E-Book, Deutsch, 278 Seiten
Rolf / Sagawe Des Googles Kern und andere Spinnennetze
1. Auflage 2015
ISBN: 978-3-86496-462-6
Verlag: UVK
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Die Architektur der digitalen Gesellschaft
E-Book, Deutsch, 278 Seiten
ISBN: 978-3-86496-462-6
Verlag: UVK
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Das Buch nimmt die Zukunft vorweg. Es beschreibt den genauen Weg unserer Gesellschaft in die Digitale Welt – in die Smarte Gesellschaft. Unsichtbares wird nun sichtbar: Erzählt wird, wie die Smartphones und Apps zu neuen Partnern in allen Lebenslagen werden konnten. Es werden die kalifornischen Tüftler dargestellt, die sich ursprünglich zwischen Garage und Universität tummelten, und bald die Herrscher der neuen Ökonomie sein werden. Wir beschreiben, was Des Googles Kern ist. Mit dem Internet der Dinge kommen wir zu den beiden aktuellsten Erzählungen, Smart Factory und Smartes Leben in der Smarten City.
Es werden die „Nebenfolgen“ dieser Digitalen Transformation für Kultur, Arbeits- und Lebenswelt, die den Homo oeconomicus wenig interessieren, aus Sicht der Bürger und der Beschäftigten in den Mittelpunkt gerückt. Im Zentrum steht die Frage, ob die Digitale Transformation und stabile Gesellschaften überhaupt zusammen vereinbar sind, und ob sich die Spaltung der Gesellschaft in Vermögende, abrutschende Mitte und Habenichtse verstärken wird? Was sind die Optionen, was Zukunftspfade, was Sackgassen: Ausstieg und Muße statt Wettrennen um Effizienzsteigerungen? Vergnügungs- und Event-Ökonomie, also Brot und Spiele, die Arbeitsplatzverluste wie die aufkommende Langeweile kompensieren? Welche Vorschläge kommen von Politik, Wissenschaft, Querdenkern und Weltverbesserern?
Autoren/Hrsg.
Fachgebiete
- Sozialwissenschaften Soziologie | Soziale Arbeit Spezielle Soziologie Mediensoziologie
- Sozialwissenschaften Medien- und Kommunikationswissenschaften Kommunikationswissenschaften Digitale Medien, Internet, Telekommunikation
- Sozialwissenschaften Medien- und Kommunikationswissenschaften Medienwissenschaften Medien & Gesellschaft, Medienwirkungsforschung
Weitere Infos & Material
2. Smartphones und Apps, die neuen „Partner“ für alle Lebenslagen
Nach PC und Internet sind wohl keine Innovationen im privaten Bereich so schnell angenommen worden wie Notebooks und Laptops. Damit war die Nutzung von Rechnern auch unterwegs möglich. Mobilität, Miniaturisierung und Allgegenwärtigkeit von IT sind entscheidende Vehikel, um die Informatisierung der Lebens- und die Welt der Unternehmen voranzubringen. An vielen Orten haben die Nutzer jetzt Zugriff auf das Internet, z.B. über öffentliche WLAN-Hotspots oder Surfsticks. Die „tote Zeit“ ohne Rechner- und Internetnutzung kann jetzt gefüllt werden. Der Weg zum Smartphone als ständigem „Partner“ Abbildung 4 / Der Pfad der Technik-Entwicklung und -Nutzung vom Festnetztelefon zum Smartphone5 Bereits in den 1990er Jahren erfreuten sich persönliche digitale Assistenten (PDA) großer Beliebtheit. Kontakte, Adressen, Termine und Daten konnten komfortabel gespeichert und verwaltet werden. Sie waren programmierbar und erlaubten mathematische Berechnungen. Für viele waren die PDAs ein nützliches Zweitgerät neben dem Handy. Der im Business-Bereich jahrelang sehr erfolgreich genutzte Blackberry war lange Zeit eine wichtige Verlängerung des Büros, nicht nur hinsichtlich der Arbeitszeiten, sondern auch der Informationsflüsse. Die Präsentation des ersten Smartphones von Apple traf den bis dahin uneingeschränkten Herrscher Microsoft wie einen Boxer direkt auf die Kinnspitze, von da an „gings bergab“. Der große Erfolg des Smartphones resultiert aus der Idee, die Konzepte Mobiltelefon und Personal Digital Assistant (PDA) zu verknüpfen und weitere Dienste in das Gerät zu integrieren, so Fabian Krause. Smartphones sind Multifunktionsgeräte mit einem eigenen Betriebssystem. Der Nutzer kann über Mobilfunknetze telefonieren und weitere Verbindungsmöglichkeiten zum Internet nutzen (Bluetooth, WLAN usw.). Sie besitzen mindestens die Funktionalitäten eines PDAs und enthalten zusätzlich u.a. eine Kamerafunktion und Ortungsmöglichkeiten wie z.B. GPS. Durch die Touchbedienung wurde außerdem ein großer Schritt in Richtung Usability getan. Das Smartphone ist in unglaublich kurzer Zeit zum universellen Informations- und Kommunikations-Werkzeug und für viele zu einem „Partner“ geworden. Die Metapher „Partner“ drückt aus, dass man „jemanden“ um sich hat, mit dem man vertraut ist, der verlässlich ist und der hilft, an alles heranzukommen, was einen spontan interessiert. Lena Bergmann kann in ihrem ansonsten kritischen Essay „Apokalypse now“ dennoch ihre Smartphone-Faszination nicht verbergen und drückt das so aus: „Tagsüber suchen wir sie in unseren Manteltaschen – und sind beruhigt, wenn wir ihren schlanken Korpus spüren ... Wenn wir sie vergessen, fehlt sie uns. Die Töne, die ihre Funktionen begleiten, sind uns vertraut wie Atemgeräusche ... Sie lässt uns alles mit allen teilen. Gleichzeitig archiviert sie unser persönliches Erleben, ist Fotoalbum und Tagebuch. Wir vertrauen ihr.“6 Ein Smartphone wird nicht als sperriges technisches Artefakt empfunden. Touchpads und Sprachsteuerung unterstützen die Einfachheit der Bedienung. Die Zeit des Herumschlagens mit Gebrauchsanweisungen ist vorbei. Spielerisches Ausprobieren, Learning-by-doing ist der Reiz, der mit der Gewissheit einhergeht, dass man nichts kaputt machen kann. Das war und ist stets die latente Sorge der älteren Generation, die sich ebenfalls nach und nach an das Gerät herantraut. Das Smartphone schafft Beziehungen, ist Statussymbol und wird durch seine handliche Form nicht weiter als Störelement empfunden. Aus der Möglichkeit der Vernetzung über soziale Netzwerke entsteht ein Anreiz, Daten zu teilen, das eigene Leben zu digitalisieren, ohne dabei groß an datenschutzrechtliche Folgen zu denken. Apps als Fenster zur Welt des Internets Ein weiterer Grund für den Erfolg des Smartphones liegt in seiner individuellen, wenn auch nicht immer kostenlosen Erweiterbarkeit durch Apps nach den jeweiligen Interessen der Nutzer. Apps stellen vielfältige Dienste bereit, mit denen sich viele traditionelle Aufgaben des Alltags auf komfortable Weise abwickeln lassen. Sie bieten viele neue Dienstleistungen an. So können Informationen zu aktuellen Geschehnissen abgefragt werden, Güter, Taxis und Fahrkarten bequem bestellt, die Freunde über die neuesten Ereignisse informiert oder die direkte Umgebung umfangreich erfasst werden. App steht für Application. Es sind entweder eigenständige Programme für Smartphones und/oder Tablet-PCs oder sie dienen als Funktionserweiterungen von Internetservices. Apple hat den Begriff App geprägt. Apps sind die Fenster, durch die man ins Internet mit dem Versprechen schaut, die Unendlichkeit der Welt bequem greifen zu können. Apps unterscheiden sich von klassischen Computerprogrammen durch ihre Fokussierung auf einen bestimmten Zweck. Durch Reduzierung auf wenige Funktionalitäten bleibt die Anwendung übersichtlich und leicht verständlich. Sie können bereits vor dem Kauf durch den Hersteller oder nach dem Kauf über einen App-Store installiert werden. Der Einsatzbereich von Apps ist weit gefächert. Er erstreckt sich von einfachen Anzeigeelementen wie Uhren, Wetterberichten, Nachrichtenticker über Unterhaltungsprogramme zum Abspielen von Video- und Audiodateien bis zu einfachen und komplexeren Videospielen. Es werden standortspezifische Dienste zum Auffinden eines Lokals oder von Verkaufsportalen bis hin zu Spielen angeboten. Die Funktionserweiterungen der Internetservices umfassen u.a. Anwendungen für das Online-Banking, mobile Bezahlsysteme, Shopping-Apps diverser Internethändler oder Kommunikationswerkzeuge sozialer Netzwerke. Es gibt diverse Tools, um die Telefonfunktionen zu überwachen, zu modifizieren oder zu optimieren. Ein Geheimnis des App-Erfolges liegt darin, dass mit Apps bislang unentdeckte Geschäftsmodelle identifiziert wurden, dafür Algorithmen entwickelt und so die Informatisierung der Lebenswelt vorangetrieben wurde. Im Dezember 2013 wurden laut Apple knapp 3 Mrd. Apps heruntergeladen. Dafür gaben die Nutzer 1 Mrd. US-Dollar aus. Es standen 1 Mio. Apps in Apples App-Store bereit. Googles Play-Store hat einen Marktanteil von 37 Prozent. Nach Schätzungen des Prognos-Instituts haben die Deutschen 2014 insgesamt 717 Mio. Euro für diese Programme ausgegeben, ein Wachstum von 31 Prozent. Die andere Seite ist, dass die Chance mit der Programmierung von Apps Geld zu verdienen, gering ist. Von 10.000 Entwicklern verdienen 1,6 Prozent mehr Geld als die übrigen 98,4 Prozent zusammen. Mehr als die Hälfte der Millionen Entwickler verdienen mit ihren Apps weniger als 500 Dollar im Monat. Schirrmacher nannte Apps Arbeitsbienen, die dazu dienen, Menschen effizient zu organisieren. Sie sind zu Managern unseres Alltags geworden. Sie bieten zugleich Zerstreuung an, die für viele Nutzer zur aktuellen Form der Muße geworden ist. Mit Apps wird jederzeit die flexible Erweiterbarkeit des Endgerätes möglich. Der Nutzer muss nicht bereits beim Kauf ein für allemal seine Interessen definieren, die sich ja auch jederzeit ändern können. Er kann sie spontan nach Lust und Laune ergänzen. Viele Anwendungen könnten zwar auch über ein oder zwei Extra-Klicks im Netz erreicht werden. Die App-Strategie setzt auf Bequemlichkeit der Nutzer und die sinnliche Veranschaulichung durch Markensymbole. So einfach sind wir angesichts des unüberschaubaren Angebots zu lenken. Apps verstärken die Kundenbindung zu einer Marke. Die Hemmschwelle zu einem Kaufvorgang wird durch leicht zugängliche Apps gesenkt, der Webshop oder das Online-Auktionshaus häufiger besucht. Der Kunde kann jederzeit, z.B. während der Arbeit oder in der Freizeit, einen Kaufvorgang tätigen. Der Homo oeconomicus lädt jetzt zum 24-Stunden-Konsum ein. Callcenter und Versandhandel können sich auf Umsatzsteigerungen und neue, gering bezahlte Arbeitsplätze freuen. In Deutschland nutzen etwa 21 Mio. Menschen Apps. Verbreitet sind sie besonders im E-Commerce. Wer sich z.B. die Edeka-App herunterlädt, wird über aktuelle Angebote und über 1.400 Rezepte informiert. Registrierte Kunden werden mit Gutscheinen belohnt, die sie über das Smartphone beim nächsten Kauf einlösen können. Als Nebenfolge werden alle entstehenden Kundendaten gespeichert. Das Einverständnis holt sich Edeka durch Anklicken eines 25-seitigen Vertrages. Im Einkaufszentrum Hamburg-Alstertal erhält der Kunde, bei entsprechender App auf seinem Smartphone, beim Eintritt alle Sonderangebote aufgelistet. Den wenigsten Kunden wird transparent sein, welche Daten zu welchem Zweck an wen übermittelt werden. Ganz zu schweigen davon, ob die Daten nach Löschen einer App durch den Kunden ebenfalls beim App-Anbieter gelöscht werden. Bei aller datenschutzrechtlichen Kritik ist eine Vielzahl positiver App-Dienstleistungen vorhanden oder denkbar, die über immer mehr Konsum hinausgehen. Beispielsweise können Apps die Schlüsselrolle für die effiziente Wahl von Verkehrsmitteln übernehmen, die alle Car- oder Fahrrad-Sharing-Angebote in der Nähe bündeln und mit den öffentlichen Verkehrsträgern...