E-Book, Deutsch, 205 Seiten
Seppendorf / Schöndube Musiktherapeutische Interventionen im Coaching
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-497-61991-7
Verlag: Ernst Reinhardt Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
33 Tools für die Praxis
E-Book, Deutsch, 205 Seiten
ISBN: 978-3-497-61991-7
Verlag: Ernst Reinhardt Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Sarah Seppendorf, Düsseldorf, ist Dipl.-Musiktherapeutin, Musikpädagogin und Coachin, Schwerpunkte Systemische Musiktherapie, Coaching, Arbeit mit traumatisierten Kindern und bietet Seminare zu Coaching und Beratung mit musiktherapeutischen Interventionen an. Dr. phil. Oliver Schöndube, Dipl.-Musiktherapeut (DMtG), Heilpraktiker für Psychotherapie (HPG), Osnabrück, ist in universitärer Lehre, Fort- und Weiterbildung mit den Schwerpunkten Schule, psychisch erkrankte Kinder und Jugendliche, Stimm- und Körperarbeit, Beratung und Coaching tätig.
Zielgruppe
Musiktherapeut:innen, Coaches, Pädagog:innen, Sozialarbeiter:innen, Psycholog:innen, Supervisor:innen
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
Inhalt
Vorwort 7
1 Theoretische Aspekte 9
1.1 Musiktherapeutische Interventionen im Coaching -
kurze Einführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9
1.2 Haltung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10
1.3 Ziel des Handbuches . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11
2 Praktische Aspekte . 13
2.1 Rechtliche Hinweise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13
2.2 Gelingensbedingungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14
2.3 Exemplarische Darstellung dreier Coaching-Struktur-Modelle . . . . . 16
2.4 Gedanken zu neurowissenschaftlichen Aspekten . . . . . . . . . . . . . . . 21
2.5 Wirkfaktoren im Coaching . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23
2.6 (Selbst-)Reflexion mit musikalischen Interventionen . . . . . . . . . . . . 26
2.7 Feedback im Coaching . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27
2.8 Instrumente und weitere Materialsammlung . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28
3 Interventionen . 38
3.1 Analoges Arbeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40
3.2 Bodenanker . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44
3.3 Empagramm . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49
3.4 Erfolgsgeschichten analysieren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54
3.5 Fragen nach Ausnahmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58
3.6 Fu?nf Säulen der Identität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62
3.7 Glaubenssatzarbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 65
3.8 Inneres Team . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70
3.9 Interventionen mit Submodalitäten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76
3.10 Ist-Soll-Analyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82
3.11 Jäger - Wirt - Bauer - Schamane . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 86
3.12 Mottoziele . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 91
3.13 Musikalische Biografiearbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 97
3.14 (Paar-)Gespräche mit Gesprächsrollen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 102
3.15 Reflecting Team . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 107
3.16 Ressourcen-Coaching I . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 113
3.17 Ressourcen-Coaching II - Zieleinlauf oder "A piece of cake" . . . . . 118
3.18 Ressourcen- / Feedback-Dusche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 122
3.19 Rituale . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 125
3.20 Rollenspiele . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 129
3.21 Skalierungsfragen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 133
3.22 Stärkenkreis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 137
3.23 Storytelling . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 141
3.24 Systemische Aufstellungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 145
3.25 Triade - Das triadische Prinzip . . . .
3Interventionen
Zu Beginn der Darstellung des bunten Repertoires an Interventionen bzw. Tools soll ein kurzer Gedanke darüber ausgesprochen werden, was Interventionen eigentlich sind. Alica Ryba (2014) unterstreicht dabei die unterschiedliche und jeweils kontextbezogene Verwendung des Terminus’ „Intervention“. Ableiten lässt er sich vom Lateinischen intervenire, was so viel wie „dazwischenkommen“ oder „einschreiten“ bedeutet. Dieses impliziert den Wunsch, das bestehende Geschehen durch die eigene Beteiligung zu verändern und gegebenenfalls einem bestimmten Ergebnis dadurch näherzukommen.
Bezogen auf das Coaching meinen Interventionen also das zielhafte Einschreiten des Coaches oder der Coachin, um den Klient:innen die Möglichkeit zu geben, ihr Erleben, Denken oder Verhalten zu hinterfragen und eventuell zu ändern. Letztlich ist es die Suche nach einer erfolgreichen Intervention, auf die sich der Coach oder die Coachin begibt und die immer wieder in der Beziehung zum Klienten oder zur Klientin gestaltet wird, abhängig davon, wie dessen Reaktion auf das Angebot ausfällt. So kann sogar „das Schweigen des Coachs als Intervention [gelten], wenn es mit einer Absicht verbunden ist, nicht aber, wenn es intentionslos geschieht“ (Ryba 2014, 98).
Auch wenn der „Werkzeugkoffer“ gut gefüllt ist, wozu die im Folgenden dargestellten Interventionen dienen sollen, muss der Coach oder die Coachin doch immer wieder der eigenen Intuition und Erfahrung vertrauen, wenn es darum geht, passende, an den Klient:innen orientierte Interventionen anzubieten. Dabei sollten die vielfältigen Botschaften, die Klient:innen aussenden oder bewusst benennen, in die Auswahl einbezogen und darüber hinaus Reflexion, Selbsterfahrung sowie regelmäßige Supervision genutzt werden. Je nach den persönlichen und theoretischen Ausrichtungen eines Coaches ist vermutlich auch der Umgang mit Interventionen sehr persönlich. Insofern bedarf dieser ebenso der benannten regelmäßigen Reflexion und Überprüfung.
Um die genannte Passung von Interventionen einzugrenzen, sind verschiedene Aspekte für die Auswahl der Intervention wichtig. Grundsätzlich lassen sich Interventionen in drei gröbere Kategorien unterteilen, je nachdem, ob sie eher an den Themen, an der persönlichen Entwicklung oder am Prozess selbst orientiert sind. Oftmals kommt es hierbei auf die Perspektive an, aus der die Interventionen beleuchtet werden, bzw. auf den Fokus, mit dem die Interventionen ausgewählt werden. Es sollte dementsprechend danach gefragt werden, ob die gewählte Intervention in die jeweilige Prozessphase passt; ob sie sowohl zum Klienten als auch zum Coach und zu ihrer beider Beziehung (der vielleicht wichtigsten Basis für ein erfolgreiches Coaching) im Sinne einer Triangulierung passt, ob auch eine Passung bezüglich des Ziels, des Themas, des Settings und der Situation allgemein vorliegt (Ryba 2014, 105).
Susanne Klein (2014) schlägt hier noch eine weitere hilfreiche Unterteilung in Interventionsgruppen vor, die eine Auswahl erleichtern kann und benennt dazu Methoden:
aaus dem Bereich der klientenzentrierten Gesprächsführung,
baus dem Bereich der Lösungsorientierung,
caus dem Bereich des systemischen Denkens,
daus dem Bereich des reflektierten Denkens und
eaus dem Bereich der konkreten Handlungsalternativen (Klein 2014, 124 f.).
Die jeweilige theoretische und praktische Verortung des Coaches sowie ein vielfältiges Erfahrungswissen unterstützen neben aller Planung die Möglichkeiten des intuitiven und flexiblen Zugriffs auf passende Interventionen.
Im Folgenden werden aus der immensen Vielfalt von Coachingtools 33 bewährte für das Coaching mit musikalischen und musiktherapeutischen Mitteln anwendbare Interventionen vorgestellt.
Um den vorgestellten Interventionen noch bessere Nachvollziehbarkeit zu geben und konkret und lebhaft zu gestalten, wird im Anschluss an die inhaltliche Darstellung noch jeweils ein Fallbeispiel gegeben. Wenn nicht anders angegeben, werden in einigen Beispielen Improvisationen zwischen den Klient:innen (K) und dem / der Coach:in (C) dargestellt und die Rollen durch die Abkürzung in Klammern möglichst nachvollziehbar zugeordnet.
Wir gendern grundsätzlich und verwenden in den Fallbeispielen die Begriffe „Coach“, „Coach:in“ oder „Coachin“. Damit drücken wir aus, dass alle Formen gleichberechtigt sind; sie sind nicht konkret auf uns als Autorin und Autor bezogen.
3.1Analoges Arbeiten
Hintergrund
Das analoge Arbeiten findet sich vor allem im Rahmen systemischer Konzepte wieder. Es erlaubt durch seine gefühlsbasierte und spielerische Arbeitsweise einen Zugang zu unbewussten Inhalten. Dadurch kommt es vor allem zum Einsatz, um Widerstand und Blockaden zu lösen oder durch einen Fantasie-Wirklichkeits-Transfer konkrete Lösungsschritte einzuleiten.
Eignung
Analoges Arbeiten kommt vor allem dann zum Einsatz, wenn unbewusste Themen angesprochen werden sollen. Dies kann im Einzel- und Gruppenkontakt angewendet werden. Vor allem als Übergang von der Analyse hin zu konkreten Lösungsschritten eignet es sich sehr gut. Neben der Arbeit mit Erwachsenen kann es sehr nützlich mit Kindern sein.
Beschreibung
Analoges Arbeiten kann auf vielfältige Weisen zum Einsatz kommen. Dabei werden diverse Geschichten, Symbole oder Metaphern genutzt, um vom rationalen Denken, auf eine Gefühlsebene zu gelangen. Außerdem schaffen so genannte Ist-Wunsch-Abgleiche die Möglichkeit eines geschützten „Testlaufs“ für Veränderungen.
BEISPIEL
Als eines von unzähligen Beispielen dient hier die Auto-Metapher:
Wenn Sie sich vorstellen, dass das Team ein Auto ist:
Welchem Teil entspricht dann jede Person im Zusammenspiel mit den anderen Teilen dieses Autos?
Welches Teil sind dann Sie mit welcher Funktion?
Wie geht es Ihnen als dieses Teil und welches wären Sie möglicherweise lieber?
Wie müsste dieser Wandel passieren?
Welche konkreten Handlungsimpulse entstehen daraus?
Praxis als musiktherapeutisches Tool
Da das analoge Arbeiten in der Grundwirkungsweise viele Parallelen mit der Wirkungsweise von Musik aufzeigt, eignet es sich besonders gut, um als MTC genutzt zu werden. Durch den spielerischen Einsatz von Musik unterbewusste Inhalte anzusprechen, gehört zu einer basalen Funktion von Musiktherapie. So kann Musik genutzt werden, um diese Geschichten und Metaphern anzureichern und den Effekt zu verstärken. Hier ein MTC-Beispiel, inspiriert von der Auto-Metapher.
BEISPIEL
Die Instrumenten-Metapher:
Wenn Sie sich vorstellen, dass das Team ein Instrument ist:
Welchem Teil entspricht dann jede Person im Zusammenspiel mit den anderen Teilen dieses Instruments?
Welches Element sind dann Sie?
Wie klingt dieses Instrument?
Wie geht es Ihnen als dieses Element?
Was ist Ihre Funktion als dieses Element?
Welches Element wären Sie lieber?
Wie müsste dieser Wandel zum anderen Instrument passieren?
Welche konkreten Handlungsimpulse entstehen daraus?
Alternativ kann auch die Metapher einer ganzen Band, eines Orchesters oder einer Musikgruppe genommen werden.
Das Besondere an MTC ist, dass neben der gedanklichen Reise auch akustische Reize und Resonanz, die durch das Spielen der Instrumente und Elemente entstehen, das Erleben intensivieren können.
Bemerkenswertes
Analoges Arbeiten bietet unzählige Möglichkeiten für MTC. Wichtig ist hierbei, das Ziel der Intervention nicht aus den Augen zu verlieren und bei den Klient:innen zu bleiben. Dazu gehört es beispielsweise, Geschichten nur so weit musikalisch zu begleiten, wie es gewünscht und förderlich ist, um nicht ungewollt eine Richtung vorzugeben. Probieren Sie aus und seien Sie kreativ!
Weiterführende Literatur
Nemetschek, P. (2011): Systemische Familientherapie mit Kindern, Jugendlichen und Eltern. Lebensfluss-Methode und analoge Methoden. Klett-Cotta, Stuttgart
Wehrle, M. (2023): Die 50 kreativsten Coaching-Ideen. Das große Workbook für Einsteiger und Profis zur Entwicklung der eigenen Coaching-Fähigkeiten. managerSeminare Verlags GmbH, Bonn
BEISPIEL
Setting: Teamcoaching
Auftrag
Dieses Fallbeispiel stammt aus einem Teamcoaching zum Thema Kommunikation. Das Ziel des Coachings ist es, die Zusammenarbeit und Kommunikation im Team zu verbessern, Rollen und Verantwortlichkeiten klarer zu definieren und das Teamgefühl zu stärken. Die Metapher soll helfen, die individuellen Beiträge und das Zusammenspiel der Teammitglieder zu reflektieren.
Ablauf
Schritt 1: Band-Metapher einführen
Der Coach stellt die Frage: „Wenn Sie sich vorstellen, dass das Team eine Band ist: Welches Instrument sind Sie in dieser Band, und wie spielen Sie...