Franke Modelle von Gesundheit und Krankheit
3. überarbeitete und erweiterte Auflage 2012
ISBN: 978-3-456-95120-1
Verlag: Hogrefe AG
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark
E-Book, Deutsch, 285 Seiten
ISBN: 978-3-456-95120-1
Verlag: Hogrefe AG
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark
In Deutschland ist nach der Gesundheitsreform vor der Gesundheitsreform. Aber welche Gesundheit wird da eigentlich reformiert? Was bedeuten die Begriffe 'Gesundheit' und 'Krankheit'? Sind 300 Milliarden Euro jährliche Gesundheitsausgaben ein Gradmesser dafür, wieviel uns 'Gesundheit' wert ist? Wer versteht was unter Gesundheit und Krankheit? Welche Theorien gibt es, und wie stehen diese mit der Art der gesundheitlichen Versorgung in Verbindung? Welche Menschenbilder und gesellschaftlichen Grundüberzeugungen spiegeln sich in den theoretischen Modellen, und wie schlagen sie sich in der Verteilung der Gesundheitsausgaben nieder? Um Antworten auf diese und weitere Fragen geben zu können, werden in diesem Buch folgende Themen behandelt: · Definitionen und Dimensionen von Gesundheit, Krankheit und Behinderung · biomedizinische, psychosomatische, psychologische und soziokulturelle Modelle von Krankheit, Stress und Bewältigung und deren Konsequenzen für die Gesundheitsversorgung und den Umgang mit Patientinnen und Patienten · Theorien von Gesundheit und Salutogenese, WHO-Gesundheitsbegriff und Ansätze der Gesundheitsförderung · geschlechtsspezifische und sozialepidemiologische Modelle von Gesundheit und Krankheit · subjektive Theorien von Gesundheit und Krankheit. Die dritte Auflage berücksichtigt den aktuellen Diskussionsstand, wobei der ursprüngliche Anspruch erhalten bleibt: Es soll Professionellen in den verschiedensten Bereichen des Gesundheitswesens und vor allem Studierenden, die dort einen Beruf anstreben, dabei helfen, die eigene Position zu reflektieren und sich eine Meinung zu bilden. Und es soll zeigen, dass der immer stärker von ökonomischen Gesichtspunkten dominierte gesellschaftliche Diskurs um Gesundheit und Krankheit zu kurz greift. Der hohe Standard der gesundheitlichen Versorgung in Deutschland basiert auf einer reichen wissenschaftlichen und sozialen Tradition. Gerade in Deutschland aber haben wir auch eine Historie voll abschreckender Beispiele, wie im Namen und unter dem Deckmantel der Gesundheit völlig andere Interessen verfolgt werden. Wenn das Buch anregt, sich mit den Hintergründen der Gesundheitsausgaben und Absichten der nächsten Gesundheitsreform auseinanderzusetzen und diese besser zu verstehen, hat es sein Ziel erreicht. 'Es ist durch nichts erwiesen, dass das Problem der Krankheit durch einen gesellschaftlichen Wandel gelöst werden kann. Sicher ist nur, dass es auf vernünftige Ausmaße reduziert werden kann.' Jean Carpentier
Zielgruppe
Gesundheitswissenschaftler, im Gesundheitswesen Tätige, Pflegende.
Autoren/Hrsg.
Fachgebiete
Weitere Infos & Material
1;Inhaltsverzeichnis, Vorwort zur 3. Auflage und Vorwort zur 2. Auflage;6
2;Einleitung;16
3;1 Von der Schwierigkeit, und Krankheit abzugrenzen;22
3.1;Die Problematik der Abgrenzungskriterien;25
3.2;Die Unterscheidung als Irrtum;33
4;2 Was ist Gesundheit?;36
4.1;Definitionen von Gesundheit;36
4.2;Dimensionen der Gesundheit;39
4.3;Vom Wert der Gesundheit;51
5;3 Was ist Krankheit?;60
6;4 Was sind psychische Störungen?;68
6.1;Historische Entwicklung;68
6.2;Definition und Klassifikation psychischer Störungen;80
6.3;Implikationen und Konsequenzen der aktuellen Klassifikation;86
7;5 Was ist Behinderung?;90
7.1;Historische Entwicklung;90
7.2;Der Begriff der Behinderung;93
7.3;Klassifikation von Behinderung;95
8;6 Das Verhältnis von Gesundheit und Krankheit zueinander;100
8.1;Dichotomes Konzept;100
8.2;Bipolares Konzept;102
8.3;Orthogonale Konzepte;103
9;7 Stress;106
9.1;Stress als Reaktion;108
9.2;Stress als Auslöser;112
9.3;Stress als Interaktion;118
9.4;Stress und Gesundheit und Krankheit;126
10;8 Krankheitsmodelle;130
10.1;Naturalistische Modelle;134
10.2;Psycho-somatische Krankheitsmodelle;141
10.3;Soziokulturelle Krankheitsmodelle;163
11;9 Gesundheitsmodelle;170
11.1;Das Modell der Salutogenese;171
11.2;Das Resilienz-Modell;186
11.3;Gesundheit im Sinne der WHO;191
12;10 Geschlechtsspezifische Modelle von Gesundheit und Krankheit;198
12.1;Biomedizinisches Modell;204
12.2;Psychosoziale Modelle;205
12.3;Gender-Theorien;208
12.4;Gender-Mainstreaming;213
13;11 Sozialepidemiologische Modelle;220
13.1;Entwicklung der Sozialepidemiologie in Deutschland;222
13.2;Erklärungsmodelle;226
13.3;Ein Modell des Zusammenhangs von sozialer und gesundheitlicher Ungleichheit;239
14;12 Subjektive Theorien von Gesundheit und Krankheit;244
14.1;Subjektive Theorien als Thema der Gesundheitswissenschaften;245
14.2;Subjektive Theorien von Gesundheit;246
14.3;Subjektive Krankheitstheorien;248
15;13 Modelle des Gesundheits- und Krankheitsverhaltens;252
15.1;Modelle des Gesundheitsverhaltens;253
15.2;Modelle des Krankheitsverhaltens;260
15.3;Gesundheitskompetenz;265
16;Literatur;269
17;Sach- und Personenregister, Vorwort zur 2. Auflage;282
1Von der Schwierigkeit, Gesundheit und Krankheit abzugrenzen
Fühlen Sie sich gerade gesund oder krank? Vermutlich können Sie diese Frage sehr spontan beantworten. Sind Sie gerade gesund oder krank? Diese Frage ist wahrscheinlich schon weniger leicht zu beantworten. Wer entscheidet darüber, ob Sie gesund oder krank sind? Würde Ihr bester Freund zu dem gleichen Urteil kommen wie Sie selbst? Oder Ihre Hausärztin? Käme ein nach Ihrem Gesundheitszustand befragter Augenarzt zu einem anderen Ergebnis als Ihre Orthopädin? Und könnte irgendjemand – zum Beispiel eine verflossene Partnerin – meinen, Sie seien ja sowieso krank?
Offensichtlich ist die Unterscheidung zwischen Gesundheit und Krankheit nicht so einfach, wie es auf den ersten Blick scheinen mag. Damit Sie sich in die Thematik eindenken können, lesen Sie bitte die folgenden vier Geschichten und beantworten dann jeweils die Fragen:
Ist die beschriebene Person gesund oder krank? Welche Kriterien liegen Ihrer Beurteilung zu Grunde?
Für Thorsten Schneider, 32 Jahre alt, war es immer wichtig, sich im Beruf nicht zu verausgaben und viel Zeit für seine sportlichen Hobbys zu haben. Schon während der Schulzeit war ihm der Sport wichtiger als das Lernen. Nach der Mittleren Reife ging er zur Stadtverwaltung und absolvierte eine Inspektorenlaufbahn; dies erlaubt ihm nun, einen sicheren Job mit geregelten Arbeitszeiten zu haben. Vor vier Monaten ist Herr Schneider beim Inline-Skaten so unglücklich gefallen, dass er sich einen äußerst komplizierten Bruch im linken Schultergelenk zugezogen hat.