E-Book, Deutsch, 278 Seiten
Zimmermann Im Netz der Zukunft
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-8192-3709-6
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Wenn Technik zur Versuchung wird: Ein packender Near-Future-Thriller
E-Book, Deutsch, 278 Seiten
ISBN: 978-3-8192-3709-6
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Mark Zimmermann ist hauptberuflich Leiter des Kompetenzzentrums für die Entwicklung mobiler Lösungen eines Energieversorgers. Sein Bereich spielt eine zentrale Rolle bei der Entwicklung mobiler Lösungen sowohl für die Mitarbeiter als auch für die Kunden des Konzerns. Dies bringt ihn ständig in Kontakt mit neuen Technologien, über die er gerne in Vorträgen, Podcasts, Artikeln und Fachbüchern berichtet. In diesem Zukunftsroman hat er seine inneren Gedanken, Hoffnungen und Ängste in einer fiktiven Geschichte verarbeitet und möchte damit der Gesellschaft die Bedeutung menschlichen Handelns in einer zunehmend digitalisierten Welt näher bringen.
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Kapitel 2: Digitale Horizonte
Der Sommer 2032 brachte eine Hitzewelle nach München, die die Stadt in einen Schmelztiegel aus Schweiß und Ungeduld verwandelte. In den klimatisierten Büroräumen von ConnectForGood im aufstrebenden Technologieviertel spürte man davon jedoch wenig. Zwei Jahre waren seit dem Wettbewerb vergangen, in denen sich das kleine Start-up ConnectForGood langsam, aber stetig weiterentwickelt hatte. Lukas Weber, inzwischen 25 Jahre alt und mit einem Masterabschluss in Informatik, saß vor einer Wand aus holografischen Displays und analysierte die neuesten Nutzerdaten ihrer Plattform.
"Die Wachstumskurve sieht gut aus", bemerkte er, während er durch die schwebenden Grafiken navigierte. "Wir haben die 500.000-Nutzer-Marke geknackt."
Mia Chen, die an ihrem eigenen Arbeitsplatz saß, blickte auf. Ihre kurzen schwarzen Haare waren zu einem praktischen Stil geschnitten, der ihre scharfen Gesichtszüge betonte. "Und die Engagement-Rate ist höher als je zuvor. Die Menschen nutzen die Plattform nicht nur, sie bleiben auch dabei."
Seit dem Gewinn des Innovationspreises vor zwei Jahren hatte sich ConnectForGood von einem studentischen Projekt zu einem ernstzunehmenden Start-up entwickelt. Mit dem Preisgeld und einer anschließenden Seed-Finanzierungsrunde hatten sie ein kleines Team aufgebaut, Büroräume gemietet und ihre Plattform erheblich verbessert. Ihr Fokus lag nach wie vor darauf, Menschen mit ähnlichen Interessen und komplementären Fähigkeiten für soziale und ökologische Projekte zusammenzubringen – aber nun mit einer ausgefeilteren Technologie und einer wachsenden Nutzerbasis.
Lukas lehnte sich zurück und rieb sich die Augen. Die letzten Jahre waren ein Wirbelsturm aus Arbeit, Lernen und Wachstum gewesen. Nach seinem Masterabschluss hatte er sich vollständig auf ConnectForGood konzentriert, während Mia ihre Forschung in Professor Hartmanns Gruppe für ethische KI mit ihrer Rolle als technische Leiterin des Start-ups vereinbarte. Sie pendelte zwischen Labor und Startup, jonglierte Meetings mit wissenschaftlicher Analyse – und war in beiden Welten gleichermaßen respektiert.
"Alles in Ordnung?", fragte Mia, die seinen müden Blick bemerkte.
"Ja, nur müde. Ich habe gestern Nacht an dem neuen Matching-Algorithmus gearbeitet. Ich glaube, wir können die Genauigkeit um weitere 15 Prozent verbessern, ohne mehr Nutzerdaten zu benötigen."
"Das wäre beeindruckend", nickte Mia anerkennend. "Die meisten Unternehmen würden einfach mehr Daten sammeln."
"Die meisten Unternehmen sind nicht wir", erwiderte Lukas mit einem müden Lächeln.
Ihr Gespräch wurde durch das Öffnen der Bürotür unterbrochen. Elena Santos, ihre neueste Mitarbeiterin und Spezialistin für Neurowissenschaften, trat ein, ein Tablet in der Hand und Aufregung in den Augen. Sie war über ein gemeinsames Forschungsprojekt an der LMU zu ihnen gestoßen und hatte sich schnell als Expertin für die neuronalen Grundlagen moderner Schnittstellen etabliert.
"Habt ihr die Nachrichten gesehen?", fragte sie ohne Umschweife. "Eden Tech hat gerade ihre neue Technologie angekündigt. Sie nennen es 'NeuroBridge'."
Lukas spürte, wie sich sein Magen zusammenzog. Eden Tech war in den letzten Jahren zu einem der mächtigsten Technologieunternehmen der Welt aufgestiegen. Sie bestimmten zunehmend den globalen Diskurs über KI – politisch hofiert, wirtschaftlich unantastbar, kulturell prägend. Ihre KI-Assistentin Eva war allgegenwärtig, ihre Datensammlungspraktiken aggressiver denn je, und ihr CEO, Dr. Marcus Stern, wurde regelmäßig als visionärer Genius gefeiert – oder als skrupelloser Datenkrake kritisiert, je nach Perspektive.
"Was ist NeuroBridge?", fragte er, obwohl er die Antwort bereits ahnte.
Elena reichte ihm ihr Tablet. Auf dem Bildschirm war ein Livestream einer Eden Tech-Präsentation zu sehen. Dr. Stern stand auf einer futuristischen Bühne, hinter ihm das allgegenwärtige Logo des Apfels in Dornen.
"...revolutioniert die Art und Weise, wie wir mit Technologie interagieren", sagte Dr. Stern gerade. "NeuroBridge ist keine gewöhnliche Gehirn-Computer-Schnittstelle. Es ist eine Brücke zwischen menschlichem Denken und digitaler Welt. Keine Tastaturen mehr, keine Sprachbefehle, keine Gesten. Nur Gedanken."
Die Kamera schwenkte zu einem jungen Mann auf der Bühne, der ein schlankes, elegantes Stirnband trug. Ohne ein Wort zu sagen oder sich zu bewegen, begann er, mit verschiedenen digitalen Geräten zu interagieren – schrieb Texte, navigierte durch Anwendungen, steuerte ein virtuelles Fahrzeug.
"NeuroBridge liest nicht Ihre Gedanken", fuhr Dr. Stern fort, als ob er die offensichtlichen Bedenken ansprechen wollte. "Es erkennt Muster in Ihrer Gehirnaktivität, die mit bestimmten Absichten und Befehlen verbunden sind. Ihre privaten Gedanken bleiben privat. Aber Ihre Absicht, eine E-Mail zu schreiben oder ein Licht einzuschalten, wird in Echtzeit erkannt und umgesetzt."
Lukas gab das Tablet zurück, sein Gesicht eine Maske aus Sorge und Faszination. "Alexander hatte also recht. Sie haben es tatsächlich geschafft."
"Das ist beunruhigend", sagte Mia. "Aber technisch beeindruckend. Die Implikationen für Menschen mit Behinderungen könnten enorm sein."
"Wenn es so funktioniert, wie sie behaupten", fügte Elena hinzu. "Und wenn die Daten wirklich so sicher sind, wie sie sagen. Als Neurowissenschaftlerin bin ich skeptisch. Die Grenze zwischen 'Absichten erkennen' und 'Gedanken lesen' ist fließender, als die meisten Menschen denken."
Lukas stand auf und ging zum Fenster. Die Stadt draußen pulsierte im Rhythmus des modernen Lebens – selbstfahrende Autos, Lieferdrohnen, Menschen mit AR-Brillen, die durch eine Welt navigierten, die nur sie sehen konnten. Und nun würde Eden Tech eine weitere Schicht der Technologie hinzufügen, eine noch intimere Verbindung zwischen Mensch und Maschine.
"Wir sollten Professor Hartmann kontaktieren", sagte er schließlich. "Seine Forschungsgruppe sollte sich das ansehen. Wenn jemand die ethischen Implikationen verstehen kann, dann er."
Mia nickte. "Ich werde ihn anrufen. Aber Lukas... das ändert nichts an unserem Weg. Wir machen weiter wie bisher."
"Natürlich", sagte er, aber ein Schatten des Zweifels huschte über sein Gesicht. Konnten sie wirklich mit Giganten wie Eden Tech konkurrieren? War ihr Ansatz – langsamer, ethischer, menschenzentrierter – überhaupt noch relevant in einer Welt, die sich so schnell veränderte?
Die Antwort kam in Form eines Klingelns an der Bürotür. Ein Kurier stand dort mit einem Paket. "Lieferung für Lukas Weber", sagte er.
Lukas unterschrieb und öffnete das Paket. Darin befand sich ein elegantes schwarzes Kästchen mit dem Eden Tech-Logo. Als er es öffnete, fand er ein NeuroBridge-Stirnband – schlank, elegant, futuristisch. Darunter lag eine handgeschriebene Notiz:
"Die Zukunft wartet nicht. Probier es aus. – A.K."
Alexander Krüger, einst sein Rivale an der Universität, nun einer der leitenden Entwickler bei Eden Tech. Die Botschaft war klar: Eden Tech beobachtete sie, und sie waren immer einen Schritt voraus.
Lukas legte das Stirnband zurück in die Box. "Es scheint, als hätten wir die Aufmerksamkeit der Großen geweckt", sagte er mit einem grimmigen Lächeln und überheblich wie eh und je. Aber es war mehr als Provokation – es war ein stiller Machtbeweis. "Lasst uns sicherstellen, dass wir sie verdienen."
Der Herbst 2033 brachte Veränderungen, sowohl für die Welt als auch für Lukas persönlich. NeuroBridge hatte sich als der Erfolg erwiesen, den Eden Tech versprochen hatte – und mehr. Innerhalb eines Jahres trugen Millionen Menschen weltweit die schlanken Stirnbänder, steuerten ihre Geräte mit Gedanken und tauchten tiefer in die digitale Welt ein als je zuvor.
Die gesellschaftlichen Auswirkungen waren tiefgreifend. Neue Berufe entstanden rund um die Technologie – NeuroBridge-Trainer, die Menschen halfen, ihre Gedankenmuster zu kontrollieren; Neuro-Designer, die Schnittstellen für die gedankengesteuerte Interaktion entwickelten; sogar Neuro-Therapeuten, die die Technologie nutzten, um bei psychischen Erkrankungen zu helfen.
Gleichzeitig verschwanden andere Berufe. Warum einen menschlichen Assistenten einstellen, wenn man alles mit einem Gedanken erledigen konnte? Warum ein physisches Geschäft besuchen, wenn man virtuell einkaufen konnte, ohne das Bett zu verlassen?
Für ConnectForGood waren es herausfordernde Zeiten. Ihre Nutzerbasis wuchs weiter, aber langsamer als zuvor. Die Menschen schienen weniger interessiert an echten Verbindungen und gemeinsamen Projekten, mehr fasziniert von den neuen Möglichkeiten der Gedankensteuerung.
Lukas saß in seinem Apartment und starrte auf die NeuroBridge-Box, die seit einem Jahr ungeöffnet auf seinem Regal stand. Er hatte geschworen, es nicht zu benutzen, aus Prinzip und aus Vorsicht. Aber manchmal, in Momenten der Schwäche oder Neugier, fragte er sich, wie es sich anfühlen würde.
Ein Klopfen an der Tür riss ihn aus seinen Gedanken. Es war Elena, die einen Stapel Forschungspapiere und eine Flasche Wein trug. Ihre kritischen Analysen hatten inzwischen...




