Buch, Deutsch, 36 Seiten, Paperback, Format (B × H): 195 mm x 274 mm, Gewicht: 133 g
Reihe: Studienarbeit
Buch, Deutsch, 36 Seiten, Paperback, Format (B × H): 195 mm x 274 mm, Gewicht: 133 g
Reihe: Studienarbeit
ISBN: 978-3-95684-445-4
Verlag: Bachelor + Master Publishing
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
Textprobe:
Kapitel I, strukturgeschichtlicher Zugang:
Johannes Burkhardt , Professor für Geschichte der Frühen Neuzeit an der Universität Augsburg, hat mit seinen Untersuchungen zur Geschichte des Dreißigjährigen Krieges die notwendigen Grobstrukturen herausgestellt, die für die Ereignisgeschichte von fundamentaler Bedeutung sind.
Das 17. Jahrhundert erscheint in der Nachbetrachtung als Jahrhundert des immerwährenden Krieges. Krieg war gleichsam der Normalzustand. Zwei säkulare Prozesse stehen im Zentrum der Betrachtung: die Herausbildung des frühmodernen Staates einerseits, die Erneuerung von Religion und Kirche andererseits.
Die klassische deutsche Einteilung sieht vier Kriege, die im Zuge des Dreißigjährigen Krieges etappenweise geführt worden sind.
Dreißigjähriger Krieg 1618-1648:
- Böhmisch-Pfälzischer Krieg 1618-1623,
- Dänisch-Niedersächsischer Krieg 1625-1629,
- Schwedischer Krieg 1630-1635,
- Französisch-Schwedischer Krieg 1635-1648.
Das Gewaltmonopol lag beim Staat und dessen Handlungsträgern. Der Dreißigjährige Krieg muss deshalb auch als Krieg der werdenden Machtstaaten begriffen werden. Die Universalansprüche Habsburgs mit Spanien, Frankreichs und Schwedens verknoteten sich mit den Ereignissen im Reich. Konfessionelle und ökonomische Aggressionsdynamiken traten offen zutage und beförderten die kriegerische Auseinandersetzung, schufen gar Vorwände.
Das Heilige Römische Reich, aufgrund der Erneuerung des Kaisertums durch Karl den Großen, das im Zuge des Mittelalters an die Ottonen, Salier, Staufer und schließlich die Habsburger überging - immer noch das Nachgebilde des Römischen Reiches - war wegen dieser seiner prestigeversprechenden Stellung umworben. Die Kaiserkrone des Reiches war schon ein Prestigeobjekt, das in Europa seinesgleichen suchte. Dieses Kaisertum war mit Erlass der Goldenen Bulle im Jahre 1356 an die Kür (Wahl) von sieben Kurfürsten im Reich gebunden. Deren doch auch unterschiedliche konfessionelle Ausrichtung nach der Reformation brachte das Kaisertum des Hauses Habsburgs allerdings nie in Gefahr.
In Europa ging es also um eine Universalhierarchie. Der Kampf um die A-Position dreier Großmächte mündete in den Dreißigjährigen Krieg. Die Dynastie der Habsburger trug den universalen Anspruch im Reich und auf katholischer Seite und trug traditionsgemäß die Kaiserkrone des Reiches. Frankreich hingegen sah sich in der Tradition des Franken Karl dem Großen und unterstützte, obwohl auch katholisch, die Gegner Habsburgs. Frankreichs Gottesgnadentum steigerte den Herrscher zum allerchristlichsten König. Schwedens politisch-expansive Ziele im Ostseeraum kollidierten in der Thronfolgefrage mit den Habsburgern um Polen. Ferner stieß Schweden im Kampf um die Vormacht am Ostseesund mit Dänemark zusammen. Vorbild für Schweden waren die Goten. Plante Schweden eine Art Gegenreichsbildung von Norden her, musste es sich jedoch in den 1630er Jahren damit zufrieden geben, die Nummer 1 im Norden Europas zu sein.