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Zaki | Hoffnung und Skepsis | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 416 Seiten

Zaki Hoffnung und Skepsis

Das erstaunliche Wissen vom Guten im Menschen
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-608-12449-1
Verlag: Klett-Cotta
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Das erstaunliche Wissen vom Guten im Menschen

E-Book, Deutsch, 416 Seiten

ISBN: 978-3-608-12449-1
Verlag: Klett-Cotta
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Hoffnung statt Zynismus - der Weg für ein besseres Miteinander »Seine Forschung und seine persönlichen Geschichten machen dieses Buch zu einer wertvollen Lektüre für alle, die nach Wegen suchen, in einer oft zynischen Welt positiv zu bleiben.« The Washington Post »Zaki liefert überzeugende Argumente und praktische Ratschläge, wie wir Hoffnung und Empathie kultivieren können, um eine positivere Welt zu schaffen.« The New York Times Auf eine Welt voller Ungerechtigkeit mit einer zynischen Haltung zu reagieren, ist verständlich. In Wirklichkeit hilft sie aber nicht weiter, sie verschlimmert vielmehr die bestehenden Probleme, sei es mit uns selbst, in unseren Beziehungen oder Gesellschaften: Der Stanforder Psychologe Dr. Jamil Zaki untersucht die Geschichte, Ursachen und Folgen von Zynismus und vermittelt einen Weg, wie wir ihm entgegentreten können. Zynismus ist eine verführerische Weltanschauung. Sie lässt uns das Schlimmste von den Menschen erwarten, malt die Zukunft in düsteren Farben. Auch Jamil Zaki legte eine zynische Haltung an den Tag, bis er bemerkte, dass er damit sein Leben sabotierte. Er fühlte sich moralisch gelähmt, hörte auf, sich zu engagieren und anderen zu vertrauen. Zynismus macht Zusammenhalt unmöglich und verschleiert, dass Menschen im Grunde besser und freundlicher sind, als wir denken. Er macht auch kränker, erhöht die Sterblichkeit, verringert den IQ, leistet Radikalisierung und Gewalt Vorschub. Zaki plädiert daher für einen hoffnungsvollen Skeptizismus, mit dem wir kritisch über die Menschen und unsere Probleme nachdenken und der Spirale der Negativität entkommen können. Basierend auf jahrelangen Forschungen und wissenschaftlichen Erkenntnissen erläutert Zaki, wie man ein gutes Miteinander wiederherstellen und den inneren Zyniker bannen kann.

Dr. Jamil Zaki ist Professor für Psychologie an der Stanford University und Leiter des Stanford Social Neuroscience Lab. Er studierte an der Columbia University und in Harvard und forscht zu Empathie beim Menschen. Sein Interesse gilt dem menschlichen Miteinander und der Frage, wie wir lernen können, besser miteinander umzugehen.
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Einführung


Ich war von Anfang an neidisch auf Emile Bruneau. Wir hatten beide eine Professur im Fach Psychologie und beide untersuchten wir menschliche Beziehungen mithilfe der Hirnforschung. Wir wollten mit unserer Arbeit dazu beitragen, Menschen besser miteinander in Kontakt zu bringen. Nicht selten hielten wir auf denselben Konferenzen Vorträge und kippten danach in der Hotelbar gemeinsam einen heimlichen Martini. Schon bald wurden wir Freunde.

Emile hat wahrscheinlich viele Leute neidisch gemacht. Als ehemaliger Rugbyspieler zog er mit seiner athletischen Gestalt und seinem markanten Kinn überall sofort die Blicke auf sich – und überall heißt wirklich überall: Emile setzte sich für den Frieden in Nordirland ein, fuhr mit dem Fahrrad durch Südafrika und kämpfte in der Mongolei mit einem lokalen Ringkampfmeister. Zu Hause baute er eigenhändig einen Ford Modell A zusammen, züchtete Bienen und baute seinen Kindern ein Baumhaus, das aufwendiger gestaltet war als so manches Appartement in New York City. Seine beruflichen Leistungen waren ebenso beeindruckend: Emile gründete das Peace and Conflict Neuroscience Lab an der University of Pennsylvania, das bei der Entwicklung wissenschaftlicher Verfahren zur Überwindung von Hass zwischen Menschen Pionierarbeit leisten sollte.

Emile hatte etwas Überlebensgroßes an sich, aber am meisten beneidete ich ihn darum, dass er so hoffnungsvoll war. Das mag seltsam klingen, wenn man bedenkt, womit ich seit zwei Jahrzehnten mein Geld verdiene. Ich beschäftige mich nämlich mit den Themen Freundlichkeit und Empathie. Ich bringe Menschen auf der ganzen Welt bei, wie wichtig diese Tugenden sind. Das hat mich zu einem inoffiziellen Botschafter für die besseren Seiten der Menschheit gemacht. Ich werde häufig gebucht, damit ich das Vertrauen der Menschen ineinander wieder in Schwung bringe.

Aber ich habe all die Jahre ein Geheimnis gehütet: Im Privaten neige ich zum Zynismus, und bei Menschen, die ich neu kennenlerne, gehe ich grundsätzlich vom Schlimmsten aus. Das fing schon früh an. Meine Kindheit war so chaotisch, dass es mir lange Zeit schwerfiel, anderen Menschen zu vertrauen. Inzwischen bin ich durch die Beziehungen, die ich außerhalb der Familie einging, emotional gewachsen, und auch meine Forschung hat mir in diesem Zusammenhang gutgetan. So haben meine Kolleginnen und ich herausgefunden,[1] dass die meisten Menschen Mitgefühl wertvoller finden als Egoismus, dass das Spenden von Geld ähnliche Gehirnregionen wie das Essen von Schokolade aktiviert und dass es uns Menschen beruhigt, wenn wir anderen in stressigen Situationen unter die Arme greifen können. Unsere Untersuchungsergebnisse laufen auf eine ziemlich einfache Botschaft hinaus: Wir haben Gutes in uns, und das hat gute Auswirkungen auf uns.

Aber es ist nun einmal ein Unterschied, ob man etwas versteht oder es wirklich verinnerlicht. Ich kenne unglückliche Glücksexperten und sehr gestresste Menschen, die zum Thema Meditation forschen. Auch wir Wissenschaftler fühlen uns manchmal von dem angezogen, was wir im eigenen Leben nicht haben können. Vielleicht habe ich nur deshalb so viel Zeit damit verbracht, die Umrisse des menschlichen Gutseins zu skizzieren, weil ich hoffte, dieses fundamentale Gute dadurch im richtigen Leben leichter zu finden.

In letzter Zeit ist es jedoch schwieriger geworden, an das Gute im Menschen zu glauben. Emile und ich lernten uns 2010 kennen. Im folgenden Jahrzehnt vervielfachten sich die gesellschaftlichen Brüche und Ungleichheiten, stiegen die Depressionsraten genauso wie der Meeresspiegel. In meinem eigenen sozialen Umfeld musste ich mitansehen, wie fleißige, brillante Freundinnen und Freunde darum kämpften, überhaupt irgendeine Anstellung im akademischen Bereich zu finden, von einem Hauch des amerikanischen Traums ganz zu schweigen. Ich meldete mich bei Twitter an, um etwas von der Arbeit von Kolleginnen und Kollegen mitzubekommen, wurde aber stattdessen über Empörung, Lügen und persönliche Anschuldigungen informiert. Kalifornien brannte lichterloh, und auch das hügelige Weingut, auf dem meine Frau und ich Zuflucht gefunden hatten, ging in Flammen auf. An unserem Hochzeitstag fuhren wir mit dem Auto über das verkohlte Gelände und fragten uns, ob wohl demnächst auch der Rest der Welt so aussehen würde. Ich konnte aus meiner wissenschaftlichen Arbeit und der eines Dutzends meiner Kolleginnen und Kollegen zahlreiche Beweise für das Gute im Menschen herunterbeten, aber weil Gier und Feindseligkeit überall immer spürbarer zu werden schienen, weigerten sich meine Instinkte, der Wissenschaft zu glauben.

Emile gehörte zu den wenigen Menschen, denen ich von diesen Zweifeln erzählte. Immer wieder versuchte er im Gespräch, meine Hoffnung wiederzubeleben. Unsere wissenschaftliche Arbeit habe das Potenzial, die Menschen über das Gute aufzuklären, das in ihnen sei, sagte er, genauso wie über all die Ängste, die das Gute manchmal verdecken wie Wolken die Sonne. Wir könnten dafür sorgen, dass die Menschen sich für die Gemeinschaft und für die Gerechtigkeit öffneten – also für ihre wahren Werte.

Emiles wackere Monologe erschienen mir manchmal fast lächerlich, und es gab Momente, in denen ich mich fragte, ob wir wirklich so viel gemeinsam hatten. Er hatte Hass auf fünf Kontinenten erlebt. Wie konnte er nur derart optimistisch sein? Seine Positivität wirkte auf mich wie Wunschdenken oder wie ein Indiz für eine allzu behütete Seele.

Aber eines Tages kamen wir auf seine Kindheit zu sprechen, und ich erkannte, wie sehr ich mich geirrt hatte. Seit der Zeit kurz nach Emiles Geburt hörte seine Mutter Stimmen – grausame, spöttische Stimmen, die sonst niemand hörte, und denen sie nicht entrinnen konnte. Sie hatte eine schwere Schizophrenie entwickelt und stand für den Rest ihres Lebens mit ihrem eigenen Inneren in einer Art Kriegszustand, unfähig, Emile aufzuziehen.

Doch wann immer sie sich sahen, schützte sie ihren Sohn vor dem Chaos in ihrem Inneren. »Sie hat nie zugelassen, dass diese Dunkelheit an mich herankam«, erinnerte er sich. »Selbst wenn sie im tiefsten Loch der Verzweiflung war,[2] gab sie mir nichts als Licht.« Diese Geschichte machte mir klar, dass Emile alles andere als naiv war. Er hatte aus erster Hand erfahren, wie selbst inmitten unermesslichen Leids Fürsorge möglich war. Er, der für unsere besten Seiten kämpfte, konnte sich den Luxus, nur das Schlimmste zu sehen, schlicht nicht leisten. Seine Hoffnung hatte etwas von der Zärtlichkeit seiner Mutter: Sie war zuallererst eine trotzige Entscheidung.

Im Jahr 2018 wurde sein Optimismus erneut auf die Probe gestellt. Zuerst kam ihm sein Laptop-Bildschirm Abend für Abend dunkler vor, dann begannen die Kopfschmerzen. Als Neurowissenschaftler erkannte er die Warnzeichen, veranlasste eine Computertomographie und entdeckte dort jenen Hirntumor, der ihn zwei Jahre später, im Alter von nur 47 Jahren, das Leben kosten sollte. Die Tragödie traf ihn und seine Familie mit voller Wucht. Emiles Kinder, vier und sechs Jahre alt, würden ohne ihren Vater aufwachsen. Seine Frau Stephanie würde ihren geliebten Partner verlieren. Seine jahrzehntelange Arbeit würde zunichte gemacht werden und die Welt würde auf seine Erkenntnisse verzichten müssen.

Aber in ihm selbst sah es vollkommen anders aus. Emile schrieb mir, wie sehr er von »einem Bewusstsein für alles Schöne in der Welt« durchdrungen war. Wir alle müssen sterben, sagte er, aber die meisten von uns wüssten nicht, wie viel Zeit ihnen noch bleibe. Er jedenfalls sei entschlossen, die Tage, die er noch hatte, in Gemeinschaft zu verbringen und mit Sinn zu erfüllen. Frisch nach der Operation, bei der ihm der Tumor aus dem Gehirn entfernt worden war, versammelte Emile eine Gruppe von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern bei sich zu Hause und versuchte, ihre gemeinsame Aufgabe neu zu umreißen. »Wir sollten uns ehrgeizigere Ziele setzen, als solide Forschungsergebnisse abzuliefern«, forderte er. Wie er selbst es getan hatte, könnten auch andere in Kriegsgebiete gehen, mit den leidgeplagten Menschen sprechen und ihre wissenschaftlichen Erkenntnisse für den Frieden einsetzen. »Wir können durch die Dunkelheit gehen und Licht verbreiten«.

Emile starb am 30. September 2020.[3] Wir verloren einen inspirierenden Vater, Wissenschaftler und Freund, aber ich selbst trauerte auch um seine besondere Haltung zur Welt. Emile glaubte, dass Hoffnung wie ein Licht ist, das uns den Weg weist. Wenn das stimmte, schien sich die Welt zu verdunkeln, als die Coronapandemie wütete. Wie in den letzten Momenten der Abenddämmerung war das, was vor uns lag, immer schwieriger zu erkennen.

In jenem Jahr verbreiterte sich der Riss zwischen meiner rosigen Fassade und meinem düsteren Innenleben zu einer Schlucht. Schulen, Krankenhäuser und Unternehmen luden mich ein, damit ich ihnen von meiner Arbeit berichtete und ihnen dabei half, die Hoffnung nicht zu verlieren, aber selbst hatte ich so gut wie keine Hoffnung mehr. Von meinem Wohnzimmer aus pries ich über Zoom gegenüber Zuhörerinnen und Zuhörern auf der ganzen Welt die Freundlichkeit des Menschen. Aber sobald der Bildschirm schwarz wurde, sah ich nur noch schwarz.

Da es aber nun einmal mein Beruf ist, den menschlichen Geist mit Neugier zu betrachten, begann ich nach einer Weile, meinen eigenen Zynismus zu analysieren: eine verführerische Weltanschauung, düster und ein bisschen simpel. Im Grunde zu einfach, um irgendetwas zu erklären. Mein Zynismus erlaubte mir, immer nur das Schlimmste von den Menschen zu erwarten, aber was gab mir eigentlich das Recht dazu? Mein Zynismus sagte mir, dass die Zukunft schrecklich aussieht, aber wie konnte ich das...


Zaki, Jamil
Dr. Jamil Zaki ist Professor für Psychologie an der Stanford University und Leiter des Stanford Social Neuroscience Lab. Er studierte an der Columbia University und in Harvard und forscht zu Empathie beim Menschen. Sein Interesse gilt dem menschlichen Miteinander und der Frage, wie wir lernen können, besser miteinander umzugehen.

Dr. Jamil Zaki ist Professor für Psychologie an der Stanford University und Leiter des Stanford Social Neuroscience Lab. Er studierte an der Columbia University und in Harvard und forscht zu Empathie beim Menschen. Sein Interesse gilt dem menschlichen Miteinander und der Frage, wie wir lernen können, besser miteinander umzugehen.

Dr. Jamil Zaki ist Professor für Psychologie an der Stanford University und Leiter des Stanford Social Neuroscience Lab. Er studierte an der Columbia University und in Harvard und forscht zu Empathie beim Menschen. Sein Interesse gilt dem menschlichen Miteinander und der Frage, wie wir lernen können, besser miteinander umzugehen.



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