Rivers | Atretes - Flucht nach Germanien | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 3, 480 Seiten

Reihe: Im Zeichen des Löwen

Rivers Atretes - Flucht nach Germanien

Roman
1. Auflage 2014
ISBN: 978-3-96122-169-1
Verlag: Gerth Medien
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Roman

E-Book, Deutsch, Band 3, 480 Seiten

Reihe: Im Zeichen des Löwen

ISBN: 978-3-96122-169-1
Verlag: Gerth Medien
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Rom im 1. Jahrhundert nach Christus: Atretes ist Germanier und ein gefeierter Gladiator. Doch er empfindet nichts als Hass gegen die Römer. Schließlich fasst er einen Entschluss und macht sich auf die Suche nach seinem Sohn, der von der jungen Witwe Rizpa wie ein eigenes Kind aufgezogen wird. Als Gefahr im Verzug ist, flieht Atretes mit den beiden nach Germanien. Der Beginn einer dramatischen Mission ... Die sprachlich überarbeitete und erweiterte Neuauflage des Bestsellers von Francine Rivers. Und gleichzeitig der Abschluss der Trilogie rund um die Christen der ersten Stunde. Band 1: Hadassa - Im Schatten Roms (Nr. 5516890) Band 2: Rapha - Die Tore von Ephesus (Nr. 5516891)

Francine Rivers war bereits eine bekannte Bestsellerautorin, als sie sich wieder dem christlichen Glauben ihrer Kindheit zuwandte. Danach schrieb sie 1986 ihr bekanntestes Buch, 'Die Liebe ist stark', dem noch rund 20 weitere Romane folgten. Heute lebt sie mit ihrem Mann in Nordkalifornien. © Foto: Elaina Burdo
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1

„Wie lange dauert das hier noch?“

Atretes’ Geduld war am Ende. Er hatte Hadassas Anweisungen befolgt und war im Schutz der Dunkelheit zum Haus des Johannes gegangen, damit niemand ihn erkannte. Der Apostel hatte keine Zeit für ihn gehabt; mitten in der Nacht hatte er ein krankes Kind getröstet und dann einem Sterbenden die Beichte abgenommen. Mehrere Stunden hatte Atretes gewartet, nur um zu hören, dass der Apostel jetzt sofort zum Fluss musste, um dort einen Morgengottesdienst zu leiten, was auch immer das war. Inzwischen war der Morgen bald schon wieder vorbei, aber das Singen der begeisterten Gläubigen ging immer noch weiter. Immer neue Geschichten über Heilungen von Krankheiten und Befreiungen von Dämonen musste Atretes sich anhören. Einige der Gläubigen badeten in voller Kleidung im Fluss. Waren die alle verrückt?

Ein Mann vor ihm unterbrach seinen Gesang, um ihm zu antworten: „Solange der Geist uns treibt.“

„Der Geist?“, knurrte Atretes. Was bedeutete das schon wieder? Zu Gladiatoren taugten diese Verrückten jedenfalls nicht, da waren Pünktlichkeit und Disziplin oberstes Gebot. Oder hatte das bisschen Wein, das vor einiger Zeit in großen Kelchen die Runde gemacht hatte, sie betrunken gemacht?

„Bist du das erste Mal …?“

„Und das letzte!“

Der Mann drehte sich zu ihm um. Seine Augen wurden groß. „Bist du Atretes?“

Atretes zuckte zusammen. Verdammt. Hätte er nur die Klappe gehalten und abseits gewartet, bis der Zirkus vorbei war.

Es war jetzt acht Monate her, dass er das letzte Mal in der Arena gekämpft hatte. Seitdem hatte er sich nur einmal in die Stadt begeben, vor ein paar Tagen, als er im Schutz der Dunkelheit Hadassa in ihrer Zelle besucht hatte. Er hatte gedacht, dass die Leute ihn jetzt endlich vergessen hätten. Aber die Epheser schienen ein gutes Gedächtnis zu haben.

Andere Köpfe begannen sich zu ihm umzudrehen. Er murmelte einen Fluch. Eine Frau sperrte den Mund auf und flüsterte ihren Nachbarinnen aufgeregt etwas zu. Die Neuigkeit schien sich wie ein Lauffeuer zu verbreiten, immer mehr Menschen blickten zu ihm hin. Der hünenhafte, exotisch blonde Germane war wahrlich nicht zu übersehen.

„Es ist Atretes“, sagte jemand. Jetzt war er sozusagen enttarnt. Sollte er rasch wieder verschwinden? Nein, bleib hier, du bist kein Sklave Roms mehr, kein Gladiator, der den Mob unterhält. Dein Leben gehört wieder dir … Gehörte es ihm wirklich? Nach den einsamen Monaten in den Bergen trieb ihn eine Frage mehr um als alle anderen: Was war überhaupt der Unterschied zwischen einer Luxusvilla und einer Gladiatorenschule? Gefängnisse waren sie beide …

Nein, Flüchten war nicht seine Sache. Er schob den gaffenden Mann zur Seite und begann sich einen Weg nach vorn zu bahnen. Er hatte lange genug gewartet. Jetzt würde er herausfinden, was er wissen wollte, und dann gehen, und wenn ihn jemand daran hindern wollte, der sollte es nur versuchen.

Ein aufgeregtes Flüstern lief durch das Menschenmeer. „Macht Platz für Atretes! Er will nach vorn!“, rief jemand. Die Gläubigen in den ersten Reihen hörten auf zu singen und fielen in das Gaffen und Murmeln ein.

Atretes kniff die Lippen zusammen. Selbst in zehn Gladiatorenjahren hatte er sich nicht an das Aufsehen gewöhnen können, das sein Auftauchen unweigerlich erregte. Sertes, der Veranstalter der Spiele in Ephesus, der ihn von der großen Gladiatorenschule in Rom gekauft hatte, hatte Atretes’ Popularität weidlich ausgenutzt. Gegen Zahlung saftiger Bestechungsgelder hatte er ihn als Attraktion auf private Feste geschleppt. Die meisten Gladiatoren genossen diese Sauf- und Fressgelage, die sie ein paar Stunden vor dem möglichen Tod in der Arena in ein Paradies entrückten. Atretes nicht. Nie hatte er sich gehen lassen auf diesen Festen vor den Spielen, hatte kaum etwas verzehrt, seine Gönner nicht beachtet und oft ihre Gäste so böse angestarrt, dass sie einen großen Bogen um ihn machten.

„Du benimmst dich wie ein Bär im Käfig“, hatte Sertes sich einmal beschwert. Worauf Atretes geantwortet hatte: „Dazu haben du und die anderen mich gemacht!“

Er arbeitete sich weiter nach vorne vor, zum Fluss hin. Das Stimmengewirr wurde lauter, die Menschen begannen sich zu ihm hinzudrängen, einige streckten die Arme nach ihm aus. Er stieß sie zurück. Dann merkte er, dass sie ihn gar nicht packen wollten wie damals seine Anhänger in Rom. Ihre Hände waren sanft, ermutigend, halfen ihm vorwärts. Er hörte einige Fetzen aus dem Gemurmel: „Preist den Herrn …“ – „Er war ein Gladiator …“ – „Hab’ ihn einmal kämpfen gesehen, bevor ich zum Glauben kam.“

Der kalte Schweiß trat ihm auf die Stirn. Menschenmassen hinter sich – er mochte das überhaupt nicht. „Macht Platz“, rief ein Mann, „lasst ihn durch!“ – „Johannes! Johannes! Atretes ist hier!“

Wussten die etwa schon, warum er hier war? Hatte Hadassa sie benachrichtigt?

Der Gesang begann wieder. Mehrere Männer und Frauen standen im Fluss; einer wurde gerade untergetaucht. Ein anderer, klatschnass, spritzte Wasser in die Luft und weinte und lachte gleichzeitig. Einem dritten half gerade ein Mann in einer Tunika und Streifenschärpe aus dem Wasser, während er sagte: „Du bist reingewaschen durch das Blut des Lammes …“ Das Singen wurde lauter und fröhlicher. Der nasse Mann watete rasch zu seinen Freunden, die ihn am Ufer erwarteten. Jemand umarmte ihn weinend.

Verrückt, alle verrücktnur schnell wieder weg hier!

Aber zuerst Johannes …

„Du da!“, rief Atretes den Mann mit der gestreiften Schärpe an. „Bist du Johannes, den sie den Apostel nennen?“

„Ja, ich bin es.“

Atretes watete in den Fluss. Jubel und Trubel hinter ihm. Was hatten sie nur? Er erinnerte sich, wie Sertes einmal gesagt hatte, dass dieser Apostel eine größere Bedrohung für das Römische Reich sei als sämtliche Grenzaufstände zusammen. Atretes musterte ihn argwöhnisch. Nein, gefährlich sah dieser Mensch nicht aus. Ausgesprochen harmlos sogar.

Aber die harte Lebenserfahrung hatte Atretes gelehrt, dass das Äußere eines Menschen täuschen konnte. Ein Feigling konnte gerissener sein als ein Held, ein scheinbar Hilfloser konnte Wunden schlagen, die niemand zu heilen vermochte. Hatte nicht Julia Valerian ihm mit ihren Lügen das Herz zerrissen? Auch dieser Mann im Fluss hatte eine Waffe. Aber er würde sie ihm wegnehmen.

„Du hast meinen Sohn.“ Atretes sagte es kalt und gebieterisch. „Vor drei Monaten brachte Hadassa ihn zu dir. Ich will ihn zurück.“

„Hadassa?“ Das Gesicht des Apostels wurde weicher. „Wo ist sie? Ich habe mir Sorgen um sie gemacht. Wir haben unsere kleine Schwester seit Wochen nicht mehr gesehen.“

„Du wirst sie nie mehr sehen. Sie ist in den Kerkern unter der Arena.“

Johannes keuchte auf wie jemand, der einen Schlag ins Gesicht bekommen hat. Er schloss die Augen.

Atretes fuhr fort: „Sie sagte mir, dass du meinen Sohn einer Witwe namens Rizpa gegeben hast. Wie komme ich zu ihr?“

Johannes sah ihn matt an. „Rizpa wohnt in der Stadt.“

„Wo genau?“

Johannes hob seine Hand und zeigte auf das Flussufer. „Komm. Wir müssen miteinander reden.“

„Ich will nur wissen, wie ich zu der Frau komme, das ist alles.“

Johannes sah ihn wieder an. „Als Hadassa mir das Kind brachte, sagte sie, dass man ihr befohlen hatte, es auf den Felsen zum Sterben auszusetzen.“

„Ich habe ihr so etwas nicht befohlen!“

„Sie sagte auch, dass der Vater das Kind nicht wollte.“

Atretes spürte, wie ihm das Blut ins Gesicht schoss. „Das Kind ist meines! Alles andere geht dich nichts an.“

Johannes runzelte die Stirn. „Ist Hadassa etwa im Gefängnis, weil sie mir das Kind brachte?“ Eine Sklavin, die ihrer Herrin nicht gehorchte, konnte des Todes sein. Aber wusste Julia überhaupt, dass ihr Kind noch lebte?

„Nein. Einer der Diener hat mir erzählt, dass Hadassa sich weigerte, ein Weihrauchopfer zu Ehren des Kaisers darzubringen, und stattdessen Christus als den einzigen Gott bekannte.“

Die Augen des Apostels leuchteten. „Preis dem Herrn!“

„Du freust dich darüber?“, sagte Atretes ungläubig. „Ein paar törichte Worte haben ihr den Tod gebracht!“

„Nein, Atretes. Wer an Jesus glaubt, bekommt ewiges Leben!“

„Ich bin nicht gekommen, um mit dir über deinen Gott zu diskutieren. Ich will meinen Sohn. Willst du einen Beweis, dass ich sein Vater bin? Bitte, ich kann dir Julia Valerian herbeischaffen und vor dir auf die Knie zwingen, bis sie es zugibt. Wird das genügen? Anschließend kannst du sie gern ersäufen, wenn du willst. Ich helfe dir dabei.“

„Ich glaube dir, Atretes“, sagte Johannes sanft. „Ich denke nur an das Kind. Es geht hier um eine gewichtige Entscheidung. Und hast du schon an Rizpa gedacht?“

„Was braucht ein Säugling, als dass ihn jemand füttert und warm hält? Gib von mir aus der Frau ein anderes Kind. Sie hat kein Recht auf meines.“

„Gott hat dein Kind gerettet. Wenn es nicht …“

Hadassa hat es gerettet!“

„Weil Gott es so wollte. Es war doch kein Zufall, dass sie damals das Kind zu mir brachte.“

„Hadassa hat selbst gesagt, dass sie das Kind zu mir gebracht hätte, wenn sie gewusst hätte, dass ich es...


Rivers, Francine
Francine Rivers war bereits eine bekannte Bestsellerautorin, als sie sich wieder dem christlichen Glauben ihrer Kindheit zuwandte. Danach schrieb sie 1986 ihr bekanntestes Buch, "Die Liebe ist stark", dem noch rund 20 weitere Romane folgten. Heute lebt sie mit ihrem Mann in Nordkalifornien.

© Foto: Elaina Burdo

Francine Rivers war bereits eine bekannte Bestsellerautorin, als sie sich wieder dem christlichen Glauben ihrer Kindheit zuwandte. Danach schrieb sie 1986 ihr bekanntestes Buch, "Die Liebe ist stark", dem noch rund 20 weitere Romane folgten. Heute lebt sie mit ihrem Mann in Nordkalifornien.

© Foto: Elaina Burdo



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