Ibsen / Rostami Boukani | Nora (Ein Puppenheim) von Henrik Ibsen | E-Book | www.sack.de
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E-Book, Deutsch, 155 Seiten

Reihe: Reclam Lektüreschlüssel XL

Ibsen / Rostami Boukani Nora (Ein Puppenheim) von Henrik Ibsen

Lektüreschlüssel mit Inhaltsangabe, Interpretationen, Prüfungsaufgaben mit Lösungen, Lernglossar - Ibsen, Henrik; Rostami Boukani, Kani Mam - 15539
1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-15-961962-0
Verlag: Reclam Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Lektüreschlüssel mit Inhaltsangabe, Interpretationen, Prüfungsaufgaben mit Lösungen, Lernglossar - Ibsen, Henrik; Rostami Boukani, Kani Mam - 15539

E-Book, Deutsch, 155 Seiten

Reihe: Reclam Lektüreschlüssel XL

ISBN: 978-3-15-961962-0
Verlag: Reclam Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Reclam Lektüreschlüssel XL - hier findest du alle Informationen, um dich zielsicher und schnell vorzubereiten: auf Klausur, Referat, Abitur oder Matura! Differenziert, umfassend, übersichtlich! - Präzise Inhaltsangaben zum Einstieg in den Text - Klare Analysen von Figuren, Aufbau, Sprache und Stil - Zuverlässige Interpretationen mit prägnanten Textbelegen - Informationen zu Autor:innen und historischem Kontext - Hilfreiche Infografiken, Abbildungen und Tabellen - Aktuelle Literatur- und Medientipps - Prüfungsaufgaben mit Lösungshinweisen - Zentrale Begriffe und Definitionen als Lernglossar »Ich muss mich davon überzeugen, wer recht hat, die Gesellschaft oder ich.« Mit Nora, 1879 in Kopenhagen uraufgeführt, gelingt Henrik Ibsen einer der bedeutendsten literarischen Beiträge zur Frauenemanzipation.

Kani Mam Rostami Boukani ist Gymnasiallehrerin für die Fächer Deutsch und Philosophie/Ethik. Henrik Ibsen (20. 3. 1828 Skien - 23. 5. 1906 Christiana) war ein norwegischer Dramatiker und Lyriker. Schon als Jugendlicher verfasste er seine ersten Liebesgedichte. Als Dramatiker feierte Ibsen seinen Durchbruch als Hausdichter und künstlerischer Leiter am norwegischen Nationaltheater. In dieser Zeit entstand u.a. 'Die Johannisnacht' (1853). Zu Ibsens größten Dramen, die weltweit inszeniert und adaptiert werden, gehört 'Stützen der Gesellschaft' (1877), das den Beginn einer neuen dramatischen Gattung, des naturalistischen Gesellschaftsdramas, darstellt.
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Hauptfiguren


In Ibsens Drama werden die Hauptfiguren durch die Nebenfiguren Spiegelung: Hauptfiguren –Nebenfigurengespiegelt und kontrastiert: So bildet beispielsweise Frau Lindes schweres Schicksal die Kontrastfolie, vor der sich Noras scheinbar glückliches Leben abhebt; bei Krogstad finden sich durch die Urkundenfälschung einerseits Parallelen zum drohenden Unglück Noras, andererseits spiegelt er verdrängte Anteile von Helmers Persönlichkeit, der sich, stets um Ruf und Ehre bemüht, über die unsauberen Praktiken des ehemaligen Jugendbekannten erhaben glaubt und dennoch persönliche Befindlichkeiten über das Wohl anderer stellt.4

Abb. 1: Figurenkonstellation

Nora Helmer


Abb. 2: Die Schauspielerin Agnes Sorma (1862–1927) um 1900 in ihrer Paraderolle der Nora – © akg-images

Nora ist Torvald Helmers Ehefrau und dreifache Mutter. Obwohl die Helmers nicht in großem Luxus leben, haben sie mehrere Bedienstete, sodass Nora viel Zeit zur freien Verfügung bleibt. Noras KindheitNora ist ohne Mutter bei ihrem Vater aufgewachsen, der ähnlich mit Nora umging, wie es nun Helmer tut: Der Vater war es, der Nora zur »Puppe« (S. 95) gemacht hat, von ihr Folgsamkeit erwartete, Helmer ist später nur an seine Stelle getreten.

Selbst nach acht Jahren Ehe wird Nora von ihren Mitmenschen als hübsches, aber unerfahrenes »Kind« Fremdbild: unerfahrenwahrgenommen, das »zu etwas wirklich Ernsthaftem« (S. 19) nicht fähig ist. Ihrem Mann, der sie durchgängig mit Kosenamen anredet und in vielerlei Hinsicht Bevormundung durch Helmerbevormundet (er teilt ihr Geld zu, kontrolliert ihre Einkäufe, fordert sie auf, sich in Gesellschaft unterhaltsam zu präsentieren und die Tarantella zu tanzen, meint, sie müsse seinem sexuellen Verlangen nachkommen etc.), dient sie überwiegend zur Unterhaltung und zur Steigerung des eigenen Ansehens: »[K]aum zu glauben, wie teuer einen Mann solch Vögelchen kommt« (S. 11). Nora spielt Helmers Spiel mit und scheint mit ihrer Rolle zufrieden zu sein, wie insbesondere in ihrem ersten gemeinsamen Auftritt deutlich wird (S. 8–13).

Nora wirkt nur auf den ersten Blick völlig Gespielte Naivität und Unterwürfigkeitnaiv und unerfahren, tatsächlich setzt sie ihren Charme bewusst ein, um ihren Willen zu bekommen – bei Helmer ebenso wie bei Dr. Rank, mit dem sie kokettiert, als sie seiner Unterstützung bedarf (S. 58–60). Innerhalb ihrer Ehe spielt Nora die ihr von Helmer zugedachte Rolle und gewinnt durch Heimlichkeiten persönlichen Freiraum. So setzt sie sich beispielsweise über sein Verbot hinweg, auf Näschereien zu verzichten, und bestätigt ihm durch eine Lüge zugleich seine Überlegenheit: »Wie könnte mir’s einfallen, etwas gegen deinen Willen zu tun!« (S. 12)

Trotzdem scheint Nora ihren Mann, dem sie kurz nach der Heirat ohne sein Wissen das Leben gerettet hat, indem sie das Geld für seine Genesungsreise beschaffte, aufrichtig zu lieben. Sie lieh sich von Rechtsanwalt Krogstad die erforderliche Summe und fälschte die Unterschrift ihres Vaters, dessen Bürgschaft für den Kredit unumgänglich war. Nora handelte Noras selbstständiges Handelnselbstständig – und somit gegen geltende Geschlechterrollen und Gesetze – ohne sich der Schwere ihrer Tat bewusst zu sein. Die Schulden hat sie nahezu vollständig getilgt, indem sie persönlichen Verzicht übte und zusätzliche Schreibarbeiten erledigte.

Helmer, dem diese selbstständige und aufopferungsbereite Seite seiner Frau verborgen bleibt, glaubt, ihr Vater habe ihnen das Geld für die Italienreise gegeben. Das Eheliches GeheimnisGeheimnis ist ihr ganzer Stolz, wie sich im Gespräch mit Christine Linde zeigt (S. 20–24), demonstriert es doch ihre Selbstständigkeit und zugleich ihre Einsatzbereitschaft für ihren Mann. Doch möchte sie es auch weiterhin vor Helmer verbergen, da sie den Charakter ihres Mannes kennt. Es würde Torvalds Selbstbewusstsein, seinen auf einem klassischen männlichen Rollenbild fußenden Stolz demütigen, wenn er wüsste, dass er in Noras (und zudem Krogstads) Schuld steht – und das hätte Folgen für ihre Ehe: »Das würde unser Verhältnis zueinander völlig verschieben; unser schönes glückliches Heim wäre nicht mehr, was es jetzt ist.« (S. 22) Erst in ein paar Jahren, wenn ihre Schönheit nachlassen und Helmer nicht mehr so viel Gefallen an ihr finden werde, könne die Wahrheit nützlich sein, um ihn erneut an sich zu binden.

Nora, die zunächst nicht glauben kann und will, dass eine aus Liebe begangene Tat gegen das Gesetz sein kann, verlässt sich auf ihr moralisches Moralisches GefühlGefühl von Recht und Unrecht:

»Eine Tochter sollte nicht das Recht haben, ihren alten todkranken Vater vor Kummer und Sorgen zu verschonen? Eine Frau nicht das Recht, ihrem Mann das Leben zu retten? Ich kenne die Gesetze nicht so genau; aber ich bin sicher, irgendwo steht darin, dass so etwas erlaubt ist.« (S. 39)

In Noras Unwissenheit über die rechtliche Schwere ihrer Unterschriftenfälschung zeigt sich ihre Mangelnde Bildungmangelnde Bildung in finanziellen und rechtlichen Belangen: Während die männlichen Figuren Krogstad und Helmer die Schwere ihres Vergehens schnell erfassen, scheint sich Nora bis zu Krogstads Erpressung nicht darüber bewusst zu sein. Damit entspricht sie dem Frauenbild des 19. Jahrhunderts, nach dem sich die Frau um das Häusliche zu kümmern hat und aus öffentlichen Belangen (u. a. geltendes Recht, Finanzen) ausgeschlossen bleibt.

Täuscht sich in HelmerDass Helmer sie ebenfalls aufrichtig liebt und Opfer für sie bringen würde, davon ist Nora fest überzeugt, wie sie gegenüber Dr. Rank verdeutlicht: »keinen Augenblick würde er zögern, sein Leben für mich hinzugeben« (S. 60). Doch sie irrt sich in ihrem Mann, der seine eigene Ehre letztlich über ihr Wohl stellt. Bereitschaft zur äußersten AufopferungNora, die sich in Erwartung des »Wunderbare[n]« (S. 68), worunter sie die großmütige Selbstaufopferung Helmers durch die Übernahme ihrer Schuld als Zeichen seiner bedingungslosen Liebe versteht, das Leben nehmen will, um ihren Mann davor zu bewahren, wird am Ende bitter enttäuscht.

Helmers Reaktion auf Krogstads Brief öffnet ihr die Augen über seinen wahren Charakter und die vergangenen acht Ehejahre. Erst jetzt reflektiert Nora die gemeinsame Beziehung in aller Schonungslosigkeit. Sie Noras Erkenntnis und Emanzipationerkennt, dass ihre Ehe nur ein Spiel und sie nichts anderes als seine »Puppenfrau« (S. 95) gewesen ist, die sich jahrelang in ihm getäuscht hat, während sie seinen Ansprüchen und Wünschen widerstandslos gefolgt ist. Sie erklärt Helmer – in einem erstmals ohne Rücksicht auf sein Wohlergehen gefassten und ihm ehrlich mitgeteilten Entschluss –, dass sie fortgehen wird, um selbstständig zu werden und herauszufinden, wer »recht hat« (S. 98), was Geschlechterrollen und moralische Grundätze betrifft – sie oder die Gesellschaft. Dass sie gegen Konventionen verstößt, wenn sie Mann und Kinder verlässt und dass sie es als alleinstehende mittellose Frau zukünftig nicht leicht haben wird, hält Nora nicht von ihrer Entscheidung ab.

Torvald Helmer


Torvald Helmer ist Jurist und Familienvater, seine familiäre Herkunft bleibt unbekannt. Über geerbtes Vermögen verfügt er vermutlich nicht, andernfalls hätte die Familie die lebensnotwendige Italienreise aus Rücklagen finanzieren können, was darauf schließen lässt, dass er nicht der wohlhabenden Oberschicht entstammt.

Stattdessen hat Helmer sich hochgearbeitet: Seine Stelle im Ministerium gab er auf, weil sie ihm keine Karrieremöglichkeiten bot. Anschließend arbeitete er als Rechtsanwalt so viel, dass er ernsthaft erkrankte und die von Nora heimlich finanzierte Genesungsreise notwendig wurde (S. 16). Mittlerweile hat er sein Helmer als KarrieristKarriereziel erreicht; Helmer wird zu Jahresbeginn den Posten des Direktors in einer Aktienbank antreten, was ihm nicht nur eine glänzende finanzielle Zukunft in Aussicht stellt, sondern ihm auch zu hohem gesellschaftlichem Ansehen verhilft.

Helmer repräsentiert die patriarchale Gesellschaft des Bürgertums mit ihren Wertvorstellungen, Normen und Konventionen. Dementsprechend hat er als Autoritäres FamilienoberhauptFamilienoberhaupt das Sagen und erwartet, dass Nora sich seinen Wünschen und Vorstellungen unterordnet. Ihre Bitte, Krogstads Kündigung ungeschehen zu machen, weist er rigoros ab und verdeutlicht, dass er keine Einmischung in seine Angelegenheiten duldet: »Und gerade dadurch, dass du für ihn eintrittst, machst du es mir unmöglich, ihn zu behalten.« (S. 53) Sein Autoritätsgehabe wird ebenfalls deutlich, als er nicht gelten lassen will, dass Nora seinen sexuellen Annäherungsversuch ablehnt: »Was soll das bedeuten? Du treibst wohl Scherz mit mir, kleine Nora? Will, will? Bin ich nicht dein Mann –?« (S. 83)

Helmer nimmt Nora, die er durchgängig auf liebevoll-galante – aber eben auch verniedlichende Weise – mit tierischen Kosenamen anspricht, nicht...



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