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Friedrichshafen / Bolin / Buecher | Zeppelin. Bild und Macht / Power and Image – Ausstellungskatalog Zeppelin Museum Friedrichshafen (deutsch/englisch) | E-Book | www.sack.de
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E-Book, Englisch, Deutsch, 192 Seiten

Friedrichshafen / Bolin / Buecher Zeppelin. Bild und Macht / Power and Image – Ausstellungskatalog Zeppelin Museum Friedrichshafen (deutsch/englisch)


1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-7757-6161-1
Verlag: Hatje Cantz Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Englisch, Deutsch, 192 Seiten

ISBN: 978-3-7757-6161-1
Verlag: Hatje Cantz Verlag
Format: EPUB
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Ein Luftschiff wird zum Symbol - wie Bilder Macht entfalten und Geschichte prägen. Wie Bilder Machtinteressen transportieren und ganze Nationen prägen können, zeigt dieser zweisprachige Ausstellungskatalog zur großen Schau im Zeppelin Museum Friedrichshafen. Zeppelin. Bild und Macht / Power and Image untersucht erstmals umfassend die Rolle des Zeppelins als Propagandainstrument - von der Kaiserzeit über die Weimarer Republik bis zur NS-Diktatur. Die Publikation beleuchtet das Luftschiff als nationales Symbol für technische Überlegenheit, militärische Stärke und weltumspannende Vernetzung. Gleichzeitig öffnen internationale und queer-feministische Perspektiven neue Sichtweisen auf das Bildarchiv, visuelle Herrschaftsstrategien und Medienkompetenz im Umgang mit Propaganda. Highlights des Buches - Das Luftschiff als Symbol der Macht und Mittel der Propaganda - Zeitspanne von Kaiserreich über Weimarer Republik bis zur NS-Diktatur - Interdisziplinäre Beiträge mit aktuellen künstlerischen Positionen Ein unverzichtbarer Band für alle, die sich für Fotografie, Propaganda, Mediengeschichte und die politische Bildkultur interessieren. Das ZEPPELIN MUSEUM FRIEDRICHSHAFEN vereint auf beeindruckende Weise Technikgeschichte und Kunst - ganz im Sinne seines Leitgedankens »Technology and Art«. Es ist weltweit führend mit der größten Sammlung zur Geschichte und Technik der Luftschifffahrt, darunter eine originalgetreue, begehbare Teilrekonstruktion der LZ?129 'Hindenburg'. Seit seiner Neueröffnung 1996 befindet sich das Museum im historischen Hafenbahnhof am Bodensee, gestaltet vom Architekten HG?Merz.

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Abdeckung
Titelblatt
Inhalt
Vorwort
Kap.1
Kap. 2
Kap. 3
Anmerkungen / Bildnachweis
Impressum

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Inhalt
Vorwort
Kap.1
Kap. 2
Kap. 3
Anmerkungen / Bildnachweis
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1.1 Spektakel der Lüfte Der Zeppelin in der Fotografie: Unterhaltung, Geschäft, Propaganda


Als das von Ferdinand Graf von Zeppelin entwickelte Luftschiff am 2. Juli 1900 am Bodensee zu seinem Jungfernflug aufstieg, verfolgten tausende Schaulustige das Ereignis vom Boden aus. Das Vorhaben, sich mithilfe eines großen, mit Leinwand bespannten und mit Wasserstoff gefüllten Gerippes vom Boden zu erheben, galt als Sensation. Und dennoch war dieser erste Aufstieg des Luftschiffs an der Wende zum 20. Jahrhundert ein Flugexperiment unter vielen anderen. Auch Ballonfahrer standen in diesen Jahren im Scheinwerferlicht der Öffentlichkeit und wenige Jahre später zogen auch Flugdarbietungen im Aeroplan begeisterte Zuschauermassen an. Der Traum vom Verlassen der Erde hatte um 1900 eine ganze Generation elektrisiert. Die Helden der Lüfte, die in ihren Fluggeräten die Welt von oben sahen, wurden am Boden stürmisch empfangen.

Die Geschichte der frühen Luftfahrt ist oft als Geschichte des rasanten technischen Fortschritts und als Errungenschaft einzelner Pioniere beschrieben worden, die sich wagemutig in die Luft erhoben. Das mag gewiss stimmen und doch beschreibt diese Schilderung nur die eine Seite der Entwicklung. Die Aufbruchsjahre der Luftfahrt waren ebenso von einer noch nie dagewesenen Massenbegeisterung für unterschiedlichste Formen des Fliegens gekennzeichnet. Fast alle frühen Flugereignisse, ob im Ballon, im Luftschiff oder im Flugzeug, fanden vor großen Zuschauermengen statt.

Angeheizt wurde diese Flugbegeisterung auch dadurch, dass bereits sehr früh in regionalen und überregionalen Zeitungen ausführlich über diese Flugexperimente berichtet wurde. Und schon in den ersten Jahren nach 1900 wurden die Darbietungen in der Luft mithilfe fotografischer Apparate auch bildlich festgehalten. In besonderem Maße gilt das für die übergroßen Zeppeline, die vom Boden aus leichter zu fotografieren waren als die kleinen, schnellen und wendigen Flugzeuge. Das Fliegen und das Fotografieren verzahnten sich im Fall der Luftschiffe so sehr ineinander, dass der langanhaltende Mythos dieses Verkehrsmittels ohne sein mediales Echo kaum verständlich wird. Die Geschichte dieser Liaison zwischen dem Fliegen und dem Fotografieren soll auf den folgenden Seiten ausgeführt werden.

Fliegen und Fotografieren


Der Zeppelin hat die Bühne der Öffentlichkeit just zu dem Zeitpunkt betreten, als sich die Fotografie anschickte, zum Massenmedium zu werden. Mehrere Entwicklungen haben dazu beigetragen. Um 1900 begann sich das fotografische Bild auf bisher ungeahnte Weise zu vervielfältigen, und zwar in ganz unterschiedlichen Bereichen. Im letzten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts tauchten farbig illustrierte Ansichtskarten auf, die sich in den Jahren vor und während des Ersten Weltkrieges zu Bildmassenmedien mit enormen Auflagen entwickelten. Zahlreiche von ihnen zeigen, meist üppig und fantasievoll nachkoloriert, reale und noch öfter fiktive Zeppelin-Fahrten über Städte und Landschaften.1 ?Abb. 2? Parallel zum Aufstieg des Zeppelins revolutionierte sich, ausgehend von den 1890er-Jahren, auch das Zeitungswesen. Illustrierte Wochenzeitungen begannen vor und um 1900 zunehmend auf den Fotodruck umzustellen, ihre Auflagen stiegen in den ersten Jahren des neuen Jahrhunderts rasant an. Bereits vor dem Ersten Weltkrieg erschienen zahlreiche fotografische Bildberichte von Zeppelin-Fahrten in den Wochenzeitungen. Aufgenommen wurden sie von einer noch jungen Generation von Pressefotograf*innen. In München dokumentierte etwa Philipp Kester (1873–1958) Aufstiege und Landungen der Luftschiffe, in Berlin waren es die Brüder Otto (1872–1945) und Georg Haeckel (1873–1942), die den Ullstein Verlag mit aktuellen Aufnahmen belieferten.

Abb. 1 | H. Leipziger, Zeppelin lz 13 Hansa in Wilhelmshaven, 25. August 1912

Abb. 2 | Zeppelin und Flugzeug über Friedrichshafen, Ansichtskarte, um 1912

Einen weiteren Schub in der Verbreitung von Zeppelin-Fotografien brachte der Aufschwung der fotografischen Amateur- und Knipser*innenbewegung, die ebenfalls an der Wende zum 20. Jahrhundert einsetzte. Nicht wenige der oft viele tausend Schaulustige umfassenden Menschenmengen an den Start- und Landeplätzen der Luftschiffe waren bereits vor dem Ersten Weltkrieg mit kleinen Handkameras ausgestattet. Mit diesen bannten sie die Zeppelin-Aufstiege und -Landungen auf Rollfilm oder Glasplattennegative. Auf manchen Aufnahmen schieben sich die Köpfe und Hüte drängelnder Schaulustiger ins Bild. ?Abb. 1? Manche dieser privaten Fotografien sind, wegen der Aufregung und wohl auch wegen des sich bewegenden Motivs, verwackelt bzw. unter- oder überbelichtet.

Obwohl in der Frühzeit der Zeppelin-Ära der Großteil der fotografischen Dokumentation vom Boden aus erfolgte, nahmen einzelne Kameraleute bald auch an den Aufstiegen teil. Der Zeppelin eignete sich in besonderem Maße für Luftaufnahmen, weil er weit mehr Gewicht fassen konnte als etwa der Ballon oder gar das kleine, beengte Flugzeug. Vom windgeschützten Passagierraum des Luftschiffs aus war das Fotografieren vergleichsweise einfach. Die Lichtbildner*innen konnten an Bord sogar mit schweren Apparaten, viel Zubehör und Stativ arbeiten. Wie alltäglich das Fotografieren bereits vor dem Ersten Weltkrieg war, zeigt eine Schilderung des Berliner Fotografen Adolf Miethe (1862–1927), der mit seinen Forschungen und Experimenten zur Farbfotografie bekannt geworden war. Anfang Juni 1910 brach er zusammen mit einer deutschen Schiffsexpedition, der deutsch-arktischen Zeppelin-Expedition unter der persönlichen Leitung des Grafen Zeppelin, nach Spitzbergen auf. Ziel der Unternehmung war es, Zeppelin-Fahrten für wissenschaftliche Zwecke im hohen Norden vorzubereiten.2 Fast alle Passagiere waren, so Miethe, mit fotografischen Apparaten ausgestattet. »Mit jedem Teilnehmer kamen zahlreiche photographische Kasten an Bord. Von dem spulenfressenden Kodak mit der unsichtbaren Inschrift ›You press the button, we do the rest‹ bis zum feinsten Präzisionsinstrument mit einer vermögenschluckenden Linse war jede Type von Kamera vertreten. Und es wurde farbig photographiert und schwarz, scharf und unscharf, über- und unterexponiert, manchmal auch richtig. Es photographierten Passagier und Kapitän, Matrose und Steward, Leibjäger und Leibdiener – selbst Peter, unseres Schatzmeisters ehrsamer Hausmeister, ließ sich in dieser Beziehung herab –, und ich kann meine Würde als offizieller Expeditionsphotograph nur dadurch wahren, daß ich dieses Abschnitts illustrativen Teil meist aus eigenen Aufnahmen bestreite, wenn mein weites Herz auch gelegentlich wenigstens andern Lichtbildkünstlern ihren wohlverdienten Platz gönnt.«3 Zu der geplanten Zeppelin-Expedition in die Arktis kam es vor dem Ersten Weltkrieg nicht mehr. Diese spektakuläre Unternehmung fand erst 1931 statt.

»Der erfolgreichste Luftschiffer der Gegenwart«


Nach einer Reihe spektakulärer Abstürze und Havarien, die in der fotografischen Berichterstattung der illustrierten Presse ein breites Echo fanden, schien das Unternehmen Zeppelin bereits im ersten Jahrzehnt seines Bestehens an sein Ende gekommen. Hinzu kam, dass in den ersten Jahren nach 1900 keineswegs ausgemacht war, wem die Zukunft der Luftfahrt gehören würde, dem Luftschiff oder dem Flugzeug. Das Überleben und der Erfolg des Zeppelins ab etwa 1907 (Luftschiff lz 3) verdankte sich, wie der Fahrtenleiter und spätere Direktor des Unternehmens, Hugo Eckener, rückblickend beschreibt, nicht zuletzt einem geschickt orchestrierten Medienhype, der in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg einsetzte, sich aber auch in der Zwischenkriegszeit fortsetzte.4

Einen ersten Höhepunkt dieser Massenbegeisterung bildete im Jahr 1908 die nach dem Brandunglück des lz 4 bei Echterdingen ins Leben gerufene deutschlandweite Crowdfunding-Kampagne für den Bau eines neuen Luftschiffs. Neu entfacht wurde dieser Hype ab Mitte der 1920er- und in den 1930er-Jahren, als die Fahrten des Zeppelins medial bis ins Letzte verwertet und ausgeschlachtet wurden. Neben den regulären Passagierfahrten erregten in diesen Jahren vor allem die geschickt inszenierten Werbe- und Rekordfahrten ein enormes Medienecho. Begleitet wurde diese Zeppelin-Begeisterung von einer breiten Fotoberichterstattung in den großen deutschen und später auch in den internationalen Bilderzeitungen. Den Auftakt machte die im Berliner Scherl-Verlag erscheinende Zeitung Die Woche, die schon vor dem Ersten Weltkrieg besonders begeistert über die Sensationen der Lüfte – sei es im Ballon, im Flugzeug oder im Zeppelin – berichtete.

Ab etwa 1907/08 häuften sich in dieser Illustrierten die Bildbeiträge über Flugschauen, aeronautische Wettbewerbe und Flugrekorde. Neben dem Scherl-Verlag war auch der Berliner Konkurrent Ullstein besonders geschickt in der Verquickung von Sensationsberichterstattung und geschäftlichem Kalkül. 1908 prangte ein Foto jenes Zeppelins seitenfüllend auf dem Titelblatt der Berliner Illustrirten Zeitung (biz), der – wie es im Bildtext hieß – kurz zuvor eine »sensationelle 12 Stunden Fernfahrt nach Luzern und zurück« absolviert hatte.5 ?Abb. 3? Im Jahr zuvor, 1907, hatte die biz dem Grafen Zeppelin, dem, wie es hieß, »erfolgreichsten Luftschiffer der Gegenwart«, ebenfalls die gesamte Titelseite eingeräumt.6 Zu sehen ist der Graf zusammen mit seiner Tochter in der Gondel des Luftschiffs vor einem Aufstieg.

Abb. 3 | Eduard Schwarz, Zeppelin über dem Bodensee, Berliner Illustrirte Zeitung, 12. Juli...



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