E-Book, Deutsch, 280 Seiten, PDF
Zielgruppen in Alphabetisierung und Grundbildung Erwachsener
Bibliotheksvertrieb über utb scholars
ISBN: 978-3-7639-4711-9
Verlag: wbv Media
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark
Bestimmung, Verortung, Ansprache
E-Book, Deutsch, 280 Seiten, PDF
Reihe: Alphabetisierung und Grundbildung Erwachsener
ISBN: 978-3-7639-4711-9
Verlag: wbv Media
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark
Die Zielgruppe der funktionalen Analphabeten und Analphabetinnen ist auf den ersten Blick nur schwer zu erkennen. Wie grenzt man sie ein und wie geht man auf sie zu?
Der Band präsentiert die Ergebnisse aus über 100 Einzelprojekten des BMBF-Förderschwerpunkts "Forschung und Entwicklung zur Alphabetisierung und Grundbildung Erwachsener" (2007 - 2012).
Die Beiträge beschäftigen sich mit der Erfassung und Beschreibung der Zielgruppe, um sie für Angebote der kompensatorischen Bildung zu öffnen.
Dabei setzen sich die Autorinnen und Autoren aus unterschiedlichen Perspektiven mit den Zielgruppen auseinander. Systematisch und umfassend wird der aktuelle Forschungsstand aufgezeigt.
Die Internetseite www.alphabund.de informiert über den Forschungsschwerpunkt und stellt die Arbeit der einzelnen Projekte vor.
Fachgebiete
Weitere Infos & Material
Einführung des Herausgebers
Funktionaler Analphabetismus im Erwachsenenalter: eine Definition
Birte Egloff/Michael Grosche/Peter Hubertus/Jascha Rüsseler
Eine Typologie des funktionalen Analphabetismus
Diana Sahrai/Jürgen Gerdes/Stephan Drucks/Hidayet Tuncer
Design und Vorgehen der leo. - Level-One Studie
Anke Grotlüschen/Wibke Riekmann
Angebote zur Alphabetisierung im Erwachsenenalter - Partizipation am lebenslangen Lernen oder Etablierung der notwendigen Voraussetzungen dafür?
Elisabeth Maué/Ulrike Fickler-Stang
Perspektiverweiterung der Alphabetisierungsarbeit mit Erwachsenen
Antje Pabst/Christine Zeuner
Lernen und Teilhabe - Ergebnisse aus dem Projekt SYLBE
Joachim Ludwig/Katja Müller
Zusammenhänge zwischen Lernbiografie und Lernmotivation funktionaler Analphabeten und Analphabetinnen
Annegret Klaus/Anna Theresa Lohr/Christian Vogel
Grundbildungskompetenzen von Jugendlichen am Übergang Schule und Beruf - Mindestanforderungen aus pragmatischer Sicht
Helmut E. Klein/Sigrid Schöpper-Grabe
Betriebe als Lernorte für Grundbildung
Matthias Alke
Zielgruppensteuerung und Entwicklungsperspektiven in einem doppelt gelagerten Weiterbildungssystem - Alphabetisierungsarbeit im Lichte von Ankündigungstexten
Rainer Brödel/Jörg Siefker
Lebensweltorientierung - ein erwachsenenpädagogisches Prinzip für die Alphabetisierungs- und Grundbildungsarbeit fruchtbar gemacht: Ausgewählte Ergebnisse zu lernförderlichen Aspekten aus einer Lerntagebuchstudie mit Kursleiterinnen und Kursleitern.
Anita Pachner/Anne John
Schlüsselpersonen in der Alphabetisierungs- und Grundbildungsarbeit
Daniela Wagner
Qualifizierung: "Lernende zu MultiplikatorInnen" Konzept und Ergebnisse der Evaluation
Sabine Hüsing
Grundbildungskompetenzen von Jugendlichen am Übergang Schule und Beruf – Mindestanforderungen aus pragmatischer Sicht (S. 161-162)
Helmut E. Klein/Sigrid Schöpper-Grabe
Zusammenfassung
Die Teilhabe an Gesellschaft und Arbeit setzt grundlegende literale, soziale und personale Kompetenzen voraus, die als Grundbildung bezeichnet werden. Dieser Qualifikationsfunktion wird das deutsche Bildungssystem jedoch nur suboptimal gerecht. So ist weder curricular noch in Form von Mindestkompetenzen festgelegt, was unter Grundbildung im Sinne der Ausbildungsreife zu verstehen ist. Ebenso wird nicht überprüft, ob und in welchem Umfang die Schulen dem kodifizierten Erziehungs- und Bildungsauftrag nachkommen und allen Schülerinnen und Schülern die zur Bewältigung späterer Lebenssituationen notwendigen Kompetenzen vermitteln.
Der Autor und die Autorin argumentieren, dass zur nachhaltigen Problemlösung ein impliziter gesellschaftlicher Konsens über Grundbildung im Sinne basaler Kompetenzen notwendig und ableitbar ist. Mithilfe eines mehrstufigen deduktiven Analyseverfahrens machen sie deutlich, dass es eine nahezu identische Schnittmenge von basalen schulischen Bildungsinhalten, zu vermittelnden Kompetenzen und den von Seiten der Unternehmen erwarteten Mindestanforderungen an Lehrstellenbewerber und -bewerberinnen gibt. Um eine ausreichende Grundbildung für alle Schulabsolventinnen und Schulabsolventen sicherstellen zu können, ist die Festschreibung von verbindlichen, fächerübergreifenden und schulformunabhängigen Mindeststandards eine unabdingbare Voraussetzung.
1 Einleitung
Unternehmen in Deutschland zählen die Fähigkeit, lesen, schreiben und rechnen zu können, unvermindert zu solchen grundlegenden literalen Kompetenzen, die für das erfolgreiche Absolvieren einer dualen Berufsausbildung erforderlich sind. Dies ist das kaum überraschende Ergebnis einer zum Jahresende 2010 durchgeführten Unternehmensbefragung des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW Köln) (Klein/Schöpper- Grabe 2011).
Dass allerdings Schulabsolventen so elementare Fähigkeiten nicht ausreichend beherrschen könnten, erscheint angesichts einer neun- bis zehnjährigen Schulpflicht kaum nachvollziehbar. In den Schulgesetzen aller Bundesländer ist kodifiziert, dass den Schülerinnen und Schülern die zur Bewältigung späterer Lebenssituationen notwendigen Kompetenzen vermittelt werden sollen. Dennoch – so die aktuellen PISA-Ergebnisse – verfügen immer noch 18,5 Prozent der Schüler und Schülerinnen nicht über die minimal erforderlichen Lesefähigkeiten (OECD 2010).
Auch wenn zu unterstellen ist, dass die demografische Entwicklung positive Effekte für diese Risikogruppen mit sich bringen wird, ist die Situation nicht hinzunehmen: Seit dem Jahr 2000 haben je nach Stärke der Absolventenjahrgänge jährlich zwischen 150.000 und 220.000 Jugendliche ohne eine ausreichende Ausbildungsreife die Schule verlassen. Immerhin etwas mehr als ein Drittel der Schulabsolventinnen und -absolventen mündete 2008 in das Übergangssystem ein (Autorengruppe BIBB/Bertelsmann Stiftung 2011).
Die nachträgliche „Reparatur“ der schulischen Defizite in den unterschiedlichen Übergangssystemen zwischen Schule und Beruf kostet Bund, Länder, Kommunen und Bundesagentur für Arbeit nach Berechnungen des IW Köln etwa 5,6 Milliarden Euro pro Jahr (Werner/Neumann/Schmidt 2008). Experten und Expertinnen der Aus- und Weiterbildung kritisieren zudem die mangelnde Transparenz und Effektivität der Maßnahmen (Autorengruppe BIBB/Bertelsmann Stiftung 2011)."