Wolf | DSA 81: Spielsteine der Götter | E-Book | www.sack.de
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E-Book, Deutsch, Band 81, 356 Seiten

Reihe: Das Schwarze Auge

Wolf DSA 81: Spielsteine der Götter

Das Schwarze Auge Roman Nr. 81
1. Auflage 2019
ISBN: 978-3-96331-443-8
Verlag: Ulisses Spiele
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Das Schwarze Auge Roman Nr. 81

E-Book, Deutsch, Band 81, 356 Seiten

Reihe: Das Schwarze Auge

ISBN: 978-3-96331-443-8
Verlag: Ulisses Spiele
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Donnerbach im Jahre 3 Hal: Der junge Taron von Gratenbach träumt davon, als Novize im Tempel der Göttin Rondra aufgenommen zu werden. Doch bald muss Taron erkennen, dass die Weihe nicht die einzige Prüfung der grimmigen Leuin ist. Tief in ihm gärt eine Wut, die ihn zwischen Pflichterfüllung und Leidenschaft zerreißt. Lange irrt er rastlos durch Aventurien, bis er schließlich seine Bestimmung im Kampf gegen eine Bedrohung findet, die ganz Aventurien in ihre Gewalt bringen will ...

Heike Wolf (geb. 1977 in Bonn) stammt aus Aurich/Ost­friesland und studiert (nach einem kurzen Ausflug in die Medizin) seit 1997 Geschichte und Klassische Philologie in Marburg. Seit 1985 beschäftigt sie sich mit DSA und Aventurien. Da­neben widmet sie sich dem Live-Rollenspiel - und natür­lich dem Schreiben.

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Donnerbach, Peraine 3 Hal Marga fühlte sich gut, als sie an diesem Morgen die Stufen zum Vorratskeller hinabsprang und einige weiße Rüben aus einem großen Fass neben den Säcken mit dem letzten Getreide des Vorjahres klaubte. Beiläufig langte sie nach einem der süßen Äpfel in dem Weidenkorb neben der Trep­pe und rannte wieder hinauf. Ihre langen Zöpfe wirbelten durch die Luft und kamen erst wieder zur Ruhe, als sie prustend vor der dicken Trautgard zum Stehen kam. Die Köchin stemmte eine Faust auf die massige Hüfte und musterte sie missbilligend. »Kind, pass auf, dass du dir heute nicht noch Schläge einfängst«, drohte sie und nahm die Rüben in Empfang. Marga grinste entschuldi­gend und deutete auf einen kleinen Korb, der zwischen einigen Eimern auf der schweren Holzbank stand. Traut­gard seufzte. »Gut, verschwinde. Mach dich nützlich. Hier stehst du ja doch nur im Weg herum oder fällst am Ende noch in die Suppe. He, Darn, Hag, wo seid ihr Mistkerle schon wieder? Ich brauche Feuerholz, sonst wird das heu­te nichts mehr mit dem Festmahl. Und wo steckt diese verdammte Bernhild, dieses faule Stück? Wenn die mir in die Finger fällt ...« Marga hörte sie schon gar nicht mehr. Kaum hatte ihr die Köchin die Erlaubnis erteilt, hatte sie schon den Korb ergriffen und war nach draußen gestürzt. Der fettige Ge­stank der Küche wich mit einem Mal dem Duft frischer Frühlingsblumen, die zu beiden Seiten des kleinen Kräuter­gartens wucherten. Sonnenstrahlen umschmeichelten ihr Gesicht. Marga sog die Luft tief in sich ein und öffnete den Mund, um den Frühling auch schmecken zu können. Mit geschlossenen Augen stand sie einen Moment einfach nur da und lauschte dem Zwitschern der Vögel in den Obst­bäumen und dem Summen der Bienen zwischen den leuchtenden Blütenkelchen. Leise begann sie zu singen und sich im Kreis zu drehen, erst langsam, dann immer schneller und schneller, bis die bunten Schemen vor ihren geschlossenen Lidern in einem wilden Farbenwirbel ver­schwammen. Der Korb zog ihren Arm mit sich, immer weiter hinaus, immer weiter. Gleich würde sie fliegen, wie die Bienen und Vögel, sie spürte, wie alles um sie herum leicht wurde, leicht und körperlos, ihre Füße drehten sich, immer schneller. So musste sich eine echte Elfe fühlen, wenn sie im Mondlicht auf einer Lichtung tanzte und über Blumen und Teiche glitt. Sie sah sich selbst tanzen, im silber­nen Licht des Madamals, mit langen silberweißen Haaren, die ihren schlanken, zarten Leib umflossen. Ihre zierlichen Füße schwebten über das weiche Gras, knickten kaum einen Halm, und ... Ein hässlicher Knall riss sie in die Wirklichkeit zurück. Klirren und Poltern. Etwas stieß hart gegen ihren Arm, und eine Stimme biss sich jäh in ihr Ohr »Du verdammtes Gör, kannst du nicht aufpassen?« Eine schallende Ohrfeige folg­te. Die Lichtung war weg. Marga prallte zurück, ließ den Korb fallen. Unsanft stieß sie gegen etwas Festes, das sie endgültig zu Fall brachte. Sie riss die Augen auf. Nur langsam hörte das hagere Gesicht über ihr auf sich zu drehen. Es gehörte der alten Frenja, die wutentbrannt auf sie niederstarrte. Eine zweite Ohrfeige folgte. »Du Miststück, du dreimal verdammtes Balg, sieh her, was du angerichtet hast!« Frenjas Stimme drang ebenso schmerzhaft auf sie ein wie die Schläge. Marga hielt sich die Ohren zu und zog in Erwartung weiterer Prügel den Kopf ganz tief zwischen die Schultern. Aber die weiteren Ohrfeigen blieben aus. Stattdessen zog die Alte sie hoch und gab ihr einen kräftigen Tritt. »Sieh her, du Dämonenbalg, was du angerichtet hast. Ja, sieh es dir nur an«, keifte sie und trat ein weiteres Mal zu. »Der gute Honig. Und das heute. Wenn das die Herrin er­fährt.« Sie holte erneut aus, aber diesmal war Marga schnel­ler und sprang zur Seite, bevor der schäbige Holzschuh sie treffen konnte. Das trug nicht unbedingt dazu bei, dass sich die Alte beruhigte, aber das war Marga gleichgültig. Wenn Frenja sie bei Trautgard anschwärzte, gäbe es ohnehin noch genug Schläge. Falls Trautgard dazu heute überhaupt Zeit hatte. Viel wahrscheinlicher würde sie Marga einfach in das Kellerloch sperren. Und sie erst mor­gen wieder raus lassen. Ohne sich weiter um die keifende Frenja und den zer­borstenen Honigkrug zu kümmern, wandte Marga sich um und rannte. Einfach nur weg. Ihre Beine schmerzten, wo Frenjas Schuh sie getroffen hatte. Mit einigen Sprüngen hatte sie die Hecke erreicht, die den Kräutergarten um­schloss, und sprang mit einem Satz über sie hinweg. Rasch kletterte sie die Leiter zum Heuboden empor Von dort aus konnte sie auf das Dach des Stalls gelangen, und dahin würde sich niemand die Mühe machen, ihr zu folgen. Aus dem Kräutergarten hörte sie Frenjas wütendes Kreischen, dann umschlang sie das warme, duftende Heu. Hier war sie oft, wenn der Augrimm über das Land strich und Firun die Stadt mit klirrendem Frost überzog. Aber heute herrschte Praios. Geschwind zog sie sich durch eine schmale Luke hinaus auf das Dach und kletterte vorsichtig zu einem Mauervor­sprung, hinter dem sie sich niederließ. Hier war sie die Königin über Donnerbach und die ganze Welt, hier lag ihre Stadt vor ihr, ein Meer von schindelgedeckten Fachwerk­bauten, durchzogen von engen Straßen und Gässchen, unterbrochen von Marktplätzen, die mit ihrem regen Trei­ben wie kleine bunte Inseln das Grau aus Schiefer und Holz durchbrachen. Vom Hof drang entfernt das geschäftige Lärmen zu ihr hinauf. Wenn Frenja noch nach ihr suchen sollte, hörte sie sie jetzt jedenfalls nicht mehr. Wonnig räkelte sie sich auf den warmen Schindeln und ließ ihren Blick hinüber zum See wandern. In der Frühlingssonne war das Wasser fast blau, nicht so schwarz wie in jenen Tagen, an denen die Winterstürme Stadt und Festung geißelten. Marga schloss die Augen. Heute würde man sie nicht vermissen, zumin­dest nicht, solange alle noch mit den Vorbereitungen für das Fest beschäftigt waren. Wenn Trautgard sich überhaupt an sie erinnerte, nahm sie sicher an, Frenja hätte sie auf den Markt geschickt. Marga liebte Festtage; da achtete nie­mand auf sie, wenn sie nicht gerade jemandem vor die Füße lief. Außerdem gab es am nächsten Morgen immer Wildbret und süßen Met, der an der Tafel der Herrschaften übrig geblieben war. Ein Donnern ließ sie auffahren. Es war mittlerweile dämmrig geworden. Die Praiosscheibe, die schon fast hin­ter den Gipfeln der Berge verschwunden war, verbarg sich hinter einer schwarzen Wolkenwand, die sich bedrohlich über den See gelegt hatte. Das Wasser wirkte längst nicht mehr so freundlich wie vorhin, schwarz und finster war es nun, wie in den schaurigen Geschichten, die man sich abends in der Küche erzählte. Zeit, zurück zu gehen. Es war bereits düster geworden zwischen den hohen Wehrtürmen, doch auf dem Hof herrschte immer noch hektisches Treiben. Auf ihrem Weg zurück zur Küche hielt sich Marga im Schatten der Mauern. Falls man sie schon suchte, wollte sie auf gar keinen Fall Frenja über den Weg laufen. Doch Phex schien ihr an diesem Tag nicht wohlgesonnen zu sein. Kaum hatte sie die Pforte zum Kräutergarten er­reicht, da packte auch schon eine knochige Hand ihre Schulter und riss sie grob herum. Eine kräftige Ohrfeige folgte. »Verdammtes Balg, glaubst wohl, du könntest dei­ner Strafe entgehen, hä? Hast dich den ganzen Tag rum­getrieben, während andere arbeiten? Na warte, dir werd ich‘s zeigen!« Frenjas Keifen begleiteten zwei weitere Ohr­feigen. Marga versuchte sich aus dem Griff zu befreien, aber die Alte hielt sie fest gepackt. Noch einmal würde sie nicht entkommen. Ein Schlag traf ihr Ohr Ein grausiger Schmerz durchzuckte sie, und ihr wurde schwarz vor Augen. Aber eine erneute Ohrfeige riss sie aus dem verführeri­schen Dunkel, das sich über ihre Sinne legen wollte. Sie schmeckte Blut. Ihre Lippe musste aufgeplatzt sein und in ihrem Ohr pfiff und toste es. Frenja drosch unermüdlich weiter auf sie ein, ohne den Griff an ihrer Schulter auch nur eine Spur zu lockern. Panik ergriff Marga. Wollte die Alte sie totschlagen wie einen räudigen Hund? Verzwei­felt riss sie den Kopf hin und her, erreichte aber nur, dass auch ihr anderes Ohr einen Schlag abbekam. »Verdammtes Wechselbalg, faules Stück«, geiferte Frenja und hieb noch stärker auf sie ein. »Dich werde ich lehren, mir davonzu­laufen. Dich werde ich lehren ...«. Weiter kam sie nicht. Eine Hand fing ihren nächsten Schlag ab. Verblüfft fuhr Frenja herum. Auch Marga wag­te einen Blick auf ihren unerwarteten Helfer. Hatte sie insgeheim gehofft, einer der Geweihten sei eingeschritten und würde Frenja nun zurechtweisen, so wurde sie ent­täuscht. Anstelle eines Retters in glänzender Rüstung und weißem Wappenrock stand ein junger Bursche vor ihnen, nur wenig älter als sie selbst. Blonde Haare fielen in wirren Strähnen über seine Schultern und machten das längliche Gesicht noch länger, mit hellblauen Augen und schmalen Lippen, die sich missfällig zusammengezogen hatten. Ge­kleidet war er in ein einfaches Wollhemd und eine staubige Lederhose. Kein Retter, vor dem Frenja viel Respekt haben würde, dachte Marga und zog den Kopf schnell wieder ein, ehe der nächste Schlag auf sie niederging. Aber die Alte schien sie für einen Moment vergessen zu haben. Ihre Augen funkelten unheilvoll, als die Überra­schung kalter Wut wich. »Verdammter Kerl, was erlaubst du dir?«, zischte sie. Marga zog den Kopf noch tiefer und versuchte, einfach nicht da zu sein. Wenn Frenja so leise wurde, dann wurde es wirklich...



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