GROSSMANN | ES IST SO UNENDLICH STILL HIER | Buch | 978-3-903259-44-7 | sack.de

Buch, Deutsch, 620 Seiten, Format (B × H): 154 mm x 210 mm

GROSSMANN

ES IST SO UNENDLICH STILL HIER

Buch, Deutsch, 620 Seiten, Format (B × H): 154 mm x 210 mm

ISBN: 978-3-903259-44-7
Verlag: Verlag am Sipbach


Ende des 1. Weltkriegs und in den Tagen der bolschewistischen Revolution kreuzen sich in einer russischen Kleinstadt die Lebenswege mehrerer Protagonisten. Der österreichische Kriegsgefangene Stefan Welser, ein junger Eisenbahningenieur, hadert mit seiner Kriegsverletzung. Sein Freund und Mitgefangener, der Lehrer Josef, sinnt auf Flucht, bis er Maria, der Tochter des Lagerarztes, begegnet. Der Student Simon ist mit den antisemitischen Anfeindungen mancher Mitgefangenen konfrontiert. Maria träumt von der Gleichstellung der russischen Frau, ihre Freundin Rahel kämpft für die Befreiung von der zaristischen Autokratie, während die Prostituierte Julija sich anzupassen versucht. Ihnen allen stehen der Kommandant des Kriegsgefangenenlagers und dessen Vater gegenüber, deren Leben durch die politischen und gesellschaftlichen Umbrüche des Jahres 1917 eine unerwartete Wendung erfährt. Alle suchen sie Wege, die Fährnisse ihres Lebens zu ertragen oder zu überwinden. Die Erfahrung der Freundschaft ist dafür unerlässlich.
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Jewgeni
Es war ein langer Tag gewesen. Zu Mittag war ein neuer Trupp Gefangener angekommen. Tuschkin hatte sie auf die einzelnen Baracken verteilt. Wegen der Nationalitätenfrage war alles umständlich. Während man in manche Baracken mehr als 40 Mann hineinpferchen musste, stand die der Slowaken zur Hälfte leer. Die Trennung der Nationalitäten war seit Kriegsbeginn ein Grundprinzip der Lagerverwaltung gewesen. Was die Sache erleichterte, war, dass die Tschechen ohnehin nicht mit den Deutschösterreichern unter einem Dach leben wollten und die nicht mit ihnen. Die Slowaken nicht mit den Ungarn. Die Ungarn mit niemand sonst.
Ein anderes Problem war das mit der Religion: Die meisten Gefangenen waren Katholiken. Um sie hätte sich ein katholischer Militärgeistlicher kümmern sollen. Nur dass es keinen gab. Bis zum Oktober hatten sie einen dagehabt, aber der war – wie bei Militärgeistlichen üblich – gegen einen orthodoxen Geistlichen aus einem ungarischen Lager ausgetauscht worden. Jetzt kümmerte sich ein Diakon um sie. Diejenigen Gefangenen, die aus Siebenbürgen stammten, waren Protestanten. Sie hatten ihn gebeten, an den Sonntagen ihre Gemeindezusammenkünfte in der Kirchenbaracke abhalten zu dürfen. Er hatte es erlaubt und damit ein Pulverfass geöffnet. Kaum hatte er seine Entscheidung bekannt gegeben, hatten die Juden angefragt, ob sie nicht an ihrem Sabbat von der Arbeit freigestellt werden konnten. Natürlich hatte er es nicht gestattet. Seitdem hatten einige von ihnen begonnen, sich zuweilen abends an der südwestlichen Ecke des Lagerzauns einzufinden, um von dort aus in Richtung ihres Eretz Israel zu blicken und dabei irgendwelche Gebete vor sich hin zu murmeln. Fehlte nur noch, dass ihn auch die Sozialisten unter den Gefangenen darum baten, gleichfalls ihre Versammlungen in der Kirchenbaracke abhalten zu dürfen!

Rahel
Sie erfuhr es erst, als ihre Schicht zu Ende ging und sie sich gerade auf den Nachhauseweg machen wollte: Rasputin war tot. Fedja hatte für morgen Abend den Parteivorstand einberufen! Pawel würde auch dabei sein. Er würde extra aus Piter anreisen. Ohne seinen wichtigsten Berater war der Zar wie ein Schauspieler ohne Text, der hilflos über die Bühne stolperte. Jetzt würde der Vorhang fallen und die Herrschaft der Romanows bald zu Ende sein!

Jewgeni
Sein Vater war am Apparat. Rasputin war ermordet worden. Endlich hatte dieser Scharlatan sein verdientes Ende gefunden. Jetzt war die Gelegenheit, dass der Zar zur Vernunft kam. Dass er die Zügel wieder in die Hand nahm, statt sich wie eine Puppe an den Schnüren zu bewegen, die dieser Marionettenspieler die letzten Jahre über nach Belieben gezogen hatte. Er hatte die Zarenfamilie schon seit Jahren in seinen Fängen gehabt. Er hatte alle Entscheidungen des Zaren – selbst die militärischen – in die von ihm gewünschte Richtung gelenkt. Jede Postenbesetzung in den oberen Rängen des Militärs wie in der Verwaltung hatte er beeinflusst. Jetzt war es nicht mehr ausgeschlossen, dass sein Gesuch um Versetzung Gehör fand.


GROSSMANN, KONRAD PETER
Der Autor, 1958 in Amstetten geboren, lebt mit seiner Frau im Mühlviertel. Er arbeitet in einer psychotherapeutischen Ambulanz in Wien und lehrt Psychotherapie in Linz, Wien, Graz und Klagenfurt. In den letzten 30 Jahren veröffentlichte er eine Reihe von Fachbüchern, Buchbeiträgen und Artikeln zu narrativen Therapieansätzen.
Bisher erschienen:
Diese unstillbare Sehnsucht (ISBN: 978-3-903259-12-6), Verlag am Sipbach, 2019
Sommer, noch nicht Herbst (ISBN: 978-3-903259-26-6), Verlag am Sipbach, 2021


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