Bogner | Selbst denken, selbst machen, selbst versorgen | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 208 Seiten

Bogner Selbst denken, selbst machen, selbst versorgen

Ein Bauer zeigt, wie's geht
1. Auflage 2016
ISBN: 978-3-96006-134-2
Verlag: oekom
Format: PDF
Kopierschutz: 0 - No protection

Ein Bauer zeigt, wie's geht

E-Book, Deutsch, 208 Seiten

ISBN: 978-3-96006-134-2
Verlag: oekom
Format: PDF
Kopierschutz: 0 - No protection



Sein Name ist Markus Bogner. Sein Beruf: Bauer. Nicht Bauer aus Tradition, sondern Bauer aus Leidenschaft. Hoch über dem Tegernsee bewirtschaftet er ein winziges Stückchen Land - vielfältig, biologisch und erfolgreich. Ob Fernsehsender, Süddeutsche Zeitung oder das Magazin Landidee, alle stehen sie Schlange, um über ihn und seinen Boarhof zu berichten. Bogner ist das, was man einen 'Typen' nennt, einer, der sich der 'Alternativlosigkeit' nicht beugen will. Schon lange stand er dem Mantra der Agrarlobby, wonach nur überleben kann, wer 15 000 Hühner im Stall hat oder die Saat in Glyphosat ertränkt, kritisch gegenüber. Vor sechs Jahren hat er seine Philosophie der Permakultur wahrgemacht - und siehe da: Es funktioniert! Was auf dem Boarhof wächst, verkauft er direkt ab Hof. Die Menschen genießen den Einkauf bei ihrem Bauer des Vertrauens oder besuchen seine Seminare zum Brotbacken oder Saatgutziehen. Wer wissen will, wie man sein Leben selbst in die Hand nimmt, wie gut es tut, mit der Natur zu arbeiten, findet in Markus Bogners Buch Inspiration und Hoffnung. Wo sich andere in Theorie verlieren, beweist der Bauer vom Boarhof durch die faktische Macht des Einfach-nur-Tuns, dass eine andere Agrarkultur möglich ist. Tag für Tag. Immer wieder neu.

Markus Bogner hat die konventionelle Landwirtschaft kennengelernt. Als Angestellter war er Teil der Agrarindustrie, in Landwirtschaftsschulen wurde er mit ihrer Philosophie des »Wachse, oder weiche!« konfrontiert. Darüber, wie man gute Lebensmittel herstellt, hat er dort nichts erfahren - das macht er jetzt als Pächter des Boarhofs hoch über dem Tegernsee einfach selbst: Gemeinsam mit seiner Familie produziert er Vielfalt in Bioqualität und zeigt damit, wie Landwirtschaft auch funktionieren kann.
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Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


1;Selbst denken, selbst machen, selbst versorgen;1
2;Inhalt;4
3;Vorwort;7
4;Statt eines Prologs – Ein Arbeitstag im Frühjahr: säen, pflanzen – es werde!;9
5;Erstes Kapitel: Was ist ein gutes Leben – oder: wie wir zum Boarhof kamen;19
5.1;Auf die Alm, der Liebe wegen;22
5.2;Bauer werden ist nicht schwer – oder doch?;24
5.3;Einen Garten pachten;26
5.3.1;Die 5-Zonen-Planung;27
6;Zweites Kapitel: Wachse oder weiche – wie Landwirtschaft heute "funktioniert";29
6.1;Nie ist zu wenig, was genügt!;30
6.2;Die Sache mit dem Hunger;31
6.3;Wer in der Landwirtschaft das Sagen hat;33
6.4;Was rentabel ist – und für wen?;36
6.5;Die Sache mit dem Saatgut;38
6.6;Die eigene Saat züchten;42
6.6.1;Der Weg zu eigenen Karotten;42
6.6.2;Vorsicht vor der Wilden Möhre;44
6.7;Gewünschte Eigenschaften und Hybride;45
7;Drittes Kapitel: Der Boarhof – spezialisiert auf Vielfalt;47
7.1;Von Ketten und Kreisläufen;48
7.2;Das Gute aus der Milch;49
7.3;Unser Hofladen: Brot, Marmelade und Eier von glücklichen Hühnern;53
7.4;Besser haben wir nicht!;57
7.5;Brotbacken;58
7.5.1;Tag 1;58
7.5.2;Tag 2;59
7.5.3;Tag 3;59
7.5.4;Tag 4;59
7.6;Permakultur – vom achtsamen Umgang mit Mensch und Natur;61
7.7;Unser Wissen weitergeben;64
8;Viertes Kapitel: Weltbevölkerung – Wachstum – Würde: Wie passt das zusammen?;67
8.1;Sind wir eigentlich zu viele?;68
8.2;2.000 Quadratmeter Acker;69
8.3;Wachstum ist nicht gleich Wachstum;72
8.4;Josef, Jesus und die Sache mit dem Zins;76
8.5;Wenn Kartoffeln auf Reise gehen;78
8.6;Wie Geld arbeitet;82
8.7;Urlaub als Hobbybauer;84
8.7.1;Mit WWOOF "seinen" Bauernhof finden;84
8.7.2;In der Welt zu Hause;86
8.8;Jasemin, Miguel und Nathan;87
9;Fünftes Kapitel: Der Globalacker – oder : mit 2.000 Quadratmetern die Welt ernähren;91
9.1;Wo ist Ihr Acker, und was wächst da überhaupt?;92
9.2;Berlin ist nicht (in) Äthiopien;96
9.3;Der gezähmte Boden;99
9.4;Kompost aus der Wurmkiste;100
9.4.1;Die Kisten vorbereiten;100
9.4.2;Die Kisten befüllen;101
9.4.3;Der Wurmhumus ist fertig;102
9.5;Terra Preta – das Wunder aus dem Regenwald;110
9.6;Terra Preta herstellen;111
9.6.1;Was man dazu braucht;111
9.6.2;Wie man dabei vorgeht;111
9.6.3;Erde keimfrei machen;113
10;Sechstes Kapitel: Die Sache mit dem Fleischkonsum;115
10.1;Warum unsere Tiere keine Konkurrenz für Sie sind;120
10.2;Warum Tiere zum Schlachten reisen müssen;123
11;Siebtes Kapitel: Wir haben bereits mehr als genug – für alle!;127
11.1;Wenn der Joghurt übers Verfalls - datum hüpft;128
11.2;Die kommen uns nicht in die Kiste;130
11.3;Kein Kontakt, kein Qualitätsbewusstsein;131
11.4;Basics des Haltbarmachens;132
11.4.1;Obst und Gemüse;132
11.4.2;Fleisch;133
11.5;Zocken – für den Hunger!;138
11.6;Kröten statt Schneckenkorn;140
11.6.1;Schneckenabwehr im eigenen Garten;141
12;Achtes Kapitel: Der Weltagrarbericht – eine Blaupause für eine andere Landwirtschaft;145
12.1;Der lange Weg zum Weltagrarbericht;146
12.2;Kleinbauern und Frauen an die Macht!;147
12.3;Unser Kleinbauernhof – arbeiten MIT der Natur!;150
12.4;Obstbaumpflege im Gartenjahr;151
12.4.1;Winter- oder Frühjahrsschnitt?;151
12.4.2;Für Einstiegsmöglichkeiten sorgen;152
12.4.3;Notschnitte durchführen;152
12.4.4;Zwei Baumscheren, nicht mehr;153
12.4.5;Der Mondkalender;153
13;Neuntes Kapitel: Der Kassenbon als Wahlschein des 21. Jahrhunderts;155
13.1;Alle Macht dem Volke!;155
13.2;Augen auf beim Konsumieren;157
13.3;Lokal einkaufen, Bürger sein;160
14;Zehntes Kapitel : Genug statt immer mehr, anders statt immer gleich;163
14.1;Die Sache mit dem (Bruttosozial)Glück;163
14.2;Geburt eines Hühnerstalls – oder: vom Fokussieren auf das Wesentliche;166
14.3;Hühnerhaltung im Hausgarten;168
14.3.1;Der Stall;168
14.3.2;Hühner und Eierlegen;169
14.3.3;Der Hahn;169
14.3.4;Der Auslauf;170
14.3.5;Das Futter;171
14.3.6;Die Rasse;171
14.3.7;Die rechtliche Situation;172
14.4;Nachhaltigkeit – oder: vom achtsamen Umgang mit der Welt;174
14.5;Gurkenanbau – von der Saat bis ins Glas;176
14.5.1;Anfang März;176
14.5.2;Mitte Mai;176
14.5.3;Mitte Juli;177
14.5.4;Ende August;177
14.5.5;Ende September;177
14.5.6;Ende Oktober;177
14.5.7;Anfang November;178
14.5.8;Mitte Februar;178
14.6;Vertrauen ist alles, oder: der Boarhof im Nachhaltigkeitscheck;180
14.7;Alles bio, alles paletti?;183
14.8;Weniger ist (oft) das bessere Bio;188
15;Elftes Kapitel: Unser gemeinsamer Weg zum Wandel;189
15.1;Alte Lösungen für neue Probleme;190
15.2;Ganz nah – zwei lokale Initiativen;193
15.3;Die wundersame Kartoffelvermehrung;200
15.3.1;Speise- oder Pflanzkartoffeln;200
15.3.2;Saatkartoffeln ziehen, Krankheiten vermeiden;201
15.3.3;Kartoffeln lagern;202
16;Sechs Ideen für eine bessere Welt;205
16.1;Solidarische Landwirtschaft;205
16.2;Essbare Städte;207
16.3;Urban Gardening;209
16.4;Regionalwährungen;210
16.5;Commons und Sharing Economy;212
16.6;Transition Towns;214
16.7;Weiterführende Informationen;216
17;Statt eines Epilogs – Ein Arbeitstag im Herbst: sehen, ernten – es ist!;217


Statt eines Prologs
Ein Arbeitstag im Frühjahr: säen, pflanzen – es werde!


Nichts wird,
nichts ist,
nichts bleibt
im Himmel und auf Erden
als diese zwei:
das eine ist TUN, das andere WERDEN.
– Daniel Czepko von Reigersfeld, deutscher Poet
Ein Mittwochmorgen im Mai. Noch bevor ich mit meiner Frau und den Kindern frühstücke, mache ich kurz einen Rundgang zu den Tieren. Fast jeden Tag, wenn ich morgens zur Haustür hinausgehe, überwältigt mich, was ich sehe.
Da ist zuallererst unser Hausgarten mit den vielen Kräutern und Blumen. Um diese Zeit bedeckt noch Tau alle Pflanzen. Doch mit den ersten Sonnenstrahlen trocknen sie und fangen sofort an zu duften. Dahinter liegt eine Wiese mit Weiher, dem kreisförmig angelegten Gemüsegarten und einem kleinen Acker. Diesem Acker habe ich den Muskelkater zu verdanken, der mich heute früh schon seit dem Aufwachen mächtig plagt. Wenn ich den Acker jetzt aber so sehe und mich erinnere, dass wir hier gestern unsere Kartoffeln gelegt habe und daran denke, welch üppige Ernte wir hoffentlich im Herbst erhalten werden, lässt mich das den Muskelkater fast vergessen.
Hinter dem Garten sehe ich ein kleines Stück vom Tegernsee, und an dessen Ende erheben sich gleich die Alpen. Das komplette Panorama der Tegernseer Berge kann man von der Haustüre aus sehen. Ein paar Gipfel werden schon von der Morgensonne angestrahlt, andere warten noch auf das erste Licht. Um diese Zeit herrscht noch eine ganz eigene Ruhe. Manchmal bilde ich mir ein, man könne diese Ruhe, dieses Unverbrauchte des Tages sogar in der Luft riechen. Und dann fällt mir auf, dass es so ruhig gar nicht ist. Hunderte, wahrscheinlich sind es eher Tausende Vögel veranstalten ihr allmorgendliches Konzert. Mit den tollsten Melodien buhlen die Herren der Vogelschöpfung um die Gunst eines Weibchens.
Herrn Kuckuck habe ich vor einer Woche zum ersten Mal wieder gehört. Ich bin mir sicher, dass es derselbe Kuckuck ist wie schon in den Jahren zuvor. Unser Kuckuck stottert nämlich. Seinen Ruf würde ich unter allen anderen heraus kennen. Familie Kuckuck ist dieses Jahr spät aus ihrem Winterquartier zurückgekommen. Hoffentlich nicht zu spät. Die anderen Vögel waren dieses Jahr viel früher da als sonst. Hoffentlich findet Frau Kuckuck noch ein Nest, in das sie ihr Ei legen kann.
Dann gehe ich in den Stall, mache das Fenster bei den Hühnern auf, damit die ins Freie können. Die beiden Hähne bedanken sich draußen prompt mit lautem Krähen. Die Laufenten dürfen auch raus. Nach einem kurzen Bad im Weiher beginnen sie sofort mit der Schneckenjagd. Die Schnecken brauchen sie im Moment dringend, weil sie fast jeden Tag ein Ei legen und die Schnecken hierfür ein willkommener Eiweiß- und Kalklieferant sind. Unser altes Gänsepaar folgt den Enten auch Richtung Weiher, nur viel, viel langsamer. Sie haben ihre Gänseküken im Schlepptau. Stolze Eltern mit ihren drei Kindern. Im Juli kommen noch mindestens 30 kleine Adoptivkinder dazu. Bis dahin dürfen sie frei herumlaufen, dann müssen sich die Gänse auf der Weide wieder an einen Zaun gewöhnen.
Jetzt muss ich noch schauen, ob bei den Weideschweinen, den Rindern, den Hähnchen und den Pferden alles in Ordnung ist. Nachsehen, ob alle genügend Wasser haben und ob die Zäune in Ordnung sind – und schon steht einer Tasse Kaffee und einem Frühstück nichts mehr im Weg. Um unsere Kätzchen brauche ich mich nicht zu kümmern. Die werden von unseren Kindern noch vor der Schule ausgiebig bemuttert. Das genießt auch die Katzenmama sehr.
So richtig viel Zeit bleibt heute aber nicht für das Frühstück. Gerade jetzt, kurz nach den Eisheiligen – also in der Zeit, in der es bei uns oft nochmals so richtig kalt wird –, hat die Arbeit im Garten und auf dem Acker Hochsaison. All die Pflanzen, die seit Wochen im Gewächshaus oder im Haus vorgezogen wurden, werden jetzt in den Garten gepflanzt. Die Chance, dass ein letzter Nachtfrost oder eine unerwartete Rückkehr des Schnees die zarten Jungpflanzen erwischt, wird von Tag zu Tag kleiner.
Heute ist Fruchttag. Wir sind zwar keine Demeter-Bauern, aber auch wir orientieren uns an planetaren Konstellationen und richten unsere Arbeit großteils nach dem Aussaatkalender von Maria Thun. Vor allem die Einflüsse des Mondes auf Pflanzen und Boden spielen hier eine große Rolle. Gestern war Wurzeltag, das heißt, an so einem Tag sind alle Arbeiten mit denjenigen Pflanzen besonders günstig, bei denen das Hauptaugenmerk auf der Wurzel liegt, also Karotten, Rote Bete oder Kartoffeln. Und heute ist es eben für diejenigen Pflanzen günstig, bei denen es eher um die Frucht geht, wie Tomaten, Gurken, Melonen, Zucchini, Kürbis usw.
So haben wir gestern Karottensamen gesät, und heute pflanzen wir die Karotten, die wir den Winter über in Sandkisten gelagert hatten. Das heißt, wir stecken ein paar Karotten, die wir im vergangenen Herbst geerntet haben, wieder zurück in den Boden. Immer wenn ich so etwas tue, stelle ich mir vor, was da einer denken könnte, der vom Gemüsebau keine Ahnung hat. Dabei ist es ganz einfach: Diese Karotten sind nicht mehr zum Verzehr vorgesehen. Karotten blühen erst im zweiten Jahr und bilden dann Samen aus. Diese Samen brauchen wir, um sie in den nächsten Jahren wieder zu säen. Und weil die Samen die Früchte der Karotte sind, pflanzen wir sie heute. Genauso wie die anderen Pflanzen, von denen wir die Frucht ernten wollen. Das sind sowohl die Früchte, die wir essen, als auch die Früchte, deren Samen wir für die neue Saat wieder brauchen.
Neben Frucht- und Wurzeltagen gibt es noch Blatt- und Blütetage. Blatttage sind für alle Kohlgewächse, Salate, Spinat oder Petersilie sehr günstig, Blütetage für alle Blumen, aber auch für Brokkoli und manche Ölfrucht.
Und dann gibt es auch noch Tage, an denen die planetare Konstellation günstig ist, um – nichts zu tun. Auch daran halten wir uns. Wer nach dem Mondkalender sät, pflanzt und erntet, muss sich gelegentlich schon mal die eine oder andere spöttische Bemerkung gefallen lassen. Aber der Aussaatkalender hilft uns auch dabei, nicht immer gleich den ganzen Berg an Arbeit zu sehen. Denn vor allem jetzt, da alle Pflanzen ins Freie wollen, ist dieser Arbeitsberg ganz schön hoch. Heute sind aber zum Glück nur die Pflanzen interessant, die an einem Fruchttag an der Reihe sind – und schon wird der Berg um ein ganzes Stück kleiner.
Trotzdem haben wir ein bisschen Zeitdruck. Morgen wäre zwar auch noch Fruchttag, aber da müssen wir uns um den Hofladen kümmern. Da geht es schon frühmorgens mit dem Brotbacken los, der Laden muss bestückt, Kuchen gebacken und Aufstriche müssen zubereitet werden. Denn ab Donnerstag, 14 Uhr, kommen unsere Kunden und wollen viel von dem, was wir ein paar Stunden, aber auch Tage, Wochen und Monate vorher vor- und zubereitet haben, einkaufen.
Bis zum gemeinsamen Mittagessen mit unseren Kindern sind wir heute mit dem Karottensäen schon ganz schön weit gekommen. Die Arbeit in unserem Gemüsegarten bedeutet sehr viel Hand-Arbeit. Auch das Säen der Karotten ist reine Handarbeit. Da häufeln wir die Erde an, legen die Samen in eine kleine Furche und bedecken sie sogleich mit etwas Erde. In den letzten Tagen hat es nicht geregnet. Da ist sogar unser sonst so schwerer Boden schön krümelig. Wenn wir wieder ein paar Reihen fertig haben, mulchen wir die Zwischenräume. Mulchen heißt, wir bedecken den offenen Boden. Wir machen das mit Heu. Das schützt den Boden vor Austrocknung und Abtragung und hindert die meisten Beikräuter am Keimen. Bei all der vielen Arbeit sind uns die gemeinsamen Mahlzeiten sehr wichtig. Erstens sind das feste Pausen, und zweitens geben sie uns Raum für Austausch und Kommunikation.
Am Nachmittag geht es weiter, wir pflanzen den Rest und werden dabei von unseren Gänsen, den Enten und den Rindern immer wieder aufmerksam beäugt. Zwischendrin treibt mich die Neugier zum Brutkasten. Dort liegen Hühnereier und werden künstlich ausgebrütet. Heute schlüpfen die kleinen Küken. Es ist immer wieder beeindruckend zu sehen, wie die Kleinen sich aus der Enge der Eierschale befreien. Wenn ihr gelber Flaum trocken ist, kann man sich kaum mehr vorstellen, dass diese kleinen Geschöpfe noch vor wenigen Minuten in einem Ei steckten.
Am frühen Abend haben wir es geschafft. Alle Pflanzen sind im Garten und im Gewächshaus, genau da, wo sie hingehören. Jetzt heißt es hoffen, dass diese Arbeit im Laufe des Jahres bis zum Herbst gute Früchte trägt. Eigentlich wäre heute auch die Zeit für einen Pflegeschnitt der Obstbäume sehr günstig, besonders für die Apfel- und Birnenbäume. Fruchttage eignen sich auch dafür besonders gut. Gleich nach der Blüte, wenn die Früchte noch ganz klein sind, schneide ich die Obstbäume am liebsten. In den meisten Büchern zum Thema Obstbaumschnitt wird ein Pflegeschnitt im Winter empfohlen. Da reagiert der Baum meistens mit unheimlich vielen neuen Ästen. Wenn ich aber erst jetzt nach der Blüte schneide, schickt der Baum seine ganze Kraft in die Früchte. Aber für den Schnitt bleibt heute sowieso keine Zeit mehr.
Nach einer gemeinsamen Tasse Kaffee mit meiner Frau auf einer Bank an unserem Weiher betrachten wir unser Tagwerk. Jetzt heißt es noch mal kurz alle Kräfte bündeln und einen Teil der Teige für den morgigen Backtag vorbereiten. Viele unserer Teige »gehen« über Nacht im Kühlen. Das macht vor allem die schweren Roggenteige viel bekömmlicher. So gegen 18 Uhr sind sie fertig, der Holzofen ist schon mit Brennholz bestückt und wartet darauf, irgendwann zwischen zwei und drei Uhr nachts angefeuert zu werden. Dann hat der Ofen...


Bogner, Markus
Markus Bogner hat die konventionelle Landwirtschaft kennengelernt. Als Angestellter war er Teil der Agrarindustrie, in Landwirtschaftsschulen wurde er mit ihrer Philosophie des 'Wachse, oder weiche!' konfrontiert. Darüber, wie man gute Lebensmittel herstellt, hat er dort nichts erfahren – das macht er jetzt als Pächter des Boarhofs hoch über dem Tegernsee einfach selbst: Gemeinsam mit seiner Familie produziert er Vielfalt in Bioqualität und zeigt damit, wie Landwirtschaft auch funktionieren kann.



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