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Guthier | Das war die Anstrengung wert! | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 208 Seiten

Guthier Das war die Anstrengung wert!

Was Menschen brauchen, um von ihrer Arbeit nicht auszubrennen - Joyfully Exhausted
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-593-46073-4
Verlag: Campus Verlag GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Was Menschen brauchen, um von ihrer Arbeit nicht auszubrennen - Joyfully Exhausted

E-Book, Deutsch, 208 Seiten

ISBN: 978-3-593-46073-4
Verlag: Campus Verlag GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Damit sich die Arbeit für wirklich alle lohnt Arbeit ist anstrengend. Lohnen sich unsere Anstrengungen jedoch, dann - so folgert die Arbeits- und Organisationpsychologin Christina Guthier - sind wir nach getaner Arbeit »joyfully exhausted«: wir fühlen uns zugleich freudig und erschöpft. Arbeitsbedingte Erschöpfung muss also nicht zwangsläufig zu einem Burnout führen. Erst wenn wir unsere Arbeit nicht lohnenswert finden oder wir uns nicht genug erholen können, dann drohen wir auszubrennen. Christina Guthier zeigt in ihrem Buch entscheidende Strategien und Stellschrauben für Organisationen, Führungskräfte und Arbeitende, damit alle sicher, respektvoll und ihren Werten entsprechend zusammenarbeiten können. Gespickt mit aktuellen Forschungsergebnissen, persönlichen Erfahrungen und praktischen Impulsen ist ihr Buch ein wichtiger Wegweiser für alle, die Arbeit gesund und nachhaltig erfolgreich gestalten wollen. »Ein spannendes, evidenzbasiertes Buch darüber, Arbeit motivierender und weniger belastend zu gestalten. Christina Guthier ist eine ausgewiesene Burnout-Expertin und diese Seiten sind voller umsetzbarer Erkenntnisse.« Adam Grant, Wharton-Professor und Bestsellerautor »Stress und Burnout sind zentrale Herausforderungen am heutigen Arbeitsplatz. Christina Guthier liefert ein bahnbrechendes neues Framework, das allen Fach- und Führungskräften dabei helfen wird, ihre Einstellung zur Arbeit und zum Leben zu überdenken.« Dorie Clark, Columbia Business School-Dozentin und Bestsellerautorin

Dr. Christina Guthier ist promovierte Arbeits- und Organisationspsychologin, freiberufliche Beraterin, Speakerin und Trainerin. Ihre Burnout- orschung wurde mit dem Schmidt-Hunter Meta-Analysis Award 2022 und dem Alfred Teves-Dissertationspreis 2020 ausgezeichnet. Guthier war Gastforscherin an der University of South Australia in Adelaide und hielt bereits Gastvorträge an der City University of New York und der Université de Fribourg (Schweiz). Bekannt aus DER SPIEGEL und Deutschlandfunk Nova baut Guthier mithilfe von wissenschaftlichen Beratungsprojekten, Vorträgen und Workshops Brücken zwischen Forschung und Praxis.
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Autoren/Hrsg.


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Prolog –


»Vater war am Abend sehr müde, aber er war auch sehr froh.«

aus 1

Mein Opa war nach seiner harten Arbeit auf dem Hof abends immer sichtlich erschöpft. Die ersten 20 Jahre meines Lebens hat er den Guldenklinger Hof im Odenwald bei Heppenheim bewirtschaftet. Dabei halfen ihm seine Frau, seine behinderte Tochter (meine Tante) und sein Sohn, der mein Patenonkel war und Erbe des Hofes werden sollte.

Bis Mitte der 1990er Jahre hatten sie neben Obstanbau – hauptsächlich Äpfel – auch noch Vieh auf dem Hof: Schweine, Kühe und Rinder. Um das Vieh für die Schlachtung gut zu mästen, wurde Getreide auf den Ländereien angebaut, selbst gedroschen und in einem großen Silo haltbar gemacht. Die Kühe wurden gemolken und die Milch an große Molkereien verkauft. Außerdem wurde der Hof mit Holz geheizt, das die Männer im Wald schlugen und zur Lagerung stapelten.

Wenn nicht gerade Arbeiten auf den Feldern, im Wald oder im Stall zu erledigen waren, tüftelte mein Opa viel in der Werkstatt herum, um beispielsweise seine Traktoren und verschiedene Geräte zu reparieren, den Hof selbst instand zu halten oder zur Ernte und Lagerung der Äpfel Holzkisten zu bauen. Meine Oma kümmerte sich vor allem um den Haushalt: kochen, backen, putzen, einkaufen gehen, Wäsche waschen und bügeln. Meine Tante unterstützte sie beim Putzen und arbeitete als Reinigungskraft in Teilzeit in einer Arztpraxis. Außerdem kümmerte sich meine Oma noch um Gemüse- und Salatbeete, die sie zum eigenen Verzehr anlegte, half beim Füttern des Viehs im Stall tatkräftig mit und erledigte den Obstverkauf im eigenen Hofladen zur Saison hauptverantwortlich. Eine weitere Tante, die nicht mehr auf dem Hof lebte, meine Eltern und später auch meine Schwester und ich halfen außerdem im Herbst bei der Apfelernte tatkräftig mit. Mein Patenonkel wiederum unterstützte seine Eltern bei allem (auch in der Küche beim Kochen), wenn er nicht gerade in seinem Vollzeitjob im Einzelhandel eingespannt war.

Als kleines Kind merkte ich, wie viel Arbeit meine Großeltern und mein Patenonkel hatten, aber das Ausmaß der Arbeitsbelastung, die der Hof mit sich brachte, begriff ich nicht ansatzweise. Für mich war es ein riesiges Abenteuer, beim Füttern der Tiere mithelfen zu können, mit meiner Schwester und meinem Patenonkel auf den Heuböden herumzutollen oder mit meinem Opa Traktor fahren zu dürfen. Nach einem Tag auf dem Guldenklinger Hof fiel ich erschöpft () und gleichzeitig freudig () ins Bett. Und wenn ich am nächsten Tag ausgeschlafen hatte und von gutem Essen wieder gestärkt war, konnte es mit der Arbeit, die ich nicht als solche empfand, wieder weitergehen.

Meine Großeltern und mein Patenonkel wiederum merkten mit der Zeit durchaus ihre Kräfte schwinden. Die Arbeitslast war zu hoch geworden für das Einkommen, das sie brachte. Nicht grundlos verdienten sich mein Patenonkel und meine Tante noch außerhalb des Hofes etwas dazu – sie konnten sich nicht darauf verlassen, dass mit der Arbeit auf dem Hof allein ausreichend Einkommen generiert würde.

Nach dem Modell der Gratifikationskrise () von Johannes Siegrist, emeritierter Professor für Medizinische Soziologie an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, sorgt eine enttäuschte Belohnungserwartung für emotionalen Stress.2 Die enttäuschte Belohnungserwartung tritt bei Menschen auf, die bei hoher Anstrengung niedrige Belohnung erleben. Anstrengungen können dabei extrinsisch – also von außen – durch Aufgaben und Verpflichtungen oder intrinsisch – aus uns selbst heraus – beispielsweise durch das Bedürfnis nach Kontrolle oder übersteigerte Anstrengungsbereitschaft () entstehen.3 Diese zu hohen intrinsisch bedingten Anstrengungen können beispielsweise durch ein mangelndes Selbstwertgefühl oder auch durch erlebten Gruppendruck gefördert werden.4 Belohnungen wiederum umfassen Geld, Anerkennung und Status.

Im Arbeitskontext werden Gratifikationskrisen besonders deutlich, da erbrachten Anstrengungen und den daraus resultierenden Leistungen festgelegte Belohnungen (zum Beispiel Bezahlung, Arbeitsplatzsicherheit, Wertschätzung) gegenüberstehen. Fallen die Belohnungen nicht den Erwartungen gemäß aus, dann wird das soziale Prinzip der Reziprozität (gegenseitiges Geben und Nehmen) verletzt.5 Umfangreiche Studien zeigen, dass jede vierte beschäftigte Person von einer solchen Gratifikationskrise betroffen ist.6

Unsichere oder prekäre Beschäftigungsverhältnisse sowie starker Wettbewerb auf dem Arbeitsmarkt machen das Auftreten von Gratifikationskrisen im Beruf wahrscheinlicher.7 Zusätzlich können in der Haus- und Pflegearbeit sowie im Ehrenamt Gratifikationskrisen erlebt werden.8 Sobald wir uns anstrengen und darauf nicht das von uns erwartete Maß an Belohnung auftritt, erleben wir eine Gratifikationskrise unabhängig davon, in welchem Kontext dieses Ungleichgewicht auftritt. Besonders hohe Risiken fürs Herz-Kreislauf-System treten auf, wenn in mehreren Bereichen unseres Lebens gleichzeitig Gratifikationskrisen auftreten.9

Treten nun wiederkehrend und lang andauernd enttäuschte Belohnungserwartungen auf, lösen diese in unserem Organismus vorhandene Stressachsen aus, durch die überschüssige, nicht durch körperliche Aktivität abgebaute Energie mobilisiert wird. Diese Energie sollte eigentlich nur für existenziell bedrohliche Situationen zum Einsatz kommen.10 Eine dauerhafte Aktivierung dieser Stressachsen schädigt unsere Gesundheit. Konkret zeigen Kohorten-Studien bereits Herz-Kreislauf- und Stoffwechselkrankheiten sowie psychische Störungen wie Depressionen als Folge.11 Enttäuschte Belohnungserwartungen sind also tatsächlich ein Risiko für unsere physische und psychische Gesundheit.

Meine Großeltern und mein Patenonkel drohten dauerhaft in ein solches Ungleichgewicht von hohen Anstrengungen und niedriger Belohnung zu geraten: Die physischen Kräfte schwanden mit steigendem Alter und gleichzeitig sanken die Preise, zu denen sie Milch und Fleisch verkaufen konnten, wegen der immer stärker werdenden Konkurrenz durch die wachsende Massentierhaltung. Je mehr ihre Belohnungserwartungen enttäuscht wurden, desto angespannter erlebte ich die drei zu dieser Zeit.12 Um ihre hohe körperliche Anstrengung zu reduzieren und gleichzeitig finanzielles Einkommen als nötige Belohnung zu generieren, verkauften sie schließlich ihr Vieh und verpachteten Ländereien sowie Teile des Hofes.

Bei unseren Besuchen genoss ich als Siebenjährige, nun tagsüber mehr Zeit fürs Spielen mit meinem Patenonkel und meiner Schwester zu haben. Meine Großeltern erlaubten sich, durch die weggefallenen Verantwortungen mit dem Vieh, ab und zu mehrtägige Ausflüge. Und wenn ich meinen Großvater nun beim gemeinsamen Abendbrot am Tisch sitzen sah, wirkte er von seiner Arbeit mit den geliebten Äpfeln nicht mehr ausgelaugt erschöpft, sondern .

Unter  – also freudiger Erschöpfung – verstehe ich den Zustand, den wir erleben, wenn unsere Arbeit mit hoher Anstrengung und hoher Belohnung einhergeht.

Abbildung 1: Wann wir sind

allein wirkt sich negativ auf unsere Gesundheit aus. Gesundheitsgefährdung – also von unserer Arbeit auszubrennen – droht erst dann, wenn entweder die Belohnung im Verhältnis zur Anstrengung zu niedrig ist und dadurch emotionaler Stress entsteht oder wenn die Anstrengungen zu hoch werden und dadurch nicht mehr genug Erholung möglich ist.

Wenn ich darüber nachdenke, wie es meinem Opa gelungen war, für sich Arbeitsbedingungen zu schaffen, die ihn nicht nur machten, sondern auch nicht ausbrennen ließen, sehe ich drei zentrale Faktoren:

  • genug Erholung,

  • passende Jobs,

  • sicheres Organisationsklima.

Mein Opa erholte sich von seinen Anstrengungen vor allem, indem er auf maßvolles Essen ...



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