Geißlinger / Raab | Soweit Geschichten tragen... | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 182 Seiten

Geißlinger / Raab Soweit Geschichten tragen...

Ein Handbuch für Marketing und Management
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-8192-7049-9
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Ein Handbuch für Marketing und Management

E-Book, Deutsch, 182 Seiten

ISBN: 978-3-8192-7049-9
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Wie installiert man ein globales Logistiksystem, das Länder- und kulturübergreifend eine Vielzahl von Mitarbeitern erfolgreich integriert? Wie lässt sich die miserable Teilnahme von Männern an Programmen zur Krebsvorsorge verbessern? Wie gibt man Managern neue Impulse, um ihre Mitarbeiter auch in schwierigen Situationen mutig in die Zukunft zu führen? Wo andere versuchen Organisationen mit Methoden wie "Story Telling" erzählend zu verändern, inszenieren Hans Geißlinger, Stefan Raab und Kollegen gleich komplett neue Wirklichkeiten und machen so Visionen konkret erfahrbar. In diesem Buch erläutern die Autoren die Handlungskonzepte hinter den aufsehenerregenden und mehrfach ausgezeichneten Aktionen.

Hans Geisslinger, Dr. phil., Diplomsozialpädagoge, Diplomsoziologe; Studium der Pädagogik, Soziologie und Philosophie in München, Berlin und Paris; Dozent an der Freien Universität Berlin, der Humboldt Universität zu Berlin und der Hochschule für angewandte Wissenschaften München. Arbeits- und Forschungsschwerpunkte: Didaktik, Kommunikationswissenschaften und Konstruktivismus. Publizist; Veröffentlichungen zu Themen des empirischen Konstruktivismus, der Lernkultur und der Wissenssoziologie.
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Weitere Infos & Material


2. Fünf Expeditionen in die Vorstellungskraft


2.1 Die Jagd auf das Menschenmögliche


Auftraggeber Verbandsführung einer führenden Interessengemeinschaft der deutschen Wirtschaft
Ausgangslage Der Verband sucht für seine Vertretungen in Deutschland nach Persönlichkeiten, die jenseits formaler Führung die Zukunft des Verbandes mitgestalten. Aus Sicht der Verbandsführung braucht es dazu junge Führungskräfte, die mutige Entscheidungen treffen, Grenzen wertschätzend überschreiten, Begeisterungsfähigkeit auslösen können und mediale Aufmerksamkeit steuern können.
Zielsetzung Zukunftsweisende Leadership-Qualitäten in der Persönlichkeit zu erspüren und auszuprägen; Erfahrungen in ungewöhnlichen Situationen zu meistern; Teamspirit zu entwickeln und die Medien für das eigene Vorgehen zu interessieren.
Zielgruppe Zwölf angehende Geschäftsführer
Zeitraum Ein dreitägiger Workshop

Meine sehr verehrten Damen und Herren,
der Workshop, den wir hiermit einleiten, wird all das beinhalten, um was es Ihnen geht. Allerdings unterscheidet er sich vermutlich von allem, was sie bisher kennen gelernt und erfahren haben: keine Vorträge, keine Powerpoint Charts, keine Übungsgruppen, keine Sandkastenspiele. Der Königsweg des Lernens führt durch das Nadelöhr der Erfahrung und erfahren wird nur derjenige etwas, der auch in der Lage ist zu handeln. Wir eröffnen gewissermaßen den Möglichkeitsraum eines Vorhabens – ein Vorhaben, das zunächst nichts anderes ist, als eine Idee. Wenn Sie sich auf diese Idee einlassen und sie entsprechend ihren Vorstellungen zu verwirklichen versuchen, werden Sie mit all dem konfrontiert, was Sie von diesem Workshop erwarten; allerdings weniger durch die Diskussion einzelner Fragestellungen, als durch deren Umsetzung. Da die Erreichung des Ziels jeden Einzelnen von Ihnen überfordern würde, bleibt, als einzige Möglichkeit, die Aufgabe gemeinsam zu bewältigen - oder eben nicht.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, lehnen Sie sich entspannt zurück, seien Sie auf alles gefasst und bleiben Sie trotzdem locker. Mal sehen, was herauskommt, wenn zwölf Menschen damit beginnen, gemeinsam etwas Neues in die Welt zu setzen.

Seien wir großzügig mit unseren Gedanken und fangen wir mit einer Jagd auf das Menschenmögliche an – ohne Schießpulver, ohne Gewehr und ohne Pfeil und Bogen. Unser Wild hat noch keine konkrete Gestalt. Es kann sich in alles Mögliche verwandeln und in diesem Fall sollten wir vorsichtig sein und nicht gleich mit den größten Möglichkeitstieren beginnen. Nein, suchen wir uns etwas Kleines, Handliches, etwas das es überall gibt, etwas das international und global vertreten. Beginnen wir mit einem Hasen.

Was muss man wissen und auf welche Schwierigkeiten stößt man, bei dem Versuch dieses Tier zu überlisten? Hasen sind in der Regel äußerst scheue Tiere. Sie verstecken sich tagsüber im Wald und erst gegen Abend, wenn es um das Fressen geht, verlassen sie ihre Deckung und hoppeln auf das offene Feld. Jetzt sieht man sie und könnte sich ihnen nähern. Bei dem Versuch das zu tun, werden Sie allerdings schnell bemerken: Je näher sie einem Hasen kommen, desto eher läuft er weg. Das gilt weltweit, für alle Arten von Hasen. Es gibt jedoch ein Wesen, das sich einem Hasen nähern kann, ohne diesen zur sofortigen Flucht zu animieren. Sie ahnen es vermutlich bereits: das ist ein anderer Hase.

Damit stellt sich die entscheidende Frage: Woran erkennt ein Hase einen Hasen? Zweifellos hat Erkennen etwas mit der Erfassung und Zuordnung von Gestalten zu tun. Würde man einen Menschen fragen, woran er einen Hasen erkennt, wäre die Antwort an den Ohren: Im Grunde genommen gilt das auch für Hasen. Die großen, nach oben stehenden Ohren sind ein wichtiges Erkennungsmerkmal - aber nicht das einzige. Ein Zweites kommt hinzu: die Art der Bewegung, das Hoppeln. Nähert sich ein hoppelndes Lebewesen mit zwei großen, nach oben gestellten Ohren, dann geht jeder Hase auf dieser Welt instinktiv davon aus, dass es sich um einen Artgenossen handelt. Ein Sachverhalt, der dem Jäger ungeahnte Chancen eröffnet, vorausgesetzt er lernt sich korrekt zu verhasen. Dieser Trick ist natürlich nicht neu und die ersten, die damit zu arbeiten begannen, waren die Lateinamerikaner – genauer, Argentinier und Mexikaner. Beide hatten es so gelernt, sich auf gekonnte Weise einem Hasen bis auf zwei Meter zu nähern. Bis zu diesem Punkt waren ihre Jagdtechniken zur Vortäuschung eines Hasen zunächst die gleichen. Aber jenseits dieses Punktes unterschieden sie sich dann doch deutlich.

Die Argentinier verwandten als Jagdwaffe einen Gabelstock, den sie in der rechten Hand hielten (bei Linkshändern in der linken). Im letzten Augenblick, also kurz vor dem Hasen, stießen sie einen paralysierenden Schrei aus, der den Hasen für den Bruchteil einer Sekunde aus der Fassung, also in die Starre brachte. Diese Zeitspanne reichte, um die Gabel nach vorne zu stoßen, auf das Genick des Hasen zu zielen und zuzustoßen. So fixierten sie das Tier am Boden und der Hase konnte beim besten Willen nicht mehr wegrennen. Die Mexikaner wiederum hatten eine andere Vorgehensweise entwickelt. Sie waren berühmt wegen der von ihnen erfundenen Technik des mexikanischen Überschlags: Man packt das Tier mit einer Hand bei den Ohren und dreht dann blitzschnell das Handgelenk nach außen, so dass sich der Hase entspannt und ohne weitere Komplikationen das Genick bricht.

Solange diese beiden Jagdtechniken separat gehandhabt wurden, also die Argentinier in Argentinien und die Mexikaner in Mexiko jagten, hielt sich der Erfolg ihrer jeweiligen Methode in Grenzen. Das änderte sich jedoch schlagartig, als es durch die Intensivierung der Handelsbeziehungen zwischen beiden Ländern zu einem Zusammentreffen der zwei Jagdtechniken kam. Es war die Geburtsstunde der argentinisch-mexikanischen Hasenjagd.

Bei dieser Technik nähert sich das aus zwei Personen bestehende Jagdteam im 90 Grad Winkel dem ahnungslosen Hasen in hoppelnder Weise. Kurz vor dem Tier stößt der Argentinier einen paralysierenden Schrei aus. Während der Hase völlig verdutzt auf den Argentinier schaut, greift dieser mit dem Gabelstab an und fixiert das Tier. Kurz darauf erledigt der Mexikaner mit dem Überschlag den Rest. Diese Kombination der Jagdmethoden war derart erfolgreich, dass in beiden Ländern die Population der Hasen innerhalb eines halben Jahrhunderts fast auf null sank. Jetzt hatte man ein Problem: Nun gab es viele leidenschaftliche Jagdteams, aber leider keine Hasen mehr. Dieses Dilemma lösten die Latinos durch eine grandiose Idee: Sie transformierten die Jagd zu einer Sportart und zwar zu einer Disziplin, die statt lebendiger Hasen Attrappen benutzt und genaue Regeln kannte, nach denen die Erfolge der Jagdteams beurteilt werden konnten.

So wie Streetball oder Beachball von den USA auf Europa übergriff, verbreitete sich auch diese Sportart innerhalb einer kleinen, begeisterten Anhängerschaft über die ganze Welt. Im Jahr 2004 fand in Acapulco die erste Weltmeisterschaft in der argentinisch-mexikanischen Hasenjagd statt. Die Zweite folgte ein Jahr später in Buenos Aires. Damit sind wir jetzt in einer außergewöhnlichen Situation: die dritte Weltmeisterschaft findet dieses Jahr zum ersten Mal außerhalb des lateinamerikanischen Kontinents statt und zwar in Deutschland - irgendwo hier in der Nähe. Wo genau, liegt in Ihrer Entscheidung meine sehr verehrten Damen und Herren. Mit dem letzten Satz will ich sagen, dass mir hier keine gewöhnlichen Zuhörer gegenübersitzen, sondern eine Ansammlung ausgesprochen illustrer Persönlichkeiten. Dazu zählen die besten Teams dieser Sportart, die aus den unterschiedlichsten Ländern dieser Welt hier und heute zusammengekommen sind. Dazu zählt aber auch ein Organisationskomitee – nennen wir es International Association of the Mexican-Argentinien Hare Hunting. Diesem Zusammenschluss steht natürlich ein Präsident vor. Eine Pressesprecherin gibt es auch - und selbstverständlich eine Presseerklärung. Diese Association stellt die Wettkampfrichter, legt die Regeln fest und bestimmt den Austragungsort. Damit wären wir bei der Ausstattung, dem Material und der Beschaffung. Was tragen die Sportler? Trikots mit Nummern? Nationalfarben? Wie sieht der Wettkampfplatz aus? Bevorzugen Sie eine Tartanbahn, einen Kunstrasen oder natürliches Gras? Gibt es definierte Bahnen, auf denen die Jäger sich dem Hasen nähern? Und last but not least: Was symbolisiert den Hasen?

Meine sehr verehrten Damen und Herren, es gibt ein Budget von dreihundert Euro, eine Landkarte und eine Reihe von Vorrecherchen, derer Sie sich bedienen können. Der Wettkampf selbst startet morgen um 18.30 Uhr. Wo, das ist Ihnen überlassen. Sollten Sie der Meinung sein, dass das, was Sie hier veranstalten, keine besondere Bedeutung hat, wählen Sie eine kleine, versteckte Lichtung im Wald. Sind Sie jedoch der Meinung, no risk no fun, dann suchen Sie sich einen Platz mit möglichst viel Publikumsverkehr im Zentrum der...



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