Wolfschmidt | 70 Jahre Observatorium Hoher List - Sieben Jahrzehnte astronomische Beobachtung in der Eifel. | E-Book | www.sack.de
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Wolfschmidt 70 Jahre Observatorium Hoher List - Sieben Jahrzehnte astronomische Beobachtung in der Eifel.

70 Years Observatory Hoher List - Seven Decades of Astronomical Observations in the Eifel. Nuncius Hamburgensis; Band 37.
1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-347-02445-8
Verlag: tredition
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

70 Years Observatory Hoher List - Seven Decades of Astronomical Observations in the Eifel. Nuncius Hamburgensis; Band 37.

E-Book, Deutsch, Band 37, 356 Seiten

Reihe: Nuncius Hamburgensis - Beiträge zur Geschichte der Naturwissenschaften

ISBN: 978-3-347-02445-8
Verlag: tredition
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Das Buch 70 Jahre Observatorium Hoher List beleuchtet in sieben Kapiteln die Gründung der Sternwarte Hoher List in der Eifel mit sechs Beobachtungstürmen in den 1950/60er Jahren und ihre Entwicklung. Die eindrucksvolle astronomische Instrumentierung umfasst einen Schmidtspiegel (Akania 1953), einen 106cm-Cassegrain-Nasmyth-Reflektor (Akania 1965), ein 60cm-Ritchey-Chrétien-Spiegelteleskop (1984), einen 30cm-Astrographen (Zeiss Jena 1968), den Schröder-Refraktor (1874) und den Doppelrefraktor (Repsold Hamburg, Steinheil München 1899). Die Herausgeberin stellt die Vorgeschichte, also die Bonner Sternwarte, dar. In diesem Kontext werden auch kurz der Astropeiler Stockert, das Radioteleskop Effelsberg und die Volkssternwarte Bonn thematisiert. Schließlich folgen noch Bemerkungen zu Denkmalschutz und Kulturerbe, u.a. die Bonner Sternwarte im Vergleich zu Quito, Kolumbien. Dr. Christoph Schmidt präsentiert die Erinnerungen an seinen Vater Hans Schmidt und die Entstehung des Observatoriums. Neben einem Lebenslauf gibt es auch eine sorgfältig zusammengestellte umfangreiche Liste der Veröffentlichungen und Vorträge; das gibt einen hervorragenden Einblick in das vielseitige Wirken von Hans Schmidt, einschließlich Astronomiegeschichte. Das Werk erscheint im Jahr seines 100. Geburtstages. Prof. Dr. Hans Schmidt (1920-2003) gab 1987 als langjähriger Direktor einen Überblick über die Gründung, die Instrumente und den wissenschaftlichen Erfolg. Der Weg zum Sternenpark Nationalpark Eifel wird von Dr. Andreas Hänel vorgestellt - die Anerkennung als Sternenpark Nationalpark Eifel (2019) von der International Dark Sky Association. Als Zukunft des Observatoriums stellt Prof. Dr. Ulrich Klein die Aktivitäten der Astronomischen Vereinigung Vulkaneifel am Hohen List e.V. (AVV) dar. Das Buch endet mit dem Beitrag von Dr. Bruno Nelles über die Sanierungs- und Restaurierungsaktivitäten sowie seine Vorstellungen über die Zukunft des Observatoriums, besonders für die Öffentlichkeit.

Homepage https://www.fhsev.de/Wolfschmidt/index.html Nuncius Hamburgensis - Beiträge zur Geschichte der Naturwissenschaften https://www.fhsev.de/Wolfschmidt/GNT/research/nuncius.php Publikationen https://www.fhsev.de/Wolfschmidt/publikat.php#2020
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Einleitung: Astronomie in Bonn und in der Eifel

Gudrun Wolfschmidt (Hamburg)

Abstract

This introductory chapter is intended to give an overview of the establishment of the Bonn observatory and its instrumentation. Important personalities are presented such as Argelander and Küstner. Then the development of the Hoher List observatory in the Eifel and the installed instruments are presented, the two construction phases in the 50s and 60s due to the activities of Hans Schmidt. It was a successful development in research and teaching. The year 2012 marks the end, but also the new beginning after the Hoher List was listed as monument and is now reviving after 70 years with activities for the public. Short remarks on radio astronomy in the Eifel are followed by concluding remarks on the cultural heritage of Bonn and Quito observatories.

Zusammenfassung

Dieses einleitende Kapitel soll einen Überblick über die Vorgeschichte geben, über die Gründung der Bonner Sternwarte und ihre Instrumentierung. Wichtige Persönlichkeiten werden vorgestellt wie Argelander und Küstner. Dann wird die Entwicklung vom Observatorium Hoher List (OHL) in der Eifel und die installierten Instrumente dargestellt, die beiden Bauphasen in den 50er und 60er Jahren aufgrund der Aktivitäten von Hans Schmidt. Es war eine erfolgreiche Entwicklung im Bereich Forschung und Lehre. Das Jahr 2012 markiert das Ende, aber auch den Neuanfang nachdem das OHL unter Denkmalschutz gestellt wurde und nun nach 70 Jahren mit Aktivitäten für die Öffentlichkeit wieder auflebt. Nach kurzen Bemerkungen zur Radioastronomie in der Eifel (Stockert und Effelsberg) wird das Kulturerbe von Sternwarten thematisiert.

1.1 Argelander und die Bonner Sternwarte

Die Astronomie in Bonn hat eine lange Tradition. Friedrich Wilhelm August Argelander (1799–1875), geboren im im ostpreußischen Memel (heute Klaipeda, Litauen),1 bekam ab 1817 seine Ausbildung an der Universität Königsberg (heute Kaliningrad, Russland), insbesondere bei Friedrich Wilhelm Bessel (1784–1846) an der 1813 fertiggestellten Sternwarte (Promotion 1822).2

Friedrich Wilhelm August Argelander wurde Direktor der Sternwarte Åbo von 1823 bis 1832 – als Nachfolger von Henrik Walbeck (1793–1822), 1817 bis 1822. Die Sternwarte Åbo (heute Turku, Finnland) wurde 1818 vom Architekten Carl Ludvig Engel (1778–1840) im klassizistischen Stil gebaut.3 Der Grundriß war ein lateinisches Kreuz. Der große Stadtbrand in Turku im September 1827 bewirkte nach so kurzer Wirkungszeit die Verlegung der Sternwarte und der Universität in die neue Hauptstadt Helsingfors (heute Helsinki).

Auch der innovative Bau der Universitäts-Sternwarte Helsingborg (seit 1917 Helsinki, Finnland) auf dem Tähtitorninmäki Hill stammt von Carl Ludvig Engel, der 1831/34 in Zusammenarbeit mit Friedrich Wilhelm August Argelander, Professor ab 1828, Direktor von 1832 bis 1837, plante und errichtete.4 In Helsingborg wurde wieder ein kreuzförmiger Grundriß verwendet. Charakteristisch war die Fassade mit drei drehbaren hölzernen Beobachtungstürmen auf dem Dach (allerdings ohne Kuppel), was als Vorbild für das Observatorium Pulkowa, St. Petersburg, 1839 diente und sich von dort aus als Modell für die Sternwarten Europas im 19. Jahrhundert durchsetzte. Auf dem Mittelturm gab es einen Zeitball als Zeitsignal für die Schiffe im Hafen, die damit ihre Chronometer kontrollieren konnten.

Schliesslich wurde Argelander 1836 als Nachfolger von Karl Dietrich von Münchow (1778–1836) als ordentlicher Professor (Lehrstuhlinhaber) an die 1818 gegründete Friedrich-Wilhelms-Universität in Bonn berufen – das Rheinland war nach dem Wiener Kongreß eine Provinz des Königreichs Preußen geworden.

Abbildung 1.2:
Sternwarten Åbo (Turku) und Helsingborg (Helsinki), Architekt: Carl Ludvig Engel (1778–1840), 1817/19 und 1831/34

Oben: Die Zeichnung (1853) stammt von Johan Jakob Reinberg (1823–1896) und G. F. Aminoff (Besitzer: Museovirasto). Mein Dank für die Abbildung geht an Kalevi Mattila. Unten: Wikipedia (MKFI, 2012).

Abbildung 1.3:
Friedrich Wilhelm August Argelander (1799–1875), August Bausch (1818–1909), 1868

(Wikipedia)

Als erster Beobachtungsplatz stand ihm ein achteckiger Pavillon auf der Bastion „Alter Zoll“ zur Verfügung. Die neue Königliche Sternwarte an der Poppelsdorfer Allee in Bonn wurde unter Beratung von Argelander 1838 mit dem Universitätsbaumeister (Baukondukteur) Peter Joseph Leydel (1798–1845) geplant und von Karl Friedrich Schinkel (1781–1841) überarbeitet – 1845 fertiggestellt.5 In Bonn war Argelander Direktor von 1837 bis 1875.6

Abbildung 1.4:
Bonner Sternwarte in der Poppelsdorfer-Allee, gebaut von Karl Friedrich Schinkel (1781–1841), 1840 bis 1845

(Stahlstich, um 1850)

Argelander war begeistert von der Positionsastronomie, von der präzisen Kartierung des Sternhimmels, wie er sie gründlich bei Bessel gelernt hatte. Er begann ab 1837 mit einem Himmelsatlas der mit bloßem Auge sichtbaren Sterne (Uranometria nova – Neue Uranometrie, Berlin: Simon Schropp 1843). Eine weitere Durchmusterung des Himmels für die Besselsche Zone von 15° bis 31° südlicher Deklination konnte er ab 1849 in der gerade fertiggestellten Sternwarte beobachten und erschien in Astronomische Beobachtungen auf der Sternwarte zu Bonn, 1846–1852.

Die instrumentelle Ausstattung der Bonner Sternwarte bestand aus einem Heliometer, Merz & Mahler,7 in der Hauptkuppel, dem Refraktor von Utzschneider & Fraunhofer im Südturm, und dem Meridiankreis (11,7 cm Objektiv und 1,95 cm Brennweite) von Pistor & Martins, Berlin, Optik: Merz & Mahler, München (1843), im westlichen Meridiansaal.8 Dazu gab es ein Passageinstrument und ein Universalinstrument von Ertel & Sohn, München, mit einer Optik von Utzschneider & Fraunhofer. Der Meridiankreis wurde 1893 durch den neuen Meridiankreis von Repsold im östlichen Meridiansaal ersetzt.

Abbildung 1.5:
Meridiankreis von Pistor & Martins, Berlin, 52? Objektiv, Merz & Mahler (1843)

Foto: Gudrun Wolfschmidt (in der Astronomie-Ausstellung 1992 im Deutschen Museum München)

Abbildung 1.6:
Universitäts-Sternwarte Bonn, Karl Friedrich Schinkel (1781–1841), 1839 bis 1845

Foto: Gudrun Wolfschmidt

Argelander konnte mit Hilfe seines Mitarbeiters August Winnecke (1835–1897) mit dem Bonner Heliometer Entfernungen (Parallaxen) von nahen Sternen messen (4 von 10 Parallaxen) – zu einer Zeit, als Friedrich Wilhelm Bessel und Friedrich Georg Wilhelm von Struve (1793–1864) die ersten Parallaxen bestimmt haben.

Argelanders bekannteste Leistung war die visuelle Bonner Durchmusterung (BD) mit 324.198 Sternen bis zur 9,5 Größenklasse der nördlichen Hemisphäre bis zu einer Deklination von 89° bis –2°. Das Fernrohr, ein Kometensucher von Fraunhofers Nachfolger Merz, München (1839), Montierung von Henkel auf gußeiserner Säule mit großen Teilkreisen – und ein orthoskopisches Okular des Wetzlaer Optikers Carl Kellner (1826–1855) – war erstaunlich klein, aber lichtstark mit großem Gesichtsfeld: 77mm Öffnung (drei preussische Zoll), 65 cm Brennweite und neunfache Vergrößerung. Bei den Beobachtungen von 1846 bis 1859 halfen Argelander zwei Assistenten Adalbert Krüger (1832–1896) und Eduard Schönfeld (1828–1891). Der gesamte Katalog mit 48 Karten wurde 1863 in Bonn publiziert.9

Der Nachfolger Argelanders Eduard Schönfeld, Direktor von 1875 bis 1891, ergänzte 133.659 Sternen (–2° bis –23°) von 1875 und 1881; publiziert als Bonner Durchmusterung, südlicher Teil (1886). Er benutzte den Refraktor (16cm Öffnung, 1,9 m Brennweite) vom Optiker Hugo Schröder, Hamburg (1874) in einem der Osttürme.10

Als Erweiterung der Bonner Durchmusterung, um den Südhimmel vollständig einzuschliessen (–22° bis –89°), begann John Macon Thomé (1843–1908) in Córdoba, Argentinien, die (visuelle) Córdoba Durchmusterung (CD) 1892 bis 1914 (578.000 Sterne).11

Argelander war bei der Gründung der „Astronomischen Gesellschaft“ in Heidelberg 1863 massgeblich beteiligt und war Vorstandsmitglied, und von 1864 bis 1867 Vorsitzender. Die bedeutsamste Leistung der Astronomischen Gesellschaft lag in der Koordinierung internationaler wissenschaftlicher Unternehmungen.12 In Weiterführung der Idee der Sternkataloge regten Carl Bruhns (1830–1881)

Abbildung 1.7:
Links oben: Heliometer, Merz & Mahler, München (1841), Rechts oben: 7,7cm Kometensucher, Merz, München, Montierung Henkel, 1851, für die Bonner Durchmusterung, Links unten: Schröder-Refraktor (1886) für die Südliche Bonner Durchmusterung Rechts unten: Lithographische Druckplatte der Südlichen Bonner...



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