Vorwort
Yoshida Kenko (ca. 1283-1350). 82
Durch den Charme dieses Kenko-Wortes ermutigt, habe ich in der vorliegenden Studie den Ergebnissen eines Versuches mit der Geschichte zweier Länder eine Form gegeben, die genug Platz zum Wachsen erkennen lassen soll, um bestehen zu können. Daß in ihr, wie Kenko auch von den chinesischen Klassikern behauptet, viele Kapitel fehlen, wird hoffentlich anderen als Anreiz dienen, die Lücken angemessen zu schließen. Vieles konnte nur angedeutet, vieles nur halb ausgeführt werden, weil sich erwies, daß viel mehr von dem, was die Menschen - Herrscher und Beherrschte - in Thüringen und der Provinz Kai taten und dachten, in diese Arbeit hineingehört hätte, als der ursprüngliche Entwurf erlaubt hätte. So steht, damit die Form doch im Ganzen erkennbar werde, ein Teil des Gebäudes nur als Gerüst. Auch beim Bau des Kaiserpalastes, so sagt Kenko tröstend, werde stets ein Teil unfertig gelassen.
Für den Bauplan, architektonische Mängel und Fehler im Mauerwerk der Argumentation trage ich die Verantwortung. Dank aber gebührt allen, ohne deren Hilfe es nie zum Richtfest gekommen wäre: Allen voran Herrn Professor Dr. Werner Paravicini, der die europäische Seite meines Unternehmens zu entwickeln half und sich der japanischen unvoreingenommen öffnete, und Herrn Professor Dr. Hermann Kulke, der mein Vorhaben anschließend in die asiatische Dimension überführte und überprüfte. Beiden Doktorvätern danke ich für ihre geduldige und fördernde Begleitung.
Als sachkundig und gastfreundlich erwiesen sich während meines Japan-Aufenthaltes 1989-1990 die Herren Prof. Iida Bun'ya (Präfektur-Bibliothek Kofu), Prof. Ishii Susumu (damals Tokyo-Universität), Prof. Isogai Masayoshi (ehemals Yamanashi-Universität Kofu), Kiyogumo Toshimoto (Hokoji-Tempel Enzan) und Shibatsuji Shunroku (Waseda-Universität Tokyo). Besonderen Dank schulde ich Herrn Prof. Sato Masayuki von der Yamanashi-Universität in Kofu für uneigennützigen Rat und Unterstützung. Der zu früh verstorbene Prof. Nagazumi Akira und seine Gattin, Prof. Nagazumi Yoko, haben buchstäblich meine ersten Schritte durch das Archiv der Tokyo-Universität ermöglicht und begleitet.
Ohne die freundlichen Menschen in der Präfektur Yamanashi hätte ich die Heimat der Takeda nicht auf derart unvergeßliche Weise kennenlernen können. Stellvertretend danke ich den Familien von Mitsui Takeshi in Ryuo, bei der wir ein Jahr lang zu Gast sein durften, und von Uehara Masaaki in Enzan. Für die Unterstützung während der Aufenthalte in Tokyo danke ich der Familie meines Schwiegervaters, Dr. Uehara Shigetsugu.
Geholfen haben auch zahlreiche Gesprächspartner hierzulande, von denen vor allem die Herren Prof. Dr. Klaus Antoni (Hamburg), Prof. Dr. Wilhelm Brauneder (Wien), Rainer Hofer, M.A., Dr. Dr. Wilhelm Röhl (Hamburg) und Prof. Dr. Carl Steenstrup (München) mit Dank zu nennen sind. Herrn Prof. Dr. Klaus Müller, meinem »Dienstherrn« an der Universität Düsseldorf, verdanke ich neben zahlreichen Hinweisen auch großzügiges Entgegenkommen hinsichtlich der Arbeitseinteilung während der Niederschrift des Manuskriptes. Ohne die Zuwendungen der Studienstiftung des Deutschen Volkes, die mich zwischen 1981 und 1990 als Stipendiaten gefördert hat, und die vertrauensvolle Geduld ihrer Mitarbeiter wäre diese Arbeit nicht zustande gekommen. Sie erst öffneten mir Wege nach Japan außerhalb der üblichen akademischen Pfade.
Am meisten beeinflußt haben diese Arbeit Ermutigung und Kritik meiner Familie. Meinen Eltern danke ich für den Mut zur Ferne. Meine Tochter Erika hat geduldig ertragen, daß ich öfter mit dem Computer als mit ihr »spielte«. Meine Frau Kumiko hat jeden Schritt meiner Studien begleitet, häufig inspiriert und oft zur Verbesserung angeregt. Diese Arbeit sei daher ihr gewidmet.
Düsseldorf, im Frühjahr 1994
Reinhard Zöllner
Vorwort zum unveränderten Nachdruck
Dieses Buch erschien zuerst 1995 im Verlag Dieter Born in Bonn. Nach dem viel zu frühen Tod des Verlegers 2013 wurde der Verlag liquidiert. Das Buch ist deshalb seit längerem nicht mehr im Buchhandel erhältlich. Aufgrund der anhaltenden Nachfrage habe ich mich deshalb entschlossen, es in unveränderter Form neu zu publizieren. Ich tue dies nicht, ohne in Dankbarkeit Dieter Borns zu gedenken, dessen Begeisterung für die Sache die Veröffentlichung erst möglich machte.
Berlin, im Sommer 2017
Reinhard Zöllner
Zeittafel zur Geschichte der Ludowinger
| 1030 | Ludwig mit dem Barte errichtet eine Rodungsherrschaft im Thüringer Wald |
| 1070 | Beginn des Widerstandes sächsischer und thüringischer Adliger gegen die Krone |
| 1080 | Erste urkundliche Nennung der von Ludwig dem Springer erbauten Wartburg |
| 1122 | Ludowinger erben Besitz der Grafen Werner und Giso in Hessen |
| 1131 | Ludwig I. wird Landgraf von Thüringen |
| 1147 | Ludwig II. auf Kreuzzug in Palästina (-1149) (?) |
| 1158 | Ludwig II. begleitet Friedrich Barbarossa nach Italien (-1161) |
| 1165 | Ludwig II. legt die Mauern Erfurts nieder |
| 1166 | Kampf Ludwigs II. gegen Heinrich den Löwen, Herzog von Sachsen |
| 1178 | Erste Nennung aller vier Hofämter der Ludowinger |
| 1180 | Ludwig III. wird Pfalzgraf von Sachsen. Kampf gegen Heinrich den Löwen. |
| 1184 | Ludwig III. nimmt mit großem Gefolge am Mainzer Hoffest teil |
| 1190 | Ludwig III. stirbt auf Kreuzzug |
| 1198 | Hermann I. beteiligt sich in Akko an der Gründung des Deutschen Ordens. Wechselt im welfisch-staufischen Erbfolgestreit häufig die Seiten. |
| 1210 | König Philipp II. Augustus von Frankreich verspricht einer Tochter Hermanns I. die Ehe |
| 1227 | Ludwig IV. stirbt bei der Abreise zum Kreuzzug |
| 1236 | Heiligsprechung Elisabeths von Thüringen |
| 1239 | Konrad wird Hochmeister des Deutschen Ordens |
| 1246 | Heinrich Raspe wird zum Gegenkönig gewählt |
| 1247 | Heinrich Raspe stirbt ohne männlichen Erben |
Zeittafel zur Geschichte der Takeda
| 1130 | Minamoto Yoshikiyo und sein Sohn Kiyomitsu werden aus Hitachi nach Kai verbannt |
| 1180 | Die Minamoto in Kai, darunter die Takeda, kämpfen an der Seite ihrer Verwandten in Kamakura erfolgreich gegen die Taira |
| 1221 | Die Takeda kämpfen für das gegen den Kaiserhof |
| 1331 | Die Takeda, in Kai, kämpfen an der Seite des Kamakura- gegen Kaiser Godaigo |
| 1335 | Die Takeda unterstützen Ashikaga Takauji gegen Kaiser Godaigo; Takeda Nobutake zieht in die Provinz Aki |
| 1416 | Takeda Nobumitsu beteiligt sich am erfolglosen Aufstand des Uesugi Zenshu gegen das und nimmt sich das Leben |
| 1519 | Takeda Nobutora gründet Burg Tsutsujigasaki (Kofu) |
| 1541 | Takeda Harunobu (Shingen) vertreibt seinen Vater Nobutora |
| 1547 | Harunobu erläßt die »Gesetzessammlung für Kai« sein Hausgesetz (1557 ergänzt) |
| 1553 | 1. Schlacht zwischen Harunobu und Uesugi Terutora (Kenshin) aus Echigo bei Kawanakajima |
| 1554 | Dreiländerbund von Kai (Takeda), Suruga (Imagawa) und Sagami (Hojo) |
| 1558 | Hauslehre des Takeda Nobushige |
| 1563 | Landesaufnahme des Erinji-Tempels, Bezirk Yamanashi |
| 1564 | und letzte Schlacht bei Kawanakajima zwischen Takeda Harunobu und Uesugi Terutora |
| 1567 | Ende des Dreiländerbundes; Suruga verhängt Salzembargo gegen Kai |
| 1572 | Harunobu führt das Bündnis gegen Oda Nobunaga an, siegt bei Mikatagahara über... |