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E-Book, Deutsch, 236 Seiten, eBook

Reihe: Perspektiven der Sozialpolitik

Gerhardt Hartz plus

Lohnsubventionen und Mindesteinkommen im Niedriglohnsektor
2006
ISBN: 978-3-531-90300-2
Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark

Lohnsubventionen und Mindesteinkommen im Niedriglohnsektor

E-Book, Deutsch, 236 Seiten, eBook

Reihe: Perspektiven der Sozialpolitik

ISBN: 978-3-531-90300-2
Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark



Mit Lohnsubventionen und sozialen Einschnitten neue Jobs zu schaffen, war das Reformziel des ehemaligen VW-Managers Peter Hartz. Der Reformerfolg bleibt jedoch bislang aus. Arbeitsanreize für Minijobs bewirken nur dann eine spürbare Verbesserung der Arbeitsnachfrage, wenn eine Lohnuntergrenze und neue Investionsanreize für eine dynamische Binnennachfrage sorgen. Überdies ist das Ende der Vollbeschäftigung erreicht. Klaus-Uwe Gerhardt untersucht, ob und wie sich die Grundsicherung zu einem garantierten Grund- bzw. Mindesteinkommen weiterentwickeln lässt. Er zeigt Perspektiven zur Annäherung von Erwerbstätigkeit und nicht marktvermittelter Tätigkeiten (z. B. Familien- bzw. Eigen- und Gemeinwesenarbeit) auf.



Dr. rer. pol. Klaus-Uwe Gerhardt gehörte in den 1980er Jahren zu den Pionieren der deutschen Diskussion um ein Grund- bzw. Mindesteinkommen. Er arbeitet heute als Handelslehrer und freiberuflicher Wirtschaftswissenschaftler.


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1;Inhalt;6
2;Abbildungsverzeichnis;8
3;Tabellenverzeichnis;9
4;Abkürzungsverzeichnis;10
5;Vorwort;14
6;1 Einleitung;16
6.1;1.1 Arbeitsmarktkrise und politisches System;16
6.2;1.2 Der sozioökonomische und technische Rahmen;17
6.3;1.3 Fragestellungen und Aufbau der Arbeit;20
7;2 Die Fakten: Struktur der Arbeitslosigkeit;22
7.1;2.1 Die Anatomie der Krise;22
7.2;2.2 Internationale Erfahrungen;34
7.3;2.3 Beschäftigungspotenzial und Lohnstruktur;41
7.4;2.4 Hartz plus – Zwischenfazit;43
8;3 Die Ursachen: Angebot oder Nachfrage?;44
8.1;3.1 Erklärungsdefizite der Mainstream-Ökonomie;44
8.2;3.2 Makroökonomische Schocks und Arbeitslosigkeit;56
8.3;3.3 Verteilung des gesellschaftlichen Reichtums;67
8.4;3.4 Finanz- und wirtschaftspolitische Optionen;72
8.5;3.5 Hartz plus – Zwischenfazit;80
9;4 Die Hintergründe: Konstitution der Lohnarbeit;82
9.1;4.1 Entstehung eines Marktes für Arbeit;82
9.2;4.2 Rechte und Chancen;85
9.3;4.3 Arbeitsmarkt und Gesellschaft;94
9.4;4.4 Zukunft der Arbeit und soziale Sicherheit;98
9.5;4.5 Hartz plus – Zwischenfazit;104
10;5 Lösungsvorschläge: Lohnsubventionen und negative Einkommensteuer;106
10.1;5.1 Allheilmittel – Rettungsanker – Notnagel?;106
10.2;5.2 Modelle der Lohnsubventionen;108
10.3;5.3 Modelle der negativen Einkommensteuern;119
10.4;5.4 Lohnsubventionen – das deutsche Großexperiment;124
10.5;5.5 Hartz plus – Zwischenfazit;126
11;6 Das Experiment: Hartz und der deutsche Arbeitsmarkt;128
11.1;6.1 Einzelwirtschaftliche Kostensenkungsprogramme bei VW;128
11.2;6.2 Gesamtwirtschaftliche Kostensenkungsprogramme;132
11.3;6.3 Das Projekt Hartz I;136
11.4;6.4 Das Projekt Hartz II;138
11.5;6.5 Das Projekt Hartz IV;147
11.6;6.6 Hartz plus – Zwischenfazit;160
12;7 Die Wirkungen: Hartz – ein anderes „Modell Deutschland“?;162
12.1;7.1 Mikroanalyse: Gewinner und Verlierer der Hartz-Reformen;162
12.2;7.2 Makroanalyse I: Chancen der Zielerreichung;169
12.3;7.3 Makroanalyse II: Risikofaktoren der Zielerreichung;182
12.4;7.4 Gesetzescontrolling und Social Monitoring;191
12.5;7.5 Hartz plus – Zwischenfazit;199
13;8 Der Vorschlag: Mindesteinkommen und Lohnsubvention;202
13.1;8.1 Kriterien des Reformkonzeptes;202
13.2;8.2 Vorschlag eines garantierten Mindesteinkommens;205
13.3;8.3 Finanzierungsvorschlag;208
13.4;8.4 Hartz plus – Zwischenfazit;217
14;9 Concluding Remarks;218
15;Literatur;222
16;Index;244

Die Fakten: Struktur der Arbeitslosigkeit.- Die Ursachen: Angebot oder Nachfrage?.- Die Hintergründe: Konstitution der Lohnarbeit.- Lösungsvorschläge: Lohnsubventionen und negative Einkommensteuer.- Das Experiment: Hartz und der deutsche Arbeitsmarkt.- Die Wirkungen: Hartz — ein anderes „Modell Deutschland“?.- Der Vorschlag: Mindesteinkommen und Lohnsubvention.- Concluding Remarks.


1 Einleitung (S. 15)

1.1 Arbeitsmarktkrise und politisches System

Das geänderte Arbeits- und Sozialrecht soll die Langzeitarbeitslosigkeit mit angebotsorientierten Instrumenten spürbar senken. Einkommensergänzungsleistungen spielen dabei eine besondere Rolle. Den Daten zufolge blieben Beschäftigungserfolge der Niedriglohnstrategie aus, Einkommensarmut nahm zu und die soziale Desintegration breiter Gesellschaftsschichten wuchs. Welche ökonomischen und politischen Restriktionen einer Rückkehr zur Vollbeschäftigung entgegenstehen, ist zunächst zu klären.

Aufstieg der Arbeiterschaft

Anknüpfungspunkt ist die populäre Feststellung des Endes des goldenen „sozialdemokratischen Zeitalters (Hobsbawm 1999: 285-465) in allen westlichen Industrieländern (vertreten in der OECD). Die Ära begann nach dem Ende des Ersten Weltkrieges und sie endete ökonomisch mit der Ablösung des Bretton-Woods-Systems und politisch nicht abrupt, sondern sukzessive in den verschiedenen Ländern zu unterschiedlichen Zeitpunkten.

Einige Autoren sehen die Anfänge auch erst im New Deal in den Vereinigten Staaten der dreißiger Jahre. Es gibt kaum eine Diskussion darüber, dass das Herzstück dieses übergreifenden industriegeschichtlichen Zeitalters in den zweieinhalb Jahrzehnten zwischen 1950 und 1975 anzusetzen ist.

Es war von einer weit gehend erfolgreichen Durchsetzung wohlfahrtsstaatlicher institutioneller Regelungen auf der Basis einer ökonomischen Boomphase (im Zeichen von Taylorismus/Fordismus1 und preisgünstigen fossilen Brennstoffen) gekennzeichnet. Nicht nur im Bereich der organisierten Facharbeiter (Insider), sondern auch für un- und angelernte Arbeiter (Outsider), dem Gros der Beschäftigten, gab es Verteilungskämpfe und -erfolge (Sockelungspolitik).

Neuorganisation der industriellen Beziehungen

Die Gründe für das Ende des sozialdemokratischen Zeitalters liegen m. E. in dem von zwei Seiten ausgeübten Druck auf die Profitrate (profit squeeze) insbesondere des industriell gebundenen Kapitals, welches den ökonomischen Prozess in den westlichen Industrieländern bis dahin vorangetrieben hatte.

Einerseits setzten die Arbeitsorganisationen im Zusammenwirken mit den damals meistens dominanten sozialdemokratischen Parteien und ihren linksliberalen Verbündeten aus dem (Klein-) Bürgertum verstärkt auf Lohnerhöhungen sowie Arbeitszeitverkürzungen (Wochenarbeitszeit, Urlaubsverlängerung) bei vollem Lohnausgleich. Arbeitsverhältnisse wurden zusehends sozialstaatlich reguliert – vom Management als lästig empfunden-, wobei der Kündigungsschutz im Mittelpunkt stand und der damit verbundene Zwang zu finanziellen Abfindungen bei Entlassungen.

In den meisten Industrieländern wurden in dieser Phase nach dem Zweiten Weltkrieg auch viele andere gesetzliche Vorgaben für das Ar- beitsverhältnis durchgesetzt, darunter als deutsche Besonderheit das Betriebsverfassungsgesetz und die erweiterte Mitbestimmung.

Andererseits konnte das industrielle Kapital solche Profit mindernden Zugeständnisse unter Strafe des eigenen Untergangs nicht mehr, wie bis dahin, durch tayloristische Produktivitätsgewinne kompensieren, weil es seit den siebziger Jahren zunehmend unter internationalen Konkurrenzdruck aus Fernost geriet: zuerst aus Japan, dann aus den „Tigerstaaten und zuletzt aus China. Preisgünstige Warenimporte erhöhten die Preis- und später die Qualitätskonkurrenz insbesondere für langlebige Gebrauchsgüter.

Die z. T. krisenhafte Entwicklung führte oft zum Untergang und/oder zur Verlagerung der lohnintensiven Branchen (Textilindustrie, Kleiderfertigung, Lederwaren). Es folgten Fotoindustrie und elektrotechnische Gebrauchsgüter. Derzeit werden die Autozulieferung und die Autoindustrie von diesem Prozess erfasst. Es verwundert nicht, dass der Automobilmanager Peter Hartz den konfliktträchtigen Arbeitsmarkt reorganisieren sollte.

Interessensgegensätze zwischen Arbeit und Kapitel, innerhalb einzelner Kapitelinteressen und zwischen Insidern und Outsidern am Arbeitsmarkt werden in Kapitel 3 dargestellt. Im Verhältnis der industriellen Beziehungen impliziert der Untergang von Großunternehmen zugunsten kleiner Gewerbe und Dienstleistungen (Revelli 1999, Piore/Sabel 1985, Kern/Schumann 1984) sowie anhaltend hohe Arbeitslosigkeit eine massive Schwächung der gewerkschaftlichen Verhandlungsmacht, denn die Gewerkschaften besaßen in der Großindustrie ihre wichtigste organisatorische Basis.


Dr. rer. pol. Klaus-Uwe Gerhardt gehörte in den 1980er Jahren zu den Pionieren der deutschen Diskussion um ein Grund- bzw. Mindesteinkommen. Er arbeitet heute als Handelslehrer und freiberuflicher Wirtschaftswissenschaftler.



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