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E-Book, Deutsch, Band 5, 410 Seiten

Reihe: Die Chronik des Eisernen Druiden

Hearne Erwischt

Die Chronik des Eisernen Druiden 5

E-Book, Deutsch, Band 5, 410 Seiten

Reihe: Die Chronik des Eisernen Druiden

ISBN: 978-3-608-10017-4
Verlag: Klett-Cotta
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Nach zwölf Jahren geheimer Druidenausbildung ist es endlich soweit. Atticus O’Sullivan kann seine Auszubildende Granuile an die Erde binden. Auf diese Weise würde die Anzahl der Druiden auf der Welt auf einen Schlag verdoppelt werden. Unglücklicherweise fliegt auf dem Höhepunkt des Rituals Atticus' Tarnung auf.

Nachdem er sich nicht länger verstecken kann, bleibt Atticus keine andere Wahl, als mit seinem treuen Wolfshund Oberon und Granuile an den Fuß des Olymps zu reisen. Dort hat allerdings der römische Gott Bacchus geschworen, Rache an ihm zu nehmen. Damit ist er aber nicht der Einzige. Er muss sich hinter einem alten Vampir und einer Horde dunkler Elben anstellen, bei denen die Ermordung von Atticus ganz oben auf der Prioritätenliste steht.
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Kennt ihr dieses spastische Zucken kurz vorm Einschlafen, wenn die Muskeln dem Gehirn einen Streich spielen? Hellwach fährt man hoch und ist sofort stinksauer auf das eigene Nervensystem, weil man nicht versteht, was das jetzt wieder soll. Ich habe mich sogar schon dabei ertappt, dass ich mit ihm rede. »Verdammt noch mal, Mann.« Ja, wirklich, ich spreche es mit Mann an, und mein Nervensystem lässt es sich gefallen. »Ich hab schon fast geschlafen, und jetzt hast du alle Schafe erschlagen, die ich zählen wollte.« So ungefähr fühlte es sich an, als ich auf dem Kaibab Plateau unterwegs war, nur dass das spastische Ganzkörperzucken von GAIA herrührte. Eigentlich war es mehr ein unangenehmes Schaudern, das sich durch meine Tätowierungen ausbreitete, so ähnlich, als wäre ich im Winter mit nackten Füßen in die Garage getapst und es hätte mir die Brustwarzen zusammengezogen. Genau wie bei diesen nervösen Muskelspasmen fragte ich mich irritiert, was los war. Natürlich war ich nicht am Einschlafen, sondern stand kurz vor dem Höhepunkt der zwölfjährigen Ausbildung meiner Schülerin, die mit Ausnahme der ersten paar Monate und eines aufreibenden Zwischenfalls nach der Hälfte der Zeit völlig friedlich verlaufen war. Granuaile, die dank Immortali-Tee genauso wenig gealtert war wie ich oder Oberon, war endlich bereit, eine vollwertige Druidin zu werden. Und da, gerade als wir nach einem Ort suchten, um sie mit der Erde zu verbinden, spürte ich das Beben. In dem Gemisch aus Emotionen und Bildern, das Elementargeistern als Sprache dient, wandte ich mich an Kaibab: //Verwirrung / Anfrage: Was war das?// //Verwirrung / Unsicherheit / Angst//, kam die Antwort. Mir lief es eiskalt über den Rücken. Noch nie hatte mir ein Elementargeist seine Verwirrung gestanden. Die Angst war zwar völlig normal, denn trotz ihrer fantastischen Kräfte fürchten sich Elementargeister fast vor allem, egal ob es um Bergbauminen, Baugrunderschließung oder Borkenkäfer geht. Ja, manchmal können sie richtige Hasenfüße sein. Doch im Hinblick auf GAIA kennen sie keine Unsicherheit. Granuaile und Oberon drehten sich um und musterten mich verwundert, weil ich wie angewurzelt stehen geblieben war. Ich fragte Kaibab nach dem Grund seiner Angst. //Gefilde hinter dem Meer / Früher Tod / Feuer / Feuer / Feuer// Das war allerdings verwirrend. Kaibab sprach nicht von einer diesseitigen Welt. Er (oder sie, wenn Granuaile sich mit dem Elementargeist unterhalten hätte) meinte ein ganzes Existenzgefilde, das irgendwo auf der anderen Seite des Globus mit der Erde verknüpft war. //Anfrage: Welches Gefilde?// //Name unbekannt // Gott von dort sucht dich // Dringend // Anfrage: Soll ich Ort nennen?// //Anfrage: Welcher Gott?// Die Antwort darauf sollte mir Aufschluss darüber geben, welches Gefilde in Flammen stand. Es gab eine Pause, und ich wandte mich an Granuaile und Oberon. »Mit Kaibab stimmt was nicht. Wartet mal kurz.« Sie wussten, dass sie mich nicht stören durften, und waren so klug, meine Worte zugleich als Aufforderung zur Wachsamkeit zu begreifen. Alles, was den Avatar einer Gegend beunruhigte, in der man sich gerade aufhielt, bot Anlass für einen Zustand adrenalinbeflügelter Paranoia. //Name des Gottes: PERUN//, meldete Kaibab schließlich. Fast unbewusst erwiderte ich //Schock//, weil das genau mein Gefühl zum Ausdruck brachte. Das slawische Gefilde brannte und war vielleicht sogar tot? Wie war es dazu gekommen? Und warum? Ich hoffte auf Antworten von PERUN. Wenn er sie bei mir suchte, musste ich ihn enttäuschen. //Ja / Nenne PERUN Ort// Außerdem hätte mich interessiert, wieso PERUN überhaupt auf die Idee verfallen war, nach mir zu fragen. Hatte ihm jemand verraten, dass mein Tod vor zwölf Jahren nur eine Inszenierung gewesen war? Kaibab blieb stumm, und ich erklärte Granuaile und Oberon rasch die Lage. ›Hey, ist PERUN nicht dieser haarige Typ, von dem du mir erzählt hast, der sich in einen Adler verwandeln kann?‹, fragte Oberon. Ja, genau der. ›Hab mich schon öfter gefragt, warum er nicht Reklame macht für Rasiercreme oder Rasierer mit fünfundzwanzig ultradünnen, vibrierenden Klingen. Mit so jemand würden die massenweise Ware losschlagen.‹ //Er kommt//, sagte Kaibab. //Schnell// »Okay, im Anflug«, sagte ich. »Was ist im Anflug, Atticus?«, fragte Granuaile. »Ein Donnergott. Am besten, wir stellen uns in die Nähe eines Baums, damit wir im Notfall nach Tír na nÓg wechseln können. Und wir sollten unsere Fulgurite rausholen.« Fulgurite schützten vor Blitzschlägen. PERUN hatte sie mir zu einer Zeit geschenkt, als Granuaile gerade erst ihre Ausbildung begonnen hatte. Wir hatten sie schon seit Jahren nicht mehr getragen, weil mich alle Donnergötter für tot hielten. »Glaubst du, PERUN will uns angreifen?« Granuaile ließ ihren roten Rucksack von der Schulter gleiten und öffnete den Beutel mit den Fulguriten. »Eigentlich nicht, aber … Ich hab keine Ahnung, was da läuft. Im Zweifelsfall soll man einen Ausweg parat haben, sag ich immer.« »Ich dachte, du sagst immer, im Zweifelsfall soll man die Schuld auf die Dunkelelfen schieben.« »Ja, das auch.« ›Ich finde nicht, dass das besonders praktische Lösungen für Zweifel sind‹, warf Oberon ein. ›Sie hinterlassen kein Gefühl von Zufriedenheit. »Im Zweifelsfall soll man das Mittagessen des Nachbarn verspeisen«, finde ich besser, weil man dann wenigstens einen vollen Bauch hat.‹ Wir standen auf einer Wiese mit Gras und Klee. Über uns spannte sich ein azurblauer Himmel, und die Sonne küsste Granuailes rotes Haar mit Gold – meines wohl auch. Schon seit längerer Zeit färbten wir unser Haar nicht mehr schwarz, weil inzwischen niemand mehr nach Rotschöpfen suchte. Und nach zwölf Jahren unerfreulicher Glattrasiertheit – ein Spitzbart war einfach zu auffällig und obendrein verdammt schwer zu färben – genoss ich es, mir wieder einen Bart wachsen zu lassen. Unsere Rucksäcke waren prall gefüllt mit Campingausrüstung, die wir im Peace Surplus in Flagstaff gekauft hatten, und so trabten wir, nachdem Granuaile die Fulgurite herausgenommen hatte, wankend hinüber zur nächsten Gruppe von Ponderosa-Kiefern. Ich vergewisserte mich, dass es eine funktionierende Verbindung nach Tír na nÓg gab, dann richtete ich den Blick nach oben und hielt Ausschau nach PERUN. Granuaile tat es mir gleich und reckte ebenfalls den Hals. »Was soll denn dort sein, Sensei? Da ist doch nichts anderes als Himmel.« »Ich nehme an, dass PERUN geflogen kommt. Da, schau mal!« Ich deutete auf einen dunklen, von Blitzstrahlen gefolgten Streifen am nordwestlichen Himmel. Dahinter, in einem Abstand von vielleicht zehn oder fünfzehn Kilometern – aus der Ferne konnte ich das nicht so genau sagen –, brannte ein orangefarbener Feuerball. Granuaile kniff die Augen zusammen. »Meinst du das Ding, das aussieht wie das Logo der Phoenix Suns?« »Nein, PERUN ist der davor, der mit Blitzen um sich wirft.« »Ach, und was ist dann das dahinter? Ein Meteor oder ein Cherub oder so was?« »Oder so was. Jedenfalls nichts Nettes. Das ist kein warmes, behagliches Lagerfeuer, an dem man sich im Kreis von Freunden Longfellow-Gedichte vorliest und Marshmallow-Kekse verspeist. Das ist eher wie Napalm mit einem Phosphorkern und einem Schuss Höllensoße.« Die Blitze und der Feuerball schlugen einen Bogen über den Himmel und steuerten dann direkt auf uns zu. ›Ähm, Atticus. Sollten wir vielleicht mal diesen Fluchtweg ausprobieren? Bloß damit wir sicher sind, dass er auch funktioniert.‹ Hab dich schon verstanden, Kumpel. Bin auf dem Absprung. Aber warten wir erst mal ab, ob wir mit PERUN reden können. Der Himmel über uns verdunkelte sich, und es gab einen lauten Donnerschlag, der alles erbeben ließ. PERUN flog mit Überschallgeschwindigkeit. Ungefähr fünfzig Meter vor uns landete er polternd in der Wiese, und um den neu entstandenen Krater flogen große Grasbrocken durch die Luft. Ich spürte den Aufprall in den Füßen, und die Druckwelle stieß mich einen halben Schritt nach hinten. Ehe die Grasstücke zurück auf die Erde gefallen waren, stürzte mir eine muskelbepackte, dicht behaarte Gestalt mit panisch verzogenem Gesicht entgegen. »Atticus, müssen wir aus diesem Gefilde fliehen! Ist nicht sicher! Bringst du mich weg – rettest du...


Hearne, Kevin
Kevin Hearne, geboren 1970, lebt in Arizona und unterrichtet Englisch an der High School. 'Die Chronik des Eisernen Druiden' machte ihn unter Fantasyleserinnen und -lesern mit einem Schlag weit über die USA hinaus bekannt.

Kevin Hearne, geboren 1970, lebt in Arizona und unterrichtet Englisch an der High School. 'Die Chronik des Eisernen Druiden' machte ihn unter Fantasyleserinnen und -lesern mit einem Schlag weit über die USA hinaus bekannt.

Kevin Hearne, geboren 1970, lebt in Arizona und unterrichtet Englisch an der High School. »Die Chronik des Eisernen Druiden« machte ihn unter Fantasyleserinnen und -lesern mit einem Schlag weit über die USA hinaus bekannt.


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