Kofler / Wirthensohn / Zathammer | Joseph Resch als Bühnenautor | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 31, 246 Seiten

Reihe: NeoLatina

Kofler / Wirthensohn / Zathammer Joseph Resch als Bühnenautor

Die Brixner Schuldramen und ihr Kontext
1. Auflage 2024
ISBN: 978-3-8233-0239-1
Verlag: Narr Francke Attempto Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Die Brixner Schuldramen und ihr Kontext

E-Book, Deutsch, Band 31, 246 Seiten

Reihe: NeoLatina

ISBN: 978-3-8233-0239-1
Verlag: Narr Francke Attempto Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



In der neulateinischen Forschung wurden in den letzten Jahren vermehrt Versuche unternommen, das lange Zeit kaum beachtete Schultheater des 18. Jahrhunderts aufzuarbeiten. In dieser Gattung lassen sich nämlich gerade in der Zeit des Rückzugs des Lateinischen aus dem literarischen Diskurs interessante Transformationsprozesse beobachten. Das dramatische Werk des in der alten Südtiroler Bischofsstadt Brixen tätigen Weltgeistlichen Joseph Resch (1716-1782) bietet Einblicke in derartige Wandlungsphänomene: Es wurzelt einerseits in der humanistischen Schultheatertradition der Frühen Neuzeit, weist anderseits aber durch Charakteristika wie den verstärkten Einbezug der Muttersprache, den Rückgriff auf weltliche Stoffe und die Verwendung aufklärerischer Motive darüber hinaus. Der vorliegende Band stellt die erste weiterführende wissenschaftliche Auseinandersetzung mit den Dramen dieses Autors dar und bietet zugleich Informationen zu ihrem kultur- und literarhistorischen Entstehungskontext.

Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Kofler lehrt Klassische Philologie und Neulatein an der Universität Innsbruck. Dr. Simon Wirthensohn ist Mitarbeiter des an der Universität Innsbruck angesiedelten Projekts 'Brixner Schultheater im 18. Jahrhundert: Edition und Übersetzung der neulateinischen Dramen von Joseph Resch'. Mag. Stefan Zathammer ist Mitarbeiter der an der Universität Innsbruck angesiedelten Projekte 'Brixner Schultheater im 18. Jahrhundert: Edition und Übersetzung der neulateinischen Dramen von Joseph Resch' und 'Nova Scientia: Early Modern Scientific Literature and Latin'.
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Leben und Wirken von Joseph Resch


Stefan Zathammer (Innsbruck) / Egon Kühebacher (Innichen)


Zu Leben und Wirken von Joseph Resch sind in der Vergangenheit schon eine Reihe von Darstellungen erschienen.1 Seine zweifellos großen Verdienste, die er sich auf dem Feld der Kirchengeschichte erworben hat, haben dazu geführt, dass Resch lange Zeit in erster Linie als großer Tiroler Historiker und Kirchengeschichtsschreiber gesehen wurde,2 viele andere Aspekte seines Schaffens hingegen lediglich bescheidene Randnotiz blieben. Dieser Umstand schlug sich auch im biographischen Schrifttum nieder, in dem der Fokus ganz auf den historiographischen Arbeiten lag. Der vorliegende Aufsatz möchte eine kompakte Zusammenschau dessen bieten, was heute in der Sekundärliteratur und in den gedruckten Quellen an belegten Informationen zum Leben Reschs bekannt ist.

Joseph Resch wurde am 3. September 1716 in Hall in Tirol geboren.3 Er stammte aus einfachsten Verhältnissen, der Vater Martin war als Salzwäscher der Haller Saline tätig, die Mutter Maria, geborene Mayr, war Hausfrau. Durch Vermittlung des adeligen Priesters Andreas von Wenzel, Kanonikus in Augsburg und Brixen, kam der junge Knabe Resch schon im Alter von zehn Jahren in die Domschule von Brixen.4

Die Anfänge dieser Institution lassen sich nicht mit Sicherheit datieren,5 es war aber wohl schon im 6. oder 7. Jahrhundert, als sich der Bischofssitz noch auf dem Säbener Klosterfelsen oberhalb von Klausen befand, dass dort eine kleine Lehranstalt in der Art einer Domschule eingerichtet worden war; für das 11. Jahrhundert ist das Bestehen einer solchen in Brixen jedenfalls urkundlich belegt.6 Die Schülerschaft bestand in den frühen Jahren vornehmlich aus adeligen Knaben, die auf ihren Dienst als Kanoniker an der Kathedralkirche vorbereitet werden sollten, dazu wurden sie in Religion, Grammatik, Choralgesang und der Berechnung des kirchlichen Festkalenders unterwiesen und hatten den Chordienst in der Kathedralkirche zu besorgen. Kern des Unterrichtes bildeten, wie in mittelalterlichen Domschulden die Regel, auch in Brixen die sieben freien Künste.7

An der Spitze der Anstalt stand ein aus dem Kreise der älteren Domherrn gewählter sogenannter ,Scholasticus‘, der die Aufsicht über die Scholaren führte und diesen zusammen mit einigen Subalternen den Unterricht erteilte; in ältester Zeit wohnte auch er noch in Gemeinschaft mit den Schülern. Dass die Domkanoniker im Laufe des 13. Jahrhunderts allmählich von ihrer gemeinschaftlichen Lebensweise abrückten, hatte auch Auswirkungen auf die innere Gestalt der Domschule. Der Scholasticus gab die gemeinsame Wohnung mit den Schülern auf und begnügte sich fortan mit der Oberaufsicht, den eigentlichen Unterricht ließ er an seiner statt von von ihm berufenen Hilfskräften, denen ein Schulmeister (, später auch ) an die Spitze gestellt war, abhalten.8

Die Schülerschaft zerfiel in drei Gruppen: Choralisten, einfache Präbendisten und externe Schüler. Die Choralisten hatten die Hauptlast des liturgischen Dienstes zu tragen, sie waren verpflichtet, den ganzen Chordienst (ausgenommen die Mette) zu versehen. Dafür kamen sie aber in den Genuss von gemeinsamer Wohnung, Unterricht und Verpflegung im Schulhaus. Um die Mitte des 15. Jahrhunderts wurde ihre Zahl auf acht beschränkt. Die Präbendisten hatten an gewöhnlichen Tagen nur an der Konventsmesse, der Vesper und der Komplet teilzunehmen. Die Externisten hatten wohl nur in ältester Zeit Chordienst zu verrichten, sie mussten aber für den Unterricht ein kleines Entgelt entrichten.9 Die Öffnung der Schule auch für Jungen aus den niedrigeren und ärmeren Gesellschaftsschichten brachte im Laufe der Zeit eine stark gesteigerte Schülerzahl mit sich – in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts waren es rund 70 Knaben10 –, so dass in den engen Räumlichkeiten, die die Schule am Kreuzgang belegte, schon bald nicht mehr alle Zöglinge untergebracht und noch weniger ohne Entgelt in Kost, Quartier und Unterricht aufgenommen werden konnten. Der Großteil der Knaben musste deshalb nicht nur ein Schulgeld entrichten, sondern war auch gezwungen, sich selbst Wohnung in der Stadt bei Bürgerfamilien zu nehmen, und stand so außerhalb der Unterrichtszeiten ohne offizielle Aufsicht; ein Zustand, der zu allerlei Unsitten und Missbrauch in der Brixner Schülerschaft führte. Resch lernte als junger Chorknabe diese prekäre Situation selbst kennen und verwendete später große Mühen darauf, dieser Abhilfe zu schaffen.11

Im Laufe der Zeit wurden zwar mancherlei Versuche zur inneren Reform und Verbesserung der Domschule unternommen, u.a. wurde mehrmals versucht, in Brixen eine Niederlassung der Jesuiten zu errichten und diesen auch die Leitung der Schule zu übertragen,12 auch hatte man mehrmals erwogen, die benachtbarten Häuser zwecks der baulichen Erweiterung der sehr beengten Schulgebäude zu kaufen. Einschneidende und nachhaltige Veränderungen erfuhr die Lehranstalt aber erst unter der Regierung von Fürstbischof Christoph Anton von Spaur (reg. 1601–1613), der es sich zur Pflicht gemacht hatte, nach den Vorgaben des Konzils von Trient (1545–1563) eine Besserung der Ausbildung für die angehenden Kleriker herbeizuführen. In der Domschule wurden nun fünf Gymnasialklassen eingerichtet; von der Einführung der Poetik- und Rhetorikklasse musste, obwohl mehrmals in Angriff genommen, jedoch aus Ressourcengründen (vorerst) abgesehen werden, so dass die Lehranstalt letztlich doch eine reine Grammatikschule blieb. Ab 1638 war auch das Amt des Schulpräfekten regelmäßig von dem des Chormeisters getrennt. Der Unterricht wurde nach einem von Weihbischof Simon Feuerstein (1597–1623), der selbst das in Rom besucht hatte, ausgearbeitetem, an der jesuitischen ausgerichteten Lehrplan gehalten; an den Jesuitengymnasien orientiert waren auch die vorgeschriebenen Unterrichtsmaterialien, deren Kern die Lehrbücher eines Jakob Gretser (1562–1625), Jacobus Pontanus (1542–1626) und Emmanuel Alvarus (1526–1582) bildeten. Als wesentliche Erweiterung der Unterrichtsgegenstände scheint zu dieser Zeit zudem das Griechische auf, das schon in der untersten Grammatikalklasse gelehrt wurde.13

In die nach diesen Vorgaben eingerichtete Anstalt trat also auch der junge Joseph Resch 1726 als Sängerknabe ein. Nach Abschluss des fünfklassigen Gymnasiums wechselte Resch wahrscheinlich an das Innsbrucker Jesuitengymnasium, um dort die Poetik- und die Rhetorikklasse zu besuchen. Zwar haben sich aus diesen Jahren keine Schülerlisten erhalten – mit letzter Sicherheit lässt sich sein Schulbesuch in Innsbruck daher nicht nachweisen. Es ist jedoch belegt, dass begabte Brixner Schüler nach dem Abschluss der Grammatikschule an die Lehranstalten der Jesuiten nach Innsbruck, München oder Dillingen entsandt wurden, um die für ein Studium notwendigen Humanitätsklassen zu besuchen.14 Für einen Innsbrucker Schulbesuch Reschs spricht außerdem, dass er die Brixner Schule bereits im Sommer 1731 abgeschlossen haben müsste, aber erst für das Studienjahr 1733/1734 als Student der philosophischen Fakultät an der Universität Innsbruck immatrikuliert ist.15 Als Schüler des Jesuitengymnasiums dürfte Resch – womöglich zum ersten Mal – mit dem Phänomen Schultheater in Kontakt gekommen sein.16 In Innsbruck gab es in dieser Zeit rege Schultheateraktivitäten, die beachtlichen Zuschauerzuspruch erfuhren.17 In den frühen 1730er-Jahren war hier der Schwabe Anton Claus (1691–1754) als Schulchorag tätig, dessen Theaterspiele später gedruckt wurden und auf das späte lateinische Schuldrama stilbildend wirkten. Für Resch war Claus nachweislich ein bedeutendes Vorbild: Seine erste Tragödie, , ist maßgeblich von Claus’ Dramen beeinflusst.18

In den Jahren 1733 bis 1735 scheint Resch als Hörer an der philosophischen Fakultät der Universität Innsbruck auf, bis 1739 ist er dann als Student der Theologie in den Matrikeln verzeichnet.19 Von der Absicht getragen, in den geistlichen Stand einzutreten, kehrte er im Herbst 1739 wieder nach Brixen zurück, wo er als Alumnus in das dortige Seminar aufgenommen wurde. Noch im selben Jahr erhielt er die niederen Weihen, 1740 folgte das Subdiakonat. 1741 empfing er das Diakonat und wurde im nämlichen Jahr auch zum Priester geweiht.20

Nach der Priesterweihe wurde Resch als sog. ,Supernumerarius‘ klassifiziert – das waren jene Neupriester, die beim damals starken Nachwuchs nur mit Glück eine zunächst unbezahlte Arbeitsstelle bekamen. Seinen ersten Arbeitsplatz erhielt er als Kooperator in Stilfes bei Sterzing, wo als Pfarrer Graf Johann Karl von Recordin (1698–1781) wirkte, der in der Folgezeit Domdekan von Brixen sowie Propst von Innichen war und auch zum infulierter Propst von Regensburg ernannt wurde. Resch gelang es, die dauerhafte Gunst dieser angesehenen Priesterpersönlichkeit, die ihm über viele Jahre hinweg mancherlei Unterstützung angedeihen ließ, zu erwerben.21

Doch sollte in Stilfes nicht lange seines Bleibens sein, schon nach einem Jahr wurde ihm eine Aufgabe im Schuldienst zugewiesen. Wenngleich Reschs Wirken in der Seelsorge nicht von langer Dauer war, so sollte sie ihm im Übrigen trotzdem zeitlebens teuer sein. Gleich zwei Mal (1758 und 1772) bewarb er sich um die Pfarre in Taufers im Pustertal, kam aber beide Male knapp nicht zum Zuge.22 Und als ihm nach Schulschluss im Herbst 1756 übergangsweise die Pfarre...



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