Forsyth | Der Afghane | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 352 Seiten

Forsyth Der Afghane

Roman

E-Book, Deutsch, 352 Seiten

ISBN: 978-3-641-12815-9
Verlag: C.Bertelsmann
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Ein Anschlag soll die Welt erschüttern. Nur ein Mann kann ihn verhindern - wenn er scheitert, werden Unschuldige sterben.
Als der britische und amerikanische Geheimdienst eine Terrorzelle hochnehmen, finden sie Beweise, die auf einen geplanten Anschlag hindeuten. Doch weder Ort noch Zeitpunkt des Angriffs werden in den Unterlagen preisgegeben. Es bleibt nur eine Chance, um die Katastrophe abzuwenden: Ein Agent muss in das Terrornetzwerk eingeschleust werden. Schnell fällt die Wahl auf Mike Martin, einen erfahrenen Offizier des britischen Secret Intelligence Service, der mit der Sprache und Kultur des Nahen Ostens aufgewachsen ist. Doch schon bald geraten die Dinge außer Kontrolle und ein atemloser Wettlauf gegen die Zeit beginnt ...Einer von Frederick Forsyths erfolgreichsten Agententhrillern - jetzt in neuer Ausstattung.

Frederick Forsyth, geboren 1938 in Ashford/Kent, studierte in Granada, Spanien. Nachdem Forsyth mit 19 Jahren jüngster Pilot der Royal Air Force war, arbeitete er als Reporter für die Eastern Daily Presse in Norfolk und wurde Korrespondent der Agentur Reuters. Er berichtete zunächst aus Paris und später aus Ostdeutschland und der Tschechoslowakei. 1965 ging Forsyth als Reporter zur BBC. Seine Erfahrungen aus dem Journalismus verarbeitete er in Romanen. Mit 'Der Schakal' gelang ihm auch als Romanautor der internationale Durchbruch. Bis heute wurden seine Titel weltweit mehr als 70 Millionen Mal verkauft.
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ZWEI
Die Korankommission bestand aus vier Männern, drei amerikanischen und einem britischen Akademiker. Alle waren Professoren, keiner war Araber, aber sie alle hatten ihr Leben mit dem Studium des Korans und der vielen tausend gelehrten Kommentare dazu verbracht. Einer arbeitete an der Columbia University in New York, und auf Befehl von Fort Meade wurde ein Militärhubschrauber entsandt, der ihn zur NSA bringen sollte. Zwei waren in Washington, D.C., der eine bei der Rand Corporation, der andere bei der Brookings Institution, und sie wurden von Dienstwagen der US-Army abgeholt. Der vierte und jüngste war Dr. Terry Martin von der School of Oriental and African Studies in London, zurzeit Gastdozent an der Georgetown University in Washington, D.C. Die SOAS gehört zur London University, und ihre Arabistik-Abteilung genießt weltweit großes Ansehen. Was die Kenntnis alles Arabischen anging, hatte der Engländer den anderen etwas voraus. Er war als Sohn eines Buchhalters bei einer großen Ölfirma im Irak geboren und aufgewachsen, und sein Vater hatte ihn mit Bedacht nicht auf die angloamerikanische Schule geschickt, sondern auf ein privates Institut, das die Söhne der gesellschaftlichen Elite des Irak ausbildete. Mit zehn Jahren konnte Terry unter seinen Mitschülern als arabischer Junge durchgehen, zumindest in sprachlicher Hinsicht. Nur mit seinem rosigen Gesicht und seinem buschigen rötlich blonden Haar konnte man ihn niemals vollends für einen Araber halten. 1965 geboren, war er elf Jahre alt, als Mr. Martin Senior beschloss, den Irak zu verlassen und ins sichere Großbritannien zurückzukehren. Die Baath-Partei war wieder an der Macht, doch die eigentliche Macht hatte nicht Präsident Bakr, sondern der Vizepräsident, der einen skrupellosen Vernichtungsfeldzug gegen seine politischen Feinde führte, gegen reale wie gegen eingebildete. Seit den milden fünfziger Jahren und der Regierungszeit König Feisals hatten die Martins bereits turbulente Zeiten hinter sich. Sie hatten das Massaker an dem jungen König und seinem prowestlichen Ministerpräsidenten Nuri Said erlebt, den gleichermaßen blutrünstigen Mord an seinem Nachfolger General Kassem vor laufender Kamera im Fernsehstudio und das erste Auftreten der brutalen Baath-Partei, die ihrerseits gestürzt worden und 1968 wieder an die Macht gelangt war. Sieben Jahre lang sah Martin senior zu, wie der psychopathische Vizepräsident Saddam Hussein immer mächtiger wurde, und 1975 kam Martin zu dem Schluss, dass es Zeit war, das Land zu verlassen. Sein älterer Sohn Mike war dreizehn und alt genug für ein britisches Internat. Martin senior bekam einen guten Posten bei Burmah Oil in London – ein gewisser Denis Thatcher, dessen Frau soeben die Vorsitzende der Konservativen Partei geworden war, hatte ein freundliches Wort für ihn eingelegt. So waren alle vier, der Vater, Mrs. Martin und die Söhne Mike und Terry, zum Weihnachtsfest wieder in Großbritannien. Terrys brillanter Verstand war bereits aufgefallen. Er glitt durch Prüfungen, die für zwei oder drei Jahre ältere Jungen gedacht waren, wie ein heißes Messer durch ein Stück Butter. Man ging – wie sich zeigte, beinahe zu Recht – davon aus, dass er mit einer Serie von Stipendien durch die Oberschule und dann nach Oxford oder Cambridge kommen würde. Aber er wollte seine arabischen Studien weiter betreiben. Noch als Schüler bewarb er sich bei der SOAS; im Frühjahr 1983 bestand er die Aufnahmeprüfung, und ab Herbst desselben Jahres studierte er die Geschichte des Nahen Ostens. Nach drei Jahren legte er mühelos ein erstklassiges Examen ab und verwandte drei weitere Jahre auf seine Promotion, bei der er sich auf den Koran und die ersten vier Kalifate spezialisierte. Danach nahm er ein Sabbatjahr, um seine Koranstudien am berühmten al-Azhar-Institut in Kairo fortzusetzen, und bei seiner Rückkehr bot man ihm im jugendlichen Alter von fünfundzwanzig Jahren eine Dozentur an – eine beachtliche Ehre, denn in allen Fragen des Arabischen ist die SOAS eine der strengsten Schulen der Welt. Mit vierunddreißig wurde er zum Assistenzprofessor befördert, und mit vierzig war er für eine Professur vorgesehen. Er war einundvierzig, als die NSA an jenem Nachmittag um seinen Rat bat, und verbrachte gerade ein Jahr als Gastprofessor an der Georgetown University, denn im Frühjahr 2006 war sein Leben in Stücke gegangen. Der Abgesandte aus Fort Meade fand ihn in einem Hörsaal, wo Terry Martin eben eine Vorlesung über die Lehren des Korans und ihre Relevanz für die heutige Zeit zum Abschluss brachte. Selbst aus den Kulissen war deutlich zu spüren, dass seine Studenten ihn mochten. Der Hörsaal war brechend voll. Er gestaltete seine Vorlesung wie eine lange, zivilisierte Konversation unter Gleichen. Nur selten warf er einen Blick in seine Notizen. In Hemdsärmeln ging er auf und ab, und seine kleine, rundliche Gestalt verströmte den Enthusiasmus, mit dem er seine Gelehrsamkeit vermittelte und teilte. Jede Äußerung aus dem Auditorium behandelte er mit ernsthafter Aufmerksamkeit, und niemals demütigte er einen Studenten wegen mangelhaften Wissens. Er hielt seinen Vortrag knapp und ließ reichlich Zeit für die Fragen der Studenten. Die Frage-und-Antwort-Runde war im Gange, als der Agent aus Fort Meade in den Kulissen erschien. Jemand in einem roten Hemd in der fünften Reihe hob die Hand. »Sie haben gesagt, mit der Bezeichnung ›fundamentalistisch‹ in Bezug auf die Philosophie der Terroristen sind Sie nicht einverstanden. Warum nicht?« Angesichts der seit 9/11 über Amerika hinwegflutenden Woge des öffentlichen Interesses an allem, was arabisch, islamisch oder koranwissenschaftlich war, wechselte jede solche Fragerunde schnell von theoretischen Erkenntnissen zu den Angriffen gegen den Westen, die einen großen Teil der vergangenen zehn Jahre ausgefüllt hatten. »Weil die Bezeichnung falsch ist«, erwiderte der Professor. »Das Wort an sich impliziert eine ›Rückkehr zu den Grundlagen‹. Aber die Leute, die ihre Bomben in Zügen, Einkaufszentren und Bussen explodieren lassen, kehren nicht zu den Grundlagen des Islam zurück. Sie haben sich selbst ein neues Drehbuch geschrieben, und jetzt argumentieren sie retroaktiv und suchen nach Koranpassagen, die ihren Krieg rechtfertigen sollen. Fundamentalisten gibt es in allen Religionen. Christliche Mönche in einem geschlossenen Orden, die Armut, Selbstverleugnung, Keuschheit und Gehorsam geloben, sind Fundamentalisten. Asketen gibt es bei jeder Glaubensrichtung, aber sie befürworten keine Massenmorde an Männern, Frauen und Kindern. Das ist die entscheidende Erkenntnis. Beurteilen Sie alle Religionen und alle Sekten innerhalb dieser Religionen nach dieser Erkenntnis, und Sie werden sehen, dass der Wunsch nach Rückkehr zu den fundamentalen Glaubenslehren nicht zum Terrorismus führt, denn in keiner Religion, auch nicht im Islam, befürworten die fundamentalen Glaubenslehren den Massenmord.« Von der Seite her versuchte der Mann aus Fort Meade, Dr. Martins Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Aus dem Augenwinkel bemerkte der Professor den jungen Mann mit den kurz geschnittenen Haaren, dem Buttondown-Hemd und dem dunklen Anzug. Das Wort »Regierung« war ihm auf den Leib geschrieben. Der Mann tippte auf seine Armbanduhr. Martin nickte. »Wie würden Sie die heutigen Terroristen dann bezeichnen? Als Dschihadisten?« Die Frage kam von einer ernsthaften jungen Frau weiter hinten. Nach ihrem Gesicht zu urteilen, vermutete Dr. Martin, dass ihre Eltern aus dem Mittleren Osten stammten: aus Indien, Pakistan, vielleicht aus dem Iran. Aber sie trug kein Kopftuch, das sie als strenge Muslimin ausgewiesen hätte. »Auch ›Dschihad‹ ist das falsche Wort. Natürlich gibt es den Dschihad, aber er hat seine Regeln. Entweder ist er der persönliche Kampf im Innern eines Menschen auf dem Weg zu einem Dasein als besserer Muslim, doch in diesem Fall ist er frei von jeder Aggression. Oder er ist der wahre heilige Krieg – der bewaffnete Kampf zur Verteidigung des Islam. Darum, behaupten die Terroristen, geht es ihnen. Aber sie überpinseln die Regeln, die im Text stehen. Zum einen kann nur eine legitimierte Koran-Autorität von erwiesenem und anerkanntem Ansehen den Dschihad ausrufen. Bin Laden und seine Anhänger sind berüchtigt für ihren Mangel an Koran-Gelehrsamkeit. Selbst wenn der Westen tatsächlich den Islam und somit alle Muslime angegriffen, gekränkt, beschädigt, gedemütigt und erniedrigt hätte, gibt es immer noch Regeln, und der Koran drückt sich da sehr klar aus. Es ist verboten, Menschen anzugreifen und zu töten, die dich nicht beleidigt oder gekränkt haben. Es ist verboten, Frauen und Kinder zu töten. Es ist verboten, Geiseln zu nehmen, und es ist verboten, Gefangene zu misshandeln, zu quälen oder zu töten. Die al-Qaida-Terroristen tun das alles tagtäglich. Und wir dürfen nicht vergessen, dass sie sehr viel mehr Muslime als Christen oder Juden umgebracht haben.« »Wie würden Sie ihren Feldzug dann nennen?« Der Mann am Rand des Auditoriums wurde immer unruhiger. Ein leibhaftiger General hatte ihm einen Auftrag gegeben. Er wollte sich nicht als Letzter zurückmelden. »Ich würde diese Leute als ›Neue Dschihadis‹ bezeichnen, denn sie haben einen unheiligen Krieg außerhalb der Gesetze des Heiligen Korans und somit des Islam erfunden. Der wahre Dschihad ist nicht grausam, aber was sie praktizieren, ist es. Letzte Frage, fürchte ich.« Bücher und Notizen wurden zusammengepackt. Vorn hob sich eine Hand. Sommersprossen, ein weißes T-Shirt mit dem Emblem einer studentischen Rockband. »Alle diese Bomber behaupten, Märtyrer zu sein. Wie rechtfertigen sie das?« »Schlecht«, antwortete Dr....


Forsyth, Frederick
Frederick Forsyth, geboren 1938 in Ashford/Kent, studierte in Granada, Spanien. Nachdem Forsyth mit 19 Jahren jüngster Pilot der Royal Air Force war, arbeitete er als Reporter für die Eastern Daily Presse in Norfolk und wurde Korrespondent der Agentur Reuters. Er berichtete zunächst aus Paris und später aus Ostdeutschland und der Tschechoslowakei. 1965 ging Forsyth als Reporter zur BBC. Seine Erfahrungen aus dem Journalismus verarbeitete er in Romanen. Mit "Der Schakal" gelang ihm auch als Romanautor der internationale Durchbruch. Bis heute wurden seine Titel weltweit mehr als 70 Millionen Mal verkauft.


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