Burchardt / Peters / Weinmann | Arbeit in globaler Perspektive | Buch | 978-3-593-39964-5 | sack.de

Buch, Deutsch, 240 Seiten, Großformatiges Paperback. Klappenbroschur, Format (B × H): 143 mm x 212 mm, Gewicht: 308 g

Burchardt / Peters / Weinmann

Arbeit in globaler Perspektive

Buch, Deutsch, 240 Seiten, Großformatiges Paperback. Klappenbroschur, Format (B × H): 143 mm x 212 mm, Gewicht: 308 g

ISBN: 978-3-593-39964-5
Verlag: Campus Verlag GmbH


Durch die weltweite Wirtschaftskrise gewinnen Debatten um die Erosion des Normalarbeitsverhältnisses und die Prekarisierung von Arbeit hierzulande stark an Bedeutung. In vielen Ländern Afrikas, Asiens und Lateinamerikas gehören Phänomene informeller Arbeit dagegen schon lange zur gesellschaftlichen Wirklichkeit. Zwischen den verschiedenen regionalen Forschungssträngen kam es bislang jedoch kaum zu einem Austausch. Die Autoren präsentieren Befunde neuer Informalitätsstudien aus Ländern des "globalen Südens", diskutieren ihre Anschlussfähigkeit an aktuelle Prekaritätsdebatten und fragen nach der Rolle internationaler Arbeitspolitik.
Burchardt / Peters / Weinmann Arbeit in globaler Perspektive jetzt bestellen!

Weitere Infos & Material


InhaltVorwort7Prekarität und Informalität - eine Annäherung in globaler PerspektiveHans-Jürgen Burchardt/Stefan Peters/Nico Weinmann9Prekarität - ein System ständiger BewährungsprobenKlaus Dörre29 Prekär, informell - weiblich? Zur Bedeutung von"Gender" für die Aushöhlung arbeitspolitischer StandardsNicole Mayer-Ahuja55Aspekte einer Globalgeschichte der ArbeitspolitikAndreas Eckert79Politikzyklen der In-Formalität?Dynamiken informeller Arbeit in LateinamerikaNico Weinmann/Hans-Jürgen Burchardt97Das Ähnliche speist den Unterschied: Die globaleWohlfahrtsdebatte und die Erzeugung "informeller Arbeit"im Indien des 20. JahrhundertsRavi Ahuja123Informalität, Geschlecht und die globalen Auswirkungender großen RezessionMartha Alter Chen149 Globalisierung und Arbeitsbeziehungen in Lateinamerikazwischen Prekarisierung und der Utopie der "employability"Juan Pablo Pérez Sáinz173Dimensionen der Informalität: Der Wandelder Arbeitsbeziehungen in Südafrikas PlatingürtelAsanda Benya/Edward Webster191Sklavenarbeit: Marginal oder modern? Eine kritische Analyseder Diskurse zu Zwangsarbeit und Menschenhandel in BrasilienLisa Carstensen217Autorinnen und Autoren239


Prekarität und Informalität - eine Annäherung in globaler PerspektiveHans-Jürgen Burchardt/Stefan Peters/Nico WeinmannDie aktuelle Wirtschaftskrise schlägt sich auf dramatische Weise in der europäischen Arbeitswelt nieder. Vor allem in Südeuropa stieg die Er-werbslosigkeit in den letzten Jahren deutlich an; die Jugendarbeitslosigkeit bewegt sich dort um 50 Prozent und macht soziale Unsicherheit zur prä-genden Erfahrung einer ganzen Generation. Die auf ökonomische Aus-terität angelegten Strukturanpassungen der Europäischen Union stehen nicht nur im Widerspruch zu ILO-Kernarbeitsnormen, sie setzten auch die sozialen Sicherungssysteme unter Druck, die besonders vulnerable Be-völkerungsgruppen vor krisenbedingten Problemlagen schützen sollen. Existenzabsicherung findet vor diesem Hintergrund zunehmend jenseits formalisierter Arbeitsmärkte und wohlfahrtsstaatlicher Politiken statt. All-gemein büßen in Europa - einer Weltregion, der oftmals eine Vorbild-funktion bei der politischen Institutionalisierung und Wohlstandsverteilung attestiert wird (Acemoglu/Robinson 2012: 11ff.) - betrieblich organisierte, abhängige, kontinuierliche und unbefristete Vollzeitbeschäftigungsverhältnisse als Normgröße für Sozial-, Arbeits- und Tarifpolitik signifikant an Bedeutung ein. An ihre Stelle treten oft niedrig entlohnte, zeitlich befristete, ungeschützte Beschäftigungsverhältnisse, immer öfter ohne Absicherung über die Sozialversicherung. Seit ihrem Beginn wird die Krise zusätzlich von Massendemonstrationen und Generalstreiks in Südeuropa, Protesten der spanischen Indignados, der Occupy-Bewegung oder städtischen Unruhen wie in Großbritannien 2011 und Stockholm 2013 begleitet, die auf wachsende gesellschaftliche Verwerfungen hindeuten (Gallas/Nowak 2012; Schmalz/Weinmann 2013). Angesichts dessen gewinnen Zeitdiagnosen an Einfluss, die nicht nur eine Beschleunigung der Prekarisierung der Arbeit konstatieren, sondern in ihr zugleich eine besondere soziale und politische Sprengkraft sehen (Standing 2011).Mit dieser zunehmenden Prekarisierung werden nicht nur Analogien zu dem Pauperismus der Frühphase des Kapitalismus oder zu vorange-gangenen Wirtschaftskrisen gezogen (Castel 2008). Angesichts der zugespitzten sozialen Lage insbesondere an den geografischen Rändern Europas werden gleichzeitig Assoziationen zu den traditionellen Entwicklungsregionen laut. Lange Zeit galten strukturell heterogene Arbeitsmärkte mit einem hohen Anteil marginalisierter, prekärer oder informeller Beschäftigung sowie das "arm trotz Arbeit"-Phänomen als besondere Merkmale der strukturellen Unterentwicklung von Ländern der so genannten "Dritten Welt". Diese konnten nach Ansicht der gängigen Expertenmeinung am ehesten überwunden werden, wenn man europäischen und US-amerikanischen Entwicklungsmustern folgte (z.B.: Parsons 1951; Lerner 1968; Bendix 1969). Vor dem Hintergrund der aktuellen Krise scheint es hingegen so, als würden die Vorzeichen einer solchen modernisierungstheoretischen Lesart umgekehrt: Angesichts der sozialen Verwerfungen in Südeuropa oder den USA wird gar eine "Verdrittweltlichung" (Conte 2009; 2013), ein "Dritte-Welt-Amerika" (Huffington 2011), oder ein "Dritte-Welt-Kapitalismus" (Caballero 2011) ausgemacht. Der globale Norden - so der Tenor dieser These - befinde sich in einem Prozess der Anpassung nach unten, einem krisenbedingten race to the bottom im Sinn einer globalen Ausbreitung von Strukturmerkmalen des globalen Südens. Die Frage nach einer expandierenden Schnittmenge der Arbeits- und Lebenswelten im globalen Norden und Süden ist selbstverständlich nicht neu. Pierre Bourdieu fühlte sich bereits zur Schwelle des neuen Jahrtau-sends an seine Studien über die Kabylen in der algerischen Arbeitsge-sellschaft aus den 1960er Jahren erinnert, als er im Zuge einer Debatte um den Wandel der hiesigen Arbeitsbedingungen für Zentraleuropa "überall" Prekarität diagnostizierte (Bordieu 1998). Ähnlich sprach Ulrich Beck seinerzeit von einer "Brasilianisi


Hans-Jürgen Burchardt ist Professor für Internationale und Intergesellschaftliche Beziehungen an der Universität Kassel. Stefan Peters, Dr. rer. pol., und Nico Weinmann sind dort wissenschaftliche Mitarbeiter.


Ihre Fragen, Wünsche oder Anmerkungen
Vorname*
Nachname*
Ihre E-Mail-Adresse*
Kundennr.
Ihre Nachricht*
Lediglich mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.
Wenn Sie die im Kontaktformular eingegebenen Daten durch Klick auf den nachfolgenden Button übersenden, erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihr Angaben für die Beantwortung Ihrer Anfrage verwenden. Selbstverständlich werden Ihre Daten vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Sie können der Verwendung Ihrer Daten jederzeit widersprechen. Das Datenhandling bei Sack Fachmedien erklären wir Ihnen in unserer Datenschutzerklärung.