Berner | Berner, F: Hybride Sozialstaat | Buch | 978-3-593-38862-5 | sack.de

Buch, Deutsch, Band 69, 345 Seiten, Großformatiges Paperback. Klappenbroschur, Format (B × H): 140 mm x 213 mm, Gewicht: 432 g

Reihe: Theorie und Gesellschaft

Berner

Berner, F: Hybride Sozialstaat

Buch, Deutsch, Band 69, 345 Seiten, Großformatiges Paperback. Klappenbroschur, Format (B × H): 140 mm x 213 mm, Gewicht: 432 g

Reihe: Theorie und Gesellschaft

ISBN: 978-3-593-38862-5
Verlag: Campus Verlag GmbH


' Öffentlich' und 'privat' sind zentrale Kategorien zur Beschreibung der Strukturen des herkömmlichen Sozialstaats. Frank Berner geht dem Wesen und dem Wandel dieser Kategorien mit Blick auf die Alterssicherung nach und untersucht deren drei Säulen – gesetzliche Rentenversicherung, betriebliche Altersversorgung und individuell-private Vorsorge – in ihren Wechselwirkungen seit dem 19. Jahrhundert. Er zeigt, dass die Unterscheidung von öffentlich und privat eine sozialpolitische Ordnungsfiktion ist, die sich im Nachkriegssozialstaat in Institutionen und Politikfeldern verfestigt hat, die im derzeitigen sozialstaatlichen Wandel jedoch ihre Plausibilität verliert.

Preis des Forschungs-Netzwerks Alterssicherung / Deutsche Rentenversicherung Bund
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1 Die Entzauberung einer Ordnungsfiktion91.1 Alterssicherung in Deutschland101.2 Ungereimtheiten bei der Unterscheidung von staatlich und privat 121.3 Blinde Flecke der Alterssicherungsforschung 151.4 Argument und Aufbau der Studie 181.5 Methoden der Untersuchung 242 Wohlfahrtsstaat als gesellschaftliche Selbstbeschreibung und als institutionelle Struktur 272.1 Funktionale Differenzierung und ihre intellektuelle Reflexion im 19. Jahrhundert..282.2 Sozialpolitik im Kontext des deutschen Trennungsdenkens332.3 Merkmale von Wohlfahrtsstaatlichkeit362.4 Die sozialstaatliche Steuerungsfiktion492.5 Zwischenfazit: Hybride institutionelle Struktur und dualistische Ordnungsvorstellungen543 Die Formung der "privaten" Alterssicherung durch staatliche Regulierung 573.1 Erste staatliche Interventionen: Preußische Kassenpolitik (1733-1873) 583.2 Die Einführung der Versicherungsaufsicht (1901) 673.3 Die aufsichts- und steuerrechtliche Konstituierung der Durchführungswege der betrieblichen Altersversorgung (1901-1949) 703.4 Zwischenfazit: Alterssicherung im Zusammenspiel von nicht-staatlicher Initiative und staatlicher Regulierung 804 Die Ko-Evolution der "staatlichen" und der "privaten" Alterssicherung834.1 Der Entstehungskontext der Sozialversicherung 844.2 Die Invaliditäts- und Altersversicherung (1889) 904.3 Der Gleichschritt der "staatlichen" und der "privaten" Alterssicherung (1889-1956) 964.4 Die Auswirkungen der Rentenreform 1957 auf die "private" Alterssicherung 1034.5 Die soziale Konstruktion der zwei Welten der Alterssicherung 1124.6 Zwischenfazit: Die Steuerungs- und die Ordnungsfiktion in der Alterssicherung 1245 Policy-Wandel in der Alterssicherung: Vom Ein-Säulen- zum Mehr-Säulen-Paradigma 1275.1 Reformen der Alterssicherung 1999 bis 2004 - ein Überblick 1295.2 Die Emergenz einer neuen Policy: Alterssicherungspolitik 1545.3 Die Unterscheidung von Altersvorsorge und Vermögensbildung1655.4 Sicherheit und Sicherungsziele in der Alterssicherungspolitik 1735.5 Zwischenfazit: Die Entstehung von Alterssicherungspolitik und die Sozialpolitisierung der "privaten" Alterssicherung 1866 Wandel der Politiknetzwerke in der Alterssicherung: Von der Separation zur punktuellen Integration 1886.1 Die Netzwerkanalyse in der Policy-Forschung 1896.2 Die Öffnung der Politiknetzwerke in der Alterssicherung 1926.3 Alterssicherungspolitik als Konglomerat von Issue-Netzwerken.2156.4 Rollenzuschreibungen in den Politiknetzwerken der Alterssicherung 2176.5 Zwischenfazit: Vernetzung bei Aufrechterhaltung der Grenzen 2347 Wandel von Institutionen und Strukturen der Alterssicherung: Von der Ko-Existenz zur Interdependenz 2367.1 Institutionelle und organisatorische Neuorientierung bei der gesetzlichen Rentenversicherung 2377.2 Regulierungsebenen der betrieblichen Altersversorgung 2477.3 Die Individualisierung der betrieblichen Altersversorgung 2597.4 Die Märkte der "privaten" Alterssicherung 2757.5 Die wohlfahrtsstaatliche Einbettung der Altersvorsorgemärkte 2877.6 Zwischenfazit: Sozialpolitisierung und Vermarktlichung 2958 Der hybride Sozialstaat 2978.1 Die Entgrenzung der Alterssicherungspolitik 2978.2 Steuerungsprobleme staatlicher Regulierung 3018.3 Die Ortlosigkeit des Sozialpolitischen 3068.4 Jenseits der Unterscheidung von staatlich und privat 308Verzeichnis der Tabellen 313Verzeichnis der Schaubilder 314Literatur 315Danksagung 344


1 Die Entzauberung einer OrdnungsfiktionDie Unterscheidung zwischen Staat und Markt und die Unterscheidung zwischen öffentlich und privat spielen in den Debatten über die soziale Sicherung und den Sozialstaat in Deutschland eine wichtige Rolle. Die Entwicklung der Sozialpolitik seit den 1990er Jahren hat den Umgang mit diesen Unterscheidungen jedoch schwieriger gemacht: Es ist immer weniger eindeutig, wo der Sozialstaat aufhört und wo (private) Marktstrukturen anfangen. Öffentlich und privat können immer schlechter auseinander gehalten werden. Dies zeigt sich auch in der Alterssicherung: Einerseits ist es nach wie vor üblich, von "staatlicher" und "privater" Alterssicherung zu sprechen. Andererseits wird gerade nach den privatisierenden Rentenreformen seit der Jahrtausendwende immer häufiger angemerkt, dass die Unterscheidung verschwimme, dass staatlich und privat in der Alterssicherung immer schwieriger zu unterscheiden seien. Die zunehmende Thematisierung der Ungenauigkeit und Uneindeutigkeit der Unterscheidung von staatlich und privat steht in einem Kontrast zu ihrer fortlaufenden Verwendung. Von diesem Widerspruch ausgehend, behandle ich in dieser Studie zwei Fragen. Die erste Frage betrifft die Beobachtung, dass die Unterscheidung von staatlich und privat in der Alterssicherung verschwimmt: Welche Veränderungen sind es genau, die als ein Verwischen der Unterscheidung von staatlich und privat in der Alterssicherung wahrgenommen werden? Um diese Frage zu beantworten, untersuche ich mit Politikfeldanalysen den gemeinsamen Wandel der gesetzlichen Rentenversicherung, der betrieblichen Altersversorgung in der Privatwirtschaft und der individuell-privaten Altersvorsorge. Dabei zeigt sich, dass sich etwa seit der Jahrtausendwende die Politikinhalte, die Politiknetzwerke sowie die institutionellen Strukturen der Alterssicherung verschränken, vermischen und angleichen. Die zweite Frage zielt auf die Tiefenstruktur des empirisch beobachtbaren Wandels in der Alterssicherung: Was bedeutet es für den deutschen Sozialstaat, dass die Unterscheidung von staatlich und privat in der Alterssicherung verschwimmt? Anders formuliert: Lassen sich aus dem Wandel der Alterssicherung Rückschlüsse auf einen Wandel des Sozialstaats ziehen? Um auf diese Frage eine Antwort zu finden, ziehe ich eine zweite Analyseebene hinzu: die Ebene der kollektiven Vorstellungen, mit denen die Gesellschaft sich selbst beschreibt und sich ein Bild von ihrer eigenen Ordnung macht. Die Annahme, "staatlich" und "privat" könnten in der Sozialpolitik eindeutig unterschieden werden, erweist sich als eine Ordnungsfiktion, die den deutschen Sozialstaat lange Zeit geprägt hat. Der sozialpolitische Wandel lässt die grundsätzlich hybriden Strukturen der Wohlfahrtsproduktion jedoch immer deutlicher hervortreten, die Ordnungsfiktion verliert dadurch an Plausibilität - sie wird entzaubert.1.1 Alterssicherung in DeutschlandWenn von "der Rente" die Rede ist, denkt man in Deutschland zuerst an die gesetzliche Rentenversicherung, obwohl es daneben noch eine ganze Reihe anderer Formen der Alterssicherung gibt: etwa die Beamtenversorgung, die Versorgungswerke für verkammerte freie Berufe, die Alterssicherung der Landwirte, die betriebliche Altersversorgung in der Privatwirtschaft, die Zusatzversorgung im öffentlichen Dienst sowie die individuell-private Altersvorsorge. Zur herausragenden Stellung der gesetzlichen Rentenversicherung im Gesamtsystem der Alterssicherung trägt zum einen der große Versichertenkreis bei: In der gesetzlichen Rentenversicherung sind alle unselbständig Beschäftigten sowie einige Gruppen von Selbständigen pflichtversichert. Zum anderen verdankt die gesetzliche Rentenversicherung ihre Bedeutung den Leistungsprinzipien Lohnersatz und Lebensstandardsicherung, die mit der Rentenreform 1957 Einzug in die Rentenversicherungspolitik hielten. Aufgrund dieser Gestaltungsmerkmale ist die gesetzliche Rentenversicherung zu einem gewaltigen Transfersystem angewachsen. I


Berner, Frank
Frank Berner, Dr. phil., ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Deutschen Zentrum für Altersfragen (DZA), Berlin.

Frank Berner, Dr. phil., ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Deutschen Zentrum für Altersfragen (DZA), Berlin.


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