduzieren? Viele unterschiedliche Maßnahmen können zusammenwirken und der Patientin beim Gesundwerden helfen.
2.2 Fünf Strategien für eine lebenswerte Zukunft
„Besser – anders – weniger – gerechter – dauerhaft bleibend“ (vgl. Stiftung Haus der kleinen Forscher 2018, S. 20) sind wichtige Strategien für eine nachhaltige Entwicklung. Wie sehen sie mit Blick auf den Klimaschutz aus?
• Besser (Effizienzstrategie): Ressourcen wie Energieträger oder Wasser sollen effizienter genutzt werden, damit der Stoff- und Energieverbrauch verringert wird.
• Anders (Konsistenzstrategie): Ressourcen sollten nur in der Menge und Geschwindigkeit genutzt werden, in der die Natur sie wiederherstellt und die Umwelt nicht ausgebeutet wird.
• Weniger (Suffizienzstrategie): Umweltbelastende Praktiken werden eingeschränkt oder durch umweltschonende ersetzt.
• Gerecht (Gerechtigkeitsstrategie): Alle Menschen werden an der Gestaltung ihres eigenen und des gesellschaftlichen Lebens beteiligt. Der Zugang zu den Ressourcen wird gerecht verteilt.
• Dauerhaft bleibend (Permanenzstrategie): Wir greifen auf Aktivitäten und Produkte zurück, die langfristig und dauerhaft positiv auf den Erhalt unseres Planeten Erde wirken.
Im Kita-Alltag lassen sich die fünf Strategien für einen nachhaltigen und gerechten Umgang mit Ressourcen ganz praktisch erfahrbar machen. Ansatzpunkte dafür gibt es viele: von unserem Umgang mit Energie und den endlichen Ressourcen dieser Welt über Ernährung, Konsum und Abfall bis zur Mobilität. Nehmen Sie die Strategien im Team nacheinander unter die Lupe. Welche Ideen haben die Familien und Kinder dazu und wie lassen sie sich umsetzen?
Unsere Ideen fürs prima Klima
Besser
• energiesparende Geräte
• Energiesparlampen
• Mehrweg statt Einweg
• weniger Plastik
• langlebiges Spielzeug
• …
Anders
• saisonales, krummes Gemüse aus der Region
• Ökostrom
• Recyclingpapier
• „Bus auf Beinen“ statt Elterntaxi
• auf Siegel achten (FSC, Fairer Handel, Demeter …)
• palmölfreie Produkte (Lebensmittel, Hygieneartikel, Kerzen)
• …
Weniger
• weniger Fleisch (mehr Gemüse, Hülsenfrüchte, Obst und Nüsse)
• Essensreste minimieren
• tauschen, teilen, reparieren statt neu kaufen
• Papier doppelt beschriften
• weniger Energieverschwendung (Dämmung, Licht ausschalten, stoßlüften)
• …
Gerecht
• Auf Zeichen des Fairen Handels achten
• Kooperation mit dem Weltladen
• kleinere und mittlere Betriebe aus der Region kennenlernen (Bio-Bäcker, Schreiner, Bauernmarkt)
• …
Dauerhaft bleibend
• zu recycelbaren Materialien und Produkten greifen
• Obstbäume, Hochbeete, Naschgarten pflanzen
• Kompost anlegen
• Müll trennen
• Tauschregal einrichten
• …
2.3 Nachhaltigkeitsviereck für eine ganzheitliche Klimabildung
Das „Nachhaltigkeitsviereck“ nach Prof. Ute Stoltenberg beschreibt vier Dimensionen der Nachhaltigkeit: Ökologie – Ökonomie – Soziales – Kultur. Es eignet sich sehr für die Bildungsarbeit, da Fachkräfte sowohl das Thema Klima als auch einzelne Aspekte davon ganzheitlich in den Blick nehmen können. Indem die verschiedenen Dimensionen beleuchtet werden, zeigen sich unterschiedliche Blickwinkel und Zugänge. So werden sowohl Zusammenhänge als auch Konfliktfelder sichtbar. Neben dem großen Thema „Klima“ (siehe Abbildung, S. 20) können Fachkräfte dieses Modell auch für ein kreatives Brainstorming zu einzelnen Projektthemen nutzen. Dafür setzen sie z. B. den Begriff „Klimafrühstück“, „Regenwald“, „Papier“ oder „Spielzeug“ in die Mitte und füllen dann gemeinsam die Felder des Nachhaltigkeitsvierecks aus.
2.4 Agenda 2030 und 17 Ziele für eine bessere Welt
Unter dem Titel „Transformation unserer Welt“ haben die Vereinten Nationen im September 2015 die Agenda 2030 verabschiedet. Sie hat das Ziel, bis 2030 eine friedliche und gerechte Welt ohne Armut und Hunger zu schaffen. Eine Welt, in der die Menschen in einer intakten Natur, gesund und in Wohlstand leben und nachhaltig wirtschaften. Die Präambel der Agenda 2030 benennt 5 Kernbotschaften, die als handlungsleitende Prinzipien für nachhaltige Entwicklung dienen. Die „5 Ps“ lauten:
• People: Die Würde des Menschen steht im Mittelpunkt. Eine Welt ohne Armut und Hunger ist möglich.
• Planet: Unser Planet braucht Schutz. Wir wollen die Klimakrise begrenzen, natürliche Lebensgrundlagen bewahren.
• Prosperity: Wir wollen Wohlstand für alle. Globalisierung muss gerecht und fair gestaltet werden.
• Peace: Wir wollen eine friedliche Welt, in der die...