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Ramstetter / Graf / Wieland | Jeder Schuss ein Treffer | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 208 Seiten

Reihe: Kriminalromane im GMEINER-Verlag

Ramstetter / Graf / Wieland Jeder Schuss ein Treffer

Fußballkrimis

E-Book, Deutsch, 208 Seiten

Reihe: Kriminalromane im GMEINER-Verlag

ISBN: 978-3-8392-7972-4
Verlag: Gmeiner-Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)



Zehn Kriminalgeschichten zu den Spielorten der Fußball-EM 2024 von bekannten Autoren: Als für einen Berliner Oberligisten alles aus dem Ruder läuft. Wie ein Taschendieb in Düsseldorf böse Überraschungen erlebt. Warum ein Fan das Waldstadion nie verlassen hat. Wie in München ein Held geboren wird. Als ein Polizist nackt eine Einbrecherin durch Köln verfolgt. Wie ein Giftmord in Stuttgart zum Eigentor wird. Warum in Dortmund ein Halbfinale vergeigt wird. Wie drei Schalker Juden das Endspiel 1941 zur Flucht nutzen wollen. Tod in den Untiefen des Leipziger Stadions. Weshalb ein Unentschieden in Hamburg gute Seiten hat.
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Ausgleich in der Nachspielzeit
von Jürgen Ehlers
Hamburg Professor Schulz saß an seinem Schreibtisch und überlegte. Vielleicht hatte er einen Fehler gemacht. Zugegeben, dieser Prüfling war ihm zutiefst unsympathisch, und er war durchaus zufrieden damit, dass er die Prüfung nicht bestanden hatte. Andererseits hat ein Prüfer jederzeit die Möglichkeit, das mündliche Examen in die eine oder in die andere Richtung zu lenken, und von dieser Möglichkeit hatte er Gebrauch gemacht. Es war bekannt, dass Schulz bei seinen Prüfungen durchaus einige Fragen einbaute, bei denen es nicht so sehr darauf ankam, sachlich richtige Antworten zu geben, sondern vielmehr darum, dass der Prüfling zeigen sollte, wie er sich bei einer überraschenden Frage aus der Affäre ziehen konnte. So hatte Schulz gleich zu Anfang die Frage gestellt: »Wie viele Gezeitenkraftwerke gibt es in Finnland?« Tobias Krüger hatte die kleine HSV-Fahne auf dem Schreibtisch angestarrt, dann den Professor. Der Student riss sich zusammen. »Nicht sehr viele«, antwortete er. Das war nicht völlig falsch. »Genauer«, hatte Schulz verlangt. »In Finnland gibt es gar kein Gezeitenkraftwerk«, hatte Krüger präzisiert. Das war richtig. Aber der Prüfling hätte jetzt die Gründe erläutern sollen. Doch Krüger schwieg. »Warum nicht?«, hatte Schulz schließlich wissen wollen. Daraufhin hatte Krüger die hohen Kosten für ein Gezeitenkraftwerk aufgeführt. Ja, die Kosten waren hoch. Hinzu kamen ökologische Bedenken. Jedoch war das eigentliche Problem im Falle Finnlands natürlich der zu geringe Tidenhub. Bei herkömmlichen Gezeitenkraftwerken lag dieser in der Regel bei deutlich über zehn Metern. Die waren in Finnland nirgendwo erreichbar. In Helsinki lag der Tidenhub bei einem Meter. Schulz hätte es damit bewenden lassen sollen, aber ihn hatte der Teufel geritten. Er hatte als Alternative zur Ostseeküste den Bau eines Gezeitenkraftwerks an der Küste der Barentssee vorgeschlagen. Diesen Vorschlag hatte der Beisitzer mit einem Stirnrunzeln kommentiert. Zwar gab es an der Barentssee, wie Schulz anschließend ausführte, eine russische Versuchsanlage in Kislaja Guba, die sogar mit dem relativ geringen Tidenhub von fünf Metern auskam. Allerdings hatte Finnland keine Verbindung zur Barentssee, was Krüger ganz offensichtlich nicht wusste. Nach diesem eindrucksvollen Fehlstart hatte Schulz eine ganze Serie von Fragen folgen lassen, bei denen er von vornherein ahnte, dass der Prüfling sie nicht würde befriedigend beantworten können. Konsequenterweise war er letztlich durchgefallen. »Tut mir leid«, hatte Schulz behauptet. Der Beisitzer sagte so leise, dass der Prüfling es nicht hören konnte: »Fair war das nicht.« »Das Leben ist nicht fair«, hatte Schulz geantwortet. »Aber in vielen Fällen gibt es den Verlierern eine zweite Chance. Und in diesem Fall würde ich empfehlen, es vielleicht bei einem anderen Prüfer noch mal zu probieren.« Diesen Ratschlag schien Tobias Krüger nicht beherzigen zu wollen. Er verkündete stattdessen: »Ich komme wieder, Herr Professor. Und das nächste Mal bin ich wesentlich besser vorbereitet, das schwöre ich Ihnen.« Einen Moment lang hatte Schulz das Gefühl, dass das eine versteckte Drohung war, aber so leicht ließ er sich nicht erschrecken. * Schulz erzählte seiner Frau, was passiert war. Beate schüttelte den Kopf. »Was machst du nur für Sachen?« »Wieso? Ich fand das lustig.« »Lustig? So kannst du einen Prüfling nicht behandeln. Das ist zynisch und gemein. Diese Prüfung, die soll doch dazu dienen, diesem Studenten Selbstsicherheit zu geben. Stattdessen setzt du deine ganze Energie da rein, den jungen Mann aufs Kreuz zu legen.« Das wollte Schulz nicht einsehen. »Er hätte auf jede dieser Fragen eine vernünftige Antwort geben können. Das sind keine Wissensfragen. Mit etwas Nachdenken hätte jeder die richtige Lösung finden können.« »Ach, Hartmut, es ist lange her, dass du selbst eine solche Prüfung ablegen musstest. Wahrscheinlich hast du vergessen, wie das ist. Denk darüber nach.« »Ich hatte gedacht, dass wir jetzt irgendetwas essen gehen …« »Nein, Hartmut, das tun wir nicht. Mir ist nicht danach. Ich gehe ins Kino.« »Wir könnten doch zusammen …« Während er sprach, wusste er schon, wie die Antwort lauten würde. Beate schüttelte den Kopf. »Ich geh noch mal ins Institut«, murmelte Hartmut. Beate nickte. »Wir sehen uns nachher.« * Tobias Krüger hatte keine Beate, mit der er sich streiten konnte. Er hatte niemanden. Nein, eigentlich stimmte das nicht. Da waren ja seine Eltern. Seine Mutter wäre enttäuscht. Aber sie würde gar nichts sagen. Sie würde ihn nur still ansehen. Sein Vater hielt große Stücke auf ihn und glaubte unerschütterlich daran, dass sein Sohn ein blendendes Examen machen und anschließend promovieren würde. Er würde ihm Vorwürfe machen. Viele Vorwürfe. Die meisten davon kannte er bereits. Faulheit, Arroganz, Wankelmütigkeit. Faulheit – das war nicht ganz unberechtigt. Arroganz – Tobias fühlte sich nicht arrogant. Hätte er diesem Schulz in den Arsch kriechen sollen? Wankelmütig – nein, Tobias war nicht wankelmütig. Im Gegenteil. Er war zum Äußersten entschlossen. Professor Schulz musste weg. Es wäre ein Leichtes, ihn über den Haufen zu schießen. Theoretisch zumindest. Wenn man denn eine Schusswaffe hatte. Tobias hatte keine. Er würde sich eine Pistole besorgen müssen. Am leichtesten wäre es natürlich, in einen Schützenverein einzutreten, die erforderlichen Prüfungen abzulegen und dann eine Waffe zu kaufen. Aber das dauerte alles viel zu lange. Er wollte nicht jahrelang warten. Er wollte seine Rache jetzt. Sofort. Die Pistole zu beschaffen war leichter, als Tobias gedacht hatte. Der Ingo aus seiner früheren Klasse hatte schon immer mit seinen Beziehungen zur Unterwelt geprahlt. Der kannte sich aus auf St. Pauli. 300 Euro wollte er haben für eine Makarow. Einschließlich Munition. Tobias nickte. »Die ist gebraucht«, sagte Ingo. Er wies Tobias darauf hin, dass die Waffe bei irgendeiner Schießerei benutzt worden sei und dass sie niemals bei ihm gefunden werden dürfe. Tobias versprach, dafür zu sorgen. Schon in seinem eigenen Interesse. »Bist du am Freitag dabei?«, fragte Ingo. Er war auch HSV-Fan. Ja, Tobias würde dabei sein. Blieb nur das schwierigste Stück: den Professor erschießen, ohne dabei erwischt zu werden. * Freitagabend. HSV gegen St. Pauli. Heimspiel im Volksparkstadion. Anpfiff: 18.30 Uhr. Einlass 90 Minuten vorher. Seine Freunde würden auf jeden Fall hingehen, das wusste Tobias. Er hatte sich einen Stehplatz auf der Nordtribüne gesichert und war zusammen mit den Kumpeln rechtzeitig angereist. Sie hatten in der U-Bahn und anschließend im Bus großartige Gesänge losgelassen – sehr zum Schrecken der übrigen Fahrgäste. Auf Pauli-Fans waren sie nicht gestoßen, und so ging die Anreise außerordentlich friedlich ab – zum Glück. Tobias konnte jetzt keinen Ärger gebrauchen. Gemeinsam waren sie bis zum Eingang marschiert und hatten weitergesungen. Dann hatte Tobias in die Jackentasche gegriffen. »So ein Mist!« »Was ist denn los?« »Ticket vergessen! Aber kein Problem, es ist ja noch genug Zeit. Wir sehen uns im Stadion!« »Beeil dich!« Ingo sah besorgt auf die Uhr. Tobias lachte nur und machte sich auf den Weg. Sie würden sich nicht im Stadion sehen. Aber alle würden bezeugen können, dass Tobias die ganze Zeit im Stadion gewesen war, wenn er rechtzeitig zum Schlusspfiff wieder am Ausgang war. Er sah auf die Uhr. Bis zum Spielbeginn waren es knapp 50 Minuten. Dann das Fußballspiel – 2 mal 45 Minuten plus 15 Minuten Halbzeitpause. Das sollte auf jeden Fall ausreichen. Der Plan, den Tobias Krüger ausgearbeitet hatte, würde allerdings nur funktionieren, wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt waren. Der entscheidende Punkt bestand darin, dass Professor Schulz tatsächlich zur vorgesehenen Zeit am vorgesehenen Ort sein würde. Der Ort war klar: das Arbeitszimmer des Professors im achten Stock des Geomatikums, des Hochhauses, in dem die Geowissenschaften der Universität Hamburg untergebracht waren. Die Zeit war auch klar: ungefähr eine halbe Stunde nach Anpfiff. Natürlich war es eher unwahrscheinlich, dass einer der Professoren an einem Freitagabend um 19 Uhr noch in seinem Arbeitszimmer saß und arbeitete. Kein normaler Mensch würde das tun. Aber Schulz war kein normaler Mensch. Selbst an Wochenenden war er oft an seinem Arbeitsplatz zu finden. Er war verheiratet, möglicherweise unglücklich, vielleicht vermied er es deshalb, länger als nötig zu Hause zu sein. Ein zweiter Punkt war, dass außer Tobias Krüger und dem Professor zu der vorgesehenen Zeit niemand im achten Stock des Geomatikums sein durfte. Der Schuss war natürlich nicht unhörbar, die Makarow hatte ja keinen Schalldämpfer, aber Tobias baute darauf, dass durch das System der zahlreichen Feuerschutztüren der Schall nicht bis ins Treppenhaus dringen würde, schon gar nicht bis ins Erdgeschoss, wo der Hausmeister in seiner Kabine saß und las oder schlief. * Nicht alle Eventualitäten ließen sich bei der Planung berücksichtigen. Ein Punkt, mit dem Krüger überhaupt nicht gerechnet hatte, war seine Mutter. Susanne Krüger hatte gestern beim Aufräumen die Pistole entdeckt. Eine Pistole war gefährlich. Als Mutter wollte sie nicht,...


Weigold, Christof
Lutz Kreutzer wurde 1959 in Stolberg geboren. Er schreibt Thriller, Krimis, Sachbücher und gibt Kurzgeschichtenbände heraus. Auf den Buchmessen in Frankfurt und Leipzig sowie auf Kongressen coacht er Autoren. Am Forschungsministerium in Wien hat der promovierte Naturwissenschaftler ein Büro für Öffentlichkeitsarbeit gegründet. Er war lange als Manager in der IT- und Hightech-Industrie tätig. Über seine Arbeit wurden im Hörfunk und TV zahlreiche Beiträge gesendet. Er wurde mit mehreren Stipendien gefördert. In Aachen hat er neben dem Tivoli gewohnt, in Wien in der Nähe des Rapid-Stadions, danach lebte er in der Fußballhauptstadt München, bevor er sich gegenüber der Fußballarena Salzburg niedergelassen hat.
Mehr unter: www.lutzkreutzer.de


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