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E-Book, Deutsch, 330 Seiten

Baumgarten Interessenvertretung aus dem Abseits

Erwerbsloseninitiativen im Diskurs über Arbeitslosigkeit

E-Book, Deutsch, 330 Seiten

ISBN: 978-3-593-40980-1
Verlag: Campus
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark



Politiker, Journalisten und Vertreter verschiedenster Verbände äußern sich gerne und häufig zum Thema Arbeitslosigkeit. Weit weniger gefragt sind hingegen Erwerbsloseninitiativen, deren Forderungen zudem häufig als unberechtigt abgetan werden. Britta Baumgarten untersucht die Kommunikationsstrategien, mit denen sich diese Initiativen in den Diskurs über Arbeitslosigkeit einbringen, um die Interessen von Erwerbslosen zu vertreten.
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1;Inhalt;6
2;1. Einleitung;10
3;I. Vorstellung und Reflexion der Theorie und Methodik;18
4;2. Theoretischer Hintergrund;20
4.1;2.1 Erwerbsloseninitiativen;20
4.1.1;2.1.1 Geschichtlicher Überblick über die Organisation von Erwerbslosen;21
4.1.2;2.1.2 Forschungsansätze zu politischer Interessenvertretung von Erwerbslosen;27
4.2;2.2 Öffentlichkeit, Öffentliche Meinung und Handlungsstrategien politischer Akteure;30
4.3;2.3 Marginalisierte Akteure und die Vertretung schwacher Interessen;38
5;3. Methodologie;44
5.1;3.1 Diskursanalyse und die Konstruktion von Deutungs- und Handlungsrahmen;44
5.1.1;3.1.1 Diskursanalysen nach Foucault;46
5.1.2;3.1.2 Konstruktion von Frames;53
5.1.3;3.1.3 Wissenssoziologische Diskursanalyse;67
5.1.4;3.1.4 Verbindungslinien der vorgestellten Ansätze;71
5.2;3.2 Der kollektive Akteur und seine Einbettung in den Diskurs;78
5.3;3.3 Datenauswahl, Interpretation und Kodierung;82
5.4;3.4 Darstellung der Ergebnisse;99
5.5;3.5 Kritische Reflexionen über meine Vorgehensweisen;101
6;II. Empirische Analysen;108
7;4. Arbeitslosigkeit – diskursive Formationen und Handlungsräume;110
7.1;4.1 Der Diskurs über Arbeitslosigkeit;110
7.2;4.2 Deutungen des Diskurses über Arbeitslosigkeit durch die Erwerbsloseninitiativen;130
7.3;4.3 Kommunikationsmittel der Erwerbsloseninitiativen;134
7.4;4.4 Zwischenfazit Diskurs;144
8;5. Andere Akteure – mögliche Allianzen und Gegner;146
8.1;5.1 Allianzen und Gegner;146
8.1.1;5.1.1 Gewerkschaften;148
8.1.2;5.1.2 Kirchen und Wohlfahrtsverbände;156
8.1.3;5.1.3 Politische Parteien und Politiker;159
8.1.4;5.1.4 Staatliche Akteure;163
8.1.5;5.1.5 Vertreter der Wirtschaft;166
8.1.6;5.1.6 Vertreter der Medien;168
8.1.7;5.1.7 Sonstige Akteure;169
8.2;5.2 Koordination gemeinsamer Forderungen und Aktionen;171
8.3;5.3 Konstruktion gemeinsamer Handlungsrahmen der Erwerbsloseninitiativen;176
8.4;5.4 Konstruktion gemeinsamer Handlungsrahmen mit anderen Akteuren;178
8.5;5.5 Zwischenfazit Akteure;184
9;6. Kommunikative Strategien der Erwerbsloseninitiativen;186
9.1;6.1 Arbeitslosigkeit: Problemdefinition und Forderungen;188
9.2;6.2 Selbstdarstellungen;199
9.3;6.3 Darstellungen von Erwerbslosen;205
9.4;6.4 Bezüge auf allgemein anerkannte Grundwerte;215
9.4.1;6.4.1 Gerechtigkeit;216
9.4.2;6.4.2 Menschenwürde;227
9.4.3;6.4.3 Demokratie;235
9.4.4;6.4.4 (Sozialer) Frieden;241
9.4.5;6.4.5 Wahrheit – Wissenschaftlichkeit;246
9.5;6.5 Gesetze und Rechte;252
9.6;6.6 Gesellschaftlich anerkannte Probleme;258
9.7;6.7 Diskursive Strukturen und Strategien von Erwerbsloseninitiativen;273
9.7.1;6.7.1 Institutionell verankerte »Wahrheiten«, anerkannte Akteure und Werte;275
9.7.2;6.7.2 Der strategische Bezug auf diskursive Ereignisse;278
9.7.3;6.7.3 Die Suche nach starken Allianzen und breiter öffentlicher Unterstützung;280
9.7.4;6.7.4 Umgang mit Gegenpositionen;283
9.7.5;6.7.5 Aufmerksamkeit versus Beeinflussung;288
10;7. Fazit;292
11;Literatur;304
12;Anhang;330


6. Kommunikative Strategien der Erwerbsloseninitiativen (S. 185-186)

In diesem Kapitel werden kommunikative Strategien der Erwerbsloseninitiativen in Bezug auf den Diskurs über Arbeitslosigkeit vorgestellt und auf diskursive Formationen und die Akteurspositionen der Erwerbsloseninitiativen hin analysiert. Wie in den vorangegangenen Kapiteln gezeigt, nehmen die Erwerbsloseninitiativen eine marginale Position im Diskurs ein und betrachten sich selbst als marginalisierte Vertreter schwacher Interessen, was auch im kommenden Kapitel an verschiedenen Stellen gezeigt werden kann. Der Diskurs über Arbeitslosigkeit entwickelt sich zudem zum Nachteil vieler Erwerbsloser, was vor allem an der Implementierung von neuen Gesetzen sichtbar wird, die Rechte von und Zuwendungen an Erwerbslose in vielen Bereichen einschränken.

Diese Implementierung von Gesetzen erfolgt im Sinne des Aktivierungsparadigmas und einer Prämisse des Sachzwangs zur Einsparung von sozialstaatlichen Ausgaben, welche bereits in Kapitel 4.1 vorgestellt wurden. Unter der Annahme, dass Erwerbsloseninitiativen den Diskurs über Erwerbslosigkeit und damit vor allem auch die politische Entscheidungsfindung beeinflussen wollen, werden in diesem Kapitel empirisch vorgefundene Äußerungen dieser Initiativen untersucht. Es werden dabei Bezugnahmen sowohl zu aktuellen diskursiven Ereignissen als auch zu stabileren diskursiven Formationen (Foucault 1981) wie Grundwerten oder Gesetzestexten aufgezeigt und dabei auf die spezifische Situation der Erwerbsloseninitiativen als Vertreter schwacher Interessen eingegangen.

Zudem lässt sich beobachten, dass verschiedene Strategien zur Generierung von Aufmerksamkeit verfolgt werden, die sich nur bedingt auf Foucaults diskursive Formationen beziehen: die Subjektpositionierung und Strategien des Framings (vgl. Kapitel 3.1.2).Betrachtet man die Erwerbsloseninitiativen als Teil einer Diskurskoalition, 139 so lassen sich für diese bezüglich dem Thema Arbeitslosigkeit und seiner Unterthemen bestimmte Problemdeutungen rekonstruieren, die von denen anderer Diskurskoalitionen und den im Diskurs dominierenden abweichen.

Die Ausarbeitung dieser Deutungsmuster der Erwerbsloseninitiativen und ihrer Unterschiede zu dominierenden Deutungsmustern im Diskurs über Arbeitslosigkeit ist das Ziel des folgenden Kapitels. Im Anschluss daran folgen ab Kapitel 6.2 Analysen zur Fragestellung der strategischen Kommunikation der Erwerbsloseninitiativen: Unter Berücksichtigung der in den Kapiteln 4 und 5 ausgearbeiteten diskursiven Formationen und der mannigfachen Deutungen der verschiedenen Diskurskoalitionen wird herausgearbeitet, wie die Erwerbsloseninitiativen ihre Forderungen, sich selbst als Akteur und Darstellungen des Problems Arbeitslosigkeit rahmen, um mit ihren Forderungen Anschluss an den herrschenden Diskurs zu finden bzw. um Allianzen mit anderen Akteuren zu fördern und um ihre Sprecherposition zu verbessern.


Britta Baumgarten, Dr. phil., arbeitet als Postdoc am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung.


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