Schmeisser / Kaziulia / Spiger | Die neue Seidenstraße | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 306 Seiten

Schmeisser / Kaziulia / Spiger Die neue Seidenstraße

Digitalisierung und strategische Herausforderungen

E-Book, Deutsch, 306 Seiten

ISBN: 978-3-7398-0422-4
Verlag: UVK
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Die Seidenstraße ist die älteste Handelsroute weltweit und erzählt Geschichten von Abenteuern, Karawanen und vom Handel mit seltenen Waren zwischen dem europäischen und asiatischen Kontinent. Diese Zeiten schienen lange vorbei. Doch nun belebt China die uralten Routen und will sie wieder zu einer zentralen Handelsverbindung ausbauen. Nicht nur Europa und Deutschland stehen diesem Plan skeptisch gegenüber, haben sie und andere Volkswirtschaften dem Ehrgeiz der Chinesen nichts entgegenzuSetzen?

Die Autoren beleuchten in diesem Buch fundiert Hintergründe und Zusammenhänge dieses Plans und legen dar, wie die neue Seidenstraße zur strategischen Herausforderung für jedes internationale Unternehmen werden kann. Eindeutig identifizieren sie Chinas Strategie, sich mit einer geopolitischen Führungsrolle nicht zufriedenzugeben, sondern vielmehr anstreben, die Weltmacht Nummer Eins zu werden. Dabei geht es nicht nur um infrastrukturelle Maßnahmen, sondern auch um deren Verbindung mit Innovationsstrategien in den Schlüsselbereichen jeder modernen Volkswirtschaft wie etwa Energie, Mobilität und Digitalisierung.

Das Buch richtet sich an politische und unternehmerische Entscheidungsträger.
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2. Darstellung der Belt and Road Initiative (BRI)
2.1. Verkündungsrede durch Xi Jinping Am 7. September 2013 sprach der Präsident der kommunistischen Volksrepublik Chinas, Xi Jinping, an der Nasarbayev-Universität in Astana, Kasachstan, erstmalig öffentlich vom Auf- und Ausbau eines „Silk Road Economic Belt“ für Eurasien.48 Die Belt and Road Initiative (BRI) wird in einen Landweg „Silk Road Economic Belt“ (SREB) sowie in einen Seeweg „21st Century Maritime Silk Road“ (MSR) unterteilt.49 Durch eine Vielzahl von Infrastrukturprojekten und hohen Investitionen sollen Asien, Afrika und Europa über zahlreiche Handelsrouten miteinander verbunden und folglich neues wirtschaftliches Wachstum für alle beteiligten Länder generiert werden. Der Aufenthalt des chinesischen Präsidenten war Bestandteil einer zehntägigen Reise durch Zentralasien. Ziel der Reise war die Teilnahme am 13. Gipfel der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SOZ). Zuvor besuchte er Turkmenistan, Usbekistan und zuletzt Bischkek in Kirgisistan, wo der Gipfel am 13. September schließlich stattfand.50 Noch nie zuvor war ein chinesischer Präsident in Zentralasien so lange unterwegs gewesen. Xis Tour ist somit Symbol einer Aufwertung in den wirtschaftlichen Beziehungen mit dieser Region und zugleich ein Zeichen dafür, wie wichtig ihm die Verkündung der Initiative im außenpolitischen Kontext Chinas ist.51 In der Nasarbayev-Universität spricht Xi Jinping vom Ausbau eines Seidenstraßen-Wirtschaftsgürtels, der den Handel sowie den kulturellen Austausch mit Chinas westlichen Nachbarn wiederbeleben soll.52 Dabei stellt er insbesondere die historische Verbundenheit zwischen dem Reich der Mitte und Zentralasien heraus. Nicht nur wirtschaftliche sowie kulturelle, sondern auch politische Verbindungen sollen wiederbelebt und somit der Wohlstand in allen beteiligten Regionen gefördert werden.53 Es kann deshalb angenommen werden, dass China durch die Hilfe der Initiative auch sein Gewicht in der Weltpolitik erhöhen will, um seinem historischen Selbstverständnis wieder näher zu kommen. Betrachtet man die Rede Xi Jinpings in Astana in voller Gänze, so wird deutlich, dass die BRI eine Anbindung Zentralasiens an China vorsieht und hieraus ein chinesischer Anspruch auf diese Region abgeleitet werden könnte. Damit dieser Eindruck nicht bestehen bleibt, wirbt China mit Transparenz und Öffentlichkeitsarbeit in den Medien für die BRI.54 So war auch das mediale Interesse an Xi Jinpings Zentralasienreise außergewöhnlich hoch. Seit der Rede des chinesischen Präsidenten in Astana wird bei jedem offiziellen Anlass auf die Bedeutung der Nachbarschaftspolitik und die neue BRI verwiesen. Die Verwendung der Seidenstraßen-Rhetorik im akademischen, medialen und politischen Diskurs zeigt, dass das Konzept in Zukunft ein fester Bestandteil der chinesischen Politik sein wird.55 Da die BRI zentrale Aspekte des chinesischen Auslandsengagements in einem strategischen Gesamtkonzept zusammenführt, war es umso wichtiger, in welchem Kontext und unter Verwendung welcher kommunikativen Mittel Xi Jinping das Projekt der Öffentlichkeit vorstellt. Während der Verkündung greift der chinesische Präsident wiederholt auf historische Analogien zur antiken Seidenstraße zurück, die von den Handelszentren Europas zu See und zu Land über Zentralasien bis zu den chinesischen Metropolen reichte und ihre Ursprünge im 2. Jahrhundert n. Chr. findet.56 Sie kann durch eine weitreichende Serie von Karawanenstraßen beschrieben werden, auf denen unterschiedlichste Handelsgüter ausgetauscht werden zwischen Völkern mit unterschiedlichen ethnischen, kulturellen und religiösen Hintergründen.57 Er stellt zugleich den geschichtlichen Bezug zwischen China und Eurasien heraus, indem er auf die Reisen von Zhang Qian während der westlichen Han-Dynastie verweist, der in China selbst als Gründungsvater der antiken Seidenstraße gilt.58 Die antike Seidenstraße war weder der Auslöser von Kriegen noch von Kolonisation, sondern diente dem Waren- und Kulturaustausch zwischen Asien und Europa.59 Auf Grund dieses historischen Bezuges konnte Xi Jinping glaubwürdig darlegen, dass der Aufbau von Handelswegen im Großraum Eurasien nichts wirklich Neues ist und somit alle beteiligten Länder auf eine gemeinsame Tradition zurückblicken können. Zurückhaltung signalisiert er auch dadurch, dass eine Wiederbelebung des Handelsweges nicht ohne die Mitwirkung der beteiligten Staaten möglich ist und stellt zugleich den wirtschaftlichen Nutzen der Initiative heraus. Dennoch lässt er darüber hinaus keinen Zweifel daran aufkommen, dass China sich im eurasischen Raum als zentralasiatischer Staat verstehe und schon immer verstanden hat. In diesem Zusammenhang kann bereits ein zentraler Unterschied zwischen der historischen Seidenstraße und der BRI in ihren Entstehungsformen festgestellt werden. Während die antike Seidenstraße als Folge eines kulturellen Austauschs von Privatpersonen entstanden ist, handelt es sich bei der heutigen Seidenstraßeninitiative um eine politische Initiative, die durch die Volksrepublik (VR) China federführend gesteuert, geplant und umgesetzt wird. Im letzten Schritt der Rede stellt der chinesische Präsident unter Berücksichtigung des Zusammenbruchs der Sowjetunion einen Bezug zur Gegenwart her. Unter Berufung auf die bilaterale Zusammenarbeit mit den zentralasiatischen Staaten als auch in Bezug auf die Zusammenarbeit im Rahmen der SOZ müsse, so Xi Jinping, eine neue Kooperationsinitiative ins Leben gerufen werden, um diesen Erfolg auch auf die wirtschaftlichen Beziehungen auszudehnen.60 Es wird somit deutlich, dass die chinesische Regierung die Welt nun aktiv mitgestalten will und seine traditionelle Zurückhaltung bei außenpolitischen Fragen zunehmend zurückschraubt.61 Indem Xi Jinping sowie offizielle chinesische Stellen die Initiative als Zukunftsvision präsentieren und zur individuellen Beteiligung aller Staaten der Welt anregen, selbst die der Vereinigte Staaten (USA) sowie Russland, lässt sich auf den ersten Blick nicht sofort ableiten, welche impliziten Strategien die kommunistische VR China mit dieser Initiative verfolgen. 2.2. BRI in Zahlen Welches Potenzial hinter der BRI steckt, soll nachfolgend kurz beleuchtet werden. Dafür ist es zunächst notwendig, einen geografischen Überblick über die Dimensionen der Initiative zu erlangen. Bis zum heutigen Tag hat die VR keine offizielle Karte veröffentlicht, die das Vorhaben und ihre Zielländer abbildet. Schlussfolgernd sind in den Medien und dem Internet verschiedenste geografische Darstellungen der BRI zu finden, die im Kern jedoch dieselben Inhalte aufweisen. Mit Hilfe der nachfolgenden Grafik können der Verlauf des Landwegs SREB sowie der Verlauf des Seewegs MSR verdeutlicht werden. Abb. 1: Verlauf des SREB und der MSR im historischen Vergleich
(Giesen/Strittmatter 2017) Unter Verwendung der Abbildung 1 und in Anlehnung an die Rede von Xi Jinping können die historischen Parallelitäten zur antiken Seidenstraße belegt werden. Während die MSR nahezu deckungsgleich zum historischen Vorbild verläuft, wird die heutige Erweiterung des SREB bis ins Herz Europas und in Richtung Russlands deutlich. Die Initiative selbst hat dabei ca. 65 Länder aus ganz Asien und Europa zum Ziel. Der zuvor beschriebene Länderumfang vereint schätzungsweise 4,4 Milliarden Menschen, welche ein verfügbares Einkommen in Höhe von 21 Billionen US-Dollar besitzen.62 China hat in den vergangenen vier Jahren 130 bilaterale und regionale Transportabkommen abgeschlossen, 356 internationale Verkehrsrouten für Personen- und Frachtverkehr auf den Weg gebracht und 4.200 Direktflugverbindungen mit 43 Staaten eröffnet.63 Laut einer Studie der Renmin-Universität verbindet die BRI somit Länder, die 55 Prozent des weltweiten Bruttonationalproduktes erwirtschaften, 70 Prozent der Weltbevölkerung repräsentieren und 75 Prozent der bekannten Energiereserven abdecken.64 In diesen 65 Ländern sind im Rahmen des SREB sowie der MSR bis dato 900 Projekte mit einem Investitionsumfang von 850 Milliarden US-Dollar geplant.65 Zur Deckung dieses Investitionsbedarfs werden Gelder durch Institutionen und Fonds bereitgestellt. Dabei entfallen 50 Milliarden US-Dollar auf die New Development Bank (NDB), 100 Milliarden US-Dollar auf die Asiatische Infrastrukturinvestmentbank (AIIB), 3,1 Milliarden US-Dollar auf den Seidenstraßen-Fonds, 16,3 Milliarden US-Dollar auf die China Development Bank und 20 Milliarden US-Dollar auf den Verband Südostasiatischer Nationen (ASEAN) Infrastructure Connectivity Fonds.66 China selbst hat dafür bereits 60 Milliarden US-Dollar investiert.67 Zu den begünstigten Regionen zählen Afrika (5 Milliarden US-Dollar), Lateinamerika (35 Milliarden US-Dollar), Mittel- und Osteuropa (10 Milliarden US-Dollar), Venezuela (20 Milliarden US-Dollar) und Pakistan (57 Milliarden US-Dollar).68 Doch der...


Margarita Spiger hat ihr Studium zu Marketing und Innovetion abgeschlossen und forscht zu den Themen Innovation und Digitalisierung.


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