Kolcaba / Georg / Staudacher | Pflegekonzept Comfort | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 184 Seiten

Kolcaba / Georg / Staudacher Pflegekonzept Comfort

Theorie und Praxis der Förderung von Wohlbefinden, Trost und Entspannung in der Pflege

E-Book, Deutsch, 184 Seiten

ISBN: 978-3-456-75193-1
Verlag: Hogrefe AG
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Comfort ist ein zentrales Pflegekonzept, welches das Wohlbefinden und -behagen von Menschen in den Mittelpunkt stellt und systematisch nach Möglichkeiten des Trostes und der Entspannung für erschöpfte und verletzte Menschen sucht. Das Standardwerk von Kolcaba erklärt das Konzept 'Comfort', zeigt, wie es wirkt, beschreibt Formen, Merkmale und Einflussfaktoren und zeigt, wie Pflegende Comfort fördern, evaluieren und für das Wohlbefinden von Menschen sorgen können. 'Wer innerlich Comfort empfindet, ist seelisch gestärkt. Er kann den Widrigkeiten und Herausforderungen des Lebens die Stirn bieten' Kolcaba, 2013
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Zielgruppe


Pflegepraktiker, Pflegewissenschafler, Pflegelehrer.

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[12][13]Geleitwort der deutschen Herausgeber Comfort – die «Spitze des Pflegebewusstseins» Zur Aktualität und Bedeutsamkeit von Comfort Care für die Pflege Diana Staudacher Comfort als höchster Wert der Pflege Inmitten einer seelischen Krisensituation auf einmal Sicherheit und Halt erleben, mitten im Schmerz unerwartet Linderung empfinden, im Fieber von einer Minute zur anderen Kühlung spüren – dies bezeichnet Katherine Kolcaba als das Erleben von Comfort. Das Empfinden eines seelisch und körperlich angenehmen, entspannenden und energiespendenden Zustands zeigt sich als Lebensnotwendigkeit und als Grunddimension des heilenden Geschehens. Nicht das Beseitigen von Schmerz und Leiden, nicht das Lindern von Symptomen ist das primäre Ziel der Pflege, sondern das Vermitteln eines positiven, vitalisierenden Empfindungszustands für Körper und Seele. Das Erleben von Comfort erweist sich als wichtiger Moment in Krankheitsund Leidenssituationen. Durch Comfort kann eine Person im Zustand äußerster Verletzlichkeit, Schwäche und Bedürftigkeit für Augenblicke, Minuten oder Stunden wieder Lebensenergie, Bewältigungskraft und ein gestärktes Selbstempfinden spüren. Dies ermöglicht ihr, einen Leidenszustand zu durchbrechen, heilsame Sinneserfahrungen zu erleben und Hoffnung zu schöpfen. So verbindet Comfort Care Situationen äußerster Negativität mit dem Empfinden maximaler Positivität. Dank dieses positiven Erlebens kann ein Mensch zeitweise seine Leidenssituation loslassen und sich «über seine Situation erheben». Kranksein und Heilsein sind nicht mehr voneinander getrennte Welten – sie durchdringen einander. Als Katherine Kolcaba begann, Pflegende für Comfort zu sensibilisieren, war noch nicht bekannt, welche biologischen Wirkungsweisen dem Erleben von Comfort zugrundeliegen. Erst heute, zwanzig Jahre nach dem Entstehen dieser Theorie, können wir ihre Bedeutung für die professionelle Pflege wertschätzen und ihre biologischen Grundlagen beschreiben. Die therapeutische Kraft von Comfort Care beruht darauf, in einem verletzten oder erschöpften Organismus Entspannungszustände auszulösen (Esch & Stefano, 2010). Die Entspannungsreaktion («relaxation response») ist dem Menschen angeboren und dient seinem Überleben. Denn sie bildet das biologische Gegenwicht zur anhaltenden Stressreaktion («stress response»), in der sich ein erkrankter und verletzter Körper befindet (McEwen, 2012). Im Entspannungszustand aktiviert der Organismus spezifische Stoffe, die den Stresshormonen Cortisol und Noradrenalin direkt entgegenwirken. Zugleich werden körpereigene «Beruhigungsmittel» aktiviert («endogene Opiate»), die schmerz- und angstlindernd wirken (Esch & Stefano, 2010). Eine vitalisierende, stimmungserhellende Kraft geht von Dopamin aus. Dessen Konzentration steigt im Entspannungszustand[14] um 65 % an (Rubia, 2009). Dopamin aktiviert motivationsbezogene Gehirnbereiche, wirkt stimmungsstabilisierend und zugleich antidepressiv. Somit aktiviert die Entspannungsreaktion das körpereigene Selbstheilungspotenzial in Belastungssituationen (Esch et al., 2003) und gewährleistet das biologische Gleichgewicht (Homöostase). Wie keine andere Pflegetheorie steht Comfort Care im Einklang mit dem aktuellen Wissen über den Einfluss therapeutischen Handelns auf physiologische Homöostase-Prozesse: «Das Erleben feinfühliger Zuwendung und Pflege führt dazu, dass der Organismus weniger Stresshormone ausschüttet und das Nervensystem sein Gleichgewicht (Homöostase) aufrechterhalten kann» (Adler, 2002, 883). Vor dem Hintergrund dieser Forschungsergebnisse zeigt sich, welches therapeutische Potenzial das Comfort-Pflegekonzept besitzt. Entspannung als heilsame Grunddimension «Wer innerlich Comfort empfindet, ist seelisch gestärkt. Er kann den Widrigkeiten und Herausforderungen des Lebens die Stirn bieten» (Kolcaba, 2013). Diese Aussage verdeutlicht eines der wichtigsten Anliegen von Comfort Care: Die seelische Widerstandskraft der Patienten in Leidenssituationen zu steigern. Wechselwirkungen zwischen körperlichen, innerseelischen und sozialen Vorgängen erhalten somit hohe Aufmerksamkeit im Comfort-Pflegekonzept. Dies hat bedeutsame Folgen für die Pflegepraxis. Zu den zentralen Aufgaben der Pflegenden gehört die «Positivierung des Patientenzustands» – in körperlicher, seelischer, spiritueller und umgebungsbezogener Hinsicht. «Positivierung» meint «mehr als die Abwesenheit von Schmerz, Leiden und Symptomen»: Ziel ist das Erleben tiefer seelischer Sicherheit, das Gefühl, feinfühlig verstanden zu werden, das Empfinden von Zuversicht und Vertrauen. Solche Erfahrungen erleben Patienten als existenziell tragend. Sie ermöglichen ihnen, eine positive Beziehung zum Dasein aufrecht zu erhalten – selbst in extrem belastenden Situationen und Krankheitsphasen. Das Erleben von Comfort kann sie davor schützen, an ihrer Situation zu zerbrechen. Comfort Care sorgt dafür, dass Patienten heilsame Gegenerfahrungen zu körperlichem und seelischem Belastungserleben machen können. Comfort-Interventionen gleichen negative Empfindungszustände durch positive aus. Dank aktueller biologischer Forschungsarbeiten können wir nachvollziehen, wie Comfort-Interventionen physiologisch wirken: Sie lösen einen Wechsel zur parasympathischen Aktivität des Nervensystems aus. Atem-, Herz- und Pulsfrequenz verlangsamen sich, der Tonus von Zellwänden und Muskeln lässt nach: Die stressbedingte Sympathicus-Reaktion klingt ab (Esch & Stefano, 2010). Ein physiologischer Ruhezustand tritt ein, der durch Alpha- und Theta-Wellen im EEG erkennbar ist (Esch et al., 2003). Die linke Gehirnhälfte ist stärker aktiviert, wodurch Wahrnehmungsreize als positiv und angenehm bewertet werden (Davidson et al., 2003). Im Entspannungszustand setzt der Körper Stoffe frei, die aggressive Sauerstoffradikale daran hindern, in Zellkerne einzudringen und dort Schäden auszulösen («oxidativer Stress»). Der Organismus ist geschützt vor Entzündungsprozessen, Tumorbildung und vorzeitiger Zellalterung (Esch & Stefano, 2010). Erst unter diesen Bedingungen kann er sich regenerieren und Ressourcen aufbauen. Diese physiologischen Eigenschaften des Entspannungszustandes liegen der Wirkungsweise von Comfort Care zugrunde. Das Comfort- Pflegekonzept ermöglicht, die Entspannungsreaktion als heilsame Grunddimension zum Tragen zu bringen. Umso wichtiger ist es, Comfort als ressourcenzentriertes Konzept ins Zentrum des professionellen Pflegeverständnisses zu rücken. [15]«Inseln der Ruhe» als Energiequellen Als «Insel der Ruhe und Resilienz» dient das parasympatische Nervensystem (Porges, 2011). Der Parasympathicus gilt als «Ruhenerv». Er gewährleistet Ausgeglichenheit und schont den Organismus. Somit ermöglicht er regenerative und ressourcenbildende Prozesse («trophotrope Wirksamkeit»). Diese können in Situationen erhöhter seelischer und körperlicher Belastung hohe Priorität haben. Eine überwiegend symptomlindernde Pflege kann diesen regenerativen Bedürfnissen nicht umfassend gerecht werden. Interventionen, die Entspannungszustände auslösen und eine parasympatische Aktivität einleiten, gelten deshalb als «relevante therapeutische Instrumente», besonders bei kardiovaskulären, neurodegenerativen und psychischen Erkrankungen (Esch et al., 2003). Das Comfort-Konzept bietet Pflegenden die Möglichkeit, «Insel der Ruhe» und Regenation für Patienten zu gestalten und dabei das komplexe Zusammenspiel zwischen dem parasympatischem und sympatischem Nervensystem in die Pflege einzubeziehen. Katherine Kolcaba weist wiederholt auf die «energiespendende, vitalisierende» Wirkkraft von Comfort Care hin. Aktuelle Forschungsergebnisse zeigen, welche biologischen Ursachen dafür verantwortlich sein könnten. Die Energieleistung der Zellen steigt im Entspannungszustand (Bhasin, 2013). Eine Schlüsselrolle spielen hierbei die «Energiekraftwerke» der Körperzellen, die Mitochondrien. Sie stellen dem Körper im entspannten Zustand mehr Energie zur Verfügung: «Mitochondrien helfen den Zellen, Stressoren standzuhalten. […] Sie fördern die Widerstandskraft der Zellen und darüber hinaus die Widerstandskraft des gesamten Organismus» (Bhasin, 2013, 11). Comfort-Interventi- onen mit entspannender Wirkung können nicht nur Zellprozesse beeinflussen. Auch das emotionale Erleben der Patienten positiviert sich. Dies hat weitreichende Folgen für die Kognition und das Bewältigungsvermögen eines Patienten. Ein angenehmer Empfindungszustand löst ein ganzheitliches, tiefgreifendes Sicherheitserleben aus (Gasper & Clore, 2000). erweitert den Denk- und Handlungshorizont (Fredrickson, 2001). regt flexible, kreative Gedankengänge an (Fredrickson, 2001). ermöglicht, aktiv mit einer Situation umzugehen, sich Problemen zu stellen, statt auszuweichen (Jackson et al., 2003). führt dazu, auch in extremen Belastungssituationen einen positiven Sinn zu finden (Jackson et al., 2003). Die Konzentration auf positives seelisches Erleben und Resilienz macht Comfort Care in besonderer Weise wertvoll für drei spezifische Patientengruppen:...


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