Kollmann | Ziegeleien in Recklinghausen | E-Book | www.sack.de
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E-Book, Deutsch, 156 Seiten

Kollmann Ziegeleien in Recklinghausen

und ihre Standorte im 19. und 20. Jahrhundert
1. Auflage 2019
ISBN: 978-3-7494-1377-5
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

und ihre Standorte im 19. und 20. Jahrhundert

E-Book, Deutsch, 156 Seiten

ISBN: 978-3-7494-1377-5
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Der Autor beleuchtet in diesem Buch ein Stück Heimat- und Industriegeschichte. Recklinghausen ist begünstigtes Lehm- und damit Ziegeleigebiet. Ziegel zum Hausbau wurden in der Region Dank reicher Lehm- und Tonvorkommen früher oft im Feldbrand selbst hergestellt. Mit Beginn des Kohle- bergbaus und der Zuwanderung von Menschen ins Ruhrgebiet wuchs der Bedarf an Baumaterial stark und viele Ziegeleien entstanden. Hans-Georg Kollmann hat den heute fast vergessenen Ziegeleien Recklinghausens nachgespürt und deren wechselhafte Geschichte von der Gründung bis zur Schließung bzw. Abriss dokumentiert.

Hans-Georg Kollmann, Recklinghausen Der Autor (Jahrgang 1925) war seit 1949 Lehrer und später Fachleiter für das Fach Biologie am Studienseminar für Realschulen in Recklinghausen. 25 Jahre organisierte er Studienfahrten mit kunsthistorischen und stadtgeschichtlichen Themen im westfälischen Raum und darüber hinaus. Pensionierung 1988. Seither verstärkt schriftliche Befassung mit heimatkundlichen Themen. U.a. Veröffentlichungen im Vestischen Kalender. Erste heimatkundliche Arbeit aber war seine Staatsarbeit "Brauchtum im Kirchspiel Oer. Ein Beitrag zur Erforschung ländlichen Brauchtums vor Einzug der Industrie" (veröffentlicht in der Vestischen Zeitschrift 1961 - 1963).
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4. Die Ziegelsteinproduktion

Der Feldbrandofen, auch Feldofen genannt.14

  • 19.02.1888: Bezirksschornsteinfeger haben Kontrollbücher über Revisionen von Schornsteinen zu führen.
  • 14.05.1892: Aus Holzfachwerk oder Lehmschlag hergestellte Schornsteine sind nach und nach zu beseitigen.

Viele Jahrhunderte hindurch verwendeten unsere Vorfahren zur Ziegelsteinherstellung das Verfahren des Feldbrandes. Wie der Name sagt, wurde die Fabrikation der Steine auf dem

Ziegeleigelände Schwarting in Borgstede (Stadtteil von Varel) mit aufgeschichteten Ziegelsteinen im Jahr 1890. Quelle: Wikipedia, „Borgstede“.

Aufbau eines Feldbrandofens und Abdichten des fertigen Meilers mit Lehm. Büning, Hans: „...hab ich angefangen, auf Papenheide Ziegelsteine zu formen ...“. In: Vest. Kal. 1988, S. 190 –195.

Feld vollzogen. Einen großen Vorteil hatte dieses Verfahren:

Die Bauleute konnten am Ort der geplanten Baustelle den Ziegelofen errichten, wenn ziegelfähiger Boden vorhanden war. Man ersparte sich lange Transportwege für die Steine. Der Feldbrandofen war im Grunde genommen kein Ofen, in dem die Steine gebrannt werden. Die aufgeschichteten Rohlinge wurden selbst zum Brennofen. Der aus dem Ausziegelungsgebiet ergrabene Lehm wurde von Arbeitern mit Schubkarren oder mit Loren auf Feldschienen zur „Mischbühne“ gefahren. Hier zogen Pferde ihre Bahn in einem Rundlauf, um die noch klumpigen Lehmstücke im Göpel zu zerkleinern.15

Der Göpel war ein einfaches Gerät bei der Lehmaufbereitung. Pferde zogen die mit Steinen beschwerten Karren im Kreis durch den in der Mischbühne angeschütteten Lehm. Durch Wasserzugabe erhielt der Lehm die richtige Konsistenz. Dann wurde er in Holzformen hineingepresst. In Handarbeit strich man die Lehmziegel an der freien Formseite glatt und beförderte sie nach dem Ausformen zum Trocknen in die Trockenschuppen oder lagerte sie unter freiem Himmel, aber gegen Regen abgedeckt (wie die Abb. 19 zeigt).

Die getrockneten Steine, die Rohlinge, wurden zum Aufschichten des Feldbrandofens verwandt. Im Quadrat oder Rechteck reihte man Steine hintereinander und auf Lücke, ließ jeweils im Innern Gänge, durch die später die heiße Luft zu den Steinen geführt wurde. Holzkohle, auch Steinkohle, schüttete man in die Schürgassen.16

Aufbau eines Feldbrandofens und Abdichten des fertigen Meilers mit Lehm. Büning, Hans: „...hab ich angefangen, auf Papenheide Ziegelsteine zu formen ...“. In: Vest. Kal. 1988, S. 190 –195.

Wichtig waren die Gänge für die Feuerbildung und den Wärmetransport. In der unteren Schicht führten Öffnungen nach außen, da der Luftsauerstoff zur Unterhaltung des Feuers und damit für die Hitzebildung wichtig war. So fraß sich das Feuer durch alle Schichten von unten aufwärts und brannte die Lehmsteine. Der Feldbrandofen war von außen mit Lehm verschmiert, damit der Feuergang geordnet verlief. Brandzeiten von zwei bis zu fünf Wochen richteten sich nach der Größe der aus Steinen geschichteten Pyramide. Diese Ziegelöfen erreichten u.U. acht Meter Höhe.

Nach dem Brand der Steine wurde der Feldbrandofen abgebrochen. Die Brandergebnisse fielen unregelmäßig aus. Je nach Hitzestärke gab es hart gebrannte Steine von dunkler Färbung, aber auch helle Steine mit ungenügender Festigkeit.

Für den nächsten Brand musste ein neuer „Feldbrandofen“ aufgebaut werden, was auch erklärt, dass viele Menschen in diesem Gewerbe beschäftigt waren.

Ziegelsteine aus grober Mischung am Kontrollhaus am Lippewehr bei Haus Vogelsang. Foto: Hans-Georg Kollmann, Sept. 2007.

Recklinghausen, den 30. Juli 1839.
Schüermann.

Feldbrandöfen waren zu Anfang des 20. Jahrhunderts noch nicht ganz passé. So hatte der Recklinghäuser Bauunternehmer Wilhelm Gertz vor 1906 einen Feldbrandofen genehmigen lassen, um damit die Steine für den Bau seiner Ringofenziegelei mit Wirtschafts- und Unterkunftsräumen selbst herstellen zu können.

Lehmaufbereitung im Pferde-Göpel. Pferde ziehen das mit Steinen beschwerten Gerät im Kreis durch die Mischbühne. Foto im Museum Lage/ Lippe. (Reproduktion: Hans-Georg Kollmann, 2006).

Lehmaufbereitung in einer Mischbühne (ohne Pferde). Ziegeleimuseum Lage/Lippe. Foto: Hans-Georg Kollmann, 2006.

Die Ringofen-Ziegelei

Die Geburtsstunde des Ringofens fällt in das Jahr 1858. In dieser Zeit hatten Friedrich Eduard Hoffmann, ein Ingenieur und Baumeister, und Julius Albert Gottlieb Licht für die Entwicklung der Ziegeleitechnik viel geleistet. Nach mehrjähriger Arbeit am Bau und am Betrieb der Eisenbahnstrecke Berlin-Hamburg widmete Hoffmann sich ganz der Patentierung des Ringofenprinzips in einem eigenen Konstruktionsbüro. Licht war ein Mitstreiter bei der Patentierung.

Empfehlung zum Dachziegel- und Steine-Verkauf Kopie aus dem Wochenblatt für den Kreis Recklinghausen vom 10.08.1839.

Hoffmann‘scher Ringofen im Ziegeleipark Mildenberg. Quelle: Wikipedia, „Friedrich Eduard Hoffmann“. Hoffmann gründete ein Baugeschäft und ein ziegeleitechnisches Büro in Berlin. Im gleichen Jahr erfolgten von Licht und ihm selbst zwei Patentanmeldungen über die Erfindung eines ringförmigen Ofens zum ununterbrochenen Betrieb beim Brennen aller Arten von Ziegeln, Thonwaren, von Kalk, Gyps u.a.17 Keine Persönlichkeit auf der Welt hat das Ziegeleiwesen im 19. Jahrhundert so revolutioniert wie Hoffmann und sein Mitstreiter Licht.

Mit der Aneinanderreihung von Brennkammern im Rund oder Oval hatte die Entwicklung der Ziegelherstellung einen enormen Schub bekommen. Damit konnten die Produktionszahlen um ein Vielfaches vermehrt werden. Während in der vorindustriellen Fertigung in einem Feldbrandbetrieb 10.000 bis 45.000 Ziegel jährlich hergestellt wurden, betrug die Jahresproduktion im Ringofen 1 Mio. bis 10 Mio. Steine. Der Ofen, zunächst kreisrund, enthielt 10, 12, 16 oder auch mehr als 20 Kammern. Der große Vorteil dieses Systems bestand in dem Erhalt des Ziegeleiofens und in dem kontinuierlichen Verfahren des Brennens mit Vorwärmphase, Brandsektor und Abkühlphase.

Die beigefügte schematische Darstellung des Ringofens (Abb. 26 und Abb. 27) soll den Brennvorgang verdeutlichen.

Schon 1870 waren fast 1000 Ringöfen in aller Welt in Betrieb. Der Einsatz von Dampfmaschinen erleichterte Transporte und das Mischen und Pressen von langen Formsträngen. Mit Stolz stellten Besitzer solcher Ziegeleien die Bezeichnung „Dampfziegelei“ heraus. Handarbeit blieb den Zieglern an den Füllöffnungen auf dem Ringofen, durch die der Fachmann das jeweils richtige Quantum Kohle nachfüllte.

Schematische Darstellung eines Ringofens. Abbildung aus: Schyia, Lothar: „Gut Brand!“ – Der Siegeszug des Ringofens, Suderburg-Hösseringen, Jg. 2000, S. ?.

Steinstapel im Ringofen. Repro: Hans-Georg Kollmann.

Die Nordwanderung des Bergbaus

Mit der Abteufung neuer Schächte im Raum Recklinghausen in der zweiten Hälfte des 19. Jh. zog der Bergbau auch in das Gebiet nördlich der Emscher ein. Mit dieser Expansion war die Entwicklung verschiedener anderer Wirtschaftszweige verbunden, besonders des Baugewerbes. Die Zechen benötigten für den Schachtbau, die Errichtung zahlreicher Nebengebäude und die Schaffung von Wohnraum für die rasch zunehmende arbeitende Bevölkerung viel Ziegelsteinmaterial. Die florierende Ziegelindustrie in den letzten Jahren des 19. Jahrhunderts beschäftigte viele Arbeitskräfte mit der Qualifikation eines Facharbeiters, aber auch nicht spezialisierte Kräfte. Die Zuwanderer machten einen bemerkenswerten Teil der Bevölkerung aus. Einige kamen als Saisonarbeiter hierher, die neun Monate lang, von April bis November, arbeiteten, solange der Lehm noch aus den Gruben gefördert werden konnte. Die lippischen Ziegler mit qualifizierter Ausbildung, mit Fachkenntnissen und reicher Erfahrung waren sehr geschätzte Arbeitskräfte. Rund 34.000 Lipper verließen zwischen 1870 und 1910 für immer ihre Dörfer, um in den USA oder...



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