Borth | Gott mit uns | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 104 Seiten

Borth Gott mit uns

Die Familie von Michael auf Bassow, Ganzkow, Groß Plasten, Ihlenfeld, Schönhausen und Voigtsdorf

E-Book, Deutsch, 104 Seiten

ISBN: 978-3-7448-4528-1
Verlag: Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Heinrich Friedrich Christian Michael, Pächter des Gutes Brohm, galt zu Beginn des 19. Jahrhunderts der tüchtigste und angesehenste praktische Landmann im Amt Stargard. Mit dem Kauf der Güter Ihlenfeld, Bassow und Schönhausen legte der ehemalige Schreiber eines Gutsverwalters den Grundstein für den rasanten gesellschaftlichen Aufstieg seiner Familie. Seine vier Söhne ließen sich am Vorabend der bürgerlichen Revolution für 4000 Gulden vom österreichischen Kaiser in Wien adeln und führten selbstbewusst ein Wappen mit dem Erzengel Michael im Zentrum. Dessen Name ins Deutsche übersetzt heißt: "Wer ist wie Gott?" Die nunmehr adligen Brüder führten in bis zu vier Gestüten die erfolgreiche Pferdezucht ihres Vaters fort. Sie kauften die Güter Voigtsdorf und Groß Plasten, beauftragten Stararchitekten ihrer Zeit mit dem Neu- bzw. Umbau von Herrenhäusern, Kirchen und ganzer Gutsbetriebe und verbanden sich familiär mit legendären Großindustriellen des Ruhrgebietes. In der dritten Generation stellten die geadelten Michaels mit dem Enkel einstigen Gutschreibers den Ministerpräsidenten des Freistaates Mecklenburg-Strelitz. Nach 100 Jahren war die Herrlichkeit vorbei. Im Ergebnis des Zweiten Weltkrieges verlor die Familie ihr Vermögen und ihre Heimat.
Borth Gott mit uns jetzt bestellen!

Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


Der Pferdeflüsterer
Den Grundstein für den Reichtum der Familie legte der Vater der vier Brüder, der spätere Amtmann Heinrich Friedrich Christian Michael.7 Einer 1978 von Alfred Hinz handgeschriebenen 57 Seiten umfassenden Chronik von Schönhausen folgend soll er ein Reitknecht der Eigentümerfamilie von Rieben gewesen sein, dann deren Statthalter und späterer Inspektor, „der es offenbar aufs Geld abgesehen hatte“. Der ehrgeizige Aufsteiger soll deshalb die Tochter eines Viehhändlers aus [Alt-]Strelitz geheiratet haben, der vor allem mit Pferden handelte, „die er sogar aus England holte“.8 Was allerdings vor der von Napoleon im November 1806 verordneten Kontinentalsperre geschehen sein muss, die bis zu ihrer Aufhebung 1811 den Handel mit den britischen Inseln zum Erliegen brachte. Die Geschichte mit dem Reitknecht dürfte aus dem Phantasiereich sozialistischer Geschichtsschreibung stammen, die sich wie Astrid Lindgrens Pippi Langstrumpf die Welt so machte, wie sie ihr gefiel. Sicher ist, Heinrich Friedrich Christian Michael, der am 28. Mai 1751 in Brohm getauft wurde9 und 1782 Schreiber beim Gutsverwalter Schultze war10, pachtete 1786 das Gut seines Heimatdorfes Brohm11 von dessen damaligem Besitzer Carl Wedig Christian von Rieben.12 Verheiratet mit der am 29. August 1765 in [Alt-]Strelitz geborenen Regina Sophia Charlotta Maas, Tochter des Handelsmannes Carl Friederich Maas13, behielt er die Pacht von Brohm auch unter dem folgenden Besitzer, dem Kammerherrn Otto Heinrich Christian Friedrich von Rieben14, der zuerst in Friedrichshof lebte, wo er sich um 1800 ein neues Gutshaus bauen ließ.15 Pächter Heinrich Friedrich Christian Michael galt als „der tüchtigste und angesehenste praktische Landmann im Amt Stargard.“16 Nachdem er 1810 Ihlenfeld erworben hatte, wo er ab 1811 auch wohnte17, kaufte er 1816 Bassow und 1820 Schönhausen.18 Einen Großteil seines Vermögens erwarb er, durch das vom Großherzog genehmigte Bauernlegen in Bassow19, das er zu einer Meierei ausbaute, sowie durch die Zucht von deutschen Warmblutpferden. Bereits in Brohm hatte Heinrich Friedrich Christian, dessen 1707 geborener Vater Jochen Jürgen aus Neetzka stammte20, ein Gestüt gegründet, dessen erster arabischer Vollbluthengst „Grosvenor“, ein 1799 geborener Import aus England, über mehrere Generationen viele Nachkommen hatte und als legendär galt.21 Er soll seinerzeit noch ungeboren im Mutterleib nach Mecklenburg gekommen sein.22 Zwischen 180823 und 1811 wurde das Gestüt nach Ihlenfeld verlegt, wo 1821 der Urahn der [von] Michaelschen Zucht, Grosvenor, starb.24 Das Gestüt in Ihlenfeld wurde 1820 als „vortreffliche Stuterei“25 eingeschätzt, das in Bassow als eine „beträchtliche Stuterei“. 26 Am 26. Februar 1828 starb Amtmann Heinrich Friedrich Christian Michael, Herr auf Ihlenfeld, Schönhausen und Bassow und Vater von vier Söhnen aus ähnlichem Schrot und Korn wie er selbst, an einem Entzündungsfieber. Zwei Tage später wurde er beerdigt.27 Seine Frau überlebte ihn ein Jahrzehnt. Sie schloss am 3. Februar 1838 im Alter von 73 Jahren in Neubrandenburg für immer ihre Augen. Als Todesursache wird ein Nervenleiden angegeben.28 In Brohm legte Heinrich Friedrich Christian Michael den Grundstein für den Wohlstand der Familie. 1782 fing er auf dem Gut als Schreiber an. Zwischen 1786 und 1811 lebte er hier als Pächter. Das Bild zeigt das Gutshaus 1859. Was du ererbt von deinen Vätern hast, Erwirb es, um es zu besitzen. Was man nicht nützt, ist eine schwere Last, Nur was der Augenblick erschafft, das kann er nützen.29 Spätestens im Zuge der Erbauseinandersetzung teilten die Brüder den väterlichen Besitz, für den sie teilweise bereits zu dessen Lebzeiten als seine Verwalter bzw. Statthalter die Verantwortung trugen. August Hans Friedrich Alexander, geboren am 11. Oktober 1794 in Brohm, der nach seiner Heirat mit der 19-jährigen Neubrandenburgerin Johanna Charlotte Oesten 1824 auf dem 1820 vom Vater erworbenen Gut Schönhausen lebte, wo am 8. Dezember 1825 auch Tochter Emma (Emmy) Dorothea Johanna Friederike zu Welt kam30, erhielt als Ältester das Stammgut Ihlenfeld, wo er mit seiner Familie spätestens ab 1827 auch wieder wohnte, kam doch dort am 6. April 1827 mit Heinrich Friedrich Christian Michael sein Stammhalter zur Welt.31 Drei Jahre später folgte am 2. Dezember 1830 Anna Luise Johanna Henriette, die als Oberhofmeisterin der Schweriner Großherzogin Marie 1873 in zweiter Ehe in Berlin den Kammerherrn Carl von Gamm heiratete. Der Geheime Legationsrat, Kammerherr und großherzogliche Major war der letzte Gesandte und bevollmächtigte Minister beider Mecklenburgs in Wien. Er hatte den Posten ab 1858 bekleidet. Im Jahr seiner Eheschließung wurde die Gesandtschaft in der Walfischgasse 4 für immer geschlossen.32 Die Walfischgasse 4 war 1862 auf der Gründung der 1857 abgerissenen Wiener Stadtbefestigung gebaut worden. Sie gehörte wie das Nachbargebäude den Bankiers Eduard und Moritz von Todesco. Vier Jahre nach Schließung der Gesandtschaft starb der ehemalige Berufsdiplomat mit 55 Jahren, „angeblich an einem Herzleiden“, wie es in Akten des Landeshauptarchivs in Schwerin heißt.33 Anna überlebte ihn 17 Jahre. Sie starb am 30. September 1894 in Schwerin.34 Johann Heinrich Ludwig Erdmann, der am 19. Juni 1796 Zweitgeborene, erhielt Schönhausen, wo er als Junggeselle am 12. Januar 1878 auch starb.35 Heinrich Michael ließ das Gut, das, wie Ihlenfeld, einmal der Familie von Rieben gehörte, bevor es der Vater kaufte, neu anlegen. Nicht nur das 1841/42 erbaute Herrenhaus36 und das 1857 fertig gestellte Verwalterhaus37, sondern auch zwei alte Stallungen sprechen für die Handschrift des Schinkelschülers und Großherzoglichen Hofbaumeisters Friedrich Wilhelm Buttel. Otto Leopold Theodor Ferdinand, geboren am 17. Mai 1799, erhielt als Zweitjüngster das dritte durch den Vater erworbene Gut Bassow. Es stammte aus der Konkursmasse des als Theatergrafen in die Geschichte eingegangenen Karl von Hahn auf Remplin, dessen Pächter mit Carl Runge übrigens ein Bruder des berühmten Landschaftsmalers der Romantik, Philipp Otto Runge, aus Wolgast war.38 Mit seiner jungen Frau, der 1808 geborenen Georgine Friederike Sophie Wilhelmine Kölling, der jüngsten Tochter des verstorbenen Wolgaster Kaufmans Carl Gottlieb Kölling39, bezog der neue Herr auf Bassow ein gemachtes Nest. Der Vater hatte das Gut „fast ganz neu“ aufgebaut.40 Professorin Sabine Bock geht sogar davon aus, dass das in dem Zusammenhang erbaute und zum Kriegsende 1945 zerstörte Gutshaus auf einen Entwurf von Friedrich Wilhelm Buttel zurückgeht.41 Drei Kinder wurden dem Paar aus Bassow geboren. Am 11. Mai 1831 kam mit Carl Otto Ferdinand gleich der erwünschte Erbe auf die Welt. Am 12. Dezember 1832 wurde Tochter Friederike Julie Auguste Marie geboren, die, noch nicht einmal ein Jahr alt, bereits am 22. Oktober 1833 starb. Nur zwei Monate später gab es im Hause Michael wieder Freude, als am 23. Dezember mit Heinrich Friedrich Christian Sylvester der zweite Sohn das Licht der Welt erblickte. Gut Bassow stammte aus der Konkursmasse des Grafen Karl von Hahn auf Remplin. Dessen Pächter war Karl Runge, ein Bruder des Landschaftsmalers Philipp Runge. 1839 erwarb Otto Leopold Theodor Ferdinand, der seine Kinder übrigens daheim durch Privatlehrer unterrichten ließ, von 1838 bis 1844 durch Johann Wilhelm Ludwig Friedrich Pfitzner42, der mit der Familie an der Ostsee Urlaub machte43, noch das Gut Voigtsdorf.44 Hier ließ er nach einem Entwurf von Friedrich Wilhelm Buttel die 1855 fertigstellte neugotische Kirche errichten. Fünf Jahre später machte er seinen Ältesten zum Mitbesitzer von Voigtsdorf.45 Carl Otto Ferdinand hatte in Preußen eine juristische Laufbahn eingeschlagen. Am 15. Januar 1858 war der bisherige Appellationsgericht-Ausculator46,47 zum Auditor48 beim Großherzoglichen Amt und Amtsgericht in Neustrelitz ernannt worden.49 Wahrscheinlich sollte für ihn ein standesgemäßes Herrenhaus erbaut werden. Professorin Sabine Bock spricht von „angeblichen Plänen“.50 Gerlinde Kienitz, ehemalige Leiterin des Neustrelitz Museums, führt Voigtsdorf, obwohl es dort kein um die Mitte des 19. Jahrhunderts errichtetes Gutshaus gibt, sogar in einer Liste vollendeter Profanbauten Buttels auf.51 Nach dem Tod des Vaters, der am 19. März 1879 in Bassow starb52, wurde Carl Otto Ferdinand der neue Fideikommissherr aus Bassow und...


Borth, Helmut
1960 in Neubrandenburg geboren, arbeitet Helmut Borth seit 2008 als freier Journalist und Autor sowie Inhaber bzw. Geschäftsführer von Unternehmen im Wellnessbereich. Von ihm erschienen bisher 20 Bücher, die über Geschichten mit Geschichte mit der regionalen Vergangenheit von Mecklenburg-Strelitz und der Uckermark bekannt machen bzw. besondere Reiseziele in Mecklenburg-Vorpommern präsentieren.


Ihre Fragen, Wünsche oder Anmerkungen
Vorname*
Nachname*
Ihre E-Mail-Adresse*
Kundennr.
Ihre Nachricht*
Lediglich mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.
Wenn Sie die im Kontaktformular eingegebenen Daten durch Klick auf den nachfolgenden Button übersenden, erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihr Angaben für die Beantwortung Ihrer Anfrage verwenden. Selbstverständlich werden Ihre Daten vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Sie können der Verwendung Ihrer Daten jederzeit widersprechen. Das Datenhandling bei Sack Fachmedien erklären wir Ihnen in unserer Datenschutzerklärung.