E-Book, Deutsch, 241 Seiten, eBook
Stiele Wettbewerb im Bankensektor
2008
ISBN: 978-3-8349-9901-6
Verlag: Betriebswirtschaftlicher Verlag Gabler
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark
Eine Untersuchung unter besonderer Berücksichtigung des Wettbewerbsverhaltens der Sparkassen
E-Book, Deutsch, 241 Seiten, eBook
ISBN: 978-3-8349-9901-6
Verlag: Betriebswirtschaftlicher Verlag Gabler
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark
Mike Stiele setzt sich mit der Wettbewerbsmessung auf Bankenmärkten auseinander und untersucht anhand eines theoretisch-empirischen Testverfahrens das Wettbewerbsverhalten der Sparkassen.
Dr. Mike Stiele war wissenschaftlicher Mitarbeiter der Professur für Volkswirtschaftslehre, insbesondere Geld und Kredit, an der Universität Magdeburg und leitet derzeit das Controlling und Risikocontrolling einer Förderbank.
Zielgruppe
Research
Weitere Infos & Material
1;Geleitwort;7
2;Vorwort;9
3;Inhaltsverzeichnis;10
4;1 Einleitung;13
4.1;1.1 Motivation;13
4.2;1.2 Gang der Untersuchung;15
5;2 Existenz und Funktionen von Banken im Wirtschaftssystem;16
5.1;2.1 Transformationsfunktionen der Banken;16
5.2;2.2 Transformation über Kapitalmärkte;19
5.3;2.3 Der Kreditvertrag als Lösung des Problems der Informationsasymmetrie;20
5.4;2.4 Finanzintermediation - effizientes Instrument der Überwachung des Kreditnehmers;23
6;3 Der deutsche Bankenmarkt;37
6.1;3.1 Struktur des Bankensektors in Deutschland;37
6.2;3.2 Strukturelle Unterschiede der Kreditinstitute in den einzelnen Säulen;44
6.3;3.3 Profitabilität der Kreditinstitute;52
6.4;3.4 Overbanking im deutschen Bankensektor?;60
7;4 Konzepte der Wettbewerbsmessung;64
7.1;4.1 Wettbewerbsmessung durch Marktstrukturmaße;64
7.2;4.2 Lerner-Index als Wettbewerbsindikator;76
7.3;4.3 Methoden der NEIO;77
8;5 Der Panzar-Rosse-Ansatz;82
8.1;5.1 Monopol;82
8.2;5.2 Vollkommener Wettbewerb;91
8.3;5.3 Monopolistische Konkurrenz;97
8.4;5.4 Zusammenfassende Diskussion des Ansatzes;98
8.5;5.5 Wahl der Untersuchungsmethode;104
8.6;5.6 Überblick über Panzar-Rosse-Studien in der Literatur;106
8.7;5.7 Nachtrag;108
9;6 Methodische Vorüberlegungen zur Schätzung und Datengrundlagen;110
9.1;6.1 Ertrags- vs. Preisgleichung;111
9.2;6.2 Input- und Outputbestimmung bei Banken;114
9.3;6.3 Datengrundlagen;120
9.4;6.4 Unterschiedliche Entwicklung der Sparkassen in Ost und West;125
10;7 Empirische Schätzung;137
10.1;7.1 Auswertung für Westdeutschland;137
10.2;7.2 Auswertung für Ostdeutschland;162
10.3;7.3 Zu den Unterschieden zwischen Ost und West;173
10.4;7.4 Vergleich mit Spezifikationen aus der Literatur;178
10.5;7.5 Ergebnisse für Deutschland gesamt und Vergleich mit Literatur;184
11;8 Fazit;189
12;Literaturverzeichnis;196
13;Anhang;211
Existenz und Funktionen von Banken im Wirtschaftssystem.- Der deutsche Bankenmarkt.- Konzepte der Wettbewerbsmessung.- Der Panzar-Rosse-Ansatz.- Methodische Vorüberlegungen zur Schätzung und Datengrundlagen.- Empirische Schätzung.- Fazit.
2 Existenz und Funktionen von Banken im Wirtschaftssystem (S. 5-6)
Moderne Volkswirtschaften sind ohne das reibungslose Funktionieren eines Bankensektors undenkbar. Private Haushalte, Staat und Unternehmen nutzen auf vielfältige Weise die von Banken angebotenen Leistungen, als Beispiele seien hier nur die Abwicklung des bargeldlosen Zahlungsverkehrs und die Kreditvergabe genannt. Die folgenden Ausführungen sollen verdeutlichen, warum Banken existieren und welche Funktionen sie in einer Volkswirtschaft erfüllen. Die Diskussion konzentriert sich auf die finanzwirtschaftliche Bedeutung dieser Institutionen. Von monetären Aspekten, etwa der Rolle der Banken im Rahmen der geldpolitischen Transmission, wird abgesehen.4
2.1 Transformationsfunktionen der Banken
Kern der Tätigkeit einer Bank ist die Finanzintermediation. Als Finanzintermediär5 erhält eine Bank gegen Zahlung von Zinsen Kapital von Depositenkunden und reicht dieses Kapital, ebenfalls gegen Zahlung von Zinsen, an andere Wirtschaftssubjekte weiter. Da in der Regel die Vorstellungen der potentiellen Kapitalgeber und -nehmer hinsichtlich der Fristigkeit, des Volumens sowie der Riskantheit des anzulegenden bzw. aufzunehmenden Betrages nicht übereinstimmen, nehmen die Banken hier eine Transformationsfunktion wahr. Adolph Wagner hat schon vor 150 Jahren die Fristen-, Losgrößen- und Risikotransformation als die wesentlichen Funktionen einer Bank herausgearbeitet. Die bankwissenschaftliche Literatur nennt außerdem die Liquiditätstransformation als weitere Leistung von Banken, die mit den anderen Funktionen in engem Zusammenhang steht. Ferner lässt sich eine räumliche Transformationsfunktion erkennen, da Banken regionale Unterschiede überbrücken und so gegebenenfalls ein Überschussangebot an Kapital an einem Ort für die Kreditvergabe andernorts nutzen.
Typischerweise sind die einzelnen Einlagen von Depositenkunden bei den Banken kurzfristiger Natur und haben einen relativ geringen Umfang. Außerdem werden bevorzugt risikoarme Anlagemöglichkeiten gewünscht, die im Notfall kurzfristig liquidierbar sein sollen. Unternehmen hingegen fragen häufig langfristige Kredite mit großen Volumina nach, die in riskante, kurzfristig nicht liquidierbare Projekte investiert werden. Die Bank ist daher mit gänzlich unterschiedlichen Präferenzen ihrer Kundschaft auf beiden Seiten konfrontiert. Im Rahmen der Losgrößentransformation sammelt eine Bank das Kapital vieler Kleinanleger ein und wandelt es in wenige, großvolumige Kredite. Aufgrund des Diversifikationseffektes lassen sich Portefeuilles riskanter Kreditausleihungen mittels risikoarmer Anlagemöglichkeiten für Sparer finanzieren (Risikotransformation).
Viele kurzfristige Einlagen bei Banken (Sichteinlagen, Tages- und Monatsgelder usw.) weisen eine höhere tatsächliche Verweildauer in der Bank auf, als dies vertraglich zwischen der Bank und den Einlegern vereinbart wurde. Es existiert ständig ein Bodensatz von eigentlich fälligen Einlagen, denen faktisch eine höhere Fristigkeit zugeordnet werden kann, weil die Bank von einer regelmäßigen Prolongation dieser Gelder ausgeht. So können bei der Fristentransformation langfristige Ausleihungen durch Prolongation kurzfristiger Einlagen bzw. durch Substitution abgezogener Einlagen durch neue Einlagen finanziert werden.
Der Bodensatz lässt sich auch zur Liquiditätstransformation nutzen, d.h. illiquide Ausleihungen in Form von Krediten können durch liquide Einlagen finanziert werden. Fristen- und Liquiditätstransformation sind allerdings dafür verantwortlich, dass Banken der Gefahr überraschender, nicht eingeplanter Abzüge von Einlagen ausgesetzt sind. Dies bildet die Grundlage für das Problem der sogenannten Bank Runs. Auslöser für einen Bank Run können negative Nachrichten sein, die ein Anleger über seine Bank erhält, zum Beispiel die mögliche Insolvenz eines Großkreditnehmers der Bank oder hohe drohende Verluste aufgrund riskanter Engagements an den Kapitalmärkten.
Der Anleger steht dann vor der Frage, ob er seine Einlagen bei dieser Bank jetzt schnell abzieht, oder ob er die weitere Entwicklung abwartet. Dabei riskiert er, seine Einlagen ganz oder teilweise zu verlieren, falls die Bank tatsächlich zahlungsunfähig wird. Der Kunde reagiert deshalb in der Regel auf den Vertrauensverlust in eine Bank mit dem sofortigen Abzug seiner Anlagen.