Wurm / Wahl / Förstl | Gesund Älterwerden | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 120 Seiten

Wurm / Wahl / Förstl Gesund Älterwerden

Wünsche, Fakten, Möglichkeiten

E-Book, Deutsch, 120 Seiten

ISBN: 978-3-17-038763-8
Verlag: Kohlhammer
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Wenn nur die Biologie zählte, würden wir alle ungefähr auf die gleiche Weise altern. Doch so ist das nicht! Das Buch räumt mit gängigen Mythen und Klischees auf, die zum Beispiel zu Krankheiten, Vulnerabilität und Einsamkeit im Alter bestehen. Darüber hinaus beleuchtet das Buch Fragen wie: Welche Bedeutung kommt der Bildung für das gesunde Älterwerden zu? Welche Rolle spielen unsere Vorstellungen vom Älterwerden? Können später geborene Jahrgänge erwarten, gesünder ins Alter zu kommen? Warum ist es für Prävention nie zu spät? Und: Was kann man konkret tun, um gut für das Alter und im Alter vorzusorgen? Entlang dieser und weiterer Fragen liefert das Buch überraschende Fakten aus der Forschung und zeigt, wie aus unserem sehnlichen Wunsch, gesund zu altern, Wirklichkeit werden kann.
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Einleitung: Gesund Älterwerden – ein Leben lang
»Jugend ist eine neue Form des Rassismus, eine Obsession. Es ist die einzige soziale Ungerechtigkeit, die es wirklich gibt.« Karl Lagerfeld (1933?–?2019)1 Damit fängt es an: Kaum, dass wir geboren sind, werden wir auch schon älter. Das geht so weiter, das ganze Leben lang bis zu seinem Ende. Biologisch ist das zwar so vorprogrammiert, doch das Älterwerden lässt sich nicht allein an biologischen Veränderungen beschreiben. Wir altern weit vielschichtiger und verkennen den Faktor Zeit, der unseren Alterungsprozess maßgeblich mitbestimmt. Das Buch erklärt, warum die eigenen Einstellungen essenziell dafür sind, wie gesund und wie lange Menschen leben und warum auch 80-jährige Menschen im Durchschnitt weitere acht bis zehn weitere Lebensjahre vor sich haben. Es erläutert zudem, warum es oftmals bedeutsamer ist, wann eine Person geboren wurde und in welcher Zeit sie aufwuchs als danach zu schauen, wie alt eine Person ist. Und es gibt ermutigende Beispiele dafür, dass chronische Krankheiten rückgängig gemacht werden können und Prävention gerade auch dann Früchte trägt, wenn Krankheiten bestehen. Das Buch2 rüttelt damit an althergebrachten Vorstellungen von Krankheiten sowie vom Älterwerden und Altsein und veranschaulicht, warum es sich lohnt, diese kritisch zu hinterfragen. Es regt dazu an, verbreitete Mechanismen der Alters?(selbst)?diskriminierung aufzubrechen und sich gemeinsam auf den Weg zu einer neuen Kultur des Alterns aufzumachen. Es ist an der Zeit. Der Gewinn an Lebensjahren
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts lag die durchschnittliche Lebenserwartung noch bei weniger als 40 Jahren. Zwar gab es auch damals Menschen, die 70 oder 80 Jahre alt wurden, doch der Großteil starb deutlich früher. Viele Kinder und Jugendliche überlebten beispielsweise die damals vorherrschenden Infektionskrankheiten wie Typhus und Cholera nicht. Die gute Nachricht über das Älterwerden heute: Ein langes Leben ist für die meisten von uns planbar geworden, denn wir haben dafür eine ganze Menge Zeit. Zeit, um Dinge zu lernen, Ausbildung und Beruf zu verfolgen, mit der Familie und in weiteren sozialen Zusammenhängen zu leben, eigenen Interessen nachzugehen oder auch bisherige Lebensmodelle umzukrempeln, um ganz Neues auszuprobieren – ein Leben in der Großstadt nach Jahrzehnten auf dem Land; ein Leben in einer neuen Partnerschaft, vielleicht mit neuen Kindern oder Enkelkindern; die lang ersehnte Weltreise, das Erlernen einer neuen Sprache oder der Umzug vom großen Familienheim in ein Tiny House. Für all diese und weitere Dinge Lebenszeit zu haben, ist ein großer Gewinn. Dieser Gewinn an Lebenszeit ist nicht nur im Vergleich zu früheren Jahrhunderten spürbar. Deutlich wird dies beispielsweise an einer Person, die 1960 geboren wurde, heute Anfang 60 ist und voraussichtlich mit 66 Jahren in Ruhestand gehen wird: In ihrem Geburtsjahr lag die Lebenserwartung bei 67 Jahren für Männer und 72 Jahren für Frauen. Würde man danach gehen, hätte die Person, je nachdem, ob Mann oder Frau, nur noch 1 bis 5 Jahre im Ruhestand zu leben! Leicht wird übersehen, dass es sich bei der Lebenserwartung bei Geburt um einen Durchschnittswert handelt. Manche Menschen versterben tatsächlich deutlich früher als es die durchschnittliche Lebenserwartung nahelegt, aber andere eben auch sehr viel später. Verbesserungen in der medizinischen Versorgung tragen zusätzlich dazu bei, dass heutige 60-Jährige erwarten können, noch über 20 weitere Lebensjahre zu leben und damit über 80, vielleicht auch mehr als 90 Jahre alt zu werden. Natürlich gibt es keine Garantie für ein langes Leben. Dennoch können, anders als in früheren Jahrhunderten, die meisten mit einem langen Leben rechnen. Weltweit altert die Bevölkerung
Auch die Gesellschaften, in denen wir leben, altern. Jede Sekunde feiern zwei Menschen irgendwo auf der Welt ihren 60. Geburtstag. Nie zuvor in der Geschichte der Menschheit erreichten so viele Menschen dieses Alter und nie zuvor wurden so viele Menschen gleichzeitig alt. Bereits jetzt sind weltweit über eine Milliarde Menschen 60 Jahre oder älter – bis zum Jahr 2050 werden es wahrscheinlich doppelt so viele sein. Nicht zufällig eröffneten die Vereinten Nationen im Jahr 2021 die Dekade des gesunden Älterwerdens.3 Ziel der kommenden Jahre ist es, dass verschiedene Akteure gemeinsam handeln – unter anderem Regierungen, Zivilgesellschaften, internationale Organisationen, Expertinnen und Experten, Medien – um das Leben älterer Menschen, ihrer Familien und der Gemeinden, in denen sie leben, zu verbessern. Die Covid-19-Pandemie hat besonders deutlich gezeigt, dass wissenschaftliche Erkenntnisse eine wesentliche Grundlage für die Politik bilden. Schon heute verfügt die Alternsforschung über ein umfangreiches Wissen darüber, wie wir möglichst gesund älter werden können. Ähnlich wie beim Älterwerden, das nicht auf das biologische Altern reduziert werden sollte, geht es auch beim Begriff der Gesundheit darum, genauer zu beleuchten, was darunter verstanden wird. Wir können aktiv werden, jederzeit
Die erste Grundthese dieses Buches lautet, dass Gesundheit weit mehr als die Abwesenheit von Krankheit ist. Ausgehend von Definitionen der Weltgesundheitsorganisation und aufbauend auf wissenschaftlichen Erkenntnissen soll hier ein differenzierter Einblick in die gesundheitsbezogene Alternsforschung vermittelt werden. Dabei werden verschiedene Perspektiven auf Gesundheit dargestellt. Es wird dadurch besser verständlich, warum das Alter nicht einfach mit Krankheit gleichzusetzen ist. Das Altern setzt vielmehr erstaunliche Ressourcen frei und unser subjektives Erleben spielt eine zentrale Rolle dafür, wie gut und lange wir leben. Die zweite Grundthese schließt daran an und greift eine der vier Handlungsfelder der Dekade des gesunden Älterwerdens auf. Wir sollten Altersbilder kritisch reflektieren. Dazu zählt, wie wir über ältere Menschen denken, welche Gefühle wir ihnen gegenüber haben und wie wir uns ihnen gegenüber verhalten. Altersbilder beziehen sich zugleich auf unser eigenes Älterwerden und Altsein, welche Gedanken und Gefühle wir diesbezüglich haben, die zu einer Altersselbstdiskriminierung führen können. Altersbilder zu hinterfragen ist eine entscheidende Grundlage dafür, Altersdiskriminierung zu bekämpfen. Auf diesem Weg lassen sich gesundes Älterwerden und eine gute Gesellschaft für alle Altersgruppen fördern. In großangelegten Studien wurde gezeigt, dass Menschen, die eine positive Sicht auf das eigene Älterwerden haben, länger leben können als jene, die weniger positiv darauf blicken: Eine positive Sicht kann mit dazu beitragen, dass bis zu 13 Jahre mehr Lebenszeit gewonnen werden (Wurm & Schäfer, 2022). Neben einem gesunden Lebensstil und genetischen Faktoren spielt also auch eine Rolle, was wir über das Älterwerden denken. Die dritte Grundthese lautet kurz und knapp: Für Prävention ist es nie zu spät. Manch einer kennt Sätze wie »Bei Ihnen ist es zu spät, um mit dem Rauchen aufzuhören« oder »Schonen Sie sich mal in Ihrem Alter«. Andere mögen sich vielleicht schon einmal gedacht haben: »Ich bin zu alt, um jetzt noch mit einem neuen Hobby anzufangen.« Es mag viele Gründe (und Ausreden) geben, Dinge nicht zu tun. Doch es gibt bessere und zudem wissenschaftlich fundierte Gründe, lebenslang zu lernen, auch spät im Alter noch mit dem Rauchen aufzuhören und körperlich aktiv zu werden. Es ist beispielsweise beeindruckend, dass sich Lungenzellen auch nach 30 oder sogar 40 Jahren Rauchen wieder erholen und dadurch das Risiko für Lungenkrebs sinkt (Yoshida et al., 2020). Dieses Buch liefert zu etlichen aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen die näheren Hintergründe. Dabei gilt es, eine möglichst ausgewogene Balance zu finden zwischen Verständlichkeit, die immer auch eine gewisse Vereinfachung bedeutet, und wissenschaftlicher Fundiertheit. Das Zitat des verstorbenen Modedesigners Karl Lagerfeld zur Jugend als neuer Form des Rassismus mag provokant und überspitzt sein. Doch das Zitat hat einen wahren Kern, so unwissenschaftlich er ausgedrückt sein mag: Galten in der Agrargesellschaft alte Bauern und Handwerker noch als »Wissensspeicher«, richtete sich ab Mitte des 19. Jahrhunderts zunehmend der Fokus auf die Jugend. Ende des 19. Jahrhunderts entstand die Zeitschrift »Jugend« und die ersten Olympischen Spiele wurden abgehalten. Diese Entwicklungen ebenso wie die Industrialisierung haben die alten »Wissensspeicher« entwertet und zur bis heute andauernden Jugendfixierung beigetragen. Unter diesem »Jugendlichkeitswahn« haben bereits Generationen gelitten. Ihn bezeichnet Karl Lagerfeld als Rassismus und meint damit das, was im internationalen Kontext als Ageism bezeichnet wird: negative Gedanken, Gefühle und Verhaltensweisen gegenüber Menschen aufgrund ihres Alters. Zwar können auch junge Menschen davon betroffen sein, beispielsweise wenn ihre fachlichen Kompetenzen aufgrund ihres jungen Alters nicht anerkannt werden. Doch weit häufiger besteht Ageism...


Die Psychologin Prof. Dr. Susanne Wurm ist eine international bekannte Alternsforscherin. An der Universitätsmedizin Greifswald leitet sie die Abteilung für Präventionsforschung und Sozialmedizin am Institut für Community Medicine.


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