E-Book, Deutsch, Band 2, 368 Seiten
Reihe: Diablo
Knaak Diablo: Der Sündenkrieg 2 - Die Schuppen der Schlange
1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-7367-9863-2
Verlag: Panini
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, Band 2, 368 Seiten
Reihe: Diablo
ISBN: 978-3-7367-9863-2
Verlag: Panini
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Besessen davon, die Menschen für ihre eigenen Zwecke unter Kontrolle zu bekommen, fechten die Mächte von Gut und Böse einen geheimen Krieg um die Seelen der Sterblichen aus. Dies ist die Geschichte des Sündenkrieges - des infernalen Konfliktes, der die Geschicke der Menschheit für immer verändern sollte. Uldyssian ist versessen darauf den bösartigen Kult der Triune zu vernichten. Dabei entgeht ihm, dass Inarius - der geheime Prophet der Kathedrale des Lichts - ihn unbemerkt bei seinem Vorhaben unterstützt. Besessen davon, seinem Refugium wieder zu altem Glanz zu verhelfen, setzt Inarius Uldyssian als Waffe gegen die beiden großen Religionen ein, um beide zu Fall zu bringen. Doch es gibt da noch einen weiteren Akteur im Kampf um die Seelen der Sterblichen: Die Dämonin Lilith. Sie war einst Inarius Geliebte und will die Menschheit in eine Armee aus Naphalem verwandeln - gottgleiche Kreaturen, mächtiger als es Dämonen oder Engel jemals sein könnten. Diese Streitmacht soll die Schöpfung vernichten und Lilith zu uneingeschränkter Macht verhelfen. Das Schicksal der Sterblichen scheint besiegelt zu sein.
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EINS Die Stadt Toraja brannte. Auch wenn sie es in Sachen Größe oder Ruhm nie geschafft hatte, an das prachtvolle Kehjan im Osten heranzureichen, war Toraja doch weithin bekannt für ihre einzigartigen Sehenswürdigkeiten, die sie Pilgern wie Einwohnern gleichermaßen bot. Es gab einen weitläufigen, offenen Markt nahe des nordwestlichen Tores, wo man alles aus bekannten Ländern erwerben oder verkaufen konnte. Jenseits des Stadtzentrums befanden sich die jahrhundertealten, kunstvoll gestalteten Gärten. Dort konnte man die Spiralbäume ebenso bewundern wie die Falo-Blumen, sagenumwobene Gewächse, deren Blütenblätter in den unterschiedlichsten Farben variierten und die einen Duft verströmten, den kein Parfümeur nachzuahmen imstande war. In der Nähe dieser Gärten ragte die Arena von Klytos auf. Sie war Austragungsort der Nirolischen Spiele, zu denen das Publikum auch aus der Hauptstadt herbeiströmte. Doch alle diese legendären Stätten, sonst oft bis an ihr Fassungsvermögen besucht, lagen an diesem schrecklichen Abend wie verlassen da. In einem bestimmten Teil der Stadt gab es überhaupt nur ein einziges Geschehen – aber das konnte noch aus großer Entfernung, etwa vom dichten Dschungel aus, der Toraja wie eine gewaltige grüne Mauer umgab, beobachtet werden. Toraja brannte – und der Tempel der Triune bildete den Mittelpunkt des Flammenmeers. Die Flammen erhellten den Himmel über dem dreieckigen Bauwerk mit seinen drei Türmen. Es war der größte Tempel der Konfession, wenn man vom Haupttempel in Kehjan absah. Dicker schwarzer Rauch quoll aus dem vordersten Turm, der Mefis gewidmet war, einem der drei lenkenden Geister. Der riesige rote Kreis, der für den Orden und gleichzeitig für die Liebe stand – die Sphäre, die von Mefis mutmaßlich beeinflusst wurde –, war in Schräglage geraten. Der aus Eisen gegossene, gigantisch große Kreis stellte für alle, die sich unter ihm aufhielten, eine tödliche Gefahr dar, da das Feuer unerbittlich an den noch verbliebenen Stützen und Halterungen fraß. Die ursprünglichen Erbauer des Tempels hätten sich in ihren schlimmsten Träumen nicht ausmalen können, dass ihr Werk einmal ein solches Schicksal ereilen könnte – folglich hatten sie auch keine Maßnahmen ergriffen, um den Ring zusätzlich zu sichern. Während dem Turm von Mefis erst noch eine Katastrophe drohte, war der von Dialon zur Rechten bereits davon erfasst worden. Der stolze Widderkopf – Symbol der Entschlossenheit – hing noch oben auf seinem Platz, doch die Konstruktion darüber war in sich zusammengestürzt. Ungewöhnlich war, dass von dort oben nur wenige Trümmer auf die Straßen der Umgebung herabgefallen waren. Vielmehr stapelten sich Steine und geborstenes Holz auf dem restlichen Turm, so als wäre das Bauwerk auf unerklärliche Weise implodiert. Hunderte von Leuten liefen auf dem Gelände vor den Stufen aufgeregt hin und her, diejenigen, die sich dem Eingang am nächsten befanden, trugen Gewänder in Azur, Gold oder Schwarz, je nachdem, zu welchem der drei Orden sie gehörten. Bei ihnen standen Scharen von Gestalten in Gewändern mit Kapuze und Brustschild – die Friedenswahrer des Tempels –, die mit Schwertern und Lanzen bewaffnet waren. Die Getreuen der Triune trotzten einer regelrechten Woge aus Leibern, die gegen sie anstürmte. Die Angreifer in den vordersten Reihen trugen die schlichte Kleidung der Bauern aus den oberen Ländern weit im Nordwesten des Dschungels. Die blasse Hautfarbe und die eng anliegende Kleidung dieser Gruppe bildeten nicht nur einen krassen Gegensatz zu den vorwiegend dunkelhäutigen Dienern des Tempels, sondern auch zu jenen, die den Großteil der nachfolgenden Angriffswellen stellten. Es waren vor allem gebürtige Torajaner selbst, die gegen die Triune vorgingen, was leicht zu erkennen war, da sie weite, wallende Stoffe in Rot und Purpur trugen und das lange, schwarze Haar im Nacken zusammengebunden hatten. Zwar waren es die Angreifer, die über die meisten Fackeln verfügten, doch die Flammen, die weite Teile der umliegenden Stadt verwüsteten, gingen nur zu einem geringen Anteil auf ihr Konto. Eigentlich konnte niemand mit Gewissheit etwas über die Entstehung der ersten Brände sagen. Sicher war nur, dass sie zu Beginn zugunsten der Priesterschaft zu wüten schienen, was die Sympathie für die Triune mit einem Mal in Wut umschlagen ließ. Diese Wut war Uldyssians Ansporn gewesen, um den Tempel umgehend dem Erdboden gleichzumachen. Nach seiner Ankunft in Toraja – und nachdem er Herr über sein Erstaunen geworden war, so viele Menschen an einem Ort zusammengedrängt zu sehen –, hatte er vorgehabt, allmählich auf die Bürger so einzuwirken, dass sie irgendwann schließlich die Priester und ihre Untergebenen aus der Stadt jagen würden. Doch nach einem so abscheulichen Akt, dem Dutzende Einwohner von Toraja und sogar einige seiner eigenen Anhänger zum Opfer gefallen waren, war im Herzen des einstigen Bauern kein Platz mehr für Bedauern oder Sympathie. Ich kam in diese Stadt in der Hoffnung, zu lehren und Menschen zu bekehren, dachte Uldyssian verbittert, als er die Stufen hinaufging. Aber sie haben uns stattdessen all dies hier aufgezwungen. Ohne ihn kommen zu sehen, teilte sich vor ihm die Menge. Diejenigen, die von der Macht berührt worden waren, die in Uldyssian pochte – die Macht der Nephalem –, konnten seine Nähe spüren. Die Vorwärtsbewegung der Menge kam unvermittelt zum Erliegen. Sie fühlten, dass Uldyssian etwas beabsichtigte. Er war nicht der Grund für die Verheerungen, die den Tempel bis dato überrollt hatten. Sie waren die Folge der wesentlich roheren Anstrengungen einiger übereifriger Anhänger gewesen, zu denen auch der Parthaner Romus zählte. Romus gehörte zu der Handvoll am weitesten Fortgeschrittenen von Uldyssians Akolyten. Partha war die zweite Stadt, die Zeuge von Uldyssians wunderbarer Gabe geworden war, nachdem man den Sohn des Diomedes in seiner Heimatstadt Seram für die gleichen Wunder als Mörder und Monster verstoßen hatte. In Partha waren seine Fähigkeiten ebenso willkommen gewesen wie seine schlichten, aber ehrlichen Überzeugungen. Uldyssian entsprach keineswegs dem Bild eines Propheten, der auf einen Kreuzzug ging – wie man es aus manchen Fabeln kannte. Er war auch kein engelsgleicher, niemals alternder Jüngling wie jener, der die Kathedrale des Lichts führte – die mit dem Tempel rivalisierende Konfession –, und ebenso wenig ein silberhaariger, gütiger Ältester wie der Primus, dessen Dienern nun Uldyssians Rache drohte. Uldyssian ul-Diomed war als ein Mann zur Welt gekommen, dessen Bestimmung es war, das Feld zu bestellen. Er hatte ein kantiges, grobschlächtiges Gesicht, das zur Hälfte von einem kurz geschnittenen Bart verdeckt war, und er war wegen der Mühsal seines kargen Lebens von kräftiger Statur, ansonsten aber völlig unscheinbar. Sein sandfarbenes Haar hing ihm wirr und zerzaust bis in den Nacken, doch im Chaos dieser Nacht wäre ohnehin jeder Versuch, ordentlich daherzukommen, zum Scheitern verurteilt gewesen. Er trug ein schlichtes braunes Hemd und eine Hose in gleicher Farbe, dazu abgewetzte Stiefel. Von einem Messer abgesehen, das er sich in den Gürtel geschoben hatte, führte er keine Waffe bei sich. Er benötigte auch keine, denn er selbst war tödlicher als die schärfste Klinge oder der schnellste Pfeil. Er war sogar tödlicher als der Trupp Friedenswahrer, der in diesem Moment auf ihn losstürmte. Dahinter brüllte ein Priester von Dialon gebieterisch seine Befehle. Uldyssian empfand keinen besonderen Hass auf diesen Narren, da er wusste, dass der Kleriker lediglich die Worte aussprach, die sein Vorgesetzter irgendwo tief im Tempelkomplex ihm vorgegeben hatte. Und doch würden die Krieger und auch der Priester für ihre unerschütterliche Treue zu dieser üblen Konfession büßen müssen. Uldyssian ließ die Wachen herankommen, bis er sich in Reichweite ihrer Waffen befand. Dann sorgte er mit nichts weiter als einem Wimpernzucken dafür, dass der gesamte Trupp in alle Himmelsrichtungen davongewirbelt wurde. Einige prallten gegen die Säulen am Kopfende der Treppe, wobei ihre Knochen beim Aufprall deutlich hörbar brachen. Andere flogen bis zu den bronzenen Türen des Tempels, schlugen dagegen und gingen mit verrenkten Gliedmaßen zu Boden. Wieder andere landeten links oder rechts vor den Füßen seiner Anhänger, die angesichts der Machtdemonstration ihres Führers in lauten Jubel ausbrachen. Ein neben dem Priester befindlicher Bogenschütze schoss einen Pfeil auf Uldyssian ab – doch er hätte keine fatalere Entscheidung treffen können. Der Sohn des Diomedes zog die Augenbrauen als einziges äußeres Anzeichen der schrecklichen Erinnerung zusammen, die ihm durch den Sinn ging. Vor seinem geistigen Auge erlebte er wieder, wie sein Freund Achilios dem Dämon Lucion gegenübergetreten war. Lucion hatte in der Gestalt des Primus die Triune geschaffen, um die Menschheit zu korrumpieren und zu knechten. So eindringlich wie in dem Moment, da es sich abgespielt hatte, sah er wieder, wie der Pfeil des Jägers auf Geheiß des Dämons mitten im Flug kehrtmachte und Achilios’ Kehle durchbohrte. Uldyssian tat nun das Gleiche mit dem auf ihn abgefeuerten Geschoss. Ohne Verzögerung beschrieb die Flugbahn einen Bogen, und der Pfeil raste zurück. Der Bogenschütze konnte kaum glauben, was er da sah. Doch er war wirklich nicht das Ziel. Stattdessen durchbohrte der Pfeil die Brust des Priesters, als zerteile er lediglich die Luft, und näherte sich Mefis’ kreisrundem Symbol an der Tür. Von Uldyssians Willen getrieben, schlug das Geschoss genau in der Kreismitte ein und grub sich tief in das...