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Zimmermann | Die vergessenen Passagiere der Titanic | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 162 Seiten

Zimmermann Die vergessenen Passagiere der Titanic

Für immer Dritte Klasse
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-8192-1777-7
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Für immer Dritte Klasse

E-Book, Deutsch, 162 Seiten

ISBN: 978-3-8192-1777-7
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Als die RMS Titanic am 15. April 1912 unterging, riss sie 1496 Menschen in den Tod. Besonders tragisch: Ein Viertel der Opfer stammte aus der Dritten Klasse- Männer, Frauen und Kinder, deren Geschichten kaum erzählt wurden. Während die Welt vor allem die Schicksale der Reichen und Berühmten in Erinnerung behielt, gerieten jene in Vergessenheit, die kaum eine Chance auf Rettung hatten. Dieses Buch gibt den Passagieren der Dritten Klasse eine Stimme. Es erzählt von ihren Hoffnungen, Träumen und dem verzweifelten Kampf ums Überleben -und beleuchtet die erschütternden Gründe, warum so viele von ihnen das Unglück nicht überlebten.

Norbert Zimmermann, Jahrgang 1970, beschäftigt sich seit fast vierzig Jahren intensiv mit der Geschichte der TITANIC. Durch seine langjährige Forschung und seine umfassenden Kenntnisse gilt er heute als einer der führenden deutschen Experten auf diesem Gebiet. Sein Wissen und seine Begeisterung für das Thema teilt er regelmäßig als Gastredner bei internationalen TITANIC-Kongressen. Auch bei künstlerischen Projekten rund um das berühmte Schiff wird er geschätzt: So wirkt er als historischer Berater des TITANIC-Musicals am Theater Osnabrück mit. Darüber hinaus koordiniert er die Aktivitäten der British Titanic Society (BTS) in Europa.
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BARRIERE IN DEN KÖPFEN


Als die Nachricht vom Untergang der TITANIC die Menschen erreichte, reagierte die Welt entsetzt. Schließlich galt die TITANIC als das sicherste Schiff der Welt und wurde als „unsinkbar“ beschrieben. Doch genau dieses Schiff sank auf seiner ersten Fahrt, mit insgesamt 2.208 Menschen an Bord.

Die ersten Informationen über das Unglück waren sehr ungenau und ließen viele Fragen offen. Die „New York Times“ war die erste Zeitung, die berichtete, dass die TITANIC gesunken sei – noch bevor dies von der White Star Line offiziell bestätigt wurde. Die Redakteure der Zeitung hatten anhand der vorhandenen Informationen eine plausible Schlussfolgerung gezogen: Der Funkkontakt mit der TITANIC war um 2:17 Uhr abrupt abgebrochen. Für sie gab es nur eine mögliche Erklärung – die TITANIC war untergegangen!

Jede Zeitung wollte die dramatischste Geschichte bieten, auch wenn es zu diesem Zeitpunkt noch kaum verlässliche Informationen gab. Der Funkverkehr der TITANIC mit anderen Schiffen war die einzig vorhandene Quelle, aus der wilde Geschichten gesponnen wurden. Niemand wusste wirklich, was geschehen war – doch die Leser wollten Antworten und vor allem Geschichten über die berühmten Passagiere an Bord.

Besonders die Schicksale wohlhabender und prominenter Reisender wie John Jacob Astor und Benjamin Guggenheim standen im Fokus. War einer von ihnen gerettet worden?

Arthur Henry Rostron, der Kapitän der CARPATHIA, die den Überlebenden schließlich zur Hilfe kam, hatte nur die nötigsten Informationen an die Öffentlichkeit weitergeben lassen.

Bekannt wurde lediglich, dass die TITANIC gesunken sei und die CARPATHIA die Überlebenden nach New York bringen würde. Auch als der damalige amerikanische Präsident William Howard Taft sich persönlich nach seinem Freund und Berater, Major Archibald Butt, erkundigte, blieb seine Anfrage unbeantwortet.

Der Kapitän der CARPAHIA, Arthur Henry Rostron, wurde durch seine Rettung der TITANIC-Überlebenden zum Helden © Library of Congress

In Ermangelung an Informationen begann die weltweite Presse ihre eigenen Geschichten über die Geschehnisse an Bord zu verfassen. Es kursierten bald Berichte über Heldentaten bekannter Passagiere, mutige Rettungsaktionen und dramatische Momente – viele davon frei erfunden. Einige dieser Geschichten halten sich bis heute und prägten die Vorstellung der Öffentlichkeit von den Ereignissen auf der TITANIC.

Als die CARPATHIA am Abend des 18. April 1912 in New York eintraf, warteten bereits zahlreiche Journalisten gespannt auf die Ankunft der Überlebenden der TITANIC. Von den über 2.200 Menschen an Bord des Luxusliners hatten nur 712 das Unglück überlebt.

Einige Zeitungen ließen sogar spezielle Boote mit Reportern ausrüsten, die als sogenannte „American Pressboats“ der CARPATHIA entgegenfuhren und den TITANIC-Überlebenden finanzielle Angebote hinüberriefen, damit sie für Interviews zur Verfügung stünden.

An dieser Titelseite der New York Times von Mittwoch, den 17.April 1912, ist zu erkennen, dass eigentlich nur die prominenten Passagiere an Bord der TITANIC für die Leser von Belang waren. © gemeinfrei

Für eine Passagiergruppe jedoch interessierte sich kaum jemand: Die Passagiere der Dritten Klasse.

Es ist unbestritten und durch die nackten Zahlen belegbar, dass die Passagiere der Dritten Klasse der TITANIC aus dem sogenannten „Zwischendeck“, nach der Besatzung mit riesigem Abstand die meisten Todesopfer zu beklagen hatten.

Doch warum ist das so? Warum gab es so viele Opfer in der Dritten Klasse?

In der Populärkultur hat besonders der Film „TITANIC“ von James Cameron aus dem Jahr 1997 unser Bild von den Ereignissen geprägt. In einer eindringlichen Szene zeigt der Film, wie Passagiere der Dritten Klasse verzweifelt vor verschlossenen Gittertoren stehen. Sie wollen nach oben, dorthin, wo die Rettungsboote sind, werden aber von der Crew zurückgehalten und aufgefordert, ruhig zu bleiben. Dieses Bild hat sich tief in das kollektive Gedächtnis eingebrannt und wird oft als Symbol für die Ungleichheit an Bord der TITANIC zitiert.

An dieser Grafik sieht man eindrucksvoll, wie hoch die Opferzahl in der dritten Klasse war. © Grafik Norbert Zimmermann

Doch historische Baupläne der TITANIC widersprechen dieser Darstellung. Es gab zwar Absperrgitter an Bord, doch diese befanden sich nicht an den Zugängen zu den Decks, die zu den Rettungsbooten führten. Die Pläne zeigen Gitter im vorderen Teil des Schiffes, wo sich die Posträume befanden, und im hinteren Bereich, wo Vorratsräume und Mannschaftsunterkünfte lagen. Diese Barrieren dienten weniger dazu, Passagiere die Wege zu blockieren, sondern eher zur Trennung von Arbeitsbereichen und Passagierbereichen.

Allerdings gab es nach Aussagen von Überlebenden aus der Dritten Klasse in der Tat einige Absperrungen, an denen die Passagiere aus dem Zwischendeck von der Besatzung zurückgehalten wurden.

Exemplarisch ist hier die Geschichte der jungen, 17jährigen Irin Kate Gilnagh (siehe auch Kapitel: „Die Longford Girls“) zu nennen.

Auf ihrem Weg zum Bootsdeck stand sie mit ihren drei Freundinnen vor einem verschlossenen Eisengitter und versuchte einen Seemann davon zu überzeugen es zu öffnen. Aber der Seemann weigerte sich beharrlich, bis es Kate Gilnaghs Landsmann Jim Farrell zu bunt wurde und er dem Seemann mit kraftvoller Stimme zurief:

„Um Himmels willen! Öffnen Sie das Gitter und lassen Sie diese Mädchen durch.“

Der entschiedene und barsche Ton brach den Widerstand des Seemannes, so dass er das Gitter endlich öffnete und die vier Mädchen durchließ.

Auch Daniel Buckley berichtete vor dem amerikanischen Untersuchungsausschuss davon, dass die Dritte Klasse Passagiere durch Gitter und durch Teile der Crew aufgehalten wurden:

Daniel Buckley:

„Ja, sie schafften es. Es war ein Zwischendeckpassagier dort, der die Stufen nach oben gehen wollte und gerade als er das tat, kam jemand aus einer Tür und stieß ihn nach unten, warf ihn aufs Zwischendeck. Der Kerl wurde richtig aufgeregt und rannte ihm hinterher, aber er konnte ihn nicht finden. Er sprang über das kleine Gitter, aber er fand ihn nicht.“

Senator Smith:

“Welches Tor meinen Sie?”

Daniel Buckley:

“Ein kleines Gitter oben an der Treppe, die in die Erste Klasse führte.“

Senator Smith:

„Dort war ein Gitter zwischen dem Zwischendeck und dem Erste Klasse Deck?”

Daniel Buckley:

“Ja. Das Erste Klasse Deck lag höher als das Zwischendeck, und es waren viele Stufen die dorthin führten, 9 oder 10 Schritte, und ein Gitter auf den obersten Stufen.“

Senator Smith:

„War das Gitter verschlossen?“

Daniel Buckley:

“Es war nicht verschlossen als wir den Versuch machten darüber zu steigen, doch der Matrose, oder was immer er auch war, schloss es ab. Dann brach der Passagier der nach unten gestoßen wurde das Gitter auf und rannte hinter demjenigen her der ihn nach unten gestoßen hatte. Er sagte, wenn er ihn erwischen würde, würde er ihn in den Ozean werfen.“1

Wenn wir uns die Aussage von Buckley genauer ansehen, beschreibt er anscheinend ein kleines Gitter auf dem vorderen Welldeck, das den Zugang zum Deck der Ersten Klasse ermöglichte.

Es gab jedoch keine Gittertüren mit einer Treppe, die zu einem höheren Deck führte, um dort Passagiere der Dritten Klasse zurückzuhalten. Stattdessen existierten in der Dritten Klasse verschiedene Absperrungen und Tore, aber diese dienten nicht dazu, die Passagiere einzusperren.

So gab es zum Beispiel ein Tor im vorderen Bereich der Dritten Klasse. Von dort führte eine Treppe in den offenen Bereich der Dritten Klasse auf der Steuerbordseite. Dieses Tor hätte niemanden ausgeschlossen, da es einen Korridor auf der Achtern-Seite (hinten) gab, der aus diesem Raum führte. Das Tor wurde nur von der Backbordseite (linke Seite) genutzt.

Ein weiteres Tor befand sich weiter hinten, jenseits der s.g. Scotland Road, am Eingang zur Dritten Klasse, und trennte diesen Bereich von einem Mannschaftsraum. In diesem Mannschaftsraum gab es einen Raum, der oft als Kartoffelraum bezeichnet wird.

Möglicherweise gab es auch zwei weitere Tore an der Scotland Road aber diese schlossen sich nur dort, wo die Treppe in den Speisesaal der Dritten Klasse und wurden möglicherweise nur benutzt, wenn der Speisesaal nicht in Gebrauch war und für die nächste Sitzung vorbereitet wurde.

Wenn man nun alle Fakten zusammenträgt, ist es nicht gänzlich auszuschließen, dass Passagiere aus der Dritten Klasse von Crewmitgliedern oder auch an Gittertoren zurückgehalten wurden. Auch wenn es keine solchen expliziten Gittertüren in den Bauplänen der TITANIC gab.

Ein weiteres, viel gravierenderes Problem, das zu der exorbitant hohen Opferzahl führte, ist ohne Zweifel die Konstruktion des Schiffes...



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