König | Über die Wirkungsmacht der Rede | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 556 Seiten

König Über die Wirkungsmacht der Rede

Strategien politischer Eloquenz in Literatur und Alltag

E-Book, Deutsch, 556 Seiten

ISBN: 978-3-86234-862-6
Verlag: V&R unipress
Format: PDF
Kopierschutz: Kein



Die politische Rede ist wegen ihrer inhaltlichen Konzentration und thematischen Vielfältigkeit zur linguistischen Untersuchung kommunikativer Wirkung hervorragend geeignet. Betrachtet man einzelne Kommunikationsphänomene, ohne sie in Kontext und Rezeption sowie deren Bewertung einzuordnen, kann das das Ergebnis allerdings verzerren. Jan C. L. König verknüpft die Mittel der Text- und Diskursanalyse mit Aspekten der Rhetorik, Wirkungsästhetik und Rezeptionsforschung und liefert so verlässliche Ergebnisse zur Textproduktion und -konstruktion bis zur Wirkung. Anhand eines Vergleichs realer und literarischer politischer Reden zeigt er gelingende Wirkungsstrategien und die veränderten Bedingungen für die zeitgenössische politische Rede. Dieser Band ist damit von theoretischem und praktischem Nutzen sowohl für die Philologien als auch für all jene Disziplinen, in denen Effekte von Reden und Kommunikation analysiert, bewertet und geplant werden.
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1;Title Page;3
2;Copyright;4
3;Inhalt;9
4;Danksagung;13
5;Politische Reden, gute und schlechte: zum Geleit;15
6;1 Einleitung;19
6.1;1.1 Die Wirkungsmacht des Wortes: Thema und Ziel der Arbeit;19
6.2;1.2 Problematik, Stand der Forschung und Forschungsansätze;25
6.3;1.3 Gang der Arbeit, Material, Redenvergleich und weiterführende Ziele;33
7;2 Die Rhetorische Diskursanalyse: Methodik;41
7.1;2.1 Die pragmatischen und hermeneutischen Instrumentarien einer rhetorisch-diskursiven Analyse als Fundament für gelingende Sprachkunst und eine gute Rede;41
7.1.1;2.1.1 Die Wirklichkeit ist ein Diskurs: Die Kritische Diskursanalyse und die Notwendigkeit einer rhetorischen Textdefinition;49
7.1.2;2.1.2 Das klassische rhetorische Analysemodell im Kontext seiner wirkungsorientierten Verwendung;56
7.1.2.1;2.1.2.1 Die Gliederungen des rhetorischen Systems;62
7.1.2.2;2.1.2.2 Das Setting von Redner, Rede, Situation und Auditorium: aptum und Adressatenorientierung;66
7.1.2.3;2.1.2.3 Logos, ethos, pathos: Die Wirkungsmächte der Rede;72
7.1.3;2.1.3 Reading Close and from a Distance: Das Close Reading und die Historische Dialoganalyse;100
7.1.4;2.1.4 Die Wirkungsästhetik der Rede;103
7.1.5;2.1.5 Was ist eine gute Rede? Eine aktuelle Rhetorik als Geburtshelfer eines guten Gedankens. Eine Bestandsaufnahme;106
7.2;2.2 Die Rhetorische Diskursanalyse;125
8;3 Rhetorische Diskursanalysen von politischen Reden: Material, Analyse, Diskussion;131
8.1;3.1 Rede und politische Rede;131
8.2;3.2 Den Menschen einen Spiegel vorhalten: Das Problem der politischen Gedenkrede;141
8.2.1;3.2.1 Nicht das, was gemeint war: Rhetorische Diskursanalyse der Rede Philipp Jenningers anläßlich der Gedenkstunde des Deutschen Bundestags am 10. November 1988 zum 50. Jahrestag der Judenpogrome in Deutschland;153
8.2.1.1;3.2.1.1 Makroebene: Diskurs und Setting;156
8.2.1.2;3.2.1.2 Mesoebene: Redetext;186
8.2.1.3;3.2.1.3 Mikroebene: Redetext und Kommunikationsphänomene;196
8.2.1.4;3.2.1.4 Zusammenfassung und Ergebnis;211
8.2.2;3.2.2 Du sollst dir kein Bildnis machen: Rhetorische Diskursanalyse der Verteidigungsrede des Doktors in Max Frischs Andorra;220
8.2.2.1;3.2.2.1 Makroebene: Diskurs und Setting;222
8.2.2.2;3.2.2.2 Mesoebene: Redetext;229
8.2.2.3;3.2.2.3 Mikroebene: Redetext und Kommunikationsphänomene;231
8.2.2.4;3.2.2.4 Zusammenfassung und Ergebnis;235
8.2.3;3.2.3 Den Menschen einen Spiegel vorhalten: Wirkungsmechanismen im Vergleich;238
8.3;3.3 Auf allen Kanälen: Die Doppelmedialisierung der Rede;240
8.3.1;3.3.1 Die Einheit unserer Nation: Rhetorische Diskursanalyse der Rede Helmut Kohls vor der Ruine der Dresdner Frauenkirche am 19. Dezember 1989;243
8.3.1.1;3.3.1.1 Makroebene: Diskurs und Setting;245
8.3.1.2;3.3.1.2 Mesoebene: Redetext;256
8.3.1.3;3.3.1.3 Mikroebene: Redetext und Kommunikationsphänomene;260
8.3.1.4;3.3.1.4 Zusammenfassung und Ergebnis;266
8.3.2;3.3.2 Geben Sie Gedankenfreiheit: Die Rede Marquis Posas in Friedrich Schillers Don Carlos;268
8.3.2.1;3.3.2.1 Makroebene: Diskurs und Setting;270
8.3.2.2;3.3.2.2 Mesoebene: Redetext;276
8.3.2.3;3.3.2.3 Mikroebene: Redetext und Kommunikationsphänomene;282
8.3.2.4;3.3.2.4 Zusammenfassung und Ergebnis;289
8.3.3;3.3.3 Die Doppelmedialisierung der Rede: Wirkungsmechanismen im Vergleich;293
8.4;3.4 Wenn der Wind sich dreht: Die Wirkungsmacht des Wortes;295
8.4.1;3.4.1 Wir sind im Krieg: Rhetorische Diskursanalyse der Fernsehansprache Gerhard Schröders vom 24. März 1999;298
8.4.1.1;3.4.1.1 Makroebene: Diskurs und Setting;301
8.4.1.2;3.4.1.2 Mesoebene: Redetext;308
8.4.1.3;3.4.1.3 Mikroebene: Redetext und Kommunikationsphänomene;313
8.4.1.4;3.4.1.4 Zusammenfassung und Ergebnis;318
8.4.2;3.4.2 An Honourable Man: Rhetorische Diskursanalyse der Rede des Marc Anton in Shakespeares Julius Caesar;321
8.4.2.1;3.4.2.1 Makroebene: Diskurs und Setting;323
8.4.2.2;3.4.2.2 Mesoebene: Redetext;338
8.4.2.3;3.4.2.3 Mikroebene: Redetext und Kommunikationsphänomene;350
8.4.2.4;3.4.2.4 Zusammenfassung und Ergebnis;365
8.4.3;3.4.3 Wenn der Wind sich dreht: Wirkungsmechanismen im Vergleich;369
9;4 Schlußbetrachtung und Ausblick;373
9.1;4.1 Rhetorische Diskursanalyse und politische Rede;373
9.2;4.2 Resümee der Analysen und Vergleiche;378
9.3;4.3 Die wundervolle Erfindung einer wirkungsvollen Sprache: Ein Ausblick;383
10;5 Redencorpus;391
10.1;5.1 Philipp Jenninger;391
10.2;5.2 Max Frisch: Zeugenaussage des »Doktors« in Andorra – Stück in zwölf Bildern von Max Frisch; nach dem Elften Bild;404
10.3;5.3 Helmut Kohl: Rede des Bundeskanzlers vor der Frauenkirche in Dresden, öffentliche Kundgebung am 19. Dezember 1989;405
10.4;5.4 Friedrich Schiller: Die Rede des Marquis von Posa in Friedrich Schillers Don Carlos, Infant von Spanien; III. Akt, 10. Auftritt;410
10.5;5.5 Gerhard Schröder: Erklärung von Bundeskanzler Gerhard Schröder zur Lage im Kosovo, Fernsehansprache am 24. März 1999;422
10.6;5.6 William Shakespeare: Die Rede Marc Antons in William Shakespeares The Tragedy of Julius Cæsar; III. Akt, 2. Szene;424
10.7;5.7 Ignatz Bubis: Ansprache anläßlich der Gedenkstunde der 51. Wiederkehr der Synagogenzerstörung 1938 in Deutschland, am 09. November in der Westend-Synagoge in Frankfurt./Main;431
11;6 Interviews und Briefe;437
11.1;6.1 Nach Vorlage genehmigte Abschrift des Gesprächs mit Dr. Philipp Jenninger am 16.05.2006;437
11.2;6.2 Nach Vorlage genehmigte Abschrift des Gesprächs mit Dr. Dirk Ippen am 26.01.2007;450
11.3;6.3 Nach Vorlage genehmigte Abschrift des Gesprächs mit Dr. Thilo von Trotha am 23.02.2007;452
11.4;6.4 Nach Vorlage genehmigte Abschrift des Gesprächs mit Dr. Jeffrey Gedmin am 27.02.2007;459
11.5;6.5 Brief von Jutta Oesterle-Schwerin, 5. Februar 2009;465
11.6;6.6 Brief von Wolfgang Lüder, 3. Februar 2009;467
11.7;6.7 Brief von Dr. Hans-Jochen Vogel, Januar 2009;468
11.8;6.8 Brief von Dr. Werner Hill, 23. Dezember 2006;469
12;7 Verzeichnisse;473
12.1;7.1 Abbildungsverzeichnis;473
12.2;7.2 Abkürzungsverzeichnis antiker Literatur;475
12.3;7.3 Abkürzungsverzeichnis neuerer Literatur;477
12.4;7.4 Verzeichnis abgekürzter Medientitel;477
13;8 Bibliographie;479


4 Schlußbetrachtung und Ausblick (S. 373-374)

4.1 Rhetorische Diskursanalyse und politische Rede

Obwohl die Sprache ein so diffuses, flüchtiges Medium ist, kann sie eine ungeheure Wirkung entfalten, denn nur durch Sprache kann ein Redner seine eigenen Gedanken in Worte kleiden, die seine Mitmenschen unsichtbar erreichen. Tatsächlich handelt es sich bei dieser faszinierenden Erkenntnis um genau die Erscheinung, die Wilhelm Busch zu Beginn von Maler Klecksel so humorvoll beschreibt, wenn er von der Segelflotte der Gedanken spricht, die auf des Schalles Wellen in des Ohres Hafen einfahren (Busch 2008: 617). Buschs Worte müssen dabei ein wenig an eine Aussage Quintilians erinnern, denn auch jener beschrieb die Art und denWeg, den die Gedanken mittels Sprache zu einem Mitmenschen nehmen:

Daher scheinen mir die Gedanken durch dieWortfügung wie durch bestimmte Riemen und Sehnen ihre Spannung und ihren Schwung zu erhalten. […] weil nichts den Zugang zu den Gefühlen zu finden vermag, das im Ohr schon wie in einem Vorzimmer sich unliebsam bemerkbar macht […] (Quintilian 2006b: 369; inst. IX 4,9 f.). Das Ohr, das bei Busch als Hafen beschrieben wird, ist in der Vorstellung Quintilians also ein »vestibulum« (cf. ibid.: 368), die Eingangshalle zur Seele des Menschen, und obwohl es kaum anzunehmen ist, daß sich Busch in seiner Geschichte auf Quintilian bezieht, so wird doch deutlich:

Die Idee der Rhetorik, der wirkungsvollen Sprache und ihrer Deutung, ist universell, sie ist nicht auf die Zeit ihrer Erfindung in der Antike beschränkt, sondern heute noch genau so gültig wie vor zweieinhalbtausend Jahren, und sie führt auch heute zu vergleichbaren Vorstellungen und Ergebnissen. Dies mag daran liegen, daß die Beschaffenheit der Sprache gleich geblieben ist, es liegt aber auch daran, daß Reden Ziele verfolgen, die in ihrer Motivation und Absicht stets vergleichbar sind, und es erklärt sich mit der beobachtenden Perspektive der Rhetorik, die ihre Gültigkeit bis heute auch deshalb behalten hat, weil sie in der Antike mit Empirie, Präzision und Allgemeingültigkeit begonnen wurde:

Die grundsätzlichen Begrifflichkeiten, Definitionen und Arbeitsabläufe wurden so gewählt, daß sie jederzeit für eine beliebige Rede anwendbar sind. Dadurch, daß die Elemente und Abschnitte einer Rede immer bestimmte Funktionen übernehmen und bestimmten Bedingungen unterliegen müssen, bleibt die Rhetorik bis in die Gegenwart die ausgereifteste, umfassendste und genaueste Methodik, um entweder selbst wirkungsvoll zu kommunizieren oder um Kommunikation auf ihre Wirkungskonstruktion zu untersuchen.

Die Verwendung der klassischen, wissenschaftlich reflektierten Rhetorik für heutige politische Kommunikation im allgemeinen und politische Reden im speziellen ist darüber hinaus noch durch einen weiteren, signifikanten Aspekt gerechtfertigt und auch geboten: »Unsere Verfassung beruht auf einem Politikbegriff, der im 5. Jahrhundert vor Christus angelegt wurde und sich mit einer Erfindung der Rhetorik verband« (Pörksen 2005: 6). Die Verknüpfung von aktueller Politik mit Rhetorik ist somit eine logische Schlußfolgerung, die sich aus den historischen Wurzeln heutiger Politik ergibt, und an der sich die moderne Kommunikationsforschung orientieren muß.


König, Jan C. L.
Dr. Jan C. L. König hat Germanistik an den Universitäten Hannover (M.A.) und Bern (Dr. phil.) sowie Recht und Volkswirtschaft an den Universitäten Hamburg und Wien studiert. Seit 2012 ist er Mitarbeiter des Instituts für Marketing und Management an der Leibniz-Universität Hannover.

Dr. Jan C. L. König hat Germanistik an den Universitäten Hannover (M.A.) und Bern (Dr. phil.) sowie Recht und Volkswirtschaft an den Universitäten Hamburg und Wien studiert. Seit 2012 ist er Mitarbeiter des Instituts für Marketing und Management an der Leibniz-Universität Hannover.


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