Baberowski / Feest / Hacke | Arbeit an der Geschichte | Buch | 978-3-593-39149-6 | sack.de

Buch, Deutsch, Band 18, 155 Seiten, Großformatiges Paperback. Klappenbroschur, Format (B × H): 141 mm x 213 mm, Gewicht: 222 g

Reihe: Eigene und fremde Welten

Baberowski / Feest / Hacke

Arbeit an der Geschichte

Wie viel Theorie braucht die Geschichtswissenschaft?

Buch, Deutsch, Band 18, 155 Seiten, Großformatiges Paperback. Klappenbroschur, Format (B × H): 141 mm x 213 mm, Gewicht: 222 g

Reihe: Eigene und fremde Welten

ISBN: 978-3-593-39149-6
Verlag: Campus Verlag GmbH


Die Beiträge des Bandes widmen sich der umfassenden Frage, was die Theorie für die Geschichtsschreibung leisten kann. Brauchen Historiker überhaupt Theorien? Und welche Rolle spielen speziell Theorien von Repräsentation in der Geschichtswissenschaft? Es kommen unter anderem Autoren zu Wort, die an historischen Fallbeispielen zeigen, was mit Theorien anzufangen ist und wie Geschichten erzählt werden müssen, die sich auf die Theorie berufen.
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InhaltWas sind Repräsentationen sozialer Ordnungen im Wandel?Anmerkungen zu einer Geschichte interkultureller Begegnungen .................... 7Jörg BaberowskiRepräsentationen und Konstruktionen: Wie viel Erkenntnistheoriebraucht die Geschichtswissenschaft? .............................................................. 19David FeestWandel und seine Repräsentation.................................................................. 37Matthias PohligVisuelle Repräsentationen im politischen Kontext:Formen und Funktionen ............................................................................... 63Priska JonesKollektive Identität ohne Differenz und Repräsentation:Jürgen Habermas in der Diskussion .............................................................. 79Jens HackeKollektive Identität - Repräsentationen von Kollektiven:Zwei Modelle zur Erfassung von Gruppenprojektionenin der Frühen Neuzeit? ................................................................................ 101Ruth SchillingBrauchen Historiker Theorien?Erfahrungen beim Verfassen von Texten...................................................... 117Jörg BaberowskiSchreibweisen und Theorien der außereuropäischen Geschichteam Beispiel Südostasiens ............................................................................. 129Vincent HoubenAutorinnen und Autoren............................................................................. 155


Was sind Repräsentationen sozialer Ordnungen imWandel? Anmerkungen zu einer Geschichteinterkultureller BegegnungenJörg Baberowski»Kulturgeschichte treiben«, sagt Roger Chartier, heißt, »den Betrieb der Repräsentationzu untersuchen«. Denn die Strukturen der sozialen Welt seien »keineobjektiven Gegebenheiten«, sondern Produkte politischer, gesellschaftlicher unddiskursiver Praktiken. Was Chartier vor 15 Jahren noch als Aufgabe formulierte,ist heute anerkannte Einsicht. Es kommt nicht länger darauf an, die Welt zubeschreiben, wie sie an sich ist, sondern wie Menschen sie gesehen haben. DerAbgrund zwischen Wirklichkeit und Repräsentation ist überwunden, die Wirklichkeitzu einem Modus der Repräsentation geworden. Wie aber stellen RepräsentationenOrdnungen her? In welchen Ordnungen entstehen welche Repräsentationen?Und wie verändern sich Repräsentationen und Ordnungen, wennes zu Begegnungen zwischen Menschen kommt? Eine zureichende Antwort aufdiese Fragen wird man nur bekommen, wenn man sich darüber verständigt hat,was Repräsentationen sind und in welchem Verhältnis sie zu den Ordnungenstehen, die sie ausrichten. Diese Frage lässt sich leichter beantworten, wenn zuvorentschieden worden ist, welches Verständnis von Repräsentationen man ausschließenmöchte.1. Sie sind keine Bezeichnung für repräsentative Institutionen oder Körperschaften,die Interessen vertreten oder den Willen von Menschen repräsentieren.2. Sie sind keine bloßen Abbilder der gesellschaftlichen oder politischen Strukturen,über die sie Auskunft geben.3. Hier wird auch nicht die erkenntnistheoretische Frage erörtert, welcher Zusammenhangzwischen der Wirklichkeit und den Vorstellungen besteht, dieman sich von ihr macht. Was hier zur Sprache kommt, beruht auf der Prämisse,dass Wirklichkeit nur als vorgestellte und begriffene Wirklichkeit verstandenwerden kann. Es wird also vorausgesetzt, dass zwischen derWirklichkeitund ihrer Repräsentation kein Abgrund besteht, der überwunden werdenmuss.Der Repräsentationsbegriff ermöglicht es, Handeln und (kulturelles) Wissen ineinen Zusammenhang zu bringen. In diesem Verständnis sind RepräsentationenOrganisationsformen des Wissens, Muster der sinnhaften Verarbeitung von Lebensverhältnissenund kollektiven Erfahrungen, dieMenschen ermächtigen, sichin der historischen, sozialen oder politischen Realität zurechtzufinden. Andersgesagt: Wir könnten die Welt nicht verstehen, wenn wir sie nicht auf Begriffebrächten oder in Symbolen oder Bildern darstellten und damit für uns undandere festhielten. Die Repräsentation des Erfahrenen ermöglicht es Menschenüberhaupt erst, etwas zu wissen und es anderen mitzuteilen. Wenn wir nichtdie Gabe besäßen, Erfahrungen aufzubewahren, weiterzuerzählen und ihnen einedauerhafte Gestalt zu geben, könnten wir einander nicht mitteilen, wie wirdie Welt sehen und erfahren haben. Um es mit Ernst Cassirer zu sagen: DerMensch kann der Welt nicht unmittelbar gegenübertreten, er kann seinen eigenenErfindungen nicht entkommen. Statt mit den Dingen, hat er es immernur mit sich selbst und den Repräsentationen zu tun, die sein Wissen ordnen.Die Repräsentationen schieben sich zwischen uns und die Wirklichkeit, aber sieverstellen unseren Blick auf die Welt nicht, sie machen ihn im Gegenteil erstmöglich. So gesehen eröffnen Repräsentationen Handlungsmöglichkeiten, siebeschränken sie aber auch, weil sie keine beliebigen Optionen eröffnen.Repräsentationen sind also Darstellungsformen des Wissens, die es Menschenüberhaupt erst ermöglichen, sich eine Welt zu errichten. Wo etwas zumAusdruck gebracht wird, äußert es sich in symbolischen Formen, in Repräsentationen.Mit ihnen erschließen wir die Welt, in der wir leben. Was Identität genanntwird, ist eine Leistung der Repräsentationspraktiken, die uns und anderenzeigen, was und wer wir sind. Nur wer sich und die anderen identifizieren kann,hat eine Identität. Aber wir verstehen eine Lebensäußerung oder einen Ausdrucknur in vertra


Jörg Baberowski ist Professor für Geschichte Osteuropas an der Humboldt-Universität zu Berlin.


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