Der Streit um die Wissenskultur in der abendländischen Tradition ist seit Platon nicht geringer geworden. Die Rede von harten und weichen Wissenschaften hält an. Die Texte des IV. Bands der Zürcher Gespräche haben in diesem Sinne eine politische Implikation. Sie richten sich gegen eine Reduktion der Wirklichkeit auf das rational Wissbare. Sie zeigen, wie die Rezeptivität der Sinne und die Produktivität des Verstandes als gleichwertige Instrumente der Erkenntnisgewinnung zusammenwirken. Sie machen die Bedingungen der Wissensgewinnung sichtbar: die Situationsgebundenheit, die Eingebundenheit in soziale Kontexte, Machtmechanismen und Wahrheitserwartungen und die filternde Ausrichtung auf Eindeutigkeit. Der Wunsch nach Wissen erweist sich dabei als ein Begehren und der Wissensdurst als Ermächtigungstrieb. Sie zeigen die Kraft der metaphorischen Sprache und der narrativen Performanz, oft anhand von Dichtung und Mythen, in denen wir die Regeln erfahren, nach denen Menschen handeln. Gefragt wird nach Figuren und Wirksamkeiten des Fiktiven: Wie lassen sich Fiktion und Wissen nicht als Gegensätze, sondern in ihrer strukturellen Verschränktheit fassen, das Fiktive nicht als Gegensatz, sondern als Mitgift von Wissen erfahren?
Schmale / Schuller / Ortmann
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