E-Book, Deutsch, 468 Seiten, eBook
Quack Ziviler Friedensdienst
2009
ISBN: 978-3-531-91864-8
Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark
Exemplarische Wirkungsanalysen
E-Book, Deutsch, 468 Seiten, eBook
Reihe: Globale Gesellschaft und internationale Beziehungen
ISBN: 978-3-531-91864-8
Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark
Der Zivile Friedensdienst (ZFD) ist eine neue Institution zur zivilen Konfliktbearbeitung. Finanziert von der Bundesregierung wird von Entwicklungs- und Friedensorganisationen Fachpersonal in Konfliktgebiete entsandt, um lokale Akteure in der Konflikttransformation zu unterstützen. Dieses Buch untersucht anhand von zwei Fallstudien in Serbien und in Palästina und Israel Wirkungen des ZFD, angemessene Methoden zur Wirkungsanalyse und Konsequenzen für die Wirkungsorientierung des ZFD. Es verdeutlicht das friedenspolitische Potential des ZFD und zeigt systematisch Möglichkeiten und Grenzen sozialwissenschaftlicher Wirkungsanalyse in diesem Politikfeld auf.
Martin Quack ist Politikwissenschaftler mit dem Schwerpunkt Friedens- und Konfliktforschung und ist seit 2008 für das Forum Ziviler Friedensdienst in Kosovo tätig.
Zielgruppe
Professional/practitioner
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
1;Inhalt;6
2;Abstract;10
3;Zusammenfassung;11
4;Abbildungsverzeichnis;12
5;Abkürzungsverzeichnis;14
6;Vorwort;17
7;I Problemstellung und Vorgehen;19
8;1 Einleitung;20
8.1;1.1 Wirkungsorientierung und Wirkungsanalyse;21
8.2;1.2 Fragestellung;23
9;2 Vorgehen;25
9.1;2.1 Rahmenbedingungen der Untersuchung;25
9.2;2.2 Definitionen von Frieden, Konflikt und Gewalt;33
9.3;2.3 Fallauswahl und Vergleich;34
9.4;2.4 Methodik der Wirkungsanalyse;37
9.5;2.5 Konflikt- und Problemanalyse;38
9.6;2.6 Empirische Untersuchung;40
9.7;2.7 Untersuchung der Plausibilität;46
9.8;2.8 Methodische und politische Konsequenzen;48
10;II Zivile Konfliktbearbeitung und Ziviler Friedensdienst;49
11;1 Zivile Konfliktbearbeitung;50
11.1;1.1 Ein neues Konzept;50
11.2;1.2 ZKB-Interventionen;53
11.3;1.3 Neue Institutionen in Deutschland;59
12;2 Ziviler Friedensdienst;60
12.1;2.1 Entstehung und Ziele;60
12.2;2.2 Struktur und Akteure;61
12.3;2.3 Handlungsfelder und erwartete Wirkungen;67
12.4;2.4 Wirkungsorientierung und Wirkungsanalysen;75
13;III Wirkungsanalyse;78
14;1 Einleitung;79
15;2 Wirkungsverständnis;84
15.1;2.1 Wirkungskette und Evaluationskriterien der OECD;84
15.2;2.2 Wirkungsdefinitionen;86
15.3;2.3 Wirkungsdimensionen;92
15.4;2.4 Wirkungsverständnis für den ZFD;99
16;3 Konzepte und Modelle;102
16.1;3.1 Peace and Conflict Impact Assessment;102
16.2;3.2 Logical Framework;103
16.3;3.3 Systemische Kritik;114
16.4;3.4 Evaluationsansatz des Centrums für Evaluation (CEval);122
16.5;3.5 Konsequenzen für die ZFD-Wirkungsanalyse;125
17;4 Wirkungsnachweis;131
17.1;4.1 Herausforderungen für Wirkungsnachweise;131
17.2;4.2 Kontrafaktischer Vergleich und Nachweismöglichkeiten;135
17.3;4.3 Nachweis von Wirkungen auf der Makroebene;140
17.4;4.4 Fazit für die Untersuchung des ZFD;151
18;5 Wirkungsanalyse für den Zivilen Friedensdienst;153
19;IV Fallstudien;156
20;IV.I DED und CCRR in Palästina und Israel;157
21;1 Konflikt- und Problemanalyse;158
21.1;1.1 Israelisch-palästinensischer Konflikt;158
21.2;1.2 Friedensförderung in der palästinensischen Gesellschaft;162
21.3;1.3 Probleme von ZFD-Kooperationen in Palästina;163
22;2 Center for Conflict Resolution and Reconciliation;170
23;3 Wirkungen auf die Partnerorganisation;176
23.1;3.1 ZFD-Unterstützung;176
23.2;3.2 Organisationsentwicklung;179
23.3;3.3 Programmentwicklung;186
23.4;3.4 Vernetzung und Kooperation;192
23.5;3.5 Fazit zu Wirkungen auf die Partnerorganisation;195
24;4 Wirkungen auf Zielgruppen der Partnerorganisation;199
24.1;4.1 Arbeitsbereiche von CCRR;199
24.2;4.2 Young Negotiators Program;204
24.3;4.3 Medienprogramm;214
24.4;4.4 Weitere Programme;230
24.5;4.5 Wirkungen auf die Öffentlichkeit;233
24.6;4.6 Fazit zu Wirkungen auf Zielgruppen;234
25;5 Plausibilitätsuntersuchung;239
25.1;5.1 Konzeptionelle Ansätze und regionale Spezifika;239
25.2;5.2 Reflecting on Peace Practice;245
25.3;5.3 Fazit zur Plausibilitätsuntersuchung;258
26;6 Fazit zu den Wirkungen der ZFD- Intervention;260
27;IV.II forumZFD, ORL und das Traumazentrum in Serbien;263
28;1 Konflikt- und Problemanalyse;264
28.1;1.1 Ehemaliges Jugoslawien;264
28.2;1.2 Traumatisierte Veteranen in Serbien;268
28.3;1.3 Zivile Konfliktbearbeitung mit Veteranen;281
29;2 Das Traumazentrum;286
30;3 Wirkungen auf die Partnerorganisation;294
30.1;3.1 ZFD-Unterstützung;294
30.2;3.2 Organisationsentwicklung;296
30.3;3.3 Programmentwicklung;302
30.4;3.4 Vernetzung und Kooperation;306
30.5;3.5 Fazit zu Wirkungen auf die Partnerorganisation;312
31;4 Wirkungen auf Zielgruppen der Partnerorganisation;315
31.1;4.1 Arbeitsgrundlage;315
31.2;4.2 Arbeitsbereiche des Traumazentrums;316
31.3;4.3 Wirkungshypothesen;317
31.4;4.4 Traumaarbeit;324
31.5;4.5 Öffentlichkeitsarbeit;337
31.6;4.6 Weitere Arbeitsbereiche;348
31.7;4.7 Fazit zu Wirkungen auf Zielgruppen;351
32;5 Plausibilitätsuntersuchung;355
32.1;5.1 Arbeit mit traumatisierten Veteranen;355
32.2;5.2 Zivilgesellschaftliche Friedensförderung;369
32.3;5.3 Reflecting on Peace Practice;373
32.4;5.4 Fazit zur Plausibilitätsuntersuchung;384
33;6 Fazit zu den Wirkungen der ZFD- Intervention;386
34;V Methodische und politische Konsequenzen;389
35;1 Interpretation der Wirkungsanalysen;390
35.1;1.1 Wirkungen auf Partnerorganisationen;390
35.2;1.2 Wirkungen auf Zielgruppen;392
35.3;1.3 Weitergehende Wirkungen;392
35.4;1.4 Fazit: Politische Bewertung;393
36;2 Methodische Ergebnisse und Schlussfolgerungen;396
36.1;2.1 Reflexion des Vorgehens;396
36.2;2.2 Wirkungsverständnis, Wirkungsmodell und Nachweismethoden;399
36.3;2.3 Plausibilitätsuntersuchung;405
36.4;2.4 Systemische Ansatzpunkte der Wirkungsanalyse;406
36.5;2.5 Fazit zu methodischen Ergebnissen;412
37;3 Konsequenzen für die Wirkungsorientierung des ZFD;415
37.1;3.1 Personalentsendung;415
37.2;3.2 ZFD als Partnerschaft;422
37.3;3.3 Vom Pilotprojekt zum strategischen Instrument?;429
37.4;3.4 Fazit zur Wirkungsorientierung;434
38;4 Schlussbemerkung;435
39;VI Anhang;437
40;1 Zeitplan;438
41;2 Interviews und Gespräche;439
42;3 Vereinfachter Interview- Leitfaden;444
43;VII Literatur;448
Problemstellung und Vorgehen.- Vorgehen.- Zivile Konfliktbearbeitung und Ziviler Friedensdienst.- Zivile Konfliktbearbeitung.- Ziviler Friedensdienst.- Wirkungsanalyse.- Wirkungsverständnis.- Konzepte und Modelle.- Wirkungsnachweis.- Wirkungsanalyse für den Zivilen Friedensdienst.- Fallstudien.- Konflikt- und Problemanalyse.- Center for Conflict Resolution and Reconciliation.- Wirkungen auf die Partnerorganisation.- Wirkungen auf Zielgruppen der Partnerorganisation.- Plausibilitätsuntersuchung.- Fazit zu den Wirkungen der ZFD-Intervention.- Konflikt- und Problemanalyse.- Das Traumazentrum.- Wirkungen auf die Partnerorganisation.- Wirkungen auf Zielgruppen der Partnerorganisation.- Plausibilitätsuntersuchung.- Fazit zu den Wirkungen der ZFD-Intervention.- Methodische und politische Konsequenzen.- Interpretation der Wirkungsanalysen.- Methodische Ergebnisse und Schlussfolgerungen.- Konsequenzen für die Wirkungsorientierung des ZFD.- Schlussbemerkung.
1 Einleitung (S. 20)
Seit 1999 gibt es den deutschen Zivilen Friedensdienst (ZFD), der durch die Entsendung von Friedensfachkräften zusammen mit lokalen Partnerorganisationen den gewaltfreien Umgang mit Konflikten fördern soll. Die im Konsortium ZFD zusammengeschlossenen Träger des ZFD gehen von einem positiven Friedensbegriff aus, der die Stärkung partizipativer und inklusiver Strukturen, die dem Ausbruch physischer Gewalt langfristig vorbeugen, umfasst.
Der ZFD soll im Zusammenhang mit anderen deutschen, internationalen und lokalen Akteuren aus verschiedenen Politikfeldern wirken. Sein komparativer Vorteil soll darin liegen, dass er komplementär zu den staatlichen Initiativen, aber unabhängig von staatlicher Einbindung auf verschiedenen gesellschaftlichen Ebenen arbeiten kann.
Im Zivilen Friedensdienst sind über acht Träger weltweit etwa 140 Friedensfachkräfte tätig, weitgehend finanziert vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ). Zu den ZFD-Projekten gehört neben der Entsendung von deutschem Personal auch die Arbeit der lokalen Partnerakteure.
Aber wie wirkt der ZFD auf die Konflikte? Vermindert er tatsächlich die Gewaltanwendung und fördert er Frieden? Um diese Fragen zu beantworten, werden in dieser Arbeit beispielhaft Wirkungen des ZFD untersucht. Das Vorhaben soll zum einen politisch interessante Aussagen über die Wirkung und den Erfolg von ZFD-Projekten ermöglichen und zum anderen zur methodischen Weiterentwicklung der Wirkungsanalyse solcher Projekte beitragen.
Exemplarisch werden dazu die Wirkungen zweier ZFD-Projekte in Serbien sowie in Palästina und Israel auf verschiedenen Konflikt-Ebenen untersucht. In der Untersuchung wird ein Mangel an spezifischer Literatur deutlich, insbesondere gibt es kaum Autorinnen und Autoren, die sich kritisch mit dem ZFD beschäftigen. Es scheint so zu sein, dass der ZFD aus seinem Umfeld eher wohlwollend betrachtet und von anderer Seite weitgehend ignoriert wird.
1.1 Wirkungsorientierung und Wirkungsanalyse
Der Zivile Friedensdienst ist institutionell im Bereich der Entwicklungszusammenarbeit (EZ) angesiedelt. In der Vergangenheit reichten in der EZ häufig die guten Absichten, der große Einsatz oder die erbrachten Leistungen zur Rechtfertigung von Entwicklungszusammenarbeit und der damit zusammenhängenden Zivilen Konfliktbearbeitung (ZKB).
Seit einigen Jahren wird jedoch von der EZ und auch von ZKB verstärkt Wirkungsorientierung – also ein Perspektivenwechsel von den Tätigkeiten auf die sich daraus ergebenden Wirkungen – und der Nachweis von Wirkungen verlangt. „Selten wurde ein entwicklungspolitisches Thema so konsequent von `oben nach unten` bearbeitet wie das der `Wirkungsorientierung`“ (SLE 2005: 1).
Die Forderungen nach dem Beweis von Wirkungen kommen von Seiten der Politik und der staatlichen Geldgeber aber auch von zivilgesellschaftlicher und wissenschaftlicher Seite.
Auch das Konsortium ZFD (2005: 3) möchte sich an seinen beabsichtigten Wirkungen messen lassen.3 Begrenzte Erkenntnis zu Wirkungen Bezüglich der Wirksamkeit und der Wirkungen von Entwicklungszusammenarbeit insgesamt herrscht jedoch einige Verwirrung: Bei der Beurteilung entwicklungspolitischer Wirkungen von Förderprogrammen der Entwicklungszusammenarbeit (EZ) fällt vor allem die große Diskrepanz zwischen Fremd- und Selbsteinschätzung auf. Während sich die staatlichen und nichtstaatlichen Fördermittelgeber mit Erfolgsmeldungen geradezu überbieten, kann die Kritik der Gegner der EZ kaum fundamentaler sein (Stockmann 2002: 137).
Dies hängt auch mit unterschiedlichen Vorstellungen über Wirkungsanalysen bzw. Evaluation zusammen, zumal in der deutschen EZ:Um sich überhaupt erst einmal einen Überblick über die in den einzelnen EZ-Organisationen vorherrschende Evaluationspraxis zu verschaffen, hatte das BMZ eigens eine Studie in Auftrag gegeben, denn: ‚Von anekdotischem und verstreuten Wissen abgesehen, ist leider viel zu wenig darüber bekannt, was die einzelnen Akteure der deutschen EZ unter dem Stichwort Erfolgskontrolle treiben, z. B. welche Ziele sie prioritär verfolgen, welche Inhalte und Verfahren sie entwickelt haben, welche Methoden sie anwenden, welche Mittel sie einsetzen usw.’ (Breier 1998, zitiert nach Stockmann 2000: 446.)