Sigl | Die Modellierung epikureischer personae in der römischen Literatur | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, Band 57, 511 Seiten

Reihe: Classica Monacensia

Sigl Die Modellierung epikureischer personae in der römischen Literatur


1. Auflage 2023
ISBN: 978-3-8233-0316-9
Verlag: Narr Francke Attempto Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, Band 57, 511 Seiten

Reihe: Classica Monacensia

ISBN: 978-3-8233-0316-9
Verlag: Narr Francke Attempto Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Der Epikureismus gehört zweifellos zu einer der umstrittensten Philosophenschulen in der Antike. Seine Lebensmaximen, die sich um Begriffe wie 'Lust', 'Seelenruhe' und ein 'Leben im Verborgenen' drehen, wurden schon in der antiken Literatur ganz unterschiedlich rezipiert und oftmals sehr kritisch beurteilt. Eine zentrale Gestaltungstechnik, die bei der Rezeption epikureischen Gedankenguts bisher noch nicht systematisch untersucht wurde, stellt die autorenspezifische Inszenierung entsprechender Figuren in der römischen Literatur dar. Neben den philosophischen Dialogen Ciceros bildet die römische Dichtung im 1. Jhd. v. Chr. und im 1. Jhd. n. Chr. mit einer thematisch geordneten Textauswahl von Vergil, Horaz, Silius Italicus und Statius den Schwerpunkt dieser Arbeit. Sie richtet sich an Interessierte und Kenner:innen der antiken Literatur und Philosophie.

Dr. Alexander Sigl studierte an der Universität München Lateinische, Griechische und Romanische Philologie und wurde 2020 in Lateinischer Philologie zum Dr. phil. promoviert. Inzwischen ist er Gymnasiallehrer für die Fächer Latein, Französisch und Griechisch.

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1.2 Forschungsstand
Insgesamt betrachtet hat die internationale Epikureismus-Forschung die römische Kaiserzeit in den letzten Jahren deutlich verstärkt in den Blick genommen. Dies ist im deutschen Raum vor allem zahlreichen Publikationen von Michael Erler zum Epikureismus im kaiserzeitlichen Rom zu verdanken, aber auch neueren Dissertationsprojekten wie etwa Susanne Gatzemeiers Studie Ut ait Lucretius. Die Lukrezrezeption in der lateinischen Prosa bis Laktanz (2013). Die vorliegende Arbeit möchte dagegen den Blick gerade auch auf Autoren – vor allem auf Dichter der römischen Kaiserzeit – lenken, die in diesem Zusammenhang – mit Ausnahme von Vergil und Horaz – bislang weniger beachtet worden sind. Seit der Jahrtausendwende hat das Forschungsinteresse für den römischen Epikureismus deutlich zugenommen, wie zahlreiche Arbeiten über historisch nachweisbare Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens aus Politik und Literatur belegen: Dieter Timpe hat in seinem Aufsatz über den römischen Epikureismus der Kaiserzeit, der im von Michael Erler herausgegebenen Sammelband Epikureismus in der späten Republik und der Kaiserzeit (2000) erschienen ist, zum einen den schulinternen Entwicklungen des Kepos mit seiner soteriologischen Grundausrichtung und zum anderen den politischen und sozialen Rahmenbedingungen im spätrepublikanischen und frühkaiserzeitlichen Rom als Voraussetzungen für eine Verbreitung und Etablierung des Epikureismus in der römischen Gesellschaft und Literatur Rechnung getragen. Dabei erweist sich gerade die epikureische Ethik in großen Teilen als salonfähige Lebenspraxis im kaiserzeitlichen Rom. Unter dem Dachthema von römischen Wertbegriffen in der römischen Literatur (O tempora, o mores! Römische Werte und römische Literatur in den letzten Jahrzehnten der Republik, 2003) hat auch Andreas Haltenhoff die sozialen Entstehungsbedingungen und die historischen Anfänge des römischen Epikureismus untersucht. Im Mittelpunkt seiner Studie steht der Einfluss des lukrezischen Lehrgedichts auf die soziale Etablierung der Kepos-Lehre in Rom und damit auch die Frage nach der Kompatibilität des epikureischen Weltbilds mit dem römischen mos maiorum. Diese Problematik löst Haltenhoff, indem er „eine gewisse Wandlungsfähigkeit des römischen Traditionsbewusstseins“ zu bedenken gibt und in Orientierung an Erlers Erkenntnissen insbesondere „eine[r] Anpassung der epikureischen Doktrin an ihren kulturellen Kontext“ hervorhebt. Eine Neubetrachtung des römischen Epikureismus leisten David Sedley (römische Republik) und Michael Erler (römische Kaiserzeit) im 2009 publizierten Cambridge companion to Epicureanism: Sedley betont darin die Bedeutung Philodems als Wegbereiter des römischen Epikureismus und daneben auch die Leistung des Lukrez, der die epikureische Lehre in poetischem Gewand für die römische Welt systematisch darstellt; Erler zeichnet die vielschichtigen Gründe für die zunehmend polemische Behandlung epikureischer Lehrinhalte in der Literatur der Kaiserzeit nach, ohne die ‚wohlwollende‘ Rezeption bei Lukian oder Diogenes von Oinoanda außer Acht zu lassen. In seinem Beitrag, der zusammen mit Jürgen Malitz’ Aufsatz über römische Epikureer im 1. Jahrhundert v. Chr. im Sammelband Athen, Rom, Jerusalem (2012) erschienen ist, knüpft Erler sowohl an Timpes als auch an Haltenhoffs Fragestellungen an. Ausgehend von Philodems De bono rege stellt er vor allem die ethische Allegorese traditionsreicher Figuren aus Mythos und Literatur, die Erler als „epikureische p????pt??te?“ bezeichnet, als wichtigen Bestandteil einer Konvergenzstrategie des römischen Epikureismus heraus. Der angesprochene Beitrag von Malitz richtet den Fokus dagegen erneut auf die schwierigen Rahmenbedingungen für den römischen Epikureismus im politischen Spannungsfeld der späten Republik. Neben dieser Vielzahl an hilfreichen Arbeiten zur Ausbreitung des Epikureismus in Rom und seiner weiteren Entwicklung in Kaiserzeit und Spätantike ist auch eine Zunahme an Studien zur Prosopographie römischer Epikureer festzustellen: Catherine Castner (Prosopography of Roman Epicureans between the second century B.C. and the second century A.D., 21991) versucht durch eine Zusammenstellung der jeweils wichtigsten literarischen Belege zwischen dem 2. Jahrhundert v. Chr. und dem 2. Jahrhundert n. Chr. bekannte römische Persönlichkeiten, die immer wieder mit dem Epikureismus assoziiert werden, in verschiedene Kategorien (Epicurei certi – Epicurei incerti – Epicurei dubii) einzuordnen. Dagegen verfolgt Mark Morfords Arbeit The Roman philosophers. From the time of Cato the Censor to the death of Marcus Aurelius (2002) über die römischen Philosophen von Cato dem Älteren bis Marc Aurel einen literarhistorischen Ansatz, der von der Ausbildung der philosophia togata bzw. der Integration griechischer Philosophie in Rom über die Blütezeit des Epikureismus (bei Lukrez und in der augusteischen Dichtung) bis zur Dominanz der stoischen Philosophie im 1. und 2. Jahrhundert n. Chr. reicht. Die Dissertation Cives Epicurei. Les épicuriens et l’idée de monarchie à Rome et en Italie de Sylla à Octave (2005) von Yasmina Benferhat konzentriert sich in einem enger gesteckten Zeitrahmen auf die prosopographische Darstellung der cives Epicurei im Zentrum der politischen Macht bis zu Caesars Ermordung. Damit verbindet sie das (vor allem durch Cicero geprägte) literarische Bild ausgewählter Epikureer (v. a. Atticus, Piso und das politische Umfeld Caesars) mit den politischen Umwälzungen des 1. Jahrhunderts v. Chr. Ein ähnlicher Forschungsansatz wird in Pierre Vesperinis Studie La philosophia et ses pratiques d’Ennius à Cicéron (2012) über die prosopographische Darstellung von griechischen und römischen Philosophen (v. a. Pythagoras, Epikur, Panaitios, Albucius, Piso, Philodem, Cassius) in der Literatur von Ennius bis Cicero erkennbar. Der Verbindung von philosophischem Gedankengut und römischer Dichtung, die auch im Mittelpunkt der vorliegenden Dissertation steht, haben sich in den letzten Jahren unter anderem Diskin Clay, Régine Chambert, Gregson Davis, Walter Johnson und David Armstrong in ihren Beiträgen zu dem Sammelband Vergil, Philodemus, and the Augustans (2004) gewidmet. Hinzu kommen die noch jüngeren Studien in den Sammelbänden The philosophizing muse (2014) von Myrto Garani und David Konstan bzw. Philosophie in Rom – römische Philosophie? (2018) von Gernot Michael Müller und Fosca Mariani Zini: Für den Einfluss des Epikureismus auf das Werk römischer Dichter sind davon insbesondere die Beiträge von Joseph Farrell (2014) zu Vergil und David Armstrong (2014) und Sergio Yona (2018) zu den horazischen Satiren bzw. von Gernot Michael Müller (2018) zu den horazischen Episteln und Michael Erler (2018) zum Verhältnis von Philosophie und Rhetorik bei Lukrez zu nennen. Diese kleine, aber doch repräsentative Auswahl an Forschungsliteratur zur epikureischen Philosophie in der römischen Dichtung macht deutlich, dass der Fokus der Forschung in dieser Hinsicht weiterhin vor allem auf Philodem, Lukrez, Vergil und Horaz liegt. Der letzte Aspekt in diesem knappen Überblick über Forschungstendenzen bildet die (Einzel-)Analyse epikureischer Philosopheme bzw. Leitbegriffe, die ebenfalls in den letzten beiden Jahrzehnten verstärkt untersucht wurden. So ist die epikureische Göttervorstellung zuletzt vor allem im Sammelband Epicurus and the Epicurean tradition (2011) von Jeffrey Fish und Kirk Sanders mehrfach thematisiert und wirft erneut den Konflikt zwischen der ‚idealistischen‘ (David Sedley) und ‚realistischen‘ Theorie (David Konstan) auf: Dieser Konflikt geht auf die unterschiedliche Auslegung der epikureischen p??????? zurück, die entweder eine Vorstellung von den Göttern als idealisierten und imaginären oder vielmehr als real existierenden Wesen beinhaltet. Die Anwendung des epikureischen ???e-ß??sa?-Konzepts auf die römische Dichtung hat insbesondere Geert Roskams Monographie ‚Live unnoticed‘ (???e ß??sa?). On the vicissitudes of an Epicurean doctrine (2007) mit je einem Kapitel über Lukrez und Philodem sowie einem Appendix zu Vergil, Horaz und Ovid überprüft. Bei der Untersuchung relevanter Textstellen in der augusteischen Dichtung kommt Roskam zu dem Ergebnis, dass in weniger Fällen als bisher vermutet tatsächlich das epikureische Verständnis des ???e ß??sa? als philosophischer Hintergrund nachzuweisen ist. Die größte Aufmerksamkeit hat zuletzt allerdings der ‚Lust‘-Begriff des Kepos erfahren: Boris Nikolsky hat sich in seinem Aufsatz Epicurus on pleasure von 2001 mit der Problematik auseinandergesetzt, die die Differenzierung von katastematischer und kinetischer Lust mit sich bringt, und dabei die Authentizität dieser Differenzierung zumindest infrage gestellt. Daraufhin hat zunächst Julia Annas (Epicurus on pleasure and happiness, 2003) unter Einbeziehung des Zusammenhangs zwischen virtus und voluptas in der epikureischen Ethik nachzuweisen versucht, dass Epikur zu Unrecht im Ruf eines rigorosen Hedonisten steht. Raphael...



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